Markus Waldmann - Die Prophezeiung

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Ein Junger Mann, der von fürchterlichen Träumen geplagt wird, sucht hilfe bei einem Psychologen. Er hatte alle Brücken zu seiner Vergangenheit abgebrochen, da er zu viel Stress mit diesen Träumen hatte. Doch jetzt braucht er ihre Hilfe und verstrickt sich dadurch in eine rasende Jagd nach Artefakte, die die Welt vor dem Untergang bewahren soll. Eine mysteriöse Prophezeiung die ihm keiner genau erklären kann und eine Flucht quer durch Europa, gepflaster mit kopflosen Leichen fordern seine ganze Kraft. Seine frühere Jugendfreundin steht ihm zur Seite und unterstützt ihn obwohl er damit nicht gerechnet hat. Am Ende stehen sich gut und böse gegenüber, tausende von Menschen sind Tot und die die noch am Leben sind bangen darum, wer wohl gewinnen wird.

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Die Prophezeiung

„Die Prophezeiung“

erschienen 07-2016, 2. Auflage

Alle Rechte vorbehalten

Text: Markus Waldmann

Die Prophezeiung

Von Markus Waldmann

Die Suche

Arme werden reich des Geldes rasch,

Doch der rasche Reichtum wird zu Asch',

Ärmer alle mit dem größeren Schatz.

Minder Menschen, enger noch der Platz.

Da die Herrscherthrone abgeschafft,

Wird das Herrschen Spiel und Leidenschaft,

Bis der Tag kommt, wo sich glaubt verdammt,

Wer berufen wird zu einem Amt.

Bauer keifert, bis zum Wendetag,

All sein Müh'n ins Wasser nur ein Schlag,

Mahnwort fällt auf Wüstensand,

Hörer findet nur der Unverstand.

Das Lied der Linde (um 1850)

Deutschland

Kapitel I

“Praxis, Dr. van den Hout, Jasmin Wagner am Apparat, Guten Tag.”

Jens zögerte kurz, dann beschloss er, dass es kein Zurück mehr gab. Sie war die einzige, die ihm vielleicht noch helfen konnte.

“Hallo Jasmin, hier ist Jens, Jens Hoffmann, bitte leg nicht auf, ich brauche deine Hilfe.”

Das andere Ende der Telefonleitung blieb still, Jens war froh, ihr Gesicht nicht sehen zu müssen. Er wusste ganz genau, dass sie auf ihn wütend war.

“Wie kommst du darauf, dass ich dir helfen möchte?”

Jasmins Stimme klang bissig.

“Ich weiß, dass was ich dir und deiner Familie angetan habe, war nicht sehr nett.”

Jens kam ins Schwitzen, vor Jemanden zu Kreuze kriechen war nicht seine Art.

“Ach so, nicht sehr nett”, kam die Antwort aus dem Telefon, “du warst gemein zu ihnen, meine Eltern sind heute noch sehr traurig darüber, wie du sie behandelt hast. Und das, nach alldem, was sie für dich getan haben.”

Sie schrie ihn förmlich durch den Apparat an.

“Ja, es ist mir bewusst, dass ich ein blödes Arschloch war, aber darum geht es ja auch. Ich habe von deinen Kommilitonen erfahren, dass du einen Nebenjob hast. Und dass der Mann, für den du arbeitest, spezialisiert auf besondere psychische Probleme ist. Deswegen melde ich mich bei dir, ich brauche dringen Hilfe.”

Der leicht paranoide Unterton in Jens Stimme ließ Jasmin aufhorchen. Es stimmte, dass Dr. van den Hout sich auf psychische Probleme der ganz besonderen Art spezialisiert hatte. Die Menschen, die zu ihm kamen, waren oft am Ende ihrer Kräfte. Sie wurden von Träumen und Visionen systematisch in den Wahnsinn getrieben. Viele brachten sich um, noch bevor ihnen geholfen werden konnte. Doch diejenigen, die mit dem Professor sprachen, kamen oft mit einem Lächeln wieder aus dem Behandlungsraum heraus.

Jasmin fand die Arbeit bei diesem Mann faszinierend. Er war ein Freund ihrer Familie und half ihr beim Studium. So kam sie direkt in Kontakt mit Personen, die psychologische Betreuung brauchten. Das war auch der Grund dafür, dass Dr. van den Hout sie eingestellt hatte.

Die Patienten, die kamen, wurden aus ganz Deutschland an ihn verwiesen, teilweise auch aus dem benachbarten Ausland. Nick genoss einen hervorragenden Ruf, da er nur Spezialfälle annahm, bei denen seine Kollegen mit ihrem Latein am Ende waren.

Die Patienten, die Jasmin beim Eintreten in die Praxis sahen, waren fasziniert von ihr. Das war ein weiterer Grund dafür, dass Nick sie bei sich arbeiten ließ. Nicht nur ihre dunklen braunen Augen, die schulterlangen braunen Haaren und ihre grazile Figur sorgten dafür, dass die meisten Patienten sich bei ihm schon wohl fühlten noch bevor sie ihn trafen. Ihre Ausstrahlung von Ruhe und Geborgenheit sorgte dafür, dass die Meisten schon bei ihr anfingen von ihren Problemen zu reden.

