Crystal Lacy
Nur ein Flirt zur Weihnachtszeit
Aus dem Englischen von Elian Mayes
© dead soft verlag, Mettingen 2020
www.deadsoft.de
© the author, Titel der Originalausgabe: Holiday Fling,
Copyright © 2019 Crystal Lacy
Übersetzung: Elian Mayes
Cover: Irene Repp
www.daylinart.webnode.com
Bildrechte:
© Pasko Maksim – shutterstock.com
© Grischa Georgiew – adobe.stock.com
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-426-1
ISBN 978-3-96089-427-8 (epub)
Alles, was Jake im Kopf behalten muss, ist: Es ist nur ein heißer Urlaubsflirt …
Während meines Flugs nach Honolulu erzählt der betrunkene sexy Typ neben mir, dass er neugierig auf eine bi-Erfahrung ist. Ich stelle mich selbstverständlich für einen ersten Kuss zur Verfügung, aber er lehnt höflich ab.
Doch dann treffen wir uns erneut in der Hotelbar.
So beginnt der heiße Urlaubsflirt mit Bennett. Es ist klar, dass diese Bekanntschaft nur zeitlich begrenzt funktionieren kann. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich nicht das retten kann, was von Bennetts Weihnachten übrig geblieben ist. Ich muss mich nur daran erinnern, dass ich mich nicht in Bennett verliebe.
18. Dezember
Das Terminal im Sea-Tac ist fast leer, als ich durch die Sicherheitskontrolle komme und mich zum Gate begebe.
»Entschuldigen Sie die Verspätung«, murmle ich zum Steward, der das Ticket-Gate besetzt.
»Kein Problem, Sir.« Sein Ton deutet darauf hin, dass es sich sehr wohl um ein Problem handelt. »Aber Sie sind der Letzte, also holen wir Sie an Bord.«
Er führt mich über den geschlossenen Gang zum Flugzeug und zeigt mir die Kabine der ersten Klasse. Als ich meinen Sitzplatz entdecke, halte ich für eine Sekunde inne. Da ist ein Typ am Fensterplatz in meinem Gang. Er hat bereits ein Kissen unter seinen Nacken gestopft und eine der kostenlosen Augenmasken aufgesetzt, die den größten Teil seines Gesichts verdecken. Alles an ihm sagt: Lasst mich bloß in Ruhe. Seine Lippen sind zu einer dünnen Linie zusammengepresst und die Arme vor der Brust verschränkt, als wolle er sich von der Welt abschirmen.
Ich nehme meinen Platz ein und achte darauf, ihn nicht zu stören. Da ich der letzte Passagier bin, der einsteigt, rollen wir im Nu zur Startbahn.
Nach dem Abheben schaue ich mir die Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord an, aber nichts erregt meine Aufmerksamkeit. Ich bin kurz davor, Wi-Fi-Guthaben zu kaufen, um zu schauen, was meine erste Mahlzeit in Honolulu sein könnte, als sich der Typ neben mir rührt. Er reißt sich die Augenmaske mit einer heftigen Bewegung vom Gesicht und wirft sie auf den Boden. Ich erwarte irgendeine Art von Ausraster, aber er stöhnt nur und schüttelt den Kopf. Er beugt sich nach unten, um nach der Augenmaske zu greifen, und in diesem Moment erhasche ich einen Blick auf sein Gesicht. Verdammt, der Typ ist hübsch. Asiatisch, mit ausdrucksstarken, dunklen Augen und einem kräftigen, eckigen Kiefer, der breite Kussmundlippen umrahmt. Lippen, die an meine Haut gepresst toll aussehen würden. Im Moment sind die Mundwinkel heruntergezogen, aber ich frage mich, wie er wohl aussieht, wenn er lächelt.
»Warten Sie«, sage ich, denn die Maske ist mehr in meiner als in seiner Reichweite gelandet. Ich lege sie auf das Getränketablett, das zwischen unseren Sitzen steht.
»Danke«, murmelt er. Dann grummelt er etwas, das wie »Scheiß drauf« klingt. Er streckt sich und drückt einen Knopf, um einen Flugbegleiter zu rufen.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragt der Steward.
»Ich brauche ein Glas Wein. Oder vielleicht einen Whiskey.« Direkt und auf den Punkt gebracht. Das gefällt mir.
»Nervöser Flieger?«, frage ich. Ich versuche wirklich nicht, zu flirten, aber vielleicht funktioniert es ja am Ende.
Er dreht sich zu mir um, ein Funke Gereiztheit liegt in seinen Augen. »Was? Nein.« Er zuckt zusammen. »Umpf. Tut mir leid. Nein, eigentlich tut es mir nicht leid. Ich dachte nur, ich könnte den Vorteil der ersten Klasse nutzen, solange ich noch kann.«
»Solange Sie noch können?«
Er schüttelt den Kopf und seufzt langgezogen. »Ich wurde auf die First Class umgebucht, weil …« Er wird unterbrochen, als der Flugbegleiter mit seinem Drink zurückkommt.
»Kann ich einen Gin Tonic bekommen?«, frage ich, bevor der Flugbegleiter geht. Wenn mein Nachbar trinkt, kann ich ihm ja auch Gesellschaft leisten, oder? Ich schaue zu dem heißen, mürrischen Kerl rüber. Er hat schon den ganzen Whiskey getrunken. »Wow. Großer Whiskeyfan, hm?«
Er zuckt wieder zusammen.
»Nein. Großer Fan davon, sich zu betrinken und zu vergessen, dass es den heutigen Tag je gegeben hat.«
»So schlimm?«
Ein Muskel zuckt an seinem Kiefer, er schließt die Augen und schluckt. Im Profil sieht er noch hübscher aus.
»Ich wollte mit meiner Freundin in den Urlaub fahren. Mit der, die mich heute Morgen auf dem Weg zum Flughafen abserviert hat.«
»Diesem Flughafen? Der, von dem wir gerade abgeflogen sind?«
»Ja, von diesem. Wir waren etwa zwanzig Minuten davon entfernt, als sie mir sagte, sie wolle die Sache beenden.«
»Wow.« Ich habe keine Ahnung, wie ich darauf reagieren soll. »Trennungen sind scheiße.« Nicht, dass ich viel über sie wüsste. Ich hatte in der Highschool etwa zwei Wochen lang eine Freundin, bevor mir klar wurde, dass Mädchen wirklich nicht mein Ding sind. Seitdem hat keine meiner Affären lange genug gedauert, um einen Beziehungsstatus zu erreichen. »Warst du lange mit ihr zusammen?«
Er zieht eine Grimasse angesichts seines leeren Glases. Der grüblerische Blick steht ihm gut. »Sechs Jahre.«
»Oh Gott.«
Zu meiner Überraschung gluckst er und lächelt. Das Lächeln erreicht seine Augen nicht, aber es ist trotzdem schön, es zu sehen. Ich hatte recht damit, dass ihm ein solches gut stehen würde. Ich nicke dem Flugbegleiter dankend zu, als er mit meinem Drink zurückkommt, und signalisiere ihm, dass er bei meinem Nachbarn nachschenken soll, denn er kann es so was von brauchen.
»Wir haben uns während des Jurastudiums kennengelernt und sind seitdem zusammen. Wir arbeiten in der gleichen Kanzlei.«
Ich ziehe eine Grimasse. »Also musst du zur Arbeit gehen und deine Ex sitzt quasi nebenan?«
Sein zweiter Drink kommt und er nimmt einen großen Schluck davon. »Das ist noch nicht einmal das Schlimmste.«
Okay, das will ich jetzt wissen. »Was ist das Schlimmste?«
Er stellt seinen Drink auf das Tablett und fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe diese Reise gebucht, um ihr einen Antrag zu machen. Meine ganze Familie liebt sie und weiß, dass ich ihr den Antrag auf Hawaii machen wollte.«
»Scheiße.«
»Ja. Scheiße.«
Ich hebe mein Glas und halte es hoch. Das scharfe Klirren seines Glases an meinem bringt mich zum Lächeln. »Okay, wir machen das. Das Trinken wird helfen, alles zu vergessen. Lass den Whiskey fließen, okay?«
»Lass ihn fließen.«
»Übrigens, ich bin Jake. Ich denke, du solltest meinen Namen kennen, wenn wir uns zusammen betrinken.«
»Ich war noch nie betrunken.«
Okay, wie ist das überhaupt möglich? Ich dachte, jeder hätte sich mindestens einmal besoffen, bis er fünfundzwanzig ist, und dieser Kerl sieht ein bisschen älter aus. Älter, aber immer noch süß. »Nun, gute Neuigkeiten, oder schlechte, ich weiß nicht: Du erlebst das wahrscheinlich sehr, sehr bald.«
»Gut. Und ich heiße Bennett.«
***
Irgendwie, ich weiß nicht wie, trinken Bennett und ich so lange, bis der Flugbegleiter uns den Nachschub verweigert und mit einem eher gezwungenen Lächeln auf den Lippen unsere letzten verbliebenen Gläser einsammelt. Er macht sich wahrscheinlich Sorgen, dass einer von uns oder wir beide die erste Klasse mit unserer Kotze fluten. Da könnte er recht haben.
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