1 ...8 9 10 12 13 14 ...29 Ihr Lächeln war sehr anziehend. Eine Hure, wie Sakar glaubte, und dass der Mann und die Frau sich offenbar kannten, widersprach dieser Theorie nicht im Geringsten. Auch nicht die Tatsache, dass sie sehr jung und sehr schön war, und doch … Ihr Auftreten, ihr Verhalten war nicht das einer Dirne, und der Mann, eigentlich die Frau, hatte vom Heiraten geredet. Vielleicht ein seltsamer manduranischer Scherz.
Liz folgte ihnen bis zu einem Haus an einem nicht weit entfernten, kleinen Platz, in dem beide verschwanden.
Er war nicht sonderlich überrascht, nur einen Augenblick später Sakars spöttische Stimme hinter sich zu hören. „ Und, genug gesehen? “
„ Ihr wolltet doch nicht mitkommen .“
„ Ich will gleichwohl nicht, dass Ihr in Schwierigkeiten geratet, mein Freund. “
„ Ich sehe keine Schwierigkeiten .“
„ Nein ?“ Sakar lachte. „ Ihr habt ein wenig unüberlegt gehandelt, meint Ihr nicht? “
„ Das Mädchen … “
„ Sehr hübsch, zugegeben. Der Kerl muss eine Menge Geld haben. Oder andere Vorzüge. “
„ Ich glaube nicht, dass sie eine Hure ist. “
„ Dann lasst es, träumt noch ein bisschen länger von ihrem Lächeln und der Zartheit ihrer Haut. Aber lasst Euch nicht von dem Kerl erwischen, der sah mir nämlich nicht danach aus, als würde er viel Spaß verstehen. “
„ Ein Gardist. Hauptmann “, bemerkte er sinnend.
„ Ihr wisst, was das bedeutet, Liz. “
„ Gut möglich, dass wir ihm in der Festung erneut begegnen .“ Er fuhr sich nachdenklich über den kahlgeschorenen Schädel. „ Hauptmann Davian. “
* * *
Mara hatte das Frühstück vorbereitet, Tee gekocht, noch ein paar Nüsse für den Haferbrei gehackt und überlegte gerade, ob sie Davian wecken sollte, als der in der Küche erschien. Die Füße nackt, das Hemd zerknittert, sein Gesicht bleich, mürrisch, die Lider schmal zusammengekniffen. „Verdammt hell hier.“
Draußen war es noch dunkel. „Drei Kerzen und das Herdfeuer?“
Er brummte etwas, ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. „Danke für die Waschschüssel und das feuchte Tuch.“
„Du musst dich nicht bedanken.“
„Nur bei dir entschuldigen?“
„Das hast du gestern bereits getan“, wehrte sie ab.
„Ja. Um dich dann anzubrüllen.“
Mara reichte Davian einen Becher, bemüht, nicht über den Kater zu stolpern, der ihr um die Beine strich. „Hier, trink, in kleinen Schlucken. Das sollte gegen deine Kopfschmerzen helfen.“
Grimmig betrachtete er den Becher, roch skeptisch am Inhalt. „Riecht komisch, was ist das?“
„Nun, gewissermaßen Tee. Sehr starker Tee.“
„Aha. Schmeckt seltsam … bitter. Und das soll helfen?“
Achselzuckend setzte sie sich zu ihm an den gedeckten Tisch, nahm sich vom Haferbrei. „Da ist noch mehr. Viel trinken hilft. Und ich meine Tee.“
Davian verzog das Gesicht zu einem schwachen Grinsen. „Bin ich jetzt dein Patient?“
„Nein, aber ich hatte Unterricht, warum sollte ich das nicht nutzen?“
Der Kater sprang auf die Bank und kletterte von da aus auf ihren Schoß, wo er es sich gemütlich machte.
„Vermutlich schlägst du mir gleich vor, ich sollte etwas essen“, grummelte Davian. „Möglicherweise von dem Haferbrei?“
„Wenn du magst. Ich könnte dir auch Eier machen, mit gebratenem Speck. Ich habe gesehen, da ist noch welcher im Vorraum.“
„Das würdest du tun?“
Verwundert blickte sie ihn an. „Ja, warum denn nicht? Du siehst aus, als könntest du was vertragen.“
„So schlimm?“
„Elend.“ Rasch stand Mara auf – der Kater maunzte vorwurfsvoll –, holte Eier und Speck aus dem Vorraum und machte sich am Herd zu schaffen. „Dauert nicht lange.“
Davian beobachtete sie schweigend, schenkte sich sogar Tee nach. „Der schmeckt gar nicht mal schlecht.“
„Du kannst ein bisschen Honig drangeben, wenn er dir zu bitter ist.“
„Nicht nötig, ich mag ihn so. Bitter.“
„Oh, dann …“ Sie stellte den Teller mit gebratenen Eiern und Speck vor ihn. „Bitte, dein Essen.“
„Das ging wirklich schnell, ich danke dir.“ Er lächelte sie zurückhaltend an, schaute auf den Teller. „Ist eine … große Portion.“
„Du bist ja auch ein großer Mann. Davian?“
Sorgsam schnitt er eine dicke Scheibe Brot ab, sah nicht auf.
„Warum tust du das? Dich absichtlich derart betrinken?“
„Vielleicht bin ich ja ein Säufer?“
Schweigend musterte Mara ihn, streichelte abwesend den Kater.
„Keine gute Antwort, ich weiß. Manchmal … manchmal ist dann das Leben leichter, wenigstens für kurze Zeit. Die Antworten auf schwierige Fragen sind einfacher zu finden, die Probleme nicht mehr so drängend, im Grunde gleichgültig. Solange man … ich betrunken bin. Die Dinge sind nicht mehr so wichtig.“
Er hob den Kopf, begegnete ihrem Blick. „Warst du jemals richtig betrunken?“
„Nicht so wie du.“
„Dachte ich mir. Alkohol betäubt, den Schmerz, die Sinne, du spürst … empfindest nicht mehr so viel, und wenn, ist es dir egal. Gleichgültig.“
„Aber warum …“
„Mara, ich hätte dir wehgetan und ich hätte es nicht einmal gemerkt! Ich … ich begehre dich, begehrte dich auch gestern Nacht, ich hab’ dich so sehr gewollt , aber ich hätte mich aufgeführt wie ein Schwein, wie ein verdammter Dreckskerl. Ich hätte dich vergewaltigt, und nicht nur einmal, und es wäre mir egal gewesen!“
Mara schluckte und sah ihn nicht an, streichelte nur weiter mit zitternden Händen den Kater. „Du hast unten geschlafen.“
„Ja. Gestern. Ganz ernsthaft, Mara, du solltest noch mal gründlich darüber nachdenken, ob du mich heiraten willst.“
„Ich habe Ja gesagt.“
„Ich weiß, und ich Idiot … Bitte, denk darüber nach!“, drängte er.
Zögernd nickte sie. „Ich denke darüber nach. Bist du ein Säufer?“
Davian kniff die Augen zusammen. „Ich glaube nicht. Noch habe ich mich so weit unter Kontrolle, dass ich weiß, wann ich besser aufhöre. Und dann höre ich auf. Noch weiß ich, was ich tue. Aber wenn ich so weitermache, dann werde ich …“
„Dann werden wir beide mit den Konsequenzen leben müssen“, murmelte Mara erstickt.
„Du wolltest …“
„Verdammt, wie kannst du nur so einen Scheiß reden?!“ Abrupt sprang Mara auf, der Kater verlor einmal mehr seinen Ruheplatz, starrte Davian wutentbrannt an. „Wie kannst du auch noch glauben, was du sagst?! Du verdammter Mistkerl, wie kannst du mir so etwas erzählen und mir dann noch raten, ich solle darüber nachdenken?! Du allein bist verantwortlich für deine Handlungen, für deine Taten, nur du!“
Davian hatte sich gleichfalls erhoben. „Nun, wenigstens sagst du nicht: ‚Ich danke dir für deine Offenheit’.“
„Für diesen Dreck?!“
„Mach den Herd nicht kaputt, Mädchen. Und lass die Pfanne stehen!“
„Ha!“ Sie stellte die Pfanne hart auf den Herd zurück, sie lag eh nicht gut in der Hand, riss die Schüssel mit dem Haferbrei vom Arbeitstisch und warf sie nach Davian. Nicht gut gezielt, er wich mit Leichtigkeit aus, verzog das Gesicht, als die Schüssel krachend gegen die Wand prallte und zersprang. Scherben und Brei rutschten von der Wand, verteilten sich auf Bank und Fußboden; zur Freude des Katers.
„Du bist wütend, Zauberin.“
„Überaus wütend, versuch nicht, mich abzulenken!“
Schwer atmend stand sie mitten in der Küche, wusste nicht, wie weiter. Sie war zornig, sie bebte vor Wut, doch sie würde nicht nah genug an Davian herankommen, um ihn schlagen zu können. „Verfluchter, versoffener Scheißkerl!“
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