Violent Triumphs –
König und Königin
White Monarch 3
Jessica Hawkins
© 2021 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt
© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera
Aus dem Englischen von Corinna Bürkner
Originalausgabe © Jessica Hawkins 2019
ISBN-Taschenbuch: 9783864439537
ISBN-eBook-mobi: 9783864439544
ISBN-eBook-epub: 9783864439551
www.sieben-verlag.de
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Epilog
Die Autorin
Ich vermute, du würdest es sogar mögen, nachzugeben .
Cristianos Worte klangen entfernt durch meinen Verstand, während sich Dunkelheit ausbreitete. Dem Tod nachzugeben, hatte er nicht gemeint. Auch wenn die Hände, die mir am Hals die Luft abdrückten, das einforderten.
An der Stelle, an der mein Hinterkopf auf dem Fliesenboden aufgeschlagen war, pochte mir der Schädel. In einem Moment hatte ich versucht, Cristiano am Telefon etwas Wichtiges mitzuteilen. Im nächsten wurde ich durchs Schlafzimmer gezerrt und von einem schweren Gewicht rücklings auf den Boden gedrückt. Jetzt sah ich weiße Pünktchen. Sternchen an einem Nachthimmel, der Frieden versprach. Es wäre ganz einfach, auf sie zuzulaufen. Dunkelheit hatte mir schon immer innegewohnt. Unbewusst. Einladend.
Nachzugeben wäre einfach. Mein Körper und mein Training hatten versagt. Ich hatte mich noch nicht einmal gewehrt. Oder vielleicht war das alles gar nicht wirklich. Vielleicht war das alles ein Traum und ich wurde aus dem Schlaf gerissen. Während sich meine Luftröhre unter dem Griff darum schloss, verstummten meine Schreie. Der schrille Hausalarm klang wie ein friedliches Surren. Meine Angst verflog. Ein Meer aus Ruhe umgab mich plötzlich.
Der Himmel .
Mama wartete mit offenen Armen auf mich.
Geh zu ihr. Sei wieder bei ihr. Gib nach .
Ich war nicht am Aufwachen. Ich war dabei, zu sterben. Cristiano war der Letzte, den ich an der Himmelspforte erwartete, aber da stand er. Wartete in seinem Anzug auf mich. Gott sei Dank. Wo immer ich hinging, Cristiano war dort und er würde nicht zulassen, dass mir etwas zustößt. Er und meine Mutter würden das Licht sein, die Klarheit, meine Belohnung, wenn ich dem Tod nachgab.
Ich musste nur nachgeben. Zu ihm gehen …
Cristiano .
„Cristiano ist tot.“ Eine kratzige männliche Stimme nahm von mir genauso Besitz, wie die starken Hände, die meine Kehle zudrückten. „Du hast nichts mehr, wofür du kämpfen kannst. Schlaf.“
Das Wort krallte sich in die Reste meines Bewusstseins.
Tot .
Deswegen wartete Cristiano auf mich an den Toren zur Unendlichkeit. Aber er konnte doch gar nicht sterben. Er war unantastbar .
Was war eine Welt ohne Cristiano de la Rosa? Traurigkeit durchflutete mich. Aber genauso schnell verging sie wieder. Und an ihrer Stelle breitete sich maßlose Wut aus. Jemand hatte Cristiano umgebracht. Der Mensch über mir dachte, dass ich nichts mehr hätte, wofür ich kämpfen müsste. Aber gerade eben hatte er mir einen Grund geliefert.
Niemand. Und zwar niemand würde mit dem Mord an meinem Ehemann davonkommen.
Kämpfe, Natalia. Aufgeben ist keine Option .
Die Realität flackerte.
Hauptschlagader.
Kein Sauerstoff.
Ich zwang mich aus der um sich greifenden Dunkelheit heraus. Krallte an den Fingern um meinen Hals. Ich bog den Rücken durch, bis ich mich selbst kopfüber im Spiegel an der Wand sah. An meinem ersten Abend hier hatten Cristiano und ich davorgestanden. Er hatte seinen Arm von hinten um mich gelegt und verlangt, dass ich nachgab. Das hatte ich nicht. Und mit der Zeit wurde ich immer stärker. Mental, emotional und körperlich. Unter Cristianos Führung.
