Heft 4 | Oktober–Dezember 2021Jahrgang 94 | Nr. 501
Notiz Notiz N Christoph Benke | Wien geb. 1956, Priester, PD Dr. theol. habil., Schriftleiter von GEIST & LEBEN c.benke@geistundleben.at
Wohltuend unaufgeregt
Christoph Benke
Nachfolge
Jean-Joseph Surins unkonventionelle Josefs-Verehrung
Rob Faesen SJ
Keuschheit neu gelesen. Auf der Spur des hl. Josef
Bischof Franz Jung
Radikale Ohnmacht. Politik als geistlicher Weg bei Martin Buber und Vernard Eller
Marc Pauly
Nachfolge | Kirche
Vulnerabilität und Fragment. Ein neuer Zugang zur eucharistischen Anbetung
Jens Brückner
Das Universum – Körper Gottes? Überlegungen zur Bezeichnung „Leib Christi“
Saskia Wendel
Das Kloster Toumliline und die Frage des Anderen. Ein Tagungsbericht
Markus Kneer
Nachfolge | Junge Theologie
Augenblicke. Liturgie unter geänderten Bedingungen
Saskia Löser
Reflexion
Gegensätzliches Denken. Zu einer Kultur der Kontroverse nach Simone Weil
Marc Röbel
Was ist Berufung? Eine Reflexion im Anschluss an das Zweite Vaticanum
Benedikt Poetsch
An den Grenzen von „Radical Orthodoxy“ (Teil II). Ein theologischer Problembefund
Andreas G. Weiß
Vor, mit und ohne Gott. Dietrich Bonhoeffer und die Pandemie
Markus Knapp
Lektüre
Eugénie Smet. Gründerin der Helferinnen
Michel de Certeau SJ
Theopoesie aus benediktinischem Geist. Ein Nachruf auf Drutmar Cremer OSB
Georg Langenhorst
Buchbesprechungen; Jahresinhaltsverzeichnis
Impressum
GEIST & LEBEN – Zeitschrift für christliche Spiritualität. Begründet 1926 als Zeitschrift für Aszese und Mystik
Erscheinungsweise: vierteljährlich ISSN 0016–5921
Herausgeber:
Zentraleuropäische Provinz der Jesuiten
Redaktion:
Christoph Benke (Chefredakteur)
Britta Konlechner-Mühl (Redaktionsassistenz)
Redaktionsbeirat:
Margareta Gruber OSF / Vallendar
Stefan Kiechle SJ / Frankfurt
Bernhard Körner / Graz
Edith Kürpick FMJ / Köln
Ralph Kunz / Zürich
Jörg Nies SJ / Stockholm
Andrea Riedl / Regensburg
Klaus Vechtel SJ / Frankfurt
Redaktionsanschrift:
Pramergasse 9, A–1090 Wien
Tel. +43–(0)664–88680583
redaktion@geistundleben.de
Artikelangebote an die Redaktion sind willkommen. Informationen zur Abfassung von Beiträgen unter echter.de/zeitschriften/geist-und-leben. Alles Übrige, inkl. Bestellungen, geht an den Verlag. Nachdruck nur mit besonderer Erlaubnis. Werden Texte zugesandt, die bereits andernorts, insbesondere im Internet, veröffentlicht wurden, ist dies unaufgefordert mitzuteilen. Redaktionelle Kürzungen und Änderungen vorbehalten. Der Inhalt der Beiträge stimmt nicht in jedem Fall mit der Meinung der Schriftleitung überein. Für Abonnent(inn)en steht GuL im Online-Archiv als elektronische Ressource kostenfrei zur Verfügung. Nichtabonnent(inn)en können im Online-Archiv auf die letzten drei Jahrgänge kostenfrei zugreifen. Registrierung auf echter.de/zeitschriften/geist-und-leben.
Verlag:Echter Verlag GmbH,
Dominikanerplatz 8, D–97070 Würzburg
Tel. +49 –(0)931–66068–0, Fax +49– (0)931–66068–23
info@echter.de, www.echter.de
Visuelle Konzeption:Atelier Renate Stockreiter
E-Book-Herstellung und Auslieferung:Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
Bezugspreis: Einzelheft € 12,50
Jahresabonnement € 42,00
Studierendenabonnement € 28,00
jeweils zzgl. Versandkosten
Vertrieb:Zu beziehen durch alle Buchhandlungen oder direkt beim Verlag. Abonnementskündigungen sind nur zum Ende des jeweiligen Jahrgangs möglich.
