Beate Morgenstern - Jenseits der Alle

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Ungewöhnlich ist an diesem Band, dass keine der Geschichten aus der Ich-Perspektive erzählt wird und dass die Autorin eigene Lebensprobleme, Konflikte, an denen sie selbst beteiligt ist, ausspart. Sie erzählt von Menschen, und gibt dem Leser mit detailgenauen stimmigen Beobachtungen deren Portrait.

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Ein Pianist, der es nicht erträgt, wenn ihm mehr als ein einziges Kind zuhört, dem selbst in Gegenwart dieses einen Kindes die Hände zittern aus Furcht, es könne zu viel von der Vortragskunst verstehen und ihn insgeheim auslachen, so ein Pianist ist absurd. Es war ein sinnloses, lächerliches Dasein, das er wider Willen bis zu jenen grauenhaften Bombennächten in der Elbestadt geführt hat. Er lebte von dem, was seine Eltern erarbeitet hatten, das Vermögen reichte aus für eine sichere Existenz. Nach dem Abschluss am Konservatorium konnte er seine offenkundige Nutzlosigkeit als notwendigen Rückzug eines übersensiblen Künstlers deklarieren.

Er hat sich abgefunden, er musste sich abfinden mit diesen ersten einundsechzig Jahren Sinnlosigkeit. Nur eine kleine Sentimentalität gestattet er sich: Unter der Wäsche bewahrt er die Noten auf, die er in einem der beiden Koffer aus der noch lange rauchenden Trümmerwüste Dresden in diese Oberlausitzer Kleinstadt gerettet hat.

Doch das ist schon alles. Er schaut nicht zurück. Das ist dumm, wissenschaftsfeindlich und wenig bekömmlich für einen alten Mann.

Er hat überlebt. Immer gibt es Überlebende. Und dabei geht es nicht nach Verdienst. Ihn, den damals schon alten Mann ohne Familie, traf das Los. Das musste er annehmen von diesem ungerechten Schicksal und daraus machen, was er konnte, damit es zu etwas nutze wurde. Deshalb gab er nicht mit siebzig oder achtzig auf wie viele andere, die heute auf dem kommunalen Friedhof oder dem Gottesacker der Einheimischen ruhen. Nein, er hat eine Verpflichtung, für die mitzuleben, die damals so ein unnatürliches, böses Ende genommen haben.

Kein ungewöhnliches, besonderes Leben konnte es sein. Das war ihm nicht gegeben. Aber ein Neues, anderes. Eines mit Pellkartoffeln und Möhren in einer Dachkammer, eines, das genau den Ansprüchen des alten Mannes nach dem Krieg genügte und ihm seither ausreicht.

Die Kammer hat sich seit dem Einzug nicht verändert. Auch ein neues Leben muss seine Ordnung haben. Das alte große Holzbett ist ihm teuer, ebenso die Waschkommode und das Schränkchen. Alles bekam er von Menschen geschenkt, die damals oft selbst nur das Notwendigste besaßen.

Auch nach Gottshut war der Krieg gekommen. Etwas später als in andere Orte.

Renzoni entledigte sich dieser in Notzeiten so großzügig übergebenen Geschenke nicht. Alter ist eine Ehre. Auch für unscheinbare Gegenstände.

Manchmal steht ein Klavier in seiner Kammer. Unsichtbar für jeden außer ihm. Aber er gestattet es sich nicht, lange diesem Traum nachzuhängen, der sein erstes Leben so unfruchtbar gemacht hat. Hier in seinem zweiten Leben will er frei sein von jedem unnützen Ballast.

Er war immer streng mit sich. Wie kann man trinken und rauchen und sich ein Wohlleben gönnen, ohne innerlich zu erschlaffen, nachzugeben? Altwerden ist eine Frage der Konsequenz, mit der Lebenskraft rechnerisch umzugehen. Das hat er im Laufe der Jahre begriffen. Die Wissenschaft vom Alter wird noch interessante Dinge zutage bringen. Vorläufig weiß man nicht viel. An seinem Leben wird man einiges ablesen können. Deshalb hat er zäh und ehrgeizig daran gearbeitet, neunzig Jahre auf der Erde zu bleiben. Diese Zahl übte stets eine magische Kraft auf ihn aus, wie überhaupt Zahlen eine besondere Bedeutung für Renzoni haben. Deshalb wandte er sich auch der Wetterkunde zu. Auf seinem täglichen Spaziergang besuchte er regelmäßig die Wetterwarte. Schließlich übertrug man ihm kleine Pflichten. Man verließ sich auf ihn. Mit geradezu pedantischer Genauigkeit half er, den täglichen Niederschlag zu kontrollieren und andere wissenswerte Dinge aufzuschreiben. Standen diese von ihm ermittelten Daten nicht auch in Verbindung mit der Mathematik der Musik? Vielleicht fügte sich auch deshalb sein zweites Leben so gut an das erste. In der Musik ergeben sich logische Tonfolgen, mathematisch analysierbar, die die Menschen in unruhiges Nachdenken versetzen über etwas, das sie selbst nicht in Worte fassen können. In der Meteorologie gibt es messbare Antworten der Natur auf Fragen, die noch nicht in richtiger Weise gestellt werden.

