Violent Ends –
Die Kartell-Königin
White Monarch 2
Jessica Hawkins
© 2020 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt
© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera
Aus dem Englischen von Corinna Bürkner
Originalausgabe © Jessica Hawkins 2019
ISBN-Taschenbuch: 9783864439414
ISBN-eBook-mobi: 9783864439421
ISBN-eBook-epub: 9783864439438
www.sieben-verlag.de
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Die Autorin
Natalia
Der Teufel hatte einen Namen. Cristiano de la Rosa. Aber ab heute würde ich ihn meinen Ehemann nennen.
Die heimelige Kirche, in der ich die Sonntagmorgende in Begleitung meiner Eltern über ein Gebetsbuch gebeugt gesessen hatte, stand still und stumm da. Bis auf das Echo von gebrochenen Versprechungen und zerrissener Spitze. Es war mitten am Tag, Sonnenlicht schien auf die Sitzreihen um uns herum, einzig der dunkle Gang zum Altar wurde von Kerzenlicht beleuchtet.
Mein frischgebackener Ehemann stand vor mir und trug einen eleganten, maßgeschneiderten Anzug. Er wartete darauf, dass ich mir das Hochzeitskleid auszog, damit er seinen Besitzanspruch voll und ganz geltend machen konnte, bevor wir die Kirche verließen.
Cristiano hatte mich zu dieser Heirat gezwungen und der Mann, von dem ich dachte, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen würde, hatte dem zugestimmt. Hatte mich hereingelegt.
„Meine junge Braut ist schüchtern.“ Cristiano lächelte und erfreute sich an der Bezeichnung Braut. Wahrscheinlich, weil er sie mir aufgezwungen hatte. „Aber ich hatte meinem Bruder nur zwei Bedingungen gestellt, um dieses Arrangement rechtsgültig zu machen, und eine davon hast du schon nicht erfüllt.“
Cristiano hatte erwartet, dass ich noch als Jungfrau zu ihm kam. Allerdings hatte mich Diego nicht in diesem Zustand abgeliefert. Die Tragweite dessen war klar. Würde ich die zweite Bedingung auch nicht erfüllen? Ich konnte nicht. Cristiano hatte mir bereits vorgeschlagen einfach zu gehen, aber das hätte seinen Preis. Und die Menschen, die ich liebte, würden dafür bezahlen.
Die Ehe musste vollzogen werden, oder das Maldonado Kartell würde uns alle auslöschen.
„Ich hatte gehofft, unser erstes Mal wäre anders“, sagte ich und suchte nach einem Weg, das unausweichliche Ende zu umgehen. Obwohl er mich auch den Gang herunter hätte zerren können, hatte er mich gefragt, ob ich ihn heirate. Er hatte die Zeremonie respektiert, hatte uns mit dem Seil verbunden, um unseren wenigen Zuschauern eine Show zu liefern. Wenn es noch einen Funken Menschlichkeit in ihm gab, musste ich versuchen ihn zu finden.
„Ich ebenfalls.“ Er legte den Kopf schräg und sein Blick glitt über meine Vorderseite. Als ob ich ein Rätsel wäre, das man lösen musste. „Aber du hast dich dafür entschieden deine Jungfräulichkeit einem anderen zu schenken. Ich war bereit dich mit ins Bett zu nehmen und sanft zu behandeln, aber so wie es aussieht, ist das nicht länger notwendig.“ Er kam einen Schritt auf mich zu. Ein ein Meter achtundneunzig großes Muskelpaket in einem Anzug, und von dunkler Schönheit mit einem klaren, männlichen Duft. „Du bist doch richtig gut zugeritten worden, nicht wahr?“
Ich erschauerte, wobei ich einen Arm aus dem Ärmel des Hochzeitskleides zog. Ich bedauerte, dass die Spitze des Kleides meiner Mutter, das sie an ihrer Hochzeit getragen hatte, ruiniert war.
„Nein“, wisperte ich.
