Sie nickte. Seine Erkenntnisse waren ihr nicht fremd. So jung Sanara auch sein mochte, sie hatte schon reichlich mehr erlebt als die meisten ihrer Schwestern, die allzu oft sehr behütet und mit nur einer Wahrheit aufwuchsen. Obwohl, so wusste sie auch, manchmal war nur eine Wahrheit die bessere, in jedem Fall beschwichtigendere Wahl.
Dann verhieß die junge Matrone: „Wolf, wir werden leben und wir werden heim kommen, egal was uns noch erwartet.“
Er schwor: „Meine Klaue ist die Eure, Schwester. Nichts soll euch ein Leid antun an meiner Seite. Ihr für mich und ich für euch.“
„Meine Macht für euch, Bruder.“
Beide fühlten die Schwere ihrer Versprechen. Etwas sagte ihnen, dass auf ihren Pfaden noch so manche Widrigkeit und so mancher Feind auf sie wartete. Aber bis sie den Wald der Welt erreichten, sollte sie das Schicksal aneinander binden und nicht mehr alleine müssten sie sich allem stellen.
„So sei es denn,“ flüsterte sie, wieder ins langsam verglimmende Feuer blickend.
Das Licht der Morgensonne strahlte auf Matrone und Werwolf herab. Beiden fiel auf, wie rasch die Zeit während ihrer Unterredung verflogen war. Der ganze Ort beim Wasserfall erglühte in den intensiven Farben der magischen Stunde. Der Bach erging sich im wilden Glitzern. Die Vögel grüßten im Chor den neuen Tag.
Sie sollten zur Ruhe gehen, aber für eine Weile verweilten sie noch schweigend, sinnierten über ausgesprochene Worte und getroffene Entscheidungen. Der Weg nach Hark würde sie auch auf die Straßen der Menschen führen. Nicht immer würden sie auf diesen Teil der Reise den Schutz der Nacht für sich nutzen können. Die weiten Wälder würden sie zumindest für eine Zeit hinter sich lassen müssen.
Die Spuren des Lagers verwischten sie, ehe sie sich zu einem guten Schlafplatz begaben, den der Geächtete zuvor bei seiner Jagd gefunden hatte. Es war eine große Höhle in der Felswand. Sie teilten sie mit einem gerade aufgeweckten Bär, der sie beim Betreten kurz anknurrte, aber das Tier war schnell beruhigt durch eine Geste von Sanara und schnarchte brummend einfach weiter. Sie breitete unter sich ihren Mantel aus, kauerte sich auf das Fell. Er legte sich auf den steinigen Boden gegenüber von ihr. Als die junge Matrone noch ein Gebet vor dem Einschlafen sprach, betrachtete sie den Geächteten. Dieser erwiderte ihren Blick. Leise Verachtung oder überhebliche Ignoranz war zunehmenden Respekt, wenn nicht gar Zuneigung gewichen. Schließlich gelangten sie beide an die Gestade der Träume.
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