Spiegelmagie
Band 4
C. Svartbeck
Hinweis:
Am Ende des Buches finden Sie einen Anhang mit einer Landkarte sowie Erläuterungen zum Land Karapak und seinen Bewohnern.
C. Svartbeck
Machandel Verlag
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne
Bildquelle cover: artshtock / Vuk Kostic / www.shutterstock. com
Vignette: Fernando Cortez /shutterstock.comp
2017
ISBN 978-3-95959-317-5
Anmerkung: Sie können das Buch direkt zu lesen beginnen, ohne dass Sie deswegen die ganze Vorgeschichte kennen müssen. Falls es Sie aber doch interessiert oder Sie die ersten Bände nicht mehr so ganz im Gedächtnis haben: Die Grundlagen-Fakten sind in diesem Kurz-Kapitel aufgeführt.
Was gibt es in den ersten drei Bänden zu lesen?
Band 1 - Königsfalke
Ioro, ältester Sohn einer Konkubine König Kanatas (und daher nicht Erbe), ist zum obersten Feldherren bestimmt, sein jüngerer Bruder Tolioro als Sohn der Ersten Gemahlin ist Thronerbe.
Wie das Schicksal so spielt, scheint Ioro mehr Intelligenz und Ehre zu besitzen als Tolioro, was Vater Kanata wohlwollend vermerkt. Ebenso wohlwollend (da er es in seiner Jugend ebenso gehandhabt hat) sieht er allerdings zu, wie Söhnchen Tolioro einen potenziellen Konkurrenten nach dem nächsten aus dem Weg räumt. Und Mutter Iragana beseitigt unauffällig einige Leichen, die Tolioro bei seinen sexuellen Eskapaden produziert.
Da Tolioro auf Ioro eifersüchtig ist, wäre Ioro dem Weg aller Königssöhne in ein frühes Grab gefolgt sein, hätte er nicht in dem angehenden Zauberer Jokon einen tatkräftigen Freund gefunden. Dumm ist halt nur, dass auch Jokon sozusagen auf Messers Schneide lebt.
Band 2 - Falkenkrieger
Sowohl König Kanatas Ehe als auch die seines Sohnes Tolioro, aus Gründen der Staatsraison mit Sirit, der Tochter eines Nachbarkönigs geschlossen, sind unglücklich. Zudem versucht sich die halbe Familie und Schwiegerfamilie gegenseitig zu meucheln.
Am Ende stirbt der König von der Hand seines Sohnes, und Ioro, der jetzt keine Zukunft mehr für sich sieht im Reich, flieht zu den Wüstenkriegern, gegen die das Reich gerade Krieg führt.
Zauberer Jokon, der sich jetzt Jo nennt, hat derweilen einen kapitalen Fehler begangen, ist einer fremden, feindlichen Zauberer-Fraktion auf den Leim gegangen und sitzt im Körper eines Falken fest.
Band 3 - Wüstenkrieger
Ioro kämpft unter seinem neuen Namen Nior mit den Wüstenkriegern gegen seine alte Heimat Karapak. Hauptziel: Vernichtung seines Bruders Tolioro.
Bei diesem speziellen Ziel unterstützt ihn Tolioros Gattin Sirit aus ganzem Herzen.
Und Jo, der ihn im Körper eines Falken begleitet, bekommt dabei kaum mit, dass auch Karapaks Zauberer um ihr Überleben kämpfen, gegen einen Feind, den sie seit 500 Jahren vernichtet wähnten.
Am Ende verbleiben nur 3 der bekannten Akteure auf dem Schachbrett:
Sirit, jetzt Witwe Tolioros und Regentin Karapaks. Ihr Gatte hatte sie geblendet. Da sie einer Zauberin half, hat diese ihr Ersatz-Augen aus Spiegelscherben geschenkt, mit denen Sirit jetzt mehr sehen kann als vorher mit ihren natürlichen Augen. Zum Beispiel Geheimgänge in Mauern.
Weiter verbleiben noch:
Inagoro, ihr minderjähriger Sohn
Jo, der seinen Falkenkörper verloren hat und jetzt in einem Spiegel gefangen ist.
Und es beginnt eine neue Geschichte. Sozusagen „The next Generation“.
