Das Dreigestirn fand ihre Körperberührungen äußerst angenehm und aufregend, und Ruth gönnte ihnen auch die Beachtung ihres hüpfenden Busens, wenn sie hochsprang, denn innerlich jubelte sie über so viel männliche Zuwendung.
Ein Aufschrei! Der forsche Taucher hatte besonderen Erfolg: Ganz unerwartet hatte er den Schlüssel nicht hoch gehalten, sondern jetzt plötzlich ganz tief. Sah Ruth wirklich die Chance? Wollte sie wirklich zugreifen? Jedenfalls stolperte sie. Wegen ihrer großen Vorlage fiel sie auf die Knie und musste sich mit beiden Händen aufstützen.
Der Einblick war frei.
Alle klatschten. Die Männer hatten endlich ihr Ziel erreicht!
Ruth gab auf. Ermattet ließ sie sich schließlich auf einen Stuhl fallen. „Jetzt habt ihr doch bekommen, was ihr wolltet! Ihr seid gemein! Ich habe mich so angestrengt. Nun könntet ihr doch großzügig sein!“
Das Triumvirat hielt eine kurze Beratung ab. Die drei lachten lauthals auf, denn sie hatten eine neue Schikane ausgeheckt: „Ja, das ist es! So machen wir’s!“
Sie holten ihre Stühle und setzten sich in reichlichem Abstand vor Ruth und dem anderen Publikum in Positur. Sie meinten, den Gag des Jahrhunderts gefunden zu haben und zeigten ihre Schalkhaftigkeit:
„Ja. Wir werden dir in Erwartung einer gewissen, ganz bestimmten Dankbarkeit sehr großzügig entgegen kommen!“ Und Günther trat in stark überzogener Macho-Pose vor und legte bedeutungsvoll und mit seiner ganzen Männerwürde den Schlüssel .... etwa vier Meter vor den Stühlen auf den Boden.
Das war gekonnt gemein! Das war eindeutig eine letzte Forderung, Ruth müsse noch einmal ihre Wünsche erfüllen.
Alle, nun auch die Damen, die das Gejauchze auf dem Vorplatz mitbekommen hatten, lachten laut auf. Sie freuten sich schadenfroh und ausgelassen auf die erwartete Verlegenheit der völlig überraschten Frau. Geschah das aus Ungehörigkeit? Ach, was! – aus reinem Übermut und lauter Ausgelassenheit!
Der 5-l-Topf mit dem leckeren Rosé war schon fast leer, der Alkohol zeigte Wirkung. Und sie alle kannten Ruth und wussten, wie weit sie gehen durften. Die Dreieinigkeit hatte sich gegenseitig Mut gemacht. Die anderen Zuschauer fühlten sich ja alle jung und meinten, doch einmal über die Stränge schlagen zu dürfen.
Ruth spielte die Rolle als unkeusche Dirne perfekt. Sie wollte sie jetzt sogar wirklich sein! Und sie nahm die Sache leicht: „Ist mir egal, was noch passiert. Sie haben doch schon mehrfach in mein Kleidchen geschielt, und ich habe gesehen, wie ihre Stielaugen sich in meinen Ausschnitt bohrten. Hat ihnen also gefallen! Und mich hat es gefreut.“ – Kurzes Nachdenken: „Jetzt bloß nicht schwach werden! Den Triumph darfst du ihnen nicht kampflos zugestehen! Sie werden sonst mit ihren Späßen kein Ende finden.“ Sie sah dem weiteren Geschehen deshalb mit gespielter Lässigkeit entgegen. „Lass dir etwas einfallen! Gib nicht auf!“
Und in weniger als fünf Minuten machte sie das Dreigestirn zum Gespött aller. Heiß und kalt lief es den Männern den Rücken herunter. Die Zeit blieb für sie stehen, wollte nicht vergehen. Sie schickte sie von einem Schrecken in die nächste Hölle. Und die Zuschauer lachten!
Mit letzter Kraftanstrengung erhob sich Ruth mühevoll, tat so, als hätte sie jeden Widerstand gegen das männliche Begehren aufgegeben. Demütig senkte sie den Kopf und schloss die Augen. In die Männer kam Bewegung. Jeder meinte: „Jetzt wird sie tun, was wir ihr befohlen haben. Sie muss sich vor uns niederbeugen. Ihr bleibt nichts anderes übrig.“
Sie hätten Ruth besser kennen sollen!
Plötzlich und im gleichen Gehabe wie der Grandseigneur vorher straffte sich nun ihr Körper und mit würdevoller Grandezza schritt sie – kaum zwei Meter weit – nach vorn, den Kopf stolz aufgerichtet. Sie zeigte formvollendet innere Sicherheit und erhabene Stärke. Sie steckte voller wilder Entschlossenheit. Die königliche Hoheit selbst.
Das Volk klatschte.
Aus der Begrüßung ihrer Peiniger machte sie ein Zeremoniell.
Ihr Gesicht entspannte sich, ein freundliches Schmunzeln erhellte ihre Miene. Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite, öffnete ihre Arme und Hände als Zeichen eines freundlichen Grußes und lächelte nacheinander jeden von ihnen mit einem gefälligen Augenaufschlag - überaus viel versprechend!! - an.
Sie kündigte nun wie eine Ballerina ihr Solo mit einem stilvollen Knicks an.
Die Spannung wuchs. Alle warteten auf den großen Knall. Und die Zuschauer ahnten schon: „Jetzt geht es den Männern an den Kragen!!!“
Ganz langsam, man merkte es kaum, knickte sie ihre Beine ein und sank mit aufrechtem Oberkörper tiefer und tiefer. Sie ließ sich auf ihre Knie niederfallen. Die vor der Brust gefalteten Hände gaben ihr den Anschein der zum Opfer auserkorenen und zum Empfang der Strafe für ihre Unkeuschheit bereiten Dirne. Voller Ergebenheit schaute sie unverwandt auf ihre Richter.
Doch dann sah es aus, als ob sie in sich zusammen brechen würde. Sie schloss die Augen, krümmte ihren Rücken, beugte sich tief hinunter. Dann löste sie ihre silbernen Spangen und wirbelte ihre Haare wild durcheinander. Es schien, als erwarte sie vom Herrengericht die Annahme ihres Opfers.
Die Richter waren entsetzt! Solch eine Demütigung vor ihnen hatte doch keiner beabsichtigt, noch erwartet!
Doch Demut vor den Männern wollte sie auf keinen Fall zeigen.
Tief gebückt, den Kopf gesenkt robbte sie auf das Gericht zu. Die Haare bedeckten das Gesicht. So tief am Boden erreichte sie den Schlüssel, packte ihn mit zwei Fingern und hielt ihn für alle sichtbar ganz hoch. Sie hatte ihr Ziel erreicht, ohne dem Dreigestirn auch nur die Spur eines Entgegenkommens zu zeigen.
Dann blökte sie wie ein Schaf: „Bää...äh“.
Damit schlug sie die Männer mit ihren eigenen Waffen! Denn hatten die sie nicht als blödes Opferlamm sehen wollen?! Und die Zuschauer setzten mit brausendem Applaus allem noch die Krone auf. Sie lachten die drei Männer hämisch und laut aus!
Ruth hatte die Machos um Längen geschlagen.
Die senkten ihren Kopf zum tiefen Diener. Vielleicht sollte das die Einsicht für ihr „sündiges“ Verlangen andeuten. Oder war es sogar die verdiente Anerkennung von ihnen, dass Ruth sie jetzt zum Narren halten konnte und sie übertroffen hatte?
Ruths Performance war noch nicht beendet. Sie robbte weiter auf die Herren zu. Was hatte sie vor? Die dachten nur: „Bitte, nicht noch Schlimmeres!“
Kurz vor ihnen stand sie auf. Sie legte den Schlüsselring um ihren Ringfinger und wedelte ihn vor ihren Augen. Wollte sie den vollkommenen Sieg, die Herren ganz durch den Fleischwolf drehen? Keiner konnte sich eine solche Bösartigkeit vorstellen; die Männer hatten doch nur Spaß machen wollen!
Pech für Ruth! Im Überschwang ihrer Gefühle war sie wohl zu unvorsichtig gewesen. Bei einer kleinen falschen Bewegung flog ihr der Ring vom Finger weg, ab auf den Boden bis kurz vor die verdatterten Knaben.
Und jetzt? Sie ging in die Knie, beugte sich vor und ergriff das Streitobjekt. Wie unvorsichtig! Denn in dieser neuen Schräglage musste sich ihr Kleid vorne voll öffnen. Sie warf den Kopf in den Nacken, dass die Haare nach hinten flogen. Damit täuschte sie vor, als habe sie ihre etwas prekäre Situation gar nicht bemerkt. Ihr Gesicht zeigte pure Angst.
Von wegen! Sie wollte sich nur hämisch an den Blicken der Richter ergötzen können, denn nun stand urplötzlich und unerwartet dem Triumvirat nichts mehr der vollkommenen Einsicht im Wege.
Sie gab ihren Richtern Zeit, dass sie Appetit verspüren konnten, aber zu wenig, um satt zu werden.
Das war das Ende. Und wieder kamen die Fragen:.
War Ruth wirklich so ungeschickt gewesen, dass sie den Ring verloren hatte und wieder aufnehmen musste? Oder war es sogar Absicht gewesen?
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