Till Angersbrecht
Ego - oder das Unglück, ein Mann auf dem Mars zu sein
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Inhaltsverzeichnis
Titel Till Angersbrecht Ego - oder das Unglück, ein Mann auf dem Mars zu sein Dieses ebook wurde erstellt bei
Was Borges in Marsopolis fand
Wie konnte das nur passieren?
Du kannst ja nichts dafür!
Der Quotenmann an und für sich
Die Selbstkastration des Major Trippschitz
Gemeinschaftsgut Liebe
Ein betäubendes Getränk, die Genies und das Reich der Frauen
Auf dem Weg zu den Niagaras
Am Quell des Himmlischen Lichts
Die Rede der Ersten Holden
Die Stimme aus dem Nichts
Moozaars Requiem
Mariona
Die Hingestreckte
Eine Einladung besonderer Art
Der orangefarbene Brief
Sie lauert mir auf!
Madame Curry und die Dogge
Nur Engel sind vollkommen
Du geiles Fischweib!
Keiner werfe den ersten Stein
So ein Knirps!
Eine Vision von erhabener Schönheit
Ich bin plenipotentiell!
Bei den Köchen
Ego dreht durch und verschluckt die Pik Königin!
Er ist doch als Botschafter gekommen!
Die pättabilierte Harmonie
Aber wo sind hier die Mörder?
Ein Kapitel, wo von nacktem Fleisch die Rede ist
Das Bildnis der Holden
Der alte Mann und der Irre
Du treuloses Nichts!
Wie schade, dass du trotz allem ein Mann bist!
Die Expertise
Der Penisneid und die männliche Logik
Ein Schwanz wie der andere – die glorreiche Revolution
Die unglaubliche Verheißung!
Die Botin
Im Orangenhain
Ego ordnet seine Gedanken
Der Pavillon
Der Geheimstuhl zur Unterwelt
Ein weiterer Fall
So war Ella
Bei den Genies
Georgi
Graul
GK
Mit den Femen musste man rechnen
Der Watson-Effekt
Das salomonische Urteil: Juristisch sind sie Sachen
Lappel
Das große Marsprojekt: die Sprachreinigung!
Der Griff zur Sternenplasmaschere
Wie wenig der Mann doch zur Liebe taugt!
Frau Einstein und die göttliche Newton
Endlich! Der Tag der Orgie-Porgie-Mysterien
Identitätskrisen: Wie es zur Entstehung der Stadtviertel in Marsopolis kam
Mein Rat an die Nachwelt
Warum werfen sie die Hülle nicht ab?
Da ist sie wieder: die Stimme aus Nirgendwo
Ein schwarzes Kapitel in der Geschichte unserer Stadt
Ich bin eine Ehrenfrau!
Der Staatsstreich
Schatten über dem Paradies
Heldenhaft fürs Mutterland gestorben!
Die Holden verhungern
Und wieder die Stimme – dieselbe Stimme wie damals
Ich habe Angst um dich!
Verdi, Verdi, Verdi!
Der endlose Tunnel
Die Silberstadt unter dem Wüstensand
So ist das Patriarchat
Röhrenförmige, schimmernde Gebilde
Im Scheinwerferstrahl!
In der Zelle gefangen
Gunkels Wille geschehe!
Das rote Buch
Die Vorteile lauten Lesens
Ungeklärte Intelligenz
Wie ich der Zelle entkomme
Der Herbst des leichten Sinnes
Alice bekommt eine Frisur
Die Liebessteuer wird aufgehoben
Du hast doch alles erreicht!
Nichts als Gedichte
Tod eines sehr alten Mannes
Eine Zeit der Sorglosigkeit
Die Pyramide und die Musik der himmlischen Sphären
Enttarnung eines Genies
Der Prozess
Ego packt aus
Hochverrat
Ab in die Hölle!
Nichts wächst in dieser Wüste
Männer aus Stahl und Bergkristall
Meine Aufzeichnungen!
Wo ist Ella?
Impressum neobooks
Was Borges in Marsopolis fand
Ego - oder das Unglück, ein Mann auf dem Mars zu sein
Till Angersbrecht
Es war als hätt die Himmelin
die Erde still geküsst,
dass sie in Blütenschimmerin
von ihr nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Feldinnen
Die Ähren wogten sacht.
Es rauschten leis die Wäldinnen,
so sternklar war die Nacht.
Ego: aus dem Nachlass einer großen Zivilisation
Als er sich im Jahr 27 nach MM (2072 n. Chr.) von der Zeitmaschine auf den Mars katapultieren ließ, konnte Borges nicht ahnen, was ihn dort erwartete: ein Trümmerfeld. Aber in halbverkohlten Aufzeichnungen stieß er auf die obigen Verse, anderen Rand er die folgende Bemerkung mit Ausrufezeichen schrieb: „Welch wundersame Überwindung des männlichen Prinzips!
Wie bekannt, hatte Borges, dieser große Dichter und emsige Kundschafter aus der Nationalbibliothek in Buenos Aires, die gesamte Vergangenheit des Menschengeschlechts vollständig in seinem Kopf gespeichert, kein Geheimnis dieser Welt war ihm fremd - was ihm fehlte, war die Kenntnis der Zukunft. Aus diesem Grund entschloss er sich, von der Maschine Gebrauch zu machen, die, von Wells vor mehr als einem Jahrhundert empfunden, erst in unserer technisch fortgeschrittenen Zeit, und zwar in einer unscheinbaren Garage des Silicon Valley, ihre letzte Vollendung erhielt. Dem Verfasser unsterblicher Werke gelang es tatsächlich, die rätselhaft untergegangene, äußerlich völlig zerstörte Zivilisation auf dem Mars zu erkunden. Die Chronik der geheimnisumwitterten Stadt Marsopolis mitsamt den oben zitierten Versen, die Borges durch ihre eigenwillige Form so sehr überraschten, verstaute er nebst anderen Objekten in seinem Koffer und hinterlegte auf seinem Rückweg, bei dem er zugleich die Barrieren von Raum und Zeit überwand, alles Gefundene im Londoner Britischen Museum. Unter dem Titel „Die Besiedelung des Mars” wird dieses außerordentliche Zeitdokument seitdem einem archäologisch und kulturhistorisch interessierten Publikum zur Einsicht geboten, wenn auch weitgehend unentziffert und auch nur als Faksimile. Ob Borges die außerordentliche Bedeutung dieser Chronik erkannte, weiß ich nicht – die Verse allerdings hat, wie der obige Eintrag bezeugt, ausdrücklich in ihrer historischen Bedeutung gelobt. Als profunder Kenner der menschlichen Geschichte war ihm bewusst, dass die untergegangene Zivilisation auf dem Mars eine Großtat vollbrachte, die bis dahin niemals gelungen war: die Überwindung des Mannes.
Allerdings ist die uns glücklicherweise erhaltene Chronik selbst das Werk eines Mannes, eines Außenseiters allerdings, der auf dem Mars einem verachteten Beruf oblag, nämlich dem eines Quotenmannes. Vielleicht aber haben wir ja gerade dem niederen Rang und dem Außenseitertum dieses Mannes das Glück zu verdanken, von der fortschrittlichsten Zivilisation des 21. Jahrhunderts eine so detailreiche und anschauliche Schilderung zu erhalten. Hier spricht einer, der unsäglich an sich selber litt und uns deswegen umso eindringlicher zeigt, wie eine vollkommene Welt und Gesellschaft eigentlich aussehen müsste. Ich glaube, dass niemand, der sich mit den Aufzeichnungen Egos über Marsopolis, die Stadt auf dem Mars, befasst, unberührt von dem Schicksal der dort lebenden Menschen bleibt und sich der Faszination ihres so vom unseren so radikal abweichenden Lebens zu entziehen vermag. Der Untergang dieser kurzlebigen Zivilisation gibt allerdings umso mehr Grund zur Nachdenklichkeit. Warum musste gerade eine Zivilisation untergehen, die der unsrigen in vieler Hinsicht so sehr überlegen war?
Waren es vielleicht die lockeren Sitten, war es die leider auch auf dem Mars nie wirklich überwundene Verlockung zur Sünde, die diesen Untergang herbeigeführt haben? Was Borges betrifft, so stand dieser jenseits aller Moral, er hätte sich von solchen Erwägungen in seinem Urteil nie beirren lassen, aber ich als der Herausgeber dieser Schrift, sehe es doch als meine Pflicht an, den Leser zu warnen. Er sollte auf jeden Fall volljährig und in seinen staatsbürgerlichen Ansichten ausreichend gefestigt sein, bevor er sich an die Lektüre der vorliegenden Chronik wagt. Vor allem, wenn er dem neuerdings doch recht empfindsamen männlichen Geschlecht angehört, mag ihn manches befremden, im schlimmsten Fall sogar ernstlich erschüttern.
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