„Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ihn zu töten.“ Ihre Stimme zitterte.
„Zu töten? Wie meinst du das, Elaine?“
„Dann wäre es vorüber, ein für alle Mal, verstehst du?“
Sie lauschte den Worten ihrer Schwester, die sie selbst kaum fassen konnte. Ihn töten? Ging das denn? Gerade, als sie sie fragen wollte, wie sie so etwas planen konnte, fiel Elaine in ihre Gedanken hinein.
„Ich schaffe es aber nicht, hörst du? Ich schaffe es nicht, ihn zu töten und deshalb werde ich gehen. Ich ...“ sie brach ab und ihre Stimme hatte nun nicht mehr so fest geklungen wie zu Anfang, als sie den Raum betreten hatte.
„Ich werde gehen, es tut mir leid. Ich sehe keinen anderen Ausweg mehr.“
Diese Worte lösten in ihr eine Beklemmung aus und Panik ergriff sie. Elaine wollte sie allein lassen? Mit diesem Menschen?
„Nein“, stammelte sie erschüttert. „Du kannst mich nicht allein lassen. Nicht mit ihm!“
Sie sahen sich an. Ihr Blickkontakt spiegelte eine ernüchternde Wahrheit und vor eben dieser hatte sie die größte Angst.
„Ich kann das nicht mehr aushalten, kannst du das nicht verstehen? Das, was er mit dir gemacht hat, tat er schon jahrelang zuvor mit mir und deshalb werde ich gehen.“
Tränen traten in ihre Augen und am Gesichtsausdruck ihrer Schwester konnte sie sehen, wie ernst sie es damit meinte.
„Dann werde ich ihn töten. Ich schwöre bei Gott, ich werde ihn töten!“
Plötzlich hatten Elaines Gesichtszüge etwas Mildes, aber ihre Augenlider flatterten unterschwellig, als sie etwas erwiderte.
„Du kannst ihn genauso wenig töten, wie ich es kann. Du solltest ihn nur nicht aufregen und niemals Röcke tragen, dann … dann wird er dich in Ruhe lassen, glaube mir.“
„So, wie er dich immer in Ruhe gelassen hat, Elaine?!“
Die Angesprochene stand auf uns sah auf ihre kleinere Schwester hinab.
Dann sagte sie mit dem Klang einer festeren Stimme:
„Es wird nicht lang dauern und ich hole dich nach, versprochen.“
Ihr Ton wurde leiser, und wie von einem nebeligen Schatten umhüllt, wurde Elaine langsam aber sicher unsichtbar. Sie schien sich tatsächlich in Luft aufzulösen. Sie konnte den Duft ihrer Schwester intensiv riechen, aber sie sah sie nicht mehr und kalte Angst kroch in ihr auf.
„Ich werde ihn töten, Elaine, bitte geh nicht fort. Du wirst sehen, ich schaffe das. Ganz bald werde ich ihn umbringen.“
Aus ihrem eigenen Flüstern war ein Schreien geworden, welches sich in ein unstillbares Wimmern verwandelt hatte, als Elaine schließlich ganz verschwunden war. Es wurde plötzlich dunkel, und sie wusste nicht, ob sie wieder in ihrem Versteck im Schrank saß. Sie zuckte erschrocken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Krampfhaft hielt sie den Lappen an den Kopf, welchen eben noch Elaine gehalten hatte. Er war das Letzte, was ihr von ihr übrig geblieben war. Ein feuchter Lappen aus Baumwolle, der gezielt zur Milderung von Schmerzen durch ihre Schwester eingesetzt worden war. Sie brauchte ihn, um ihr Fieber zu stillen. Er tat gut, unendlich gut. Wenn die Hitze weniger wurde, würde sie auch wissen, ob Elaine wirklich ernst gemacht hatte, zu mehr war sie momentan nicht in der Lage. Versteck dich, geh wieder in den Schrank. Hier kann er dich nicht finden. Es war stockdunkel, als sie vorsichtig die Lamellentüre hinter sich schloss in der Hoffnung, dass dieser Ort geheim bleiben würde.
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