Roman Alexander Bolli
Ein Schaffhauser auf dem Karhunkierros
Wintertrekking in Finnland
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Inhaltsverzeichnis
Titel Roman Alexander Bolli Ein Schaffhauser auf dem Karhunkierros Wintertrekking in Finnland Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Der Norden liess mich nicht mehr los. An sich wollte ich die Tour bereits im März 2016 in Angriff nehmen. Nun ist es jedoch so, dass ich meinen Urlaub bereits im Vorjahr anmelden muss. Daher reservierte ich mir eine Woche, bevor ich die fixe Idee im Kopf hatte den Karhunkierros zu wandern. Bei aller Sportlichkeit, sieben Tage sind einfach zu knapp. Zumindest, wenn man, kaum die wohlige Wärme des Terminals verlassen, die Stiefel nicht direkt zum Startpunkt des Trekkingpfades wendet. Da ich nun nichts besseres vor hatte und der Schweizer Winter einmal mehr mit frühlingshaften Temperaturen aufwartete, traf ich die Entscheidung, doch einen Abstecher nach Ruka zu machen. Eine Prise winterliches Finnland nehmen. Ich wanderte den Pieni Karhunkierros, die kleine Bärenrunde, streifte durch den Oulangan kansallispuisto, Oulanka Nationalpark, und wanderte kleine Tagesetappen auf dem Karhunkierros. Diese Rekognoszierung liess mich glauben, die Bärenrunde wäre eine ganz nette Wanderung. Man darf sich vom Wortteil "Runde" nicht irreführen lassen, es ist kein Rundtrip. Ja, ganz nett, vielleicht ein wenig kühl, aber in einer atemberaubenden Landschaft, fern jeglicher Einflüsse der Zivilisation. Ja, ich liess mich vom Sonnenschein, dem kompakten, festen Schnee und nicht zuletzt vom leichten Rucksack zur irrigen Idee hinreissen, der Karhunkierros wäre vielleicht gar in vier Tagen zu machen. Das war etwa elf Monate vor diesem Dienstag, an welchem ich in Vasaoja in einem Laavu kniete und die Finger, kältebedingt jeglichen Gefühls beraubt, wie fremd gesteuerte Körperteile versuchten die vereisten Schnallen des Rucksacks zu schliessen. Ob ich im Wissen um die Strapazen das Abenteuer angegangen wäre? Niemals. Würde ich es wieder tun? Die Frage darf nicht lauten ob, sondern wann. Der Schweizer Extrem-Bergsteiger Ueli Steck sagte einmal; "Die meisten Menschen scheitern daran, dass sie es gar nicht erst versuchen." Der Leitsatz gefällt mir.
Die Vorbereitung
Anreise
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
Zurück in die Zivilisation
Nachtrag
Der Autor
Impressum neobooks
Der Norden liess mich nicht mehr los. An sich wollte ich die Tour bereits im März 2016 in Angriff nehmen. Nun ist es jedoch so, dass ich meinen Urlaub bereits im Vorjahr anmelden muss. Daher reservierte ich mir eine Woche, bevor ich die fixe Idee im Kopf hatte den Karhunkierros zu wandern. Bei aller Sportlichkeit, sieben Tage sind einfach zu knapp. Zumindest, wenn man, kaum die wohlige Wärme des Terminals verlassen, die Stiefel nicht direkt zum Startpunkt des Trekkingpfades wendet.
Da ich nun nichts besseres vor hatte und der Schweizer Winter einmal mehr mit frühlingshaften Temperaturen aufwartete, traf ich die Entscheidung, doch einen Abstecher nach Ruka zu machen. Eine Prise winterliches Finnland nehmen. Ich wanderte den Pieni Karhunkierros, die kleine Bärenrunde, streifte durch den Oulangan kansallispuisto, Oulanka Nationalpark, und wanderte kleine Tagesetappen auf dem Karhunkierros.
Diese Rekognoszierung liess mich glauben, die Bärenrunde wäre eine ganz nette Wanderung. Man darf sich vom Wortteil "Runde" nicht irreführen lassen, es ist kein Rundtrip. Ja, ganz nett, vielleicht ein wenig kühl, aber in einer atemberaubenden Landschaft, fern jeglicher Einflüsse der Zivilisation. Ja, ich liess mich vom Sonnenschein, dem kompakten, festen Schnee und nicht zuletzt vom leichten Rucksack zur irrigen Idee hinreissen, der Karhunkierros wäre vielleicht gar in vier Tagen zu machen.
