Die Jungen holten mit einem Mal einen Ball hervor und forderten die Erwachsenen auf, mit ihnen eine Art Volleyball über ein Netz, das auf der Wiese aufgespannt war, zu spielen.
Als sie alle zu dem Netz gelaufen waren und Aufstellung genommen hatten, reihten sich noch drei Jugendliche bei ihnen ein, sodass sie zwei Mannschaften mit fünf Spielern hatten.
Die Regeln waren den Volleyballregeln sehr ähnlich und sie fingen gleich an zu spielen.
Leevi hatte einen Aufschlag, den man kaum parieren konnte, so hart war der und er kam dabei sehr platziert ins lange Eck der Gegenmannschaft.
Er schlug beinahe ausschließlich Asse, wenn er den Aufschlag hatte.
Kamen die anderen auch einmal ans Spiel, wurde gemütlich hin und her geschlagen, bis es Fehler gab und der Aufschlag wieder wechselte.
Die Aufschläge von Paul, Tommy und Bernd waren im Vergleich zu denen von Leevi geradezu läppisch und konnten relativ bequem angenommen werden, dennoch machte das Spiel allen großen Spaß.
Irgendwann brachen sie das Spiel aber ab und setzten sich am Kiosk an einen Tisch und tranken Tee miteinander, die beiden Jungen hatten sich auf die Decke gelegt.
Natürlich kam gleich ein Gespräch über die Situation in Gudon auf und Shirin beklagte schon den Umstand, dass sie alle an den Ort gefesselt waren und nicht zum Beispiel einmal ins Gebirge konnten.
„Die einzige Möglichkeit, diesen Zustand zu beenden, ist eine erneuter Krieg gegen die Tolaner, den aber eigentlich niemand ernsthaft will oder Aatu zeigt sich gnädig, hebt unseren Status als Quasi-Gefangene auf und integriert uns in die übrige Tolaner-Bevölkerung, aber das sehe ich so schnell nicht!“, ergänzte Brando.
Das hörte sich sehr pessimistisch an, fanden die drei Erdenbürger, es entsprach aber wahrscheinlich den Tatsachen.
Aber einen erneuten Krieg müssten die Nigren anfangen, denn nur sie waren an einer Aufhebung ihrer Gefangenschaft interessiert, die Tolaner profitierten ja von der Situation und würden gern alles lassen, wie es war.
Nachdem sie ihren Tee getrunken hatten, standen sie auf, nahmen ihre Sachen und gingen wieder nach Hause zurück, wo sie sich zum Abendessen an den Esstisch setzten.
„Ich würde gern heute Abend noch zur Verteilstelle und mich mit der Angestellten treffen, meint Ihr, ich treffe sie dort noch an?“, fragte Paul.
„Du triffst sie ganz sicher noch an, sie bleibt immer in der Verteilstelle, bis es draußen dunkel wird, wenn Du also gleich losläufst, müsstest Du sie noch antreffen!“, antwortete Brando.
Paul machte gar keine großen Anstalten, sich zu verabschieden, er verschwendete keinen Gedanken daran, zu überlegen, wie seine Freunde wohl seinen beinahe jugendlichen Drang bewerteten.
Er lief einfach los und war im Nu bei der Angestellten in der Verteilstelle.
Auf dem Weg dorthin hatte er die ganze Zeit darüber nachgedacht, was er ihr sagen sollte, dass er die Angestellte sehr nett fand und gerne etwas mit ihr zusammen unternehmen würde.
Als er vor der Verteilstelle an der Tür stand, überkamen ihn doch kurze Zweifel an seinem Vorhaben, die Angestellte einfach anzusprechen.
Er ging aber schließlich hinein und steuerte die Theke an, die er verwaist vorfand und er wunderte sich zunächst.
Gleich darauf wurde er aber gerufen:
„Du schon wieder, hast Du etwas vergessen, kann ich Dir helfen?“
Das war die Stimme der Angestellten und Paul dachte:
„Jetzt kommt es darauf an, jetzt musst Du Dir beweisen, dass noch ein Kerl in Dir steckt und ihr sagen, was Du hier willst!“
Paul dachte eine Augenblick an Ute und dass er im Begriff war, fremdzugehen, er spürte in sich nur das Verlangen, diese schöne Frau kennenzulernen.
„Ich bin noch einmal gekommen, um Dir zu sagen, dass ich Dich sehr nett finde und ich will Dich fragen, ob Du nicht nach Feierabend mit mir etwas trinken gehst!“, brachte Paul hervor und er wusste nicht im Mindesten, was die Angestellte ihm zur Antwort geben würde.
