Kendran Brooks
Die große Fahrt
3. Abenteuer der Familie Lederer
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kendran Brooks Die große Fahrt 3. Abenteuer der Familie Lederer Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorgeschichte Vorgeschichte Nachdem der chinesische Rebellenführer Zhu Yuanzhang im Jahre 1369 die mongolischen Herrscher vom chinesischen Thron vertreiben konnte, gründete er 1371 die Ming Dynastie (Große Helligkeit). Er ernannte sich zu ihrem ersten Kaiser und gab sich den Namen Hongwu, was übersetzt Gewalttätige Militärische Macht bedeutete. Hongwu und seine Nachkommen herrschten mehr als zweihundertfünfzig Jahre lang über China. Es war die wohl glorreichste Zeit in der Geschichte des Landes. Militärisch unangreifbar, setzte die chinesische Kultur neue Maßstäbe, feierten Künste und Wissenschaften gleichermaßen ihre Höhepunkte. Nach seiner Thronbesteigung sandte Kaiser Hongwu seine Botschafter in alle mongolischen Provinzen am Rande seines neu geschaffenen Riesenreiches aus. Er verlangte von den lokalen Fürsten die bedingungslose Unterwerfung und jährliche Tributzahlungen. Der mongolische Prinz Basalawarmi aus der Provinz Yunnan widersetzte sich den Ansprüchen dieses in seinen Augen unwürdigen chinesischen Emporkömmlings, dessen Eltern nur Bauern waren. Seine Antwort an Hongwu bestand darin, dass er die chinesischen Gesandten ermorden ließ. Hier beginnt unsere Geschichte.
Yunnan, 1382
London 12. Januar 2000 – Tempel der United Grand Lodge
China, 1382
London 13. Januar 2000 – Tempel der United Grand Lodge / Büro des Sekretärs
China, 1382
London - 15. März 2000
1405 – 1407 Erste Reise
2000 bis 2003
1407 – 1409 Zweite Reise
2004 bis 2006
1409 – 1411 Dritte Reise
2007 - 2008
1412 – 1414/15 Vierte Reise
2008
1417 – 1419 Fünfte Reise
2008
1421 – 1422/23 Sechste Reise
November 2008
1431 – 1433 Siebte Reise
November und Dezember 2008
2009
Impressum neobooks
Nachdem der chinesische Rebellenführer Zhu Yuanzhang im Jahre 1369 die mongolischen Herrscher vom chinesischen Thron vertreiben konnte, gründete er 1371 die Ming Dynastie (Große Helligkeit). Er ernannte sich zu ihrem ersten Kaiser und gab sich den Namen Hongwu, was übersetzt Gewalttätige Militärische Macht bedeutete.
Hongwu und seine Nachkommen herrschten mehr als zweihundertfünfzig Jahre lang über China. Es war die wohl glorreichste Zeit in der Geschichte des Landes. Militärisch unangreifbar, setzte die chinesische Kultur neue Maßstäbe, feierten Künste und Wissenschaften gleichermaßen ihre Höhepunkte.
Nach seiner Thronbesteigung sandte Kaiser Hongwu seine Botschafter in alle mongolischen Provinzen am Rande seines neu geschaffenen Riesenreiches aus. Er verlangte von den lokalen Fürsten die bedingungslose Unterwerfung und jährliche Tributzahlungen.
Der mongolische Prinz Basalawarmi aus der Provinz Yunnan widersetzte sich den Ansprüchen dieses in seinen Augen unwürdigen chinesischen Emporkömmlings, dessen Eltern nur Bauern waren. Seine Antwort an Hongwu bestand darin, dass er die chinesischen Gesandten ermorden ließ.
Hier beginnt unsere Geschichte.
Soweit ich mich zurückerinnere, lebten meine Eltern, meine Geschwister und ich auf einem großen Anwesen am Rande der Stadt Kunyang, dem heutigen Kunming. Mein Vater war der angesehenste Mann in unserer Gegend und wurde von allen Menschen sehr verehrt. Manchmal bekam er sogar eine Einladung an den Hof von Prinz Basalawarmi. Dann zog er seine feinsten Kleider an und ließ sich mit der Sänfte dorthin tragen. Einmal durfte sogar die gesamte Familie an einem Fest des Prinzen teilnehmen. Basalawarmi ließ es zu Ehren seiner Mutter ausrichten. Ich war so stolz auf meinen Vater.