Auslieferung:Brockhaus Kommissionsgeschäft GmbH, Kreidlerstraße 9, D–70806 Kornwestheim
Auslieferung für die Schweiz: AVA Verlagsauslieferung AG, Centralweg 16, CH–8910 Affoltern am Alibs
Diesem Heft liegen folgende Prospekte bei:
Lebendige Seelsorge, Echter Verlag
… träume ich von Flügeln, Echter Verlag
Wir bitten um Beachtung.
Christoph Benke |Wien
geb. 1956, Priester, PD Dr. theol. habil., Schriftleiter von GEIST & LEBEN
c.benke@geistundleben.at
Die Medienwelt funktioniert nach ungeschriebenen Gesetzen. Eines lautet: Empöre Dich! Soziale Netzwerke setzen sich zu einem Gutteil aus Kurz-Glossen zusammen, deren Inhalt aus Entrüstung besteht. Sich aufregen gehört zum guten Ton. Wer sich mit-empört, darf sich dazu zählen. Das hat zur Folge, dass es bald nicht mehr um die Sache geht, sondern darum, wer auf welcher Seite steht. Die in unserer Gesellschaft – und Kirche – zu beobachtenden Phänomene der Polarisierung, der Entzweiung und des Lagerdenkens nähren sich auch aus dem Gestus der Empörung. Nicht zuletzt: Die Erregung hält das Geschäft am Laufen.
Freilich, auch ich bin Teil der Empörungsgesellschaft. Der Hund in meinem Inneren bellt, manchmal ziemlich laut. Manches, was ich aus meiner Perspektive als Fehlentwicklung in Gesellschaft und Kirche einschätze, regt mich auf. Wohin mit Wut und Enttäuschung?
Wie so oft ist genaueres Hinschauen angebracht und Unterscheidung vonnöten. Zweifellos gibt es vieles, was nicht hinnehmbar und eine Empörung wert ist. Aber entsteht daraus echter, fundierter Protest, der sich, wenn nötig, auch längerfristig engagiert? Oder handelt es sich eher um ein momentanes, gereiztes Genörgel, das im Unverbindlichen bleibt? Die Lust an der Entrüstung hängt wohl auch mit der Art der Kommunikation zusammen. Gedankenexperiment: Würden mehr Briefe geschrieben, weniger aus unmittelbarer Betroffenheit, sondern mehr aus der Distanz heraus und in wohlüberlegten Worten – wer weiß, vielleicht gäbe es weniger Grund zur Empörung. Vielleicht hätte sich die eine oder andere Aufregung schon gelegt. Einer übereilten, hastigen Reaktion ist die Gefahr des Sich-Überhebens und des allzu schnellen Ver-Urteilens nicht bewusst.
Und was stattdessen? Gleichgültigkeit kann es nicht sein. Auch nicht das, was man heute coolness nennt. Die diversen Zumutungen des Lebens und der Mitmenschen lethargisch abperlen lassen – das ist keine Alternative, jedenfalls keine christliche. Zu erbitten wäre das „Charisma der Unaufgeregtheit“. Ja, dabei handelt es sich tatsächlich um ein Charisma, denn dadurch wird Communio gefördert und Gemeinde aufgebaut. Das Charisma der Unaufgeregtheit baut Gemeinde mehr – im Sinne von: nachhaltiger – auf als überreizter Enthusiasmus oder äußere Begeisterung. „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, / verricht das Deine nur getreu“ ( Gotteslob 424,5), so singt eine Liedzeile des 17. Jahrhunderts. Die Arbeit verlässlich tun, dranbleiben, und in allen Krisen und unvorhergesehenen Wendungen an Gott festhalten und ihn loben. Das ist mit Sicherheit eines: unaufgeregt. Wohltuend unaufgeregt. Gelegentlich mag sich dieses Programm langweilig anfühlen. Doch wo steht geschrieben, dass Leben nur aus Hochgefühl besteht? Angesichts vieler Schwierigkeiten und Krisen, vor denen wir derzeit ratlos stehen, braucht es statt Empörung die transformierende Kraft der Erinnerung an das in der Taufe geschenkte „schon“ der Erlösung. Hier hat die Übung der Dankbarkeit ihren Ort. Sie führt das Präsentische vor das innere Auge.
Читать дальше