Eine dichte Augenbraue hob sich. „Bitte?“
„Bin ich nicht“, beharrte ich. „Diego und ich haben es nur einmal getan. Er war sanft. Ich bin nicht …“
„Zugeritten?“, schlug er vor. „Wie ein wildes Pferd?“
Ich wendete mich von diesem durchdringenden Blick ab. In seinen schwarzen Augen funkelte es. Um diesen Hochzeitsaltar zu besudeln, um Gott eine Ohrfeige zu erteilen, um Diego zu zwingen meinen Untergang von der anderen Seite der Tür zu ertragen. Das war es, was ich Cristiano verkauft hatte, eingetauscht, um unsere Leben zu retten. Nicht nur meins, sondern auch das meines Vaters, Diegos und jedem anderen der dem Cruz Kartell nahestand. Männer, die meine Familie beschützt hatten, die ihre Familien unter dem Schutz meines Vaters großgezogen hatten, und die geholfen hatte mich nach dem Tod meiner Mutter großzuziehen.
Ich zog den anderen Arm aus dem Ärmel und schob das Kleid herunter, bis es um meine Füße fiel.
Cristiano benetzte sich die Lippen, sein Blick glitt zu meiner elfenbeinfarbenen Unterwäsche, die ich für eine Hochzeitsnacht trug, die ich mit Diego verbringen wollte. Diego und ich hatten miteinander geschlafen, aber heute wäre ich bereit gewesen ihm die Leidenschaft zu schenken, die wir gezwungen waren jahrelang zu unterdrücken.
Wie naiv.
Cristiano senkte den Kopf. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich angenommen es wäre Ehrfurcht.
„Wunderschön.“
Ich verlagerte mein Gewicht von einer Ferse auf die andere. „Du hast mich schon einmal in Unterwäsche gesehen.“
„In deinem Badezimmer, nach dem Brand im Lagerhaus.“ Er nickte. Sein kantiges Kinn spannte sich an. „Ich hatte mir aber nicht erlaubt, dich auf diese Art zu betrachten. Ich habe nur gesehen, was ich nicht haben konnte.“ Seine breite Brust hob sich, als er einatmete und das Kinn hob. „Jetzt sehe ich all das, was ich besitze. Jeden einzelnen Zentimeter von dir, meine Liebste.“
Mein Herz machte einen Satz. Wir waren gerade ein paar Minuten verheiratet und schon tat er so, als wäre ich sein Besitz. „Dass wir verheiratet sind, macht das hier noch lange nicht einvernehmlich.“
„Wie ich zuvor schon sagte, du wirst immer die Wahl haben. Du kannst jetzt sofort die Kirche verlassen und dich in die Arme meines Bruders begeben. Ich würde dich bitten zu bleiben, aber ich würde dich nicht dazu zwingen.“
Während sich Verärgerung über seine Wortwahl in mir breit machte, entgegnete ich: „Aber du würdest es zulassen, dass ein rivalisierendes Kartell seine Rache an Diego nimmt, dafür, dass er sie Geld gekostet hat.“
„Es hat mich sehr viel gekostet, sie zurückzupfeifen. Mehr als Diego jemals zurückzahlen kann.“ Cristiano schüttelte seine Hand aus und rückte seine Armbanduhr aus Stahl zurecht, ohne den Blick von mir zu nehmen. „Aber so lange ich dich habe, ist seine Schuld vergeben, und sie werden weder dir noch irgendjemanden den du liebst ein Haar krümmen.“
Seine soliden Schritte hallten durch die Sitzreihen, während er mich umkreiste und hinter mir zum Stehen kam. Vielleicht würde er mir jetzt die Unterwäsche vom Leib reißen, genau wie mein Kleid. Es war mir egal. Im Gegensatz zu dem Kleid meiner Mutter, war sie wertlos.
Er teilte mein Haar und zog es über meine Schultern. Dann legte er eine Hand auf meinen unbedeckten oberen Rücken. „Bis zu diesem Moment habe ich mir nicht erlaubt, dich zu wollen.“
Ich schluckte trocken. In seiner Stimme lag etwas Neues. Sehnsucht. Verzweiflung. Als wäre das, was ich ihm jetzt bot etwas, das er die ganze Zeit ersehnt hatte. Ich wartete darauf, dass er mich herunterdrückte, mich über eine Sitzbank legte und mich eroberte.
„Wie war er mit dir?“, fragte Cristiano leise. „Hat mein Bruder dich vernichtet, oder hat er diese freudige Aufgabe mir überlassen?“
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