Ein Chinese mit einer ledernen, fleckigen Schürze trat zu unserer Gruppe hinzu. Er hielt ein blutiges Messer in der Hand. Zwei Soldaten packten wortlos den erste von uns an seinen Armen und schoben ihn zum Mann mit der Schürze hin. Dieser griff dem Jungen zwischen die Beine, zog an seinem Geschlechtsteil und schnitt es dann mit einem Ritsch seiner scharfen Klinge einfach ab.
Der Knabe schrie erschrocken auf, hatte noch gar nicht begriffen, was mit ihm geschehen war. Sein Glied mit dem Hodensack ließ der Mann mit dem Messer achtlos in einen bereitstehenden Korb fallen. Dann kam auch schon der nächste von uns dran, wurde von zwei anderen Soldaten zum Mann mit dem Messer geführt, ein Schnitt und ein weiterer Penis landete im Weidekorb. Wir anderen Kindern standen starr vor Schrecken, konnten nicht glauben, was wir sahen. Dann drängten die ersten von uns aus dem Ring der Erwachsene, wollten ihnen entkommen. Doch die Männer hielten uns zusammen, verteilten Ohrfeigen oder schlugen mit ihren Fingerknöcheln hart auf unsere Köpfe, so dass wir Sterne sahen und uns rasch wieder zusammendrängten. So ergaben sich die meisten von uns ihrem Schicksal, wie Schafe im Angesicht der Schlachtbank. Jeder von uns kam an die Reihe, wurde von zwei Soldaten gepackt, zur Klinge geführt und verlor dort sein Geschlechtsteil. Alle schrien nach dem Schnitt auf, viele sanken sogar bewusstlos zu Boden oder weinten haltlos. Doch sie alle wurden von den Soldaten grob gepackt und zu einer etwas entfernt stehenden Mauer geschleppt. Dort war Stroh in Bahnen ausgebreitet und die Knaben wurden in langen Reihen darauf abgelegt. Dutzende lagen schon dort, krümmten sich vor Schmerz, Scham und grenzenloser Wut.
Mein älterer Bruder Wenming hatte mir vor einiger Zeit eine Schauergeschichte erzählt, in der ein Knabe von bösen Männern kastriert worden war. Wenming wollte mich mit der Erzählung sicher bloß erschrecken, was ihm aber nicht wirklich gelang. Die Geschichte klang einfach zu unmöglich. Doch genau dieses Schicksal sollte nun auch mir blühen. Das war für mich kaum vorstellbar. Träumte ich das alles bloß? Immer noch starr vor Schrecken schaute ich mit großen Augen dem grausigen Schauspiel nur wenige Meter entfernt zu. Doch ich spürte einen immer heftigeren, unbändigen Zorn in mir aufsteigen, geboren aus meiner Hilflosigkeit.
Als sie dann auch mich packten, da wehrte ich mich mit all meiner Kraft und Verbissenheit gegen die beiden Verfolger. Nein, so einfach wollte ich es ihnen nicht machen. Ich kämpfte wie um mein Leben. Mit einem Bein trat ich nach dem Stiefelschaft eines der Soldaten, traf ihn mit dem Fußrücken schmerzhaft auf das Schienbein. Er schrie auch ärgerlich auf und ließ meinen Arm einen Moment lang los. Ich warf mich herum und biss dem anderen Kerl in den Unterarm. Dieser war zwar durch seine dicke Jacke geschützt, doch meine Zähne bohrten sich mit ganzer Kraft in den Stoff hinein. Er schrie ebenfalls auf, eher ärgerlich als schmerzhaft, schwang seinen Arm herum und ich wurde mitgerissen. Dann schlug mir der erste Mann mit der Faust hart auf den Kopf und ich verlor für zwei Sekunden das Bewusstsein, fühlte bloß, wie sie mich von neuem packten und mir diesmal die Arme auf den Rücken drehten. Trotz der Schmerzen in meinen Schultern bäumte ich mich auf, als sie mich vor den Mann mit dem Messer führten, versuchte, diesem mit meinen Füssen in den Bauch zu treten. Der lachte jedoch bei meinem Strampeln nur grimmig auf und wich den Beinen geschickt aus, ließ gleichzeitig sein Messer zu Boden fallen und schnappte mit beiden Händen nach meinen Fußgelenken, vermochte sie zu packen. So zwangen mich die drei Männer schließlich auf den Boden, wo ich mich immer noch mit ganzer Kraft wehrte. Doch es half alles nichts. Einer der beiden Soldaten kniete sich auf meine Brust und hielt meine Arme fest, so dass mir die Luft wegblieb, der andere packte meine Fußgelenke und zwang meine Beine auseinander. Der dritte mit dem Lederschurz hob schließlich die blutige Klinge vom Boden auf. Dabei grinste er mich belustigt und anerkennend zugleich an.