Er rechnete mit allem, auch damit, dass sie ihn kalt abservieren und ihm sagen würde, dass er sie in Ruhe lassen sollte, was ihm denn einfiel, ihr solche zweideutigen Angebote zu unterbreiten oder Ähnliches.
Aber nichts dergleichen geschah, sie sah ihn freundlich an und freute sich über seine Einladung, sie sagte:
„Das finde ich aber sehr nett von Dir, dass Du mit mir einen Drink nehmen willst, ich mache die Verteilstelle gleich zu, Du kannst solange dort hinten warten, da stehen bequeme Sessel und übrigens: ich heiße Teagan und Du?“
„Ich heiße Paul!“, antwortete er und er wusste noch gar nicht, wie er darauf reagiere sollte, dass Teagan so unkompliziert war und auf seine Einladung einging.
Er lief zu der ihm von Teagan gezeigten Ecke, setzte sich dort in einen sehr weichen Sessel und beobachtete seine Angebetete, wie sie Bestellformulare zusammenlegte und ihm ab und zu einen Blick zuwarf und ihn anlächelte .
Ja, Paul war verliebt und er freute sich darüber, dass er mit 65 Jahren noch in der Lage war, einer so schönen Frau Avancen zu machen, allerdings in dem Körper eines 25jährigen.
„Paul, wir können gehen!“, rief Teagan nach einer Weile und lächelte ihm wieder zu.
Paul hatte ihr die ganze Zeit zugesehen, stand sofort auf und und ging zu ihr.
Sie liefen beide hinaus und Teagan schloss die Verteilstelle ab, anschließend fragte sie Paul:
„Wohin sollen wir denn gehen, hast Du Dir schon etwas überlegt?“
Paul fiel als Antwort nur das Cafe am Platz ein, das erstens in unmittelbarer Nachbarschaft lag, und wo man zweitens sehr schön saß, und Teagan war gleich einverstanden.
Als sie sich draußen an einen Tisch gesetzt hatten,fragte Paul vorsichtig:
„Hast Du denn niemanden zu Hause, der auf Dich wartet, wenn Du hier mit mir sitzt?“
Teagan antwortet sofort:
„Ich lebe ganz allein und kann kommen und gehen wann ich will!“ und ihr war nicht klar, warum Paul sie das überhaupt fragte.
Paul war zufrieden, Teagan war also nicht gebunden und er konnte mit ihr den Abend verbringen, wenn sie sich auf ihn einlassen würde und er sagte ihr:
„Teagan, ich finde Dich sehr schön, Du bist mir schon bei meinem ersten Besuch auf der Verteilstelle aufgefallen, ich glaube, ich habe mich in Dich verliebt!“
Teagan gefielen Pauls Worte und sie erwiderte:
„Paul, ich finde Dich auch sehr nett, aber ich weiß nicht, ob ich mich als Nigren mit Dir als Tolaner überhaupt einlasen darf!“
„Ich bin kein Tolaner!“ rief Paul entrüstet aus, er begann, seine Geschichte zu erzählen, und er fing ganz am Anfang an, wie er noch auf der Erde mit einem schwarzen Kästchen ausgestattet und später nach Tolan gebracht worden war.
„Wir leben alle als Menschen in einer Siedlung bei Neea und Nuron, Nuron hat uns von der Erde geholt, weil die Tolaner angeblich sehen wollten, ob sie von uns Menschen etwas lernen könnten. wir haben zusammen schon einiges unternommen.
Wir sind ins Gebirge gefahren und haben uns Nuville, die Hauptstadt der Tolaner angesehen, wir waren auch bei Aatu, dem Gebieter der Tolaner, wie sie ihn nennen.“
„Da bin ich aber sehr beruhigt, dass Du kein Tolaner bist, ich glaube, ich wäre sonst übel dran gewesen, wenn ich mit Dir gesehen worden wäre!“, sagte Teagan.
Als die Bedienung kam, um die Bestellung aufzunehmen, sagte Teagan gleich:
„Er ist kein Tolaner, sondern ein Mensch von dem Planeten Erde!“ und die Bedienung erinnerte sich noch an Paul, wie er am Vormittag mit Shirin, Brando und seinen Freunden dort gesessen und Tee getrunken hatte.
Anderen Nigren von den Nachbartischen rief Teagan zu:
„Mein Begleiter ist kein Tolaner, sondern ein Mensch vom Planeten Erde!“ und Paul fühlte sich bald wie ein Fremdling.
Teagan nahm das erste Mal Pauls Hand und drückte sie, um Paul zu beruhigen und Paul fand diese Berührung ungeheuer angenehm und er hätte am liebsten, dass Teagan seine Hand nicht mehr losließ.
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