Blaues, rotes, goldenes und silbernes Papier schmiegte sich um große und größere Gaben, die schließlich unter Weihnachtsbäumen von erwartungsfrohen Kindern, abgeklärten Erwachsenen und zittrigen Alten von ihrem Papiermüll befreit wurden. Am ersten Werktag quollen die Geschäfte über von Enttäuschten, die ihre Geschenke gegen andere eintauschen wollten.
Petra und Pablo kamen und gingen. Kirchenglocken, Raketen, Knaller und Wunderkerzen läuteten das neue Jahr ein. Die Polizeistationen waren überfüllt von Betrunkenen und jugendlichen Randalierern. In den Herzen der Menschen, die es eigentlich besser hätten wissen müssen, keimte wie an jedem ersten Januar die Hoffnung, dass im kommenden Jahr alles besser werden würde.
Der Januarschnee schleuderte massenweise Autos und LKWs in Straßengräben und gegen Leitplanken. Der ADAC-Abschleppdienst arbeitete rund um die Uhr, die Intensivstationen der Krankenhäuser waren überbelegt mit Unfallverletzten.
Über die Fernsehbildschirme flatterten nach Katastrophenmeldungen über Waldbrände in Australien Filme mit traumhaften Bildern von makellosen Stränden und spiegelglattem Meer, einem Luxusschiff, von glücklichen Menschen vor Traumkulissen und einem astreinen Happy End.
Das erste Halbjahr war vorbei, Tests und Arbeiten für das zweite standen an. Der Februar drängte nass und mild der fünften Jahreszeit entgegen. Marlene packte einen kleinen Koffer und bestieg zusammen mit ihren Eltern den Flieger zur größten der Baleareninseln, wo eine überglückliche Petra in einem langen, weißen Spitzenkleid neben einem strahlenden Pablo in weißem Smoking ihr Ja-Wort auf Spanisch gab.
Nach der anschließenden Feier, an der gefühlsmäßig die Hälfte aller Mallorquiner teilnahm, flogen die beiden Frischvermählten für zwei Wochen nach Gran Canaria, wo um diese Jahreszeit angenehme Temperaturen herrschten. Marlene war sicher, dass der erste Nachwuchs bei den beiden Turteltauben nicht lange auf sich warten lassen würde.
Sie überstand diese Tage mit einer äußerlichen Fröhlichkeit, von der sie nicht wusste, woher sie sie nahm. Sie freute sich natürlich für ihre Schwester, dass sie mit Pablo eine solch innige Zweisamkeit verband, die jedes Paar sich erhofft. Zum Glück wohnten sie an der Südwestküste, wo Pablos Geschwister lebten und die Hochzeit stattfand. Sie hätte es nicht ertragen, in La Ràpita zu sein, im Hotelgarten, am Strand, ohne Victor.
Dennoch drängte sich die Erinnerung an die wenigen gemeinsamen Stunden auf und sie durchlebte die glücklichen Tage mit ihm erneut, so, als sei es erst gestern gewesen. Mit dem Vorsatz, ihn endgültig aus ihren Gedanken und ihrem Herzen zu verbannen, bestieg sie die Maschine nach Frankfurt. Für sie war wohl nicht möglich, unbeschwertes Liebesglück zu genießen, wie es ihrer Schwester beschieden war.
Petra rief an einem verregneten Tag Ende April an und verkündete fröhlich, dass sie schwanger sei. „Ich bin Anfang dritter Monat, d.h. es kommt Ende November, Anfang Dezember und du wirst Patentante. Zwischen Weihnachten und Silvester lassen wir ihn taufen, da hast du Ferien.“
„Ihn? Weiß man denn so früh schon, dass es ein Junge wird?“
„Nein, natürlich nicht, aber das spüre ich einfach!“
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.