Bibuka sind mittlerweile in allen Berufen und Schichten
unserer Gesellschaft wiederzufinden.
Der Polizist türkischer Herkunft mit Namen Necmettin ist
auch einer von Ihnen. Er erzählt von seinen oftmals
frustrierten Kollegen, die häufig als Prellball
zwischen ausländischen Vorstadtrambos und den
restlichen Normalos mit den Folgen der
gescheiterten Multikultigesellschaft leben müssen.
An ganz gewöhnlichen Tagen sieht sich Necmettin
immer wieder Sprüchen seiner Kollegen ausgesetzt.
Auf einer schmalen Grenze zwischen Spaß und Hass
verschmelzen die unterschiedlichsten Frechheiten, wie
„Türke go home!“, „Kanake“ und andere Beleidigungen
zur Alltagssyntax.
Eine ganz gewöhnliche never ending Story.
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Dieser Titel ist bereits als Taschenbuch erschienen.
Copyright © 2008 by Necmettin
Copyright © 2008 by Wonderland4u
Der Bibuka
...Deutscher, ...Polizist, ...und doch nur ein Kanake?!
Dritte,
überarbeitete Auflage 10 / 2012
Alle Rechte sind Wonderland4u Vorbehalten.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung von Wonderland4u wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: Wonderland4u
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-3578-4
Die Frage und Antwort nach Fiktion oder Wahrheit in diesem Buch soll ganz dem Glauben des Lesers überlassen werden, da es mit Absicht stilistisch nicht eindeutig als Roman oder Tatsachenbericht geschrieben wurde.
Um Persönlichkeitsrechte nicht zu verletzen und Einzelne (scheinbar „Wiedererkannte“, sog. „Urbilder“) vor falschen Verdächtigungen zu bewahren, sollten alle Leser folgendes berücksichtigen:
Das Buch wurde in Ich-Form geschrieben, da die erzählten Geschichten mir so zugetragen wurden, wie ich sie heute in Erinnerung habe. Ich begebe mich in den jeweiligen Kapiteln, als Romanfigur „Necmettin“, in den Dienstalltag und schildere meine Erlebnisse.
Die fiktiven Charaktere dieses Buches sind angeregt durch Erzählungen über reale Personen, aber nicht mit ihnen identisch. Die Handlung dieses Buches beansprucht nicht die dokumentarische Darstellung tatsächlicher Vorgänge, in tatsächlicher zeitlicher Reihenfolge zu sein. Darum erhebt dieses Buch auch keinesfalls den Anspruch, die geschilderten Vorgänge könnten wahr sein oder sich so zugetragen haben.
Es wird dem Leser überlassen, ob er sich in die Romanfigur „Necmettin“ hinein versetzt und das Erzählte als Wahr erlebt oder als objektiver, bzw. als allwissender Beobachter das Buch als Fiktion betrachtet.
- In der Erstauflage des Buches: „Der Bibuka“ fehlt die o. a. Erklärung der Autorin. Um jedoch die erwähnten falschen Verdächtigungen angeblicher „Urbilder“ zu verhindern, wurde dieser Text allen Neuauflagen ab 03/09 zugefügt.-
- Dieses Buch ist meinen Kollegen gewidmet -
„Pass auf, was du sagst! Der Türke schreibt sich doch bestimmt alles auf!“ Dieser Satz fiel schon einige Male, wenn bestimmte Kollegen sich in meiner Gegenwart über ihre verbalen Entgleisungen amüsierten.
Als entgleist bezeichne ich diese Aussagen, weil sie vorsichtig ausgedrückt ausländerunfreundlich waren.
Warum meine Kollegen meinten, dass sich „der Türke“, also meine Person, alles aufschreibt, hat seinen Ursprung darin, dass wir Polizeibeamte sind. Und jeder Polizist hat in der Regel stets sein wichtigstes Dienstwerkzeug bei sich und griffbereit. Die Schusswaffe? Die Handschellen? Die Kaffeetasse? Nein! Natürlich nicht. Es ist ein Stift und unser Merkbuch. Und dieses Merkbuch trägt auf seinem Cover sogar den Titel „Merkbuch“.
In dieses kleine Buch wird alles dienstlich Relevante eingetragen, wenn man sich im polizeilichen Einsatz befindet und einen Sachverhalt aufnimmt.
Meine türkische Herkunft war natürlich Anlass genug für meine Kollegen, um unterstellend anzunehmen, dass ich mich angesprochen oder angegriffen fühlte, wenn man in meiner Gegenwart über Ausländer herzog. Auch wenn ich nicht persönlich gemeint war.
Die Kollegen bewegten sich durchaus auf dünnem Eis, da ich mich ja tatsächlich mal hätte beleidigt fühlen können. Eine offizielle Beschwerde bei unseren Vorgesetzten wäre für sie womöglich mit dienstrechtlichen Konsequenzen verbunden gewesen.
Aber es war ja alles Spaß. Wir waren Freunde und sie wollten mich nur ärgern. Natürlich schrieb ich nichts in mein Merkbuch. Ich setzte mich hin und schrieb gleich ein ganzes, ein richtiges Buch.
Mein Beweggrund war nicht der, dass ich meine Kollegen in ein schlechtes Licht rücken wollte. Es ging mir vielmehr darum, ihnen eine andere Sicht der Dinge zu zeigen. Aus dem Betrachtungswinkel des Betroffenen.
Märchen haben im Allgemeinen oft einen sehr schönen Anfang, der mit: „Es war einmal…“ beginnt. Und dann wird eine nette Geschichte erzählt. Ich habe Ihnen auch ein paar Geschichten zu erzählen, die einmal an ganz gewöhnlichen Tagen, unabhängig voneinander, zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben. Nur sind es bei mir keine Märchen. Ich halte mich an reale Geschehen aus meinem dienstlichen Alltag. Um niemandem zu nahe zu treten, habe ich selbstverständlich alle Namen abgeändert.
Zurückblickend staune ich doch über die Fülle des Negativen, das ich in wenigen Jahren beobachtete. Und zwar aus allen Perspektiven.
Um mit meinen Geschichten anzufangen, muss ich ein wenig zurückgehen.
Es waren immer ganz gewöhnliche Tage, an denen ich ganz ungewöhnliche Erlebnisse hatte.
Kapitel 1
Der Teppichhändler
Es war ein ganz gewöhnlicher Samstag, wie ich ihn schon oft erlebt habe. Ich war mal wieder nach Monaten zurück in meiner Heimatstadt. Ein kleines Städtchen, kaum 40 Tausend Einwohner. Zurück sage ich, weil ich hier nicht mehr wohnte, sondern nur meine Freunde an diesem Wochenende besuchte.
Ich erblickte hier das Licht der Welt, für mich war hier alles vertraut. Man könnte sagen, ich kannte die ganze Stadt. Zumindest gab es hier kaum ein Café, ein Bistro, eine Diskothek in die ich mich stellen konnte, ohne dass ich nicht wenigstens eine Person traf, die ich kannte und mit der ich mich unterhalten konnte. Es war schwer für mich, hier in meiner Heimatstadt allein zu sein.
Schon am Freitagnachmittag war ich angereist und bin dann am Abend mit meinen Freunden, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, auf Tour gewesen. Das übliche Wochenend-Wiedersehen-Programm. Erst zu Hause essen, dann in eine Szenekneipe, wo wir mit einigen alkoholischen Getränken vorglühten und Leute trafen, um anschließend nach einem Discobesuch, mit schiefem Blick und lallender Aussprache nach Hause zu fahren.
Kurz nach dem Mittag waren wir dann wach. Man war zwar leicht gerädert, aber ansonsten gut drauf.
Ein ganz gewöhnlicher Samstag, bei ganz gewöhnlich gutem Wetter für einen Junimonat. Wir fühlten uns also den Umständen entsprechend soweit wohl und wollten nach dem ausgiebigen Frühstück noch zum Supermarkt, um einiges fürs verbleibende Wochenende zu kaufen.
Mein Freund Tom und ich befanden uns vor dem Eingangsbereich und hatten den Supermarkt noch nicht betreten. In diesem Moment sah ich Mirko, einen alten Bekannten, der gerade mit schwer bepackten Tüten heraus kam. Wir lächelten und begrüßten uns. Ich kannte ihn noch aus der Grundschule. Über die Jahre sah man sich dann und wann mal. Genau wie an diesem Tag.
Mirko war erfolgreicher Teppichhändler. Aber die Tatsache, dass er ein Sinti, ein Zigeuner, war und einen neuen, großen 5er BMW fuhr, ließ viele Menschen annehmen, dass er kriminell sein musste. Wie soll es auch anders sein? Wo gibt es schon ehrliche Zigeuner? Na jedenfalls nicht hier. Ich kenne keinen. Ich persönlich? Okay, ich vielleicht schon, aber Leute um mich herum? Fast alle glauben, dass es in meiner Heimatstadt keinen ehrlichen Zigeuner gibt. „Man kennt so viele.“ heißt es immer. „Noch aus der Schule von früher. Die haben doch alle Scheiße gebaut.“ war der allgemeine Tenor. Alle und deren Eltern? Da hört man doch auch so viele Geschichten. Jeder kennt eine komische bzw. schlimme Geschichte über irgendeinen Zigeuner. Alles Schläger, Diebe und durch die Bank weg Kriminelle.
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