Himmlische Winterküsse
Winterzauber - Band 2
Karin Koenicke
Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!
Im Buch vorkommende Personen und Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.
Copyright © 2021 dieser Ausgabe Obo e-Books Verlag,
alle Rechte vorbehalten.
M. Kluger
Fort Chambray
Apartment 20c
Gozo, Mgarr
GSM 2290
Covergestaltung: Claudia Toman
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1. Rigoroser Reggae 1
2. Niedliches Noctune 2
3. Gellendes Grammophon 3
4. Rabiater Rock 4
5. Schräges Scherzo 5
6. Harmonische Hammond 6
7. Saustarker Soul
8. Taumelnde Toccata
9. Obskurer Oldie
10. Röhriger Retrosound
11. Manierliches Marienlied
12. Klirrendes Klingeln
13. Bettlägerige Ballade
14. Trunkener Trommelwirbel
15. Federleichte Fantasia
16. Lyrisches Legato
17. Respektabler Retrosound
18. Bedeutungsschwerer Bach
19. Hoffnungslose Harfe
20. Steinerne Stille
21. Pfeilschnelles Presto
22. Drohendes Dröhnen
23. Schmerzliches Silentium
24. Wallende Wassermusik
25. Himmlische Hymne
26. Furioses Finale
27. Jadegrüner Jazz
28. Epilog
Winterzauber …
Eingeschneit - Ein Weihnachtshörbuch!
1
London, mitten in Camden Town
“Fast fertig”, kündigte Edwina an und brachte letzte Schattierungen rund um den grimmig dreinschauendenden Totenkopf an, den sie gerade tätowiert hatte. Und zwar mitten auf die rechte Brust des fast genauso finster wirkenden Möchtegerngangsters namens ‚Bad Bone Bronco‘. Bronco versuchte sich als Rapper, obwohl ihm nach Edwinas Meinung jegliches Talent dafür fehlte. Sie hatten sich neulich in einem Hinterhofclub kennengelernt, wo er unmittelbar nach ihrer Band auf die Bühne gegangen war und sich mangels Rhythmusgefühl bis auf die ‚bad bone‘-Knochen blamiert hatte. Wahrscheinlich hoffte er, dass seine Karriere nun durch ein wildes Tattoo auf wundersame Weise in Schwung kam.
Edwina wischte die überschüssige Farbe weg und ließ die Maschine weitersurren. Sie zählte sich selbst zu den besten Tätowiererinnen der Stadt, aber zaubern konnte sie nicht. Leider. Sonst hätte sie sich selbst schon einen Sack voll Gold und eine glänzende Karriere als Rocksängerin herbeigehext.
Mit ruhiger Hand zog sie einen letzten Strich, nickte zufrieden und schaltete die Tätowiermaschine aus.
„So, jetzt darfst du das Kunstwerk bewundern.“ Sie fuhr den Stuhl, auf dem Bronco lag, hoch, damit er sich im Spiegel betrachten konnte.
„Bloody hell“, sagte er und starrte seine Reflexion begeistert an. „Der sieht krass aus, richtig zum Fürchten. Passt super zu mir.“
„Ja, klar“, erwiderte Edwina trocken, verkniff sich ein Grinsen und legte die Folie zum Abdecken bereit. Bronco war ein mageres Bürschchen mit schmalen Schultern unter der Lederjacke. Den würde sie mit einem einzigen Schlag aus den Latschen hauen, wenn sie es darauf anlegte. Und dabei war sie selbst eher zierlich. Aber halt tough. Was man von ihm nicht unbedingt behaupten konnte.
Er hatte sich einen „richtig hammerhart morbiden Skull“ gewünscht, also hatte sie ihm einen barocken Totenkopf gezeichnet und tätowiert. Der Schädel schwebte nicht einfach irgendwie in der Luft, sondern thronte wie bei einem alten Gemälde auf einem Tisch und war umgeben von verwelkten Rosen und toten Insekten, denn der Wunsch des Kunden war ihr nun mal Befehl. Wer ein morbides Kunstwerk bestellte, bekam bei ihr ein fein abgestimmtes Stillleben mit kleinsten Details und professioneller Ausführung. Edwina würde zur Not auch ein Einhorn mit rosa Flügeln als „morbides“ Wesen zeichnen oder im Feldhasen-Stil von Albrecht Dürer designen, denn sie brauchte die Kohle, die sie hier in Gareth’s Tattoo-Studio verdiente. Und sie liebte es, dass sie in ihrem Job ihre kreative Ader ausleben konnte, allerdings viel zu selten. Lieber hätte sie ihre Bilder auf echte Leinwände gepinselt, aber diese Kunst war nun mal brotlos, also arbeitete sie hier an der Nadel und verzierte alle möglichen Körperstellen mit ihren eigenen Entwürfen, egal ob morbide Skulls, niedliche Hundewelpen oder – wie neulich bei einem Kunden – eine Alien-Versammlung auf dem Trafalgar-Square.
„Richtig geil“, wiederholte Bronco und bewunderte seine Brust von allen Seiten. „Aber du machst mir doch einen Freundschaftspreis? So als Musikerkollege und alles?“
Statt eines Rabatts schenkte Edwina ihm einen knallharten Blick.
„Kumpel, du solltest lieber froh sein, dass du so ein Einzelstück bekommen hast! In anderen Studios nehmen sie nämlich irgendwelche Schablonen, aber ich habe dir ein absolutes Unikat verpasst, also sei gefälligst dankbar.“ Dass er noch nie ein barockes Stillleben gesehen hatte, war ihr klar. Aber ein wenig würdigen sollte er ihre Kunst schließlich schon.
Wie erwartet, zog er sofort den Schwanz ein. „Ist ja gut“, erwiderte er kleinlaut. „Ich hab gedacht, ich frag halt mal und so.“
Oh Mann, der war echt ein windiges Bürschchen. So einer käme für sie nie infrage, ein Kerl sollte Rückgrat haben! Okay, ihr Kenny war vielleicht kein absoluter Traummann, aber zumindest hatte er Rhythmus, eine Portion Mut und sehr gelenkige Finger. Also - beim Solo auf der Gitarre. In anderer Hinsicht ließ sie ihn nämlich zur Zeit zappeln, denn das Rumgemache auf der Party neulich mit dieser Rothaarigen verzieh sie ihm nicht so leicht.
„Habt ihr bald wieder einen Gig?“, fragte Bronco einlenkend, während er ein paar Scheine aus seiner Hosentasche zog.
„Ja, steht einiges auf dem Plan.“ Sie wollte keine Details verraten, weil er sonst am Ende noch auf die Idee kam, sich als Special Guest einladen zu lassen. „Wir proben ziemlich viel, haben eine Menge Ideen für neue Nummern. Wenn ich hier aufgeräumt habe, fahr ich sofort rüber zum Band-Raum, dann wird gerockt.“
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