»Du bist ja ein richtig tapferer Kämpfer«, meinte er überhaupt nicht böse, sondern aufmunternd und gut gelaunt, »aus dir kann mal was werden, Junge.«
Dann wischte er das sandige Messerblatt an seiner Lederschürze ab und griff nach meinem Penis. Seine schwielige Hand fühlte sich rau an, als er zugleich Glied und Hodensack von mir packte, an ihnen zog und beide mit einem raschen Schnitt seiner Klinge abtrennte. Ich schrie mehr vor Überraschung denn vor Schmerz auf, ja, anfangs spürte ich gar nichts von der Verletzung zwischen meinen Beinen, hatte bloß ein völlig leeres Gefühl in meinem Unterleib. Der auf meiner Brust kniende Soldat ließ endlich von mir ab, ich richtete meinen Oberkörper etwas auf, stützte mich dabei auf meine Ellbogen und blickte auf die Wunde zwischen meinen Beinen hinunter. Als ich das viele Blut sah und roch, wurde mir elendig und am liebsten wäre ich in diesem Moment gestorben. Der Mann mit der Klinge stand immer noch lächelnd über mir. Dann warf er mir meinen Penis auf den Bauch und meinte: »Den darfst du ausnahmsweise behalten. Weil du so tapfer gekämpft hast, mein Junge.«
Mein Glied mit der so überaus zarten Haut und dem schrumpeligen Hodensack mit den beiden kleinen Eiern darin fühlte sich noch warm, aber völlig fremd in meiner Hand an. Ich drückte sie trotzdem an meine Brust, verbarg sie mit beiden Händen wie einen Schatz. Doch dann stellte sich der furchtbare Schmerz plötzlich ein, überflutete meinen ganzen Körper wie eine feurige Welle. Ich krümmte mich zusammen und begann laut schreiend zu weinen. Halb betäubt vor Pein lag ich am Boden, schrie meine heiße Angst und die grenzenlose Wut gleichermaßen hinaus. Jemand packte mich unter den Achselhöhlen und schleppte mich hinüber zur Mauer mit dem ausgebreiteten Stroh, ließ mich dort achtlos fallen.
Wenig später trat eine Frau zu mir hin, drehte mich auf den Rücken und untersuchte die klaffende Wunde zwischen meinen Beinen. Sie streute erst eine Handvoll weißes Pulver darauf, das höllisch brannte und sich sofort rot zu verklumpen begann. Der neue Schmerz übertraf den bisherigen sogar noch und ich glaubte einen Moment lang, sie hätte mir fein zerriebenes Salz in die Wunde gestreut und die Frau wollte mich zu Tode quälen. Doch dann legte sie ein weiches, mehrfach eingeschlagenes Tuch darüber und wickelte eine Stoffbahn geschickt um mein Becken und die Oberschenkel, fixierte so den Verband auf der Wunde. Dann stand sie auf und ging zum nächsten Knaben, der kaum einen Meter von mir entfernt hingelegt worden war. Es war Zui Sha, ein Nachbarjunge aus meinem Dorf. Mit ihm hatte ich mich nie gut verstanden und wir hatten uns böse Streiche gespielt, hatten uns auch schon mehrmals geprügelt.
Nachdem auch er verbunden war, drehte er mir sein verweintes Gesicht zu.
»Wir sind alle tot, He«, jammerte er mit vor Schmerz gezeichnetem Gesicht.
»Warum sagst du so etwas, Sha?«, gab ich ihm trotzig zur Antwort. Ich versuchte, den unsäglichen Schmerz zwischen meinen Beinen zu ignorieren und meine Stimme möglichst fest klingen zu lassen, »man hat uns zwar geschunden, doch nicht getötet.«
»Ich spüre aber, dass ich sterben werde. Schau doch meine Wunde an. Sie blutet immer noch weiter. Der ganze Verband ist schon rot.«
Ich blickte zwischen seine Beine und tatsächlich drückte sein Blut bereits durch das Tuch hindurch und tränkte die Stoffbahnen. Erschrocken und voller Angst blickte ich an meinem Körper hinunter, erkannte sogleich, dass der dicke Verband nur einen einzigen, recht kleinen, roten Punkt aufwies, der nicht weiter anwuchs. Die Blutung musste bei mir wohl gestoppt haben. Sofort machte sich ein beruhigendes Gefühl in mir breit, eine eigentümliche Freude, trotz meiner so misslichen Lage und all der Schmerzen. Ich richtete mich noch etwas höher auf und rief die Frau an, die erst mich und dann Zui Sha verbunden hatte und die bereits zwei Kinder weiter am Boden kniete, um den nächsten Knaben zu versorgen.
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