Ihr müsst wissen, unsere Familie war schon vor langer Zeit in dieses Land gezogen. Viele meiner Ahnen bekleideten immer wieder wichtige Verwaltungsposten. Einige waren sogar Gouverneure gewesen, wie uns der Vater erzählte. Diese Zeit lag zwar schon weit zurück und ich wusste damals als Kind auch noch gar nicht so richtig, was ein Gouverneur war oder was er tat. Doch dass dieser Posten sehr viel Verantwortung beinhaltete, hörten wir schon aus der ehrfürchtigen Stimme unseres Vaters heraus.
Meine Kindheit verlief recht harmonisch, wenn man von den gelegentlichen Raufereien mit Nachbarjungen oder den ständigen Neckereien meiner vier älteren Schwestern absah. Die konnten richtig gemein sein, meine Schwestern meine ich.
Es war ein wunderschöner Januar Morgen. Die Sonne stand fahl und knapp über dem Horizont. Trotzdem wärmten ihre Strahlen unsere Gesichter. Dick in unsere Mäntel gepackt saßen zwei von meinen Schwestern und ich selbst draußen unter dem alten Pflaumenbaum am Tisch. Der Hof zu unserem Haus war von einer hohen Mauer umgeben und ein breites, hölzernes Tor führte auf die Hauptstraße hinaus. Wie die meiste Zeit über stand es auch an diesem Morgen offen, denn ab und zu kamen Menschen zu uns, die den Rat meines Vaters brauchten oder ihn um Fürsprache beim Prinzen baten.
Shu Lin und Mei Lin, zwei meiner vier Schwestern, versuchten schon seit ein paar Tagen, mir das Schachspielen beizubringen. Doch an diesem Morgen war ich nicht ganz bei der Sache, blickte, ohne den Grund zu wissen immer wieder vom Brett und den Figuren auf und durch das Tor hinaus auf die Straße, gerade so, als wenn ich von dort jemanden erwarten müsste. Es war eine unerklärliche Unruhe in mir, die meine Beine beständig zappeln ließ.
»Schach!«, fuhr mich meine Schwester Shu Lin an und fügte fast ärgerlich hinzu, »pass doch besser auf, du Tölpel!«
Ich schreckte hoch und schaute wieder zurück auf das Brett mit den weißen und schwarzen Figuren. Eines ihrer flinken Pferde hatte meine so sorgsam aufgebaute Bauerndeckung übersprungen und meinen armen König Schach gestellt. Doch das war noch gar nicht das ganze Unglück. Bestürzt erkannte ich, dass neben dem König auch meine Dame von demselben Angreifer bedroht wurde. Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Es musste doch möglich sein, das biestige Pferd meiner Schwester vom Brett zu fegen und so die Gefahr für mein Adelshaus zu bannen? Doch ich fand niemanden, der hätte zuschlagen können. Kein Läufer, kein Turm war da, um meiner königlichen Familie zu Hilfe zu eilen und selbst das Bauernvolk kümmerte sich nicht um seine Herrscher. Das hinterhältige Attentat meiner Schwester war nicht mehr zu vereiteln.
Trotzig und beschämt zugleich schob ich meinen König um ein Feld vor und direkt neben meine Dame. So bekam ich wenigstens das Pferd meiner Schwester zu fassen, wenn es gleich die stärkste Figur auf meiner Seite schlagen würde.
Zu meinem Erstaunen griff Shu Lin jedoch nicht zu ihrem Schlachtross, sondern rückte einen ihrer Läufer bloß um zwei kleine Felder vor. Dann sah sie mich diabolisch lächelnd an und meinte: »Schach, mein kleiner Dummkopf...«
Diesen verflixten Läufer hatte ich völlig übersehen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich ausgesprochen unbeteiligt gezeigt und sich im Hintergrund des Spielbretts herumgedrückt. Von ihm schien darum keinerlei Gefahr auszugehen. Und nun bedrohte dieser gemeine Kerl plötzlich den obersten Herrscher meines Hauses? Meine Augen weiteten sich, als ich das ganze Ausmaß des Unglücks immer klarer erkannte. Mein König war von eigenen und fremden Figuren vollständig eingekeilt. Er hatte keine Möglichkeit mehr zu einer Flucht. Zudem fehlten die aufopfernden Vasallen, die sich zwischen ihn und den Feind hätten werfen können. Mein Blick schweifte fieberhaft von einer Figur zur anderen. Das konnte, ja das durfte doch nicht sein.
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