Früher wussten die Bauern in ihrem primitiven Naturverständnis wahrscheinlich schon manches, was dem modernen Wissenschaftler nicht zugänglich ist.

Zahlen sind Chiffren des Universums, die der Mensch entschlüsseln wird, aber nie vollständig. Schon Wallenstein wusste um die Zusammenhänge von Mensch und Natur, um die Bedeutung kosmischer Konstellationen für das menschliche Leben.

Und erkundet man nicht gerade jetzt unsichtbare magnetische Stürme über der Erde, die das seelische Wohlbefinden der Menschen stören, Trübsal und Angst über sie bringen? Wo wird man später erst Zusammenhänge zwischen Geschehnissen erkennen, die heute noch in das Reich des Aberglaubens verbannt sind? Schon beginnt man; den Instinkt von Tieren zu erforschen, Lebewesen, die der Natur näher stehen als der Mensch, die noch mehr Urwissen um das Universum in sich tragen.

Wiederum wird der Unglaube des Menschen, sein Drang nach Erkenntnis der Welt, nach ihren Gesetzen ihn dazu befähigen, sich nicht nur klug einzuordnen, sondern über die Welt zu herrschen, während die dumme Kreatur sich nur willenlos fügen kann.

Wo heute noch die Wissenschaft den Erfahrungen der Vorväter störrisch ausweicht, da versucht Renzoni vorauszuerkennen mithilfe der Alten und des Hundertjährigen Kalenders. Nicht erklärbare merkwürdige Naturerscheinungen, von denen er aus der Zeitung erfährt, fesseln ihn. Sein Wissen um das Zusammenwirken von irdischen und himmlischen Kräften, um die Abläufe der Jahreszeiten ist ihm in den letzten Jahren sehr zustattengekommen, als ihm die täglichen Spaziergänge verwehrt waren und er mehr und mehr in seiner Kammer bleiben musste, ohne in den Wintern mit Leichtigkeit auf die Sommer zu warten. Bitter kam ihn jeder Herbsttag an, in Erwartung eines kalten Winters, den er überdauern musste, um sein Lebenswerk zu vollbringen. Er vertiefte sich in das Studium alter Zeitungen, verglich ihre Wettervoraussagen mit denen der neuen, tröstete sich mit der Gewissheit lauer Winter, wenn solche abzusehen waren, stellte sich auch tapfer auf übermäßig harte und frostige ein, freute sich an kalten Frühlingstagen auf lange Sommer, mit dessen Ende auch wieder ein neuer Geburtstag kam, und er hatte seinem müden, gebrechlichen Körper ein weiteres Jahr abgelistet.

Was wusste die Nachbarin, diese einfältige Frau, von seinem Plan, als sie ihn in ein Altersheim bringen wollte. Hatte er doch sein ganzes Leben allein verbracht. Er ist ein Hagestolz. Ein gutes, altmodisches Wort. Allein. Unabhängig.

Natürlich dachte sie dabei an sich. Sie wollte keinen Ärger mit ihm haben, wenn es einmal soweit war. Aber wenn er in seinem Leben auch noch niemandem zur Last gefallen war und alles so eingerichtet hat, dass er niemanden braucht, auf Frau Rüger und ihre Angst, ihn einmal tot in seinem Bett zu finden, kann er keine Rücksicht nehmen. Dieses eine Mal ist er rücksichtslos. Aus diesem Zimmer geht er nicht mehr weg.

Frau Rüger, ich geh nicht ins Altersheim. Eher häng ich mich auf, so hatte er ihr, auf ihre nicht enden wollende Tirade vom gemütlichen Klubraum, geantwortet und darauf, dass sie doch nur das Beste für ihn wolle.

Sie hatte ihn verstört angesehen. Darauf war sie nicht gefasst. Er auch nicht, aber die Wirkung seiner Worte gab ihm recht, und im Übrigen hätte er es wirklich fertiggebracht. Ihn durfte keiner mehr zwingen. Es war sein einziges Leben. Und die letzten Jahre und bald vielleicht die letzten Tage ließ er sich nicht wegnehmen. Heute ist sein Plan gelungen. Renzoni hat das Ziel erreicht, und er fühlt sich leicht und befreit. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hochkommt, so sind's achtzig Jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen, denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon, hieß es. So war denn sein Leben mehr als köstlich. Ohne Kinder, ohne Enkel. Aber ist das so wichtig, das eigen Fleisch und Blut? Er weiß ein paar junge Menschen, die ihn, den Onkel Renzoni, aus alter Kinderanhänglichkeit duzen, als einzige im Ort. Ist es von Bedeutung, dass sie nicht von seinem Fleisch kommen? Sie lieben ihn auf ihre Art, ein bisschen vergesslich und mit vielen anderen Dingen beschäftigt, so wie all die jungen Menschen heute.

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