Markus Dubach
Begegnung mit einem Kannibalen
Eine wahre Geschichte
Imprint
Markus Dubach
Die Entscheidung
Copyright: © 2017 Markus Dubach
www.dubach-media.comLektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.netUmschlaggestaltung: Erik Kinting Druck: epubli www.epubli.deEin Service der neopubli GmbH, Berlin
Manchmal ist Zeit zu schweigen und manchmal ist Zeit zu reden.
Jetzt ist Zeit zu reden.
Vorwort
Teil I: Erzählung der Geschichte
1. Vorgeschichte
1.1. Krebserkrankung
1.2. Begegnung mit meiner Mutter
1.3. Mobbing und suizidale Krise
2. Ereignisse vom 18. April bis 10. Mai 2011: Showdown in Kysak
2.1. Der Einstieg
2.2. Vom makabren Scherz zum tödlichen Ernst
2.3. Versuch eines Ausstiegs
2.4. Schockierende Bilder
2.5. Die Entscheidung
2.6. Kritische Phase
2.7. Vom Jäger zum Gejagten
2.8. Kurze Verunsicherung
2.9. Verhaftung
3. Was nach dem 10. Mai geschah
3.1. Die Medienlawine bricht los
3.2. Ein Land unter Schock
3.3. Suche nach den Opfern
3.4. Zusammenarbeit mit der Polizei
3.5. IT -Skandale des Bundes werden öffentlich
3.6. Im Räderwerk von Psychiatrie und Behörden
3.7. Leben nach dem Sturm
Teil II: Analyse der Operation Kysak
4. Was alles hätte schiefgehen können
4.1. Einleitende Bemerkungen
4.2. Falsche Strategie
4.3. Falsche Gefährlichkeitseinschätzung
4.4. Fehler in der Kommunikation
4.5. Scheitern an psychologischen Barrieren
4.6. Fehlende Ressourcen
5. Gefährlich oder harmlos: Wie erkennt man das?
5.1. Planung vor Fantasie
5.2. Überprüfbare Angaben sind wahr
5.3. Genaue Orts- und Zeitangaben
5.4. Die Planung ist detailliert und lückenlos
5.5. Keine widersprüchlichen Angaben
5.6. Der Plan ist realistisch (= umsetzbar)
5.7. Der Plan enthält Elemente zur Risikominimierung
6. Ohne Strategie kein Erfolg
6.1. Sich über die Ziele im Klaren sein
6.2. Strategie finden
6.3. Strategie umsetzen
6.4. Resultate
7. Wieviele Opfer gibt es wirklich?
7.1. Das dritte Opfer
7.2. Gibt es weitere Opfer von Curko?
8. Wie ist die Freiwilligkeit bei den Opfern zu beurteilen?
8.1. Die psychologische Seite
8.2. Verhalten des Täters
8.3. Was wussten die Opfer?
9. Curko: Mörder und Kannibale oder bloß Sterbehelfer?
10. Die mysteriöse Frau aus Italien
10.1. Eine Verwechslung?
10.2. Verbindung zu einer Frauenleiche bei Rom
10.3. Wer ist nun die mysteriöse Frau?
11. Matej Curko – ein Einzeltäter?
12. Fall Curko: Nur die Spitze des Eisberges?
12.1. Verbrechen von unvorstellbarer Grausamkeit
12.2. Wie groß ist das Dunkelfeld?
TEIL III Vertiefende Analysen
13. Das Versagen der Psychiatrie
13.1. Die familiäre Mitgift
13.2. Neuschreibung meiner Biografie
13.3. Schizophrenie – Begabung oder Krankheit?
13.4. Psychiatrie: Hilfe oder Gefahr für die Betroffenen?
13.5. Die zwei Gesichter der Psychiatrie
13.6. Die Alternative: Freiheit, Verantwortung und Lebensplan
14. Sind wir alle böse?
14.1. Die zwei Lebensorientierungen
14.2. Die Eskalationsstufen des Bösen
14.3. Lauert in uns allen eine Bestie?
14.4. Exorzismus im pseudowissenschaftlichen Kleid der forensischen Psychiatrie
14.5. Was können wir tun?
14.6. Das Böse als gescheiterter Lebensplan
15. Suizidalität und Lebenssinn
15.1. Einleitende Gedanken
15.2. Suizid: Akt der Verzweiflung oder bewusste Entscheidung?
15.3. Die dritte Dimension
15.4. Am Abgrund eine Entscheidung getroffen, die alles gerettet hat
16. Internet – Wer löst den Gordischen Knoten?
16.1. Die digitale Transformation
16.2. Segen und Fluch einer vernetzten Welt
16.3. Müssen wir vor Watson Angst haben?
16.4. Bürgerrechte als kritischer Erfolgsfaktor
Kannibale sucht frische Leichen – Unfallopfer, Selbstmörder, Mordopfer.
Dies ist der Titel eines Inserates, auf das ich im Internet bei Recherchen nach Kannibalismus gestoßen bin und das zum Ausgangspunkt einer unglaublichen aber wahren Geschichte wurde.
Am 10. Mai 2011 ereignete sich in dem kleinen Ort Kysak in der Ostslowakei eine wilde Schießerei zwischen einem mutmaßlichen Kannibalen und der Polizei, bei der der Kannibale, ein Mann namens Matej Curko, tödlich und ein Polizist lebensbedrohlich verletzt wurden. Dieser Showdown war das Ende eines fast dreiwöchigen Katz- und Mausspiels in Form eines E-Mail-Dialoges zwischen mir und dem mutmaßlichen Kannibalen, an dessen Ende nicht das potenzielle Opfer, sondern sein verhinderter Mörder tot war.
Begonnen hatte der Dialog mit meiner Reaktion auf das eingangs erwähnte Inserat, das ich über Google bei der Suche nach Kannibalismus gefunden hatte. Ein Mann aus der Slowakei reagierte auf meine Antwort zum Inserat und lud mich ein, in die Slowakei zu reisen und mich töten, schlachten und dann aufessen zu lassen. Aus Langeweile und Neugier ließ ich mich auf einen Dialog ein und verabredete mit ihm ein Treffen in Kysak für den 10. Mai – in der Annahme, dass es sich lediglich um ein makabres Spiel handelte.
Im Verlauf der E-Mail-Kommunikation erhielt ich immer detailliertere Informationen über das geplante Verbrechen und auch über bereits begangene. Als ich am 25. April Bilder einer zerstückelten Frauenleiche erhielt, war ich entsetzt. Was ich schon seit Längerem ahnte, wurde nun Gewissheit: Das war kein bizarres makabres Spiel, sondern tödlicher Ernst.
Offensichtlich hielt ich nun Beweise oder zumindest starke Belege für einen Mord in der Hand, von dem vermutlich bisher noch niemand etwas erfahren hatte. Dann musste es aber auch einen entsprechenden Vermisstenfall geben. Und es bestand die Gefahr, dass weitere Menschen von diesem Kannibalen angelockt, ermordet und aufgegessen würden. Es bestand also dringender Handlungsbedarf. Ich hätte einfach den Kontakt abbrechen und schweigen können, das war für mich aber keine Option. So entschied ich mich nach längeren Überlegungen, die Polizei einzuschalten.
Doch mit einer einfachen Meldung war es nicht getan. Die Polizei musste erst von der Ernsthaftigkeit und Gefährlichkeit der Angelegenheit überzeugt werden.
Als sich dann endlich jemand der Sache annahm, ging es schnell: Interpol wurde eingeschaltet, zwei Tage später kam eine Rückmeldung aus der Slowakei, dass die Sache sehr ernst genommen werde. Offenbar war die Polizei bereits jemandem auf der Spur, der übers Internet Kontakt zu Suizidwilligen suchte, in der Absicht, diese zu töten.
Sofort wurde eine Task Force aufgestellt. Die Polizei entschied sich, am Treffen in Kysak festzuhalten und statt mir einen Polizeiagenten zu schicken. Ich hielt zwischenzeitlich den Kontakt mit dem Kannibalen aufrecht und ließ ihn im Glauben, dass das Treffen am 10. Mai stattfinden werde. Die Polizei verfolgte die Kommunikation und bereitete den Einsatz vor. Um den Mann zu täuschen, verabschiedete ich mich am 8. Mai von ihm mit den Worten, dass ich mich nun auf den Weg in die Slowakei machen und am 10. Mai um 9 Uhr am vereinbarten Treffpunkt erscheinen würde. Ich müsse die Kommunikation abbrechen, weil ich die E-Mails von unterwegs nicht lesen könne.
Es bestand allerdings noch ein Problem: Der Kannibale hatte ein Foto von meinem – allerdings nicht gut erkennbaren – Gesicht. Um zu verhindern, dass er die Falle bei der Begegnung mit dem Agenten erkannte, sagte ich ihm, dass ich ein schwarzes T-Shirt sowie Bluejeans tragen werde. Er sollte mit der Orientierung an diesen Kleidungsstücken bewusst irregeleitet werden.
Читать дальше