Ich wollte diese Momente mit ihm wiederhaben. Für ihn würde ich überleben, damit ich ihm in die Augen sehen und ihm sagen konnte, dass ich gekämpft und gewonnen hatte.
Denn das hatte er mir beigebracht. Er zeigte mir Stärke. Ich hörte ein klickendes Geräusch, brachte es fertig, den Kopf zu drehen und zu sehen, wo das herkam, aber mein Blick wurde unscharf. Metall glänzte im Mondlicht.
Ein Messer? Fuck. Ich begann, auszutreten.
„Ruhig“, sagte der Mann. „Es wird nicht wehtun.“
Ich hatte nichts, was ich gegen das Messer tun konnte. Hatte keine eigene Waffe. Ich trug nur meinen dünnen Schlafanzug und viel nackte Haut.
Aber mein Atem … ich bekam wieder Luft.
Verändere deine Denkweise , hatte Cristiano mir gesagt . Du hast die Kontrolle. Du bist in der Lage, einen Angreifer auszuschalten. Du bist in der Lage, um dein Leben zu kämpfen und zu entkommen .
Mehr musste ich nicht tun. Entkommen. Weglaufen. Ich hatte noch nicht das Kampfkunstlevel erreicht, das ich brauchte, um zu gewinnen. Für mich sprach einzig der Wille, zu überleben. Und die Tatsache, dass der Mann eine Hand von meinem Hals genommen hatte, um nach dem Messer zu greifen. Ich musste ihn nur lange genug unschädlich machen, um vor ihm abzuhauen und in den Panikraum zu rennen.
Meine erste Lektion in Sachen Selbstverteidigung auf dem Rasen hatte mir mehr als den Kampf von Mann gegen Mann beigebracht. Und zwar Ablenkungsmanöver. Als Cristiano seinen Unterarm von hinten um meinen Hals geschlungen hatte, fragte ich ihn, ob er schon einmal in Disneyland gewesen war. Die Erinnerung an Cristianos herzhaftes Gelächter machte mich stark.
Die Worte schoben sich durch meinen Hals nach draußen. „Cristiano … ist … nicht … tot.“
Der Angreifer sah mir ins Gesicht und zeigte sich mir somit das erste Mal in der Dunkelheit. Schiefe Nase, stinkender Atem, rattenhafte Augen. „Was?“
„Er ist nicht tot. Ich kann …“, ich ließ meine Stimme schwächer werden, „… dich zu ihm … bring …“
Er beugte sich näher. „Was?“
Ich rammte ihm mit der Stirn gegen den Mund. Blut spritzte von seiner Lippe.
„Du Hure“, fluchte er.
Mit dem Handballen schlug ich ihm gegen die Luftröhre. Etwas aus Plastik fiel auf den Boden. Ich hatte nur die Kraft, ihn zu verwirren, aber mehr brauchte ich nicht. Er lockerte die andere Hand um meinen Hals und ich boxte ihm noch einmal auf die gleiche Stelle. Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schrie kehlig auf. Die Tatsache, dass er noch schreien konnte, zeigte, dass ich seine Luftröhre nicht beschädigt hatte. Ich ballte die Faust und nutzte den extravaganten Diamantring, den Cristiano mir geschenkt hatte. Ich rammte meinen Ehering immer und immer wieder gegen den Hals des Mannes, bis er mich losließ und sich selbst an den Hals griff. Blut spritzte auf mich, als er heftig pfeifend atmete, und mir wurde es selbst ganz eng auf der Brust.
Barfuß kickte ich ihm in die Eier, krabbelte weg von ihm und stand auf. Nach zwei Schritten umfasste er mich am Fußknöchel und ich fiel nach vorn. Dabei schlug ich mir den Kopf am Spiegel an. Dieser begann zu wackeln und ich konnte mich gerade noch wegrollen, bevor er herunterfiel.
Ich war außer Atem, aber noch nicht am Boden. Er hatte noch nicht gewonnen. Im Augenwinkel nahm ich Bewegung wahr und beeilte mich, wieder aufzustehen. Ich schnappte mir die größte Spiegelscherbe in meiner Nähe und kam auf die Füße. Im selben Moment griff der Mann von hinten nach mir. Er klemmte mir die Ellbogen an den Körper und griff nach der Scherbe. Ich hielt sie so fest, dass das Blut mir von den Fingern lief, aber er nahm sie an sich und legte sie mir an den Hals.
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