Markus Wenderoth - Wo die Misthaufen qualmen

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Stinkende Körperteile, dumme und nicht so dumme Helden, eine etwas orientierungslose Seuche und grimmige Raubritter. Diese alle und noch viel mehr tummeln sich in diesen elf kleinen Geschichten, die sowohl eine Hommage an klassische Märchen und Sagen, als auch eine Verneigung vor dem schönen Sauerland sind.

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Markus Wenderoth

Wo die Misthaufen qualmen

Märchen aus Lüdenscheid und Umgebung

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Inhