Und es war einfach nur lecker: der Fisch, im Herd gebacken und gegrillt, ein reiner Gaumenschmaus! Ein Hoch auf die Köchin!
Noch abends um sechs Uhr an dem Tag war es furchtbar heiß. Ruth trug ihr weit ausgeschnittenes Flatterkleidchen, darunter allerdings nur ....... einen Hauch von zu wenig. Damit war alles perfekt der Sommerhitze und dem Service für die Gäste angepasst.
Der Tisch war vollendet gedeckt. Das Essen mundete allen vorzüglich. Die Gläser waren schnell leer getrunken.
Keiner der Gäste - und auch Walter nicht - ahnten, dass der Abend jetzt durch Ruth einen völlig ungewöhnlichen Verlauf nahm.
Die Gläser und Karaffen mussten bald vom Resto „Chez Ruth“, so nannten die Freunde das Haus mit seiner diesmal so exzellenten Küche, aus dem Kühlschrank aufgefüllt und durch ein schmales Fenster wieder nach draußen gereicht werden. Kein Problem für die junge Wirtin. Sie schenkte dem ersten Gast, den sie übrigens sehr anziehend fand – c’est Bernd! O, lala, den fand sie ausgesprochen nett! – gern und reichlich Wein in sein leeres Glas nach. Der bedankte sich höflich, verwickelte die im Fenster liegende Ruth noch eine Zeitlang in ein galantes Frage- und Antwortspiel und zog dann leicht errötet davon.
Man muss wissen: in der Küche vor dem Fenster stand ein Unterschrank mit breiter Arbeitsplatte. Ruth musste sich weit, weit – und tief vorbeugen! ........!! Ein köstlicher Schmaus! Der Wein war nur die kleinere Beigabe!
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, dass im Fenster vom „Chez Ruth“ etwas Besonderes den Männern dargeboten werde. Die sollten sich doch sehr beeilen, denn die Zugabe würde bestimmt nicht lange vorhalten.
Wer reagiert wohl nicht auf solch ein besonderes Angebot? Kleine frivole Zeichen genügen, und echte Männer reagieren sofort! Die Nachfrage nach dem leckeren Rosé stieg rapide an.
Der Spuk hörte sofort auf, als die erste Frau kam - es war genau die richtige! - und die „ahnungslose(?)“ Ruth auf ihre Großzügigkeit hinwies. Der Ausspruch „dirnenhaftes“ Benehmen fiel von den Umstehenden, natürlich in spaßiger, grotesker Verdrehung ihrer eigenen Einstellung, nur um die „keusche“ Maria zu verhöhnen.
Ruths Freund Bernd hatte sich schon wieder zum zweiten Mal angestellt. Er dachte, er könne etwas verpassen und hatte sein Glas seiner Frau überlassen. Und jetzt sollten seine Anstrengungen umsonst sein?! „Schade,“ meinte er nur lächelnd, „die Bedienung hat doch mächtig nachgelassen! Jetzt kann ich mir ja gar kein Gläschen Rosé mitbringen. Dann muss ich mir wohl den Wein aus der Karaffe vom Tisch nachfüllen!“ – Na, na! Recht dürftig! Reine Verlegenheit, ertappt zu sein! Die Bedienung war ja noch da. Er hätte nur selbst ins Fenster kriechen müssen!
Doch Ruth guckte ihn nur keck an und entschädigte ihn für alles: „Hat dir vorher besser wohl gefallen, wie? Ich weiß ja, so gereicht, schmeckt der Wein dem Mann viel besser!“
Auch Walter hatte den Stein des Anstoßes schon vorher auf Ruths Anfrage lange und abschätzend begutachtet. Fand den Einblick einfach superb! Der Busen hatte ihn genau so betört wie die anderen. Und nun wollte er den anderen Männern diesen reizenden Anblick nicht vorenthalten. Irgendwie und ohne weiter nachzudenken, genoss er lieber die offenkundige Bewunderung seines „Täubchens“.
War Ruth nicht auch ein bisschen enttäuscht über den abrupten Abbruch ihres großen Auftritts?
Müsste sie eigentlich. Ja, natürlich, ganz sicher. Was vorher keiner beachtet hatte: solche aufreizenden Spielchen, die beim anderen Geschlecht warmherzige Gefühle hervorrufen können, liegen ihr im Blut. Ihr Temperament hatte sich Bahn gebrochen.
Sie war total empört über die Einmischung! – hielt sich aber mächtig zurück. „Diese Zicke! Nimmt uns allen Spaß!“ grummelte sie leise zu den anderen herüber.
Da sich in diesem Falle jemand eingemischt hatte, wollte sich Ruth verteidigen. Und sie brummte die Spielverderberin an: „Ich habe immer auf meinem linken Unterarm gelegen, man konnte wirklich nichts sehen!“
Geglaubt hat’s keiner. Aber, wenn es die Schrulle beruhigte?!
Warum hat sich überhaupt jemand eingeschaltet?! War doch überflüssig. Nun wird keiner von Ruth erfahren, ob der gewährte Blick ins Kleidchen als Augenschmaus gedacht oder ihre Ahnungslosigkeit war! – Und genau diese Ungewissheit machte den gewissen Reiz aus! – War es Absicht, dann war es von Sitte und Moral her eine furchtbare Entgleisung. – Damals herrschten strenge Sitten! – Doch bei solch einem „erwiesenen sündhaften Verhalten“ hätten alle vor Freude und als Anerkennung Ruth in den Arm genommen und sie gedrückt! Musste ihre erfrischende Lebensart nicht belohnt werden?
Darf eine Frau mit ihrem Charme nicht lieben Freunden eine Freude machen? Bei solchen Pikanterien, die ja schenken, nicht verlangen wollen, muss man schon frei genug für ein Späßchen sein! Dann darf man auch sagen: „Bitte, noch ein bisschen mehr!“
Was wollte diese Dame, - wie man gemerkt hat, war das Günthers Frau, - denn überhaupt mit ihrer Prüderie bewirken? Deren Mini-Bikini zeigte größere Schamlosigkeit als ein zaghafter Blick in dieses leicht offene Kleid. Diese Schrulle wäre bestimmt das nächste Opfer der Späße gewesen. Aber, - was sollte man mit solch einem verknöcherten Ding denn wohl anfangen! Ein bisschen Würze hätte man bei ihr schon schmecken müssen! Sonst nützt selbst die beste Ausstattung – die hatte sie schon! – überhaupt nichts!
Ruth und Walter hatten sich damit geoutet: Sie wollten eher frei als prüde sein. Alle wussten zudem, dass sie gern alleine badeten und er es liebte, wenn ihr Oberteil am Strand versteckt unter den Decken und Tüchern liegen blieb.
Die anderen Familien zogen nach, einfach weil es befreiend war. Günthers Tochter und ihre Freundin, beide im reifen Jugendalter, wuschen draußen im Hof barbusig die Autos. Sie badeten oben-ohne, häufig allerdings eine Bucht weiter. Sogar Bernd bat seine Frau, es ihnen gleich zu tun. Gerade sie konnte es sich sehr gut leisten! Aber sie verkrochen sich schamvoll in die einsamste Bucht weit und breit.
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Die diskussionsfreudige Männergruppe zog die Konsequenz:
Ein offener Busen ist doch wunderbar! –
Wenn er ohne Aufdringlichkeit beim Baden gezeigt wird, dann wirkt er aufmunternd, schön und natürlich. Wenn nur ein Teil von ihm, dann aber pikant und bei besonderen Anlässen angeboten wird, dann wirkt er schon sehr anregend. Er lässt die Seele eines Mannes in die höchsten Höhen schwingen, und er kann dann nur Freude bringen.
Von dieser gleichen Freude erzählen noch die Bilder der großen Maler des Barock. Wer hat dafür gesorgt, dass unsere Moral so umgekrempelt wurde?
Die perverse Anmache kommt allein vom Betrachter!
Und wenn die Blöße nur aus Schamlosigkeit gezeigt wird, regelt sich alles von allein: sie wirkt dann platt und abstoßend!
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Sofort nach diesem unangenehmen Intermezzo zogen drei Männer laut lachend los und stürmten das Haus ihrer Gastgeber. – Die ahnten nicht den Grund für ein solches Verhalten. Warum verursachten sie nur solchen Lärm?
Die verrückten Gesellen kamen schon bald völlig außer Rand und Band wieder zum Vorschein. Einer hielt einen Schlüssel wie eine Siegestrophäe hoch, damit alle ihn gut sehen konnten.
Was sollte das denn bedeuten?
Die Knilche waren bei Walter und Ruth die Treppe hoch gelaufen und – hatten deren Schlafzimmer abgeschlossen! Die offenherzige Dame sollte sich doch jetzt wegen solch blödsinniger Einmischung nicht mehr verhüllen können! Alle wollten noch mehr Überraschungen von ihr. Alle hofften auf eine neue „Offenbarung“, die sie Ruth in ihrer leichten Lebensart wohl zutrauten und die sie jetzt von ihr durch diesen Schlüsselraub unmissverständlich einforderten.
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