Normalerweise brauchte er gar keine Sprechstundenhilfe, er hatte selten mehr als zwei Patienten am Tag. Für Jasmin machte er eine Ausnahme, sie kam immer in den Semesterferien und dann, wenn sie keine Vorlesungen hatte.

Oft durfte Jasmin bei den Gesprächen zugegen sein, für ihr Studium war das sehr nützlich. Die Bezahlung war für die Arbeit eigentlich viel zu hoch, aber Dr. van den Hout hatte darauf bestanden. Er half ihr auch, wenn sie Probleme in den verschiedenen Studienfächern hatte, so dass sie mittlerweile die beste Studentin an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät war.

Dr. van den Hout, oder besser gesagt Nick, war ein alter Freund ihrer Eltern, erst als sie ihr Studium angefangen hatte, erfuhr sie, dass er selbst Psychologe war. Nick war Mitte 40, er kleidete sich stets sportlich und geschmackvoll, seine permanent gute Laune steckte die Menschen um ihn herum an. So dass das Arbeiten mit ihm sehr viel Spaß machte und den Patienten geholfen werden konnte.

Auch Jens kannte Nick, bevor Jens Eltern gestorben waren, hatten alle viel Kontakt zueinander gehabt. Jasmins Eltern hatten Jens aufgenommen, als er ein Waise wurde, zum Dank dafür hatte er sie tyrannisiert und schikaniert, das war der Grund, weshalb Jasmin auf ihn sauer war.

“So und was für Hilfe brauchst du?”

Noch immer klang ihre Stimme gereizt, und Jens wollte sie nicht noch mehr verärgern.

Er versuchte so freundlich wie möglich zu bleiben.

“Na, ja, ein Gespräch mit Dr. van den Hout wäre schon einmal der Anfang, vielleicht kann er mir ja helfen.”

“Du weißt, dass du eine Überweisung brauchst und dass deine Krankenkasse erst ein Gutachten eines anderen Psychologen braucht, damit sie es übernehmen. Wenn sie es überhaupt machen.”

Jens wurde nervöser, das hatte er nicht gewusst, woher auch. Wie sollte er das denn machen? Sobald er zu einem der so genannten Seelenklempner ging, würde die Uni sofort Bescheid wissen.

“Kann ich die Behandlung auch Privat bezahlen?”

Die Stimme von Jens zitterte, er hatte erst vor kurzem das Erbe seiner Eltern antreten dürfen. Mit den Banken hat er schon alles besprochen, die einzige Auflage hatte er vor Kurzem geschafft. Er durfte erst über das Geld verfügen, sobald er das 25ste Lebensjahr erreicht hatte, und das war vor wenigen Tagen gewesen. Noch wollte es nicht in seinen Kopf hinein, dass er über eine Unmenge Geld verfügte. Ständig musste er sich das ins Gedächtnis rufen.

“Ja, das geht auch, hast du den genug Geld? Haben deine Drogengeschäfte dir genug eingebracht?”

Jasmin genoss es, Jens leiden zu hören, seine Stimme wurde immer zittriger.

“Aber Jasmin, ich habe nie mit Drogen gedealt, nur für meinen Eigengebrauch habe ich welche gekauft. Und das war immer nur Haschisch oder Marihuana.“

Sie konnte schon fast hören, wie er innerlich zerbrach.

“Bitte, Jasmin, ich halte es nicht mehr länger aus.”

Was ihr die ganze Zeit Spaß gemacht hatte, fing jetzt langsam an, ihr Angst einzuflößen. Sie wusste ganz genau, wie groß die Überwindung für Jens gewesen sein musste, sie um Hilfe zu bitten. Immerhin hatten sie seit knapp elf Jahren keinen Kontakt mehr, und der Tonfall von Jens wurde immer mehr zu einem Klagen.

“O.K. Jens, bleib kurz dran, ich werde den Doktor fragen.”

Sie hörte noch ein erleichterndes Seufzen, als sie den Telefonhörer beiseite legte.

Jasmin klopfte leise an die Tür von Nicks Büro, sie wusste, dass er die Akten von einem erst vor kurzem beendeten Fall studierte. Der Betroffenen hatte sich vor einen Zug geworfen, und Nick machte sich Gedanken darüber, ob er es hätte verhindern können.

“Herein, Jasmin, was gibt es denn?”

Sie trat ein und nahm auf dem Stuhl, der für die Patienten gedacht war, Platz.

“Ich habe einen Studienkameraden am Telefon, er möchte gerne einen Termin bei dir haben. Allerdings war er nicht bei einem Arzt und hat somit auch keine Überweisung.”

Nick blickte Jasmin kurz an.

“Ist es einer aus deinem Studienbereich?”

“Oh nein, soviel ich weiß, studiert er Geschichte und Archäologie, warum?”

Jasmin fragt sich, wozu er das wissen wollte, prompt bekam sie die Antwort.

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