„Der König ist zu alt, als das seine Erziehung in der Hand einer Frau bleiben dürfte! Er braucht die Erziehung eines Mannes.“
„Hier gibt es keinen Mann“, erinnerte Sirit ihn sanft. „Außer, Ihr zählt die Eunuchen, Sklaven und Diener mit.“
Der Ratsherr sah die Regentin an, als hätte sie sich soeben in eine Spinne verwandelt. Angeekelt verzog er die Nase. „Dann muss der König den Palast verlassen. Alt genug ist er.“
„Und was“, fragte Sirit, „lernt er außerhalb des Palastes, was er hier nicht lernen kann? Ich habe hervorragende Lehrer für ihn geholt. Er bekommt Waffenunterricht vom Meister der Palastgarde persönlich. Selbst die Priester beteiligen sich an seinem Unterricht und bringen ihm die Gesetzeskunde nahe.“
Bei der Erwähnung der Priester lief ein Schauder über den Körper des Ratsherren, und er zog den Kopf etwas ein. Trotzdem gab der Mann nicht auf. „Der König ist ein Mann. Er braucht entsprechenden, standesgemäßen Umgang.“
„Der König ist ein Kind. Und sein Platz ist ohnehin im Palast. Der Platz des karapakischen Königs ist immer im Palast gewesen.“
Der Ratsherr sah sie mürrisch an. „Wenn der König den Palast nicht verlassen soll, müssen wir eben die Männer in den Palast hineinbringen.“
Sirit hätte fast laut losgelacht. „Im Sommerharem sind Männer, die nicht zur Familie gehören, verboten.“
„Das gilt aber nur für erwachsene Männer!“, trumpfte der Ratsherr auf. „Nicht für Kinder. Wir werden dafür sorgen, dass der König mit anderen Jungen seines Alters zusammen ist. Und ich werde persönlich die Auswahl überwachen.“ Seine Stimme wurde zuckersüß. „Wir wollen schließlich, dass unser junger Herrscher nur die allerbeste Gesellschaft genießt, nicht wahr?
Die allerbeste Gesellschaft war etwas anderes. Sirit jedenfalls hätte die Jungen, die in den nächsten Wochen so nach und nach im Palast eintrafen, nicht unbedingt alle dazugezählt. Rang und Namen hatten sie, oh ja! Niemand im Rat wäre auch nur auf die Idee gekommen, dem jungen Herrscher etwas anderes als die Söhne des Hochadels zuzumuten. Edelstes blaues Blut. Nur, dass diese Jungen sich alles andere als edel benahmen. Mindestens drei waren darunter, die in Bezug auf Benimm und Wortwahl, aber auch in Bezug auf gänzliche Unwissenheit in Belangen der Bildung jedem Gossenjungen Sawateenataris Konkurrenz machen konnten. Zwei andere gehörten zur entfernten Verwandtschaft der Mehmes, ein weiterer, Mauro, war Inagoro sogar relativ nahe verwandt, somit ein potenzieller Thronanwärter und eine direkte Gefahr für den jungen König. Und zudem sechs Jahre älter, also als Spielkamerad eigentlich ungeeignet. Mauro war alt genug, dass er unter normalen Umständen bereits seine Karriere in der Armee begonnen hätte. Dass der Thronrat ihn überhaupt in Betracht gezogen hatte, zeugte von dem großen Einfluss seines Vaters, des Herzogs Komato, eines jüngeren Cousins Kanatas – mochte die Seele des verblichenen Königs für alle Zeiten unbehelligt von den Windgeister ruhen. Und das restliche halbe Dutzend fand es nach der ersten Aufregung, in den Palast zu dürfen, hier nur elend langweilig und heckte folglich einen Unsinn nach dem nächsten aus.
Sirit holte umgehend mehr Lehrer in den Palast. Lehrer für Bildung, aber auch Waffenlehrer und Reitlehrer, die in den Höfen der Palastwachen mit ihren Schützlingen arbeiten konnten. Die jungen Herren mussten beschäftigt werden. Und sie holte zusätzliche Wachen. Schließlich streunten die jungen Herren öfters kreuz und quer durch die Stadt, nachdem sie begriffen hatten, dass ihr Betragen im Palast sich zu ändern hatte. Der Thronrat musste einsehen, dass es unverantwortlich gewesen wäre, diese zukünftigen Würdenträger des Reiches ohne Schutz zu lassen.
Die Regentin sorgte auch dafür, dass diese Wachen neben ihrem regulären Lohn noch eine ordentliche Zulage aus ihrer Privatschatulle bekamen. Für ganz besondere Wachsamkeit. Schließlich wusste man nie, vor wem ein König alles geschützt werden musste.
Einen einzigen, winzigen Vorteil hatte dieses Arrangement. Im Sommerharem war wieder Leben.
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