Das war etwa elf Monate vor diesem Dienstag, an welchem ich in Vasaoja in einem Laavu kniete und die Finger, kältebedingt jeglichen Gefühls beraubt, wie fremd gesteuerte Körperteile versuchten die vereisten Schnallen des Rucksacks zu schliessen.
Ob ich im Wissen um die Strapazen das Abenteuer angegangen wäre? Niemals.
Würde ich es wieder tun? Die Frage darf nicht lauten ob, sondern wann.
Der Schweizer Extrem-Bergsteiger Ueli Steck sagte einmal; "Die meisten Menschen scheitern daran, dass sie es gar nicht erst versuchen."
Der Leitsatz gefällt mir.
Das Rekognoszieren einer Tour ist ein unerhörter Luxus. Bereits im Winter 2016 besuchte ich Finnland. Ich residierte in Ruka, etwas präziser, nördlich des Zentrums in einer Absteige namens Motelli Ruka Tupa. Nebst der eigentlichen Unterkunft im Hauptgebäude bietet der Betreiber kleine Blockhütten feil. Bestechend schöne Bilder auf führenden Buchungs-Plattformen, ergänzt mit Lobhudeleien in Form von fünf Daumen hoch, nur fünf weil da einfach kein sechster zur Auswahl stand, und ergänzenden Kommentaren auf russisch. Motelli Ruka Tupa muss das Hilton unter den Blockhütten, an der Grenze zur Wildnis von Lappland sein.
Eine Blockhütte mit Dusche, WC, Küche und Schlafnische. Klingt lauschig und nach jeder Menge Privatsphäre. So privat und verlassen, dass ich bei meiner Ankunft an einem sonnigen Samstag vor einer verschlossenen Rezeption stand. Meinen ersten Urlaubseuro investierte ich in ein Telefonat um den Betreiber zu finden.
Mit einer 'Na wenn es denn sein muss'-Miene präsentierte er mir die Blockhütte. Bettwäsche und Handtücher würde er gleich nachreichen.
Einige Telefonate später erstand ich dann Montags eigene Bettlaken und ein nettes rotes Handtuch. Etwas Abwaschmittel, einen Schwamm, Trockentuch und was man so eben einer kompletten Küche noch hinzufügen muss. Insbesondere, wenn das Kochgeschirr förmlich nach einer Wäsche schrie. Gespiesen habe ich die Tage darauf von einem Pappteller.
Zugute halten möchte ich, dass die Privatsphäre hoch gehalten wurde. Bis und mit dem Tag der Abreise bekam ich den Gastgeber nicht mehr zu Gesicht.
Von diesen kleinen Unannehmlichkeiten abgesehen, war ich viel unterwegs. Ich wanderte den Pieni Karhunkierros. Einen 12 Kilometer langen Rundwanderweg in der Nähe von Juuma. Vom Besucherzentrum des Oulanka National Park erkundete ich zwei Wegstücke des Karhunkierros. Zu guter Letzt stieg ich noch zur Valtavaara-Hütte hoch. Alles gemütliche Tagesetappen. Und genau so fühlte ich mich auch. Wie ein Tagestourist. Es waren nicht viele Trekking-Wanderer, welche mir begegneten. Doch bei jedem durchfuhr mich ein grosses Gefühl von Neid und vor allem Scham. Weiss ich doch, wie man mit dem grossen Rucksack auf dem Rücken, nach Tagen der Strapazen auf die Tagestouristen schaut. In ihren hübschen Kleidern, nur fünfhundert Meter vom SUV mit der programmierten Standheizung entfernt.
Ich konnte mir einen Eindruck verschaffen, die Kälte einschätzen und im Geiste schon die Ausrüstung zusammenstellen. Nach meiner Erfahrung auf dem Laugavegur (Ein Schaffhauser auf dem Laugavegur) war klar, es musste ein Vier-Jahreszeiten-Zelt her. Ein Vier-Jahreszeitenzelt, 4-Season heisst es modern, ist winter- und wüstentauglich. Das Aussenzelt lässt sich bis zum Boden abspannen. Das Innenzelt besitzt nicht nur ein Moskito-Netz sondern kann ebenfalls komplett verschlossen werden. So zischt der Wind nicht durch. Des weiteren verfügt es über eine bessere Abspannung und kann aufgrund des geodätischen Aufbaus durchaus auch etwas Schneelast tragen. Man darf sich jedoch nicht der Illusion hingeben, dass das Ding auch Wärme speichert.
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