Die Impfdebatte
Eine unendliche Geschichte?
Diskutiert anhand der Biostatistik
Impressum
Herausgeber: Markus Falk
Gestaltung Titelbild: Irina Ballauf
Sonnenstraße 11, 39031 Bruneck, Italien
Pötzleinsdorfer Straße 96, 1180 Wien, Österreich
E-Mail: book@e-science.euR12.1, Bruneck, Wien ©2018
Biographie: Studium der Mathematik mit Nebenfächern Biostatistik und Informatik. Einstieg in Forschung und Lehre als Universitätsassistent (Biostatistik), zahlreiche Auslandsaufenthalte und Forschungsarbeiten. Derzeit als Biostatistiker in der Grundlagenforschung tätig, ohne Abhängigkeiten von Behörden oder der Industrie, mit den Schwerpunkten auf Überlebenszeitanalysen, klinischen Studien, statistischer Beratung und Studienaudits. Zudem Lehrtätigkeit als Privatdozent.
Danksagung
Ein recht herzlicher Dank ergeht an Sabine Wallnöfer Plattner für das gewissenhafte Redigieren des Textes. Neher und Bedford sei für das freie Verwenden der Abbildungen ihres Portals nextstrain.orggedankt.
Urheberrecht
Das Werk, einschließlich der vom Autor erstellten Grafiken, ist urheberrechtlich geschützt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeglicher Art, Übersetzungen, Präsentationen und Verarbeitung mit elektronischen Hilfsmitteln.
Inhalt
1. Über dieses Buch
1.1. Gebrauchsanweisung
1.2. Kernaussage und Zusammenfassung
2. Ausgangspunkt
2.1. Ursprünge der Impfung
2.2. Ursprung der Impfdebatte
2.2.1. Der Disput zwischen Bernoulli und d’Alembert (1760 – 1766)
3. Grundlagen
3.1. Krankheitserreger
3.2. Infektionskrankheiten
3.3. Unser Immunsystem
3.4. Impfung
3.5. Impfstoff
3.5.1. Lebendimpfstoffe
3.5.2. Totimpfstoffe
3.5.3. Herstellung
3.5.4. Zellkulturen
3.5.5. Kombinationsimpfstoffe
3.6. Zulassungsverfahren
3.6.1. Phase I
3.6.2. Phase II
3.6.3. Phase III
3.6.4. Zulassung
3.6.5. Phase IV
3.7. Impfkalender
4. Wissenschaft und Impfungen
4.1. Falsifikation
4.2. Wissenschaft und Gesellschaft
4.3. Grundgesamtheit und Individuum
4.4. Die Wahl der Vergleichsgruppe: Placebo or not?
4.5. Evidenzgrad
4.6. Was Zeitreihen zeigen
4.7. Änderung der Altersverteilung Erkrankter durch Impfprogramme
4.8. Herdenschutz als mathematischer Begriff
4.9. Nash-Gleichgewicht bei Impfungen
4.10. Heterologe Immunität
4.11. Selektionsdruck auf Erreger durch die Impfung
4.12. Mögliche Nebenwirkungen
4.12.1. Größenordnung
4.12.2. Gründe und Häufigkeit von Nebenwirkungen
4.12.3. Nachweis eines Kausalzusammenhangs
4.12.4. Risikoerhöhung durch die Impfung
4.12.5. Nebenwirkungen in den Medien
4.13. Impfschadensgesetz
4.14. Kosten-Nutzen einer Impfung
4.15. Impfstoffmarkt
5. Impfdebatte
5.1. Für oder gegen Impfungen?
5.1.1. Bevölkerungssicht
5.1.2. Sichtweise des Einzelnen
5.2. Die Polarisierung
5.3. Politik und Big Pharma
5.4. Einseitige Studien
5.5. Fake-News oder Everyone’s business
5.6. Gesundheitspolitik
6. Diskussion
6.1. Postuliertes Impfcredo
6.2. Ausrottung und Impfraten
6.3. Krankheit und Impfung
6.4. Optimierungspotential bei Impfstoffen
6.5. Nebenwirkungen
6.6. Aufklärung
6.7. Impfpflicht
7. Schlussfolgerungen
8. Epilog
9. Bibliographie
1. Über dieses Buch
Was für die Allgemeinheit gut ist, muss im Einzelfall nicht zutreffen und umgekehrt. Nicht allen würde wöchentliches Laufen guttun, man kann aber davon ausgehen, dass es für die meisten empfehlenswert ist. Umgekehrt würde ein regelmäßiges Sonnenbaden bei vielen zu einem Schaden führen, obwohl dies im Einzelfall durchaus angebracht sein kann.
Durch eine Impfung kann man sich vor einer Infektionskrankheit schützen. Ob man diese aber verpflichtend für alle einführen soll, bzw. all jene, die sich oder ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, dazu anhalten soll, ist ein Dauerstreitthema und wird bereits seit dem 18. Jahrhundert immer wieder neu aufgerollt.
Zumal es beim Thema Impfungen zu unterscheiden gilt, für wen man eine Aussage trifft, werde ich mich in diesem Buch, was das Individuum anbelangt, weder für noch gegen Impfungen aussprechen. Bezogen auf die Allgemeinheit hingegen kann man vorwegnehmen, dass der Nutzen überwiegt. Gerade diesem Sachverhalt - der Trennung von Allgemeinheit und Individuum - wird in der Auseinandersetzung zu wenig Augenmerk geschenkt. Vielfach werden Aussagen bezogen auf die Allgemeinheit einfach eins zu eins auf den Einzelnen übertragen, obwohl dies nicht immer zutreffend ist. Dementsprechend aufgeheizt ist dann die Diskussion und man redet die meiste Zeit aneinander vorbei.
Als Biostatistiker weiß ich, was Aussagen bedeuten, für wen sie gelten und wie man sie verallgemeinern kann; wie man Daten liest, sie interpretiert und zu verstehen hat. Zumal ich weder Arzt noch Mediziner bin, kann dieses Buch kein medizinischer Ratgeber sein. Es geht in diesem Buch vielmehr darum aufzuzeigen welche Bedeutung Infektionskrankheiten in der Menschheitsgeschichte hatten und haben, wie diesen begegnet wurde und wird, welche Aufgaben unser Immunsystem dabei hat und was unter einer Impfung bzw. Impfstoff zu verstehen ist. Es wird weiters aufgezeigt, was Impfungen aus wissenschaftlicher Sicht bedeuten, dass hierbei der Wahrheitsfindung Grenzen auferlegt sind, und dass es sehr viele Aspekte gibt, die im Zusammenhang mit Impfungen zu berücksichtigen sind. Erst mit diesem Vorwissen kann man einzelne Belange zur Impfdebatte aufgreifen, sie diskutieren und in ihrer Nüchternheit darstellen. Ziel ist es, die Impfthematik möglichst neutral und umfassend zu be- und durchleuchten, Eckpfeiler für eine sachliche Diskussion festzulegen und die Grenzen des Machbaren darzustellen. Hierdurch soll die Sichtweise auf die Thematik geschärft und die Orientierung im Impfdschungel erleichtert werden.
Einiges in diesem Buch kann für viele neu sein. Ein Rundumblick zum Impfthema wird selten vermittelt und es kann angezweifelt werden, dass jene, die über Impfungen zu entscheiden haben, auch über alle Informationen verfügen. Nur unter Berücksichtigung aller Belange kann man einen Weg finden, der konsenstauglich ist, um in Zukunft Impfungen nicht nur aus Sicht der Wirksamkeit, sondern vor allem auch aus Sicht der maximal möglichen Sicherheit zu bewerten.
In einem Gastkommentarin der Südtiroler Tageszeitung zum Thema Impfen vom 29.10.2017 hatte ich auszugsweise folgendes angemerkt:
„Impfungen sind eine der größten Errungenschaften der Medizin“, sagen die einen, wohingegen die anderen meinen „das Gift in Impfungen führe zu Autismus“. „Wer nicht impft gefährdet sein Kind und andere Mitmenschen“, ist dann meist das Gegenargument und beide Seiten begründen ihre Aussagen durch Ergebnisse wissenschaftlicher Studien.
Ich kann vorausschicken, dass beide Seiten in einem Punkt irren. Eine wissenschaftliche Studie dient der Wahrheitsfindung nur insofern, als dass sie zeigen kann, was falsch ist. Mehr kann man daraus nicht ableiten. Es ist schlussendlich die Summe an wissenschaftlichen Erkenntnissen, die uns die Wahrheit eingrenzen lässt.
Viele Eltern verunsichert dies und manche haben große Angst, dass dem eigenen Kind etwas passieren könnte, denn das Risiko eines Impfschadens wird kaum thematisiert und ist somit für viele nicht einschätzbar. „Selbst die nachweislich besten Maßnahmen müssen fortwährend durch Forschung auf ihre Sicherheit, Effektivität, Effizienz, Verfügbarkeit und Qualität geprüft werden.“, heißt es in der Deklaration von Helsinki, einer Wertebasis für ethische Grundsätze in der medizinischen Forschung am Menschen.
Aus diesem Grundsatz folgt zwangsläufig die Verpflichtung alles zu tun, um Impfungen so sicher wie möglich zu machen, zeitgleich aber auch über Unsicherheiten aufzuklären, sodass jeder in die Lage versetzt wird, für sich die beste Entscheidung treffen zu können.
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