N. H. Warmbold
Winterkönig
Mandura - Die Anfänge II
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Inhaltsverzeichnis
Titel N. H. Warmbold Winterkönig Mandura - Die Anfänge II Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Doch der Dämon, so heißt es, sei gar nicht tot. Er ruhe nur, wie schlafend, irgendwo in den undurchdringlichen Wäldern des Südens. Lauere auf Beute, auf Opfer. (Erzählung der einfachen Leute in den südlichen Ländern) „ Ich wandere durch eine zerstörte, brennende Stadt, Rauch treibt durch die Straßen. Menschen schreien, vor Angst, vor Schmerz, aber ich sehe niemanden … Die Stadt ist leer … Ich suche den Tempel, irre durch die verlassene Stadt, aber ich kann ihn nicht finden … Ich mache mich auf den Weg, nach Norden, nach Westen, aber wohin ich auch wandere, überall sehe ich nur Leid und Elend, geplünderte Dörfer … Tod … Sie zerstören die Tempel, überall zerstören sie die Tempel! … Ruinen, rußgeschwärzte Mauern … Die Menschen flüchten in die Wälder und die Berge, und ich wandere weiter, wandere über die Ebenen, die Stadt ist nicht mehr fern … Ich sehe … Ich sehe eine große Armee, es sind so viele! Sie warten?! Auf den König, der über den Fluss kommt, in die Schlacht zieht, aber nur wenige folgen ihm … Es ist eiskalt … Und die Schlacht beginnt … Der Schnee ist rot vor Blut …“
Kapitel 1 – Im Tempelbezirk
Kapitel 2 – Begegnungen
Kapitel 3 – Freundschaften
Kapitel 4 – Besuch im Palast
Kapitel 5 – Nächtens
Kapitel 6 – Der untere Tempel
Kapitel 7 – Sturm
Kapitel 8 – Ein Wiedersehen
Kapitel 9 – Tiefes Wasser und ein Turm
Kapitel 10 – Am Hafen
Kapitel 11 – Ondra
Kapitel 12 – Sommer
Kapitel 13 – Spannungen
Kapitel 14 – Eine andere Art von Opfer
Kapitel 15 – Vor Sonnenaufgang
Kapitel 16 – Ein Fest in der Stadt
Kapitel 17 – Mittsommernacht
Kapitel 18 – Der Bruch
Kapitel 19 – Ein anderer …
Kapitel 20 – Entscheidungen
Kapitel 21 – Ein schwerer Gang
Kapitel 22 – Zurück in den Tempel
Kapitel 23 – … und das Leben geht weiter
Kapitel 24 – Alles anders, alles neu
Kapitel 25 – Königlicher Befehl
Kapitel 26 – Längst vergangene Schlachten
Kapitel 27 – Geburtstag der Königin
Kapitel 28 – Krankheit und Tod
Kapitel 29 – Trostlose Tage
Kapitel 31 – Angebot und Antrag
Kapitel 32 – Fremde in der Stadt
Kapitel 33 – Vorbereitungen
Kapitel 34 – Ein Abschied
Impressum neobooks
Doch der Dämon, so heißt es, sei gar nicht tot.
Er ruhe nur, wie schlafend, irgendwo in den undurchdringlichen Wäldern des Südens. Lauere auf Beute, auf Opfer.
(Erzählung der einfachen Leute in den südlichen Ländern)
„ Ich wandere durch eine zerstörte, brennende Stadt, Rauch treibt durch die Straßen. Menschen schreien, vor Angst, vor Schmerz, aber ich sehe niemanden … Die Stadt ist leer … Ich suche den Tempel, irre durch die verlassene Stadt, aber ich kann ihn nicht finden … Ich mache mich auf den Weg, nach Norden, nach Westen, aber wohin ich auch wandere, überall sehe ich nur Leid und Elend, geplünderte Dörfer … Tod … Sie zerstören die Tempel, überall zerstören sie die Tempel! … Ruinen, rußgeschwärzte Mauern … Die Menschen flüchten in die Wälder und die Berge, und ich wandere weiter, wandere über die Ebenen, die Stadt ist nicht mehr fern … Ich sehe … Ich sehe eine große Armee, es sind so viele! Sie warten?! Auf den König, der über den Fluss kommt, in die Schlacht zieht, aber nur wenige folgen ihm … Es ist eiskalt … Und die Schlacht beginnt … Der Schnee ist rot vor Blut …“
2. Buch: Winterkönig
Kapitel 1 – Im Tempelbezirk
Das Frühstückszimmer der königlichen Familie im ersten Stock des Palastes war ein mäßig großer, wohnlicher und an Tagen wie diesen sonniger Raum. Reik mochte die hellen Farben, die fast schon schlicht zu nennende Einrichtung, nicht so üppig und überladen wie manch anderes Zimmer. Mit großen Schritten eilte er die breite Treppe hinauf und ließ sich von dem Gardisten die Tür öffnen.
Im nächsten Moment fiel ihm seine Schwester Tessa freudestrahlend um den Hals. „Oh Reik, wie schön, ich habe gar nicht damit gerechnet … Mama sagte, du müsstest in den Tempel …“
„Musste ich auch“, unterbrach er ihren Wortschwall und drückte sie kurz an sich, bevor er sich höflich und mit einem schelmischen Lächeln vor seiner Mutter verbeugte, grinste. „Aber hier bin ich in angenehmerer Gesellschaft.“
Die Königin, Alina Sadurnim, unterdrückte ein Lachen und nickte ihm zur Begrüßung zu. „Du bist also der kleinen … unserem Gast nicht begegnet?“
„Nein, nur Réa.“ Er nahm neben Tessa Platz und griff sich eines dieser köstlichen, noch warmen kleinen hellen Brötchen. „Die Hohe Frau war nicht sonderlich guter Laune.“
„Ach nein?“ fragte seine Mutter mit emporgezogenen Augenbrauen.
„Na ja, gleich morgens ein Gespräch mit mir ...“ Wie schon oft fragte sich Reik, ob sein Verhältnis zu Lorana besser, einfacher, wäre, gäbe es seinen Bruder Leif – Loranas Sohn – nicht. Oder hätte der ältere nicht bei der Probe versagt. Warum auch mussten sie Konkurrenten sein? Doch die Frage war müßig; die Dinge waren, wie sie waren, sie beide die Söhne ihres Vaters. Des Königs von Mandura.
Und Mandura brauchte einen Winterkönig. In diesem Punkt war er sich mit der Hohen Frau, Lorana, ausnahmsweise einig gewesen.
„Außerdem ist sie, wie soll ich sagen, unzufrieden. Ihre Zauberin entspricht nicht so ganz ihren Erwartungen und sagt ihr wohl nicht all das, was sie zu wissen wünscht.“
„Ist das Mädchen etwa wirklich so dumm, Lorana gegen sich aufzubringen? Sie ist noch nicht einmal einen Tag hier.“
„Wenn du mich fragst, nein.“ Er verzog das Gesicht. „Aber ich halte Gènaija für eine recht eigensinnige Person, die mitunter nicht weiß, was das Beste für sie ist. Oder es nicht wissen will .“
Alina tunkte ein Stück Kuchen in ihren Tee und musterte ihn dabei aufmerksam. „Klingt für mich nach einer ziemlich kindischen Person.“
„Nein, das wirklich nicht.“ Er schüttelte abwehrend mit dem Kopf. „Aber sie kann furchtbar stur sein. Du solltest sie kennenlernen. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Gènaija ist …“ Er hob die Hand, ließ sie dann aber mit einem Seufzer wieder sinken.
„Du meinst, nicht kindischer als andere in ihrem Alter?“ beendete seine Mutter den Satz. „Und zudem ein ungewöhnlich hübsches Mädchen, das dir nicht mehr aus dem Kopf geht.“
Er lachte, sprang auf und umarmte seine Mutter innig. „Ich danke dir, dass du es so und nicht anders formuliert hast. So leid es mir tut, ich muss mich verabschieden.“
„Aber du hast noch gar nicht gegessen“, wandte Tessa ein.
Eilig trank er seinen Tee aus und stibitzte noch ein zweites Brötchen, lächelte seiner Mutter entschuldigend zu. „Das muss fürs Erste reichen. Wir sehen uns beim Abendessen.“
Auf dem Weg vom Palast zu den Gebäuden der Garde bemerkte Reik eine Gruppe Gardisten, die auf dem Übungsplatz Stockkampf trainierte. Kurz erwog er, sich ihnen anzuschließen, doch womöglich erwartete Sandar, Hauptmann Sandar Sadurnim, ihn bereits.
Sein Vetter, ein wuchtiger, großer Mann und einige Jahre älter als er, fläzte sich entspannt auf dem Sofa im Vorzimmer seines Arbeitszimmers, erhob sich bei Reiks Eintreten aber sofort.
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