Paula ist der Unternehmer, der die Schule frühzeitig verließ, aber im Leben trotzdem gleich wie die Abiturienten Erfolg hatte, sogar noch viel mehr Reichtümer ansammeln konnte als sie. Seine Herzallerliebste, seine Heike, konnte ihn nicht immer zügeln.
Heinz, Bernds Nebenmann in der Oberstufe, wurde Lehrer, obwohl er einmal Schulbester war und ein Stipendium wegen der guten Leistungen erhielt. Seine Frau Wiltrud zeigte hohe Klasse. Sie hatte einmal ein Techtelmechtel. Bernd wollte ihr helfen. „Erzähl aber nicht zu viel!“ meinte sie.
Günther war dem Bernd auch ein guter Kamerad, sogar für mehrere Schuljahre. Als die beiden sich aber einmal mit seinem geklauten „Post“-Spiel die Zeit vertrieben und Günther dem Freund den Diebstahl erklärte, war es tatsächlich mit der Freundschaft auf Jahre hin vorbei, unverständlich für den, der nur „Mundraub“ in seinem Diebstahl sah. Bernd kann es ihm heute nicht mehr abbitten. Denn nach den langen Jahren beim Doppelkopf war seine Reue zu spät und er zu feige für eine Entschuldigung. Sein früher Tod hat ihm arg zugesetzt. Günthers Frau Mia schied bald danach aus der Runde aus.
Der Versicherungsvertreter Bernd war früher auch Lehrer gewesen, hatte die besten und ältesten Verbindungen zu allen in der Runde und stand mit ihnen natürlich auch in geschäftlicher Beziehung. Er besaß ein gutes Gedächtnis, behielt alle internen Geschehnisse genau, hatte darum bei den anderen das Ansehen eines Archivars, und da er gut mit dem Geld fremder Leute umgehen konnte, auch die Aufgabe des Kassenwarts bekommen. Sein Eheweib Karin pflegte sehr gute Beziehungen zu den Freunden; sie sorgte für viele Einladungen, bei denen dann auch Bernds Wein in reichlichen Mengen zugesprochen werden konnte und der dadurch über seinen Keller hinaus sehr berühmt wurde und – nein, nur in wenigen Fällen - berüchtigt war. – Das war wohl nur der Kommentar der übermäßigen Genießer. –
Aber die wirklichen Zentren dieser illustren Gesellschaft waren die Frauen, vornan Bernds liebe Karin.
Zunächst: Sie konnte hervorragend kochen, besser, wirklich besser!! als die anderen Frauen. Friedhelm lobte sie – als der Spezialist in allen kulturellen und nun auch in kulinarischen Belangen – für die leicht bekömmliche Kost, weil sie fast ohne Fett zubereitet war und die Gemüsebeilagen nicht zerkocht waren. „Vollkommen! Al dente!“
Das Wort hatte keiner sonst je gehört oder verwendet. Solch ein Lob durfte schließlich auch nur dem Gourmet als Urteil zustehen! Aber es verlor, schneller als gedacht, seine Wirkung, weil er es einfach zu häufig an den Mann bringen wollte.
Ruth, Walters „Täubchen“, konnte bis auf „gebackene Seeforellen“ überhaupt kein genießbares Essen auf den Tisch bringen. Sie verließ sich ganz auf den Bofrost-Mann oder auf die Firma Eismann, zur Not sogar auf die Fertiggerichte vom Edeka-Markt. Die Tomaten haben nie gefehlt. Die Scheiben Mozzarella dazu waren hauchdünn geschnitten und dann noch halbiert! – Dafür besaß sie andere Qualitäten: Ihr Flirt hatte Tiefenwirkung. Sie sorgte immer für Humor und lachte stets lauthals über ihre Fehler. Ihr Mann kredenzte den besseren Wein.
Die Frau des Lehrers, Wiltrud, besorgte alles aus dem eigenen Garten. Der Höhepunkt war einmal „Grünkohl mit Pinkel“, - wie unanständig! – ein Gericht, das auch ihre Mutter in Elmshorn früher gekocht hatte. Aber vorher und zwischendurch mussten alle noch ihren selbst gepressten – Achtung! Allein die Nennung des Namens erzeugt Ängste, und der Speichel im Mund wird zu Trockenschaum! – braun-grauen Grünkohlsaft in ihre Kehle drücken! Karin, die nun wirklich Ahnung hatte, dämpfte das verheerende Gesamturteil: „Dein wirklich interessanter Saft, glaube ich, hätte noch mehr Würze bekommen, wenn du die erste Frostnacht abgewartet hättest!“
Dagegen war ihr Topinambur als Salat, auch aus rohen Strünken, ein wahrer Gaumenschmaus, nur gewöhnungsbedürftig. Normalerweise legen die Förster Kulturen von ihm in den Wäldern für die Winterfütterung des Wildes an. Manchmal meinte man das äsende Reh durchzuschmecken!
Schluss! Dieser gutmütige Spott wurde von allen gleich gepflegt. Keiner kam zu kurz, jeder kam mal dran.
Und wie sah es bei Karin aus, wenn man genauer hinschaut?
Bernd hatte ein besonderes Leiden bei seiner Meisterköchin, wenn die ihm ihre Vorschläge für das nächste Festessen unterbreitete: Vielleicht einmal Lachs mit Krabben, in Butter gebraten, eine Seezunge mit irgendeinem französischen Auflauf oder eine Quiche mit feinsten Zutaten? Die Steaks, die für den Eigenverzehr sonst zu teuer waren, nein, zu ungesund und fett! - briet sie für die Gäste in frischem Butterfett mit einem Schuss gesundem Nussöl zur Veredlung des Fonds zum Schluss.
Der oberstudierte Marathonläufer Friedhelm meinte dann, sich auch in gesunder Ernährung auszeichnen zu müssen. Dessen Frage lautete dazu nur: „Gibt es denn überhaupt ein Fett, das gesund ist? (isst??)“ – Paulas Antwort auf diese Unkenntnis hin war: „Ich glaube nicht, dass sich das Fett gesund essen kann, aber.......“ – Gelächter von allen Seiten.
Friedhelm musste kräftig schlucken.
Das nächste Schlemmermahl zu seinem Geburtstag leitete er mit den Worten ein: „Heute gibt es Zander, in gesunder Butter gebraten!“ – „Nein, nein, in gesundem Olivenöl!“ berichtigte er sich leicht lächelnd – und hatte sich schon wieder vertan. Sein Sinneswandel schickte trotzdem damit erste Strahlen aus dem gesundeten Hirn!
Der gutmütigste, doch nicht temperamentlosestete Spieler war Günther. Er war bei allen beliebt. Er konnte manche strittige Spielsituation klären. Am Städtischen Bauamt stieg er schnell zum Amtmann auf, bald später dann zum Oberamtmann.
Zu Hause hatte er ein hartes Los in Form seines Weibes Maria zu ertragen. Seine Kollegen sagten schon mal auf Plattdeutsch: „De kasse met de Gräpe ne anpacken!“ – (Die kannst Du mit einer Forke nicht anfassen!)
Günther suchte dafür umso mehr die Gesellschaft mit anderen Familien. Kurz vor seiner Krankheit sprach er Walter an, ob er mit ihm in die Bretagne führe. Walters Täubchen wollte aber nur mitkommen, wenn als Ausgleich zu Maria auch Karin mitkäme.
So beginnt dann die erste Fahrt von drei Familien aus der Runde.
Die letzte Kartrunde ist schon ausgefallen, die nächste wird ebenfalls nicht stattfinden können. Denn es ist Sommerzeit.
Der Urlaub rückt schon wieder näher.
Die Ferienhäuser sind gebucht, die Koffer gepackt. Die Zeit reicht nicht, von allen Abschied zu nehmen.
Die drei Familien machen sich auf den Weg in die Bretagne. Jedes Ferienhaus hat für drei Personen Platz. So konnten Günther und auch Bernd ihre Töchter mitnehmen. Die haben sich natürlich riesig gefreut. Sie sind Freundinnen.
Der Urlaub wird allen unvergesslich bleiben.
Die Männer kannten sich, waren schon in der Grundschulzeit Freunde. Aber bei dieser Fahrt gibt es eigentlich nur Aufregendes von den Frauen zu berichten. Denn viel interessanter als Walter war hier sein Täubchen Ruth. Die fromme Mia, Günthers Eheweib, regte nur alle auf. Karin, Bernds Angetraute, hatte großen Unternehmungsgeist.
Was wäre ein schöner Urlaub, wenn nicht auch Liebeleien die Szene würzten und kleine Spielchen die Stimmung aufheizten?
Sind Frauen nicht grundsätzlich interessanter als Männer? Nicht auch liebenswerter, temperamentvoller, - eigentlich in allen Fällen besser, gerade dann, wenn sie über die Stränge schlagen? – Der Ehemann muss nur über ihre Schwächen hinwegsehen, darf nicht seine Rechte fordern!
Die schüchternen Frauen möchten auch so gern im Mittelpunkt stehen. Aber sie stolpern über ihre eigene Verklemmtheit. Dann bewundern sie den „Mut“ der anderen umso mehr.
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