Inhalt
Heft 1 | Januar–März 2019
Jahrgang 92 | Nr. 490
Notiz
Bleiben. Die Botschaft der algerischen Märtyrer
Christoph Benke
Nachfolge
Spiritualität als Weltverantwortung. Muslime und Christen in Deutschland
Felix Körner SJ
Indifferenz statt Apatheia. Zwei Modelle der Kontemplation
Michael Rosenberger
Hieronymus als geistlicher Lehrer. Spiritualität, Propaganda und Polemik
Elisabeth Birnbaum
Nachfolge | Kirche
Karmel mitten in der Welt. Maria-Eugen Grialou OCD – Geistliche Grundlinien
Michael Pattig OCarm
Narrenfreiheit um Gottes willen. Vom Freiheitsstreben der „jurodiwye“ in Russland
Christian Münch
Dem Wort auf der Spur. Lectio-Divina-Kongress
Bettina Eltrop
Nachfolge | Junge Theologie
Glaubenserfahrung und Sinneserfahrung
Bernard Mallmann
Reflexion
„Ihr seid das Salz der Erde“. Leben in Differenz. Anstöße für ein Ordensleben heute
Walter Schaupp
Licht und Dunkel. Metaphorische Annäherungen an Glaube und Zweifel
Veronika Hoffmann
Der gute Zweifel. Über seine Rolle bei Ignatius
Nikolaas Sintobin SJ
Lektüre
„Alles für alle“. Huub Oosterhuis‘ Glaubensbuch
Andreas R. Batlogg SJ
Das Leben – ein Kunstwerk Gottes. Anstöße aus Köhlmeiers Antonius-Erzählung
Josef Epping
Buchbesprechungen
Impressum
GEIST & LEBEN – Zeitschrift für christliche Spiritualität. Begründet 1926 als Zeitschrift für Aszese und Mystik
Erscheinungsweise: vierteljährlich
ISSN 0016–5921
Herausgeber:
Deutsche Provinz der Jesuiten
Redaktion:
Christoph Benke (Chefredakteur)
Britta Mühl (Lektorats-/Redaktionsassistenz)
Redaktionsbeirat:
Bernhard Bürgler SJ / Wien
Margareta Gruber OSF / Vallendar
Stefan Kiechle SJ / Frankfurt
Bernhard Körner / Graz
Jörg Nies SJ / Rom
Simon Peng-Keller / Zürich
Klaus Vechtel SJ / Frankfurt
Redaktionsanschrift:
Pramergasse 9, A–1090 Wien
Tel. +43–(0)664–88680583
redaktion@geistundleben.de
Artikelangebote an die Redaktion sind willkommen. Informationen zur Abfassung von Beiträgen unter www.echter.de/zeitschriften/geist-und-leben. Alles Übrige, inkl. Bestellungen, geht an den Verlag. Nachdruck nur mit besonderer Erlaubnis. Werden Texte zugesandt, die bereits andernorts, insbesondere im Internet, veröffentlicht wurden, ist dies unaufgefordert mitzuteilen. Redaktionelle Kürzungen und Änderungen vorbehalten. Der Inhalt der Beiträge stimmt nicht in jedem Fall mit der Meinung der Schriftleitung überein.
Für Abonnent(inn)en steht GuL im Online-Archiv als elektronische Ressource kostenfrei zur Verfügung. Nichtabonnent(inn)en können im Online-Archiv auf die letzten drei Jahrgänge kostenfrei zugreifen. Registrierung auf www.echter.de/zeitschriften/geist-und-leben.
Verlag: Echter Verlag GmbH,
Dominikanerplatz 8, D–97070 Würzburg
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Visuelle Konzeption: Atelier Renate Stockreiter
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
E-Book ISBN 978-3-42906-427-3
Bezugspreis: Einzelheft € 12,50
Jahresabonnement € 42,00
Studierendenabonnement € 28,00
jeweils zzgl. Versandkosten
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Auslieferung für die Schweiz: AVA Verlagsauslieferung AG, Centralweg 16, CH–8910 Affoltern am Alibs
Christoph Benke | Wien
geb. 1956, Priester, PD Dr. theol. habil., Schriftleiter von GEIST & LEBEN
c.benke@geistundleben.at
Bleiben
Die Botschaft der algerischen Märtyrer
Die 1996 ermordeten Trappisten von Tibhirine und zwölf weitere algerische Märtyrer wurden am 8. Dezember 2018 in Oran seliggesprochen. Bekanntlich fanden während des Bürgerkriegs im März 1996 sieben französische Trappisten des in Nordalgerien gelegenen Klosters Notre-Dame de l’Atlas nach ihrer Entführung einen gewaltsamen Tod. Nur die abgetrennten Köpfe der Mönche tauchten Ende Mai auf; die Körper bleiben bis heute verschwunden. Wenngleich eine terroristische Splittergruppe, die die Freilassung eines ihrer Anführer verlangte, die Tatbekannte, ist bis heute unklar, wer für den Tod der Mönche tatsächlich verantwortlich zeichnet.
Der Spärlichkeit der sterblichen Überreste steht das reiche spirituelle Erbe der Märtyrer von Tibhirine gegenüber. Nach und nach wird es gehoben. Entscheidend zur Bekanntheit trug der vielfach preisgekrönte Film „Von Menschen und Göttern“ (2010) des französischen Regisseurs Xavier Beauvois bei. Er griff die Ereignisse historisch präzise auf und machte das Schicksal der Mönche einembreiteren Publikum bekannt. Herausragende Figur ist der Prior Christian de Chergé. Seine Homilien, Exerzitienimpulse und Briefe zeigen eine kontemplativ-monastische Spiritualität, die sich ganz an der Bibel und an der Liturgie orientiert und zugleich ganz bei den einfachen Leuten der muslimischen Nachbarschaft ist. Die Herausgabe mancher Schriften der übrigen Mönche (Briefe, Tagebücher, Gedichte) macht deutlich, auf welch hohem geistlichen Niveau der gesamte Konvent lebte und betete.
Aber es gab in Algerien nicht nur die Märtyrer von Tibhirine. Zwischen 1994 und 1996 wurden noch 12 weitere Ordensmänner und Ordensfrauen ermordet. Großes Aufsehen erregte der Tod des Dominikaners und Bischofs von Oran Pierre Claverie (1938–1996). In seinen Schriften vertrat P. Claverie ein Christentum, das sich der eigenen Größe und Würde wohl bewusst ist, das aber auf dem Hintergrund einer kolonialen Vergangenheit seine Position in einem islamischen, also nichtchristlichen Umfeld neu sucht. Der Bischof wurde vor seiner Kathedrale in die Luft gesprengt. Eben dort, in Oran, fand die liturgische Feier der Seligsprechung vergangenen Dezember statt.
Christentum und Kirche in Algerien – was haben sie uns in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich zu sagen?
– Die algerischen Märtyrer starben für ihren Glauben an Christus. Ihr Tod ist eine Anfrage an das je eigene „Lebensprojekt“: Wofür lebst Du? Wofür stirbst du? Oder: Wofür verausgabt ihr euch? Habt ihr etwas, das es wert ist, dafür eure Lebens-Zeit einzusetzen?
– Die algerischen Märtyrer starben aus Solidarität zu den Menschen des Landes. Sie hätten die Möglichkeit gehabt, das krisengeschüttelte, gefährliche Land zu verlassen - und sie blieben. Sie brachten es nicht übers Herz, die „Zivilbevölkerung“ (ein Wort mit „neutralisierender“ Wirkung, weil es keine konkreten Antlitze kennt, für die Mönche aber ihre befreundeten Nachbarn bedeutete) allein zurück zu lassen. Das ist ganz jesuanisch. Auch Jesus blieb seiner Sendung treu, bis zur letzten Konsequenz.
– Religionsdialog wird von vielen Seiten eingefordert, zu Recht. Er ist auf verschiedenen Ebenen voranzutreiben. Christian, der Prior von Tibhirine, sammelte in einer Gebetsgruppe namens Ribât es-Salâm („Band des Friedens“) Christen und Muslime sufistischer Richtung. Er, der das religionstheologische Gespräch sehr wohl beherrschte, ordnete das geistliche Tun vor. „Tibhirine“ steht somit auch für eine Ökumene der Kontemplativen, die sich dem Geheimnis Gottes zur Verfügung stellen, um im gemeinsamen Hören Ausschau zu halten nach neuen Wegen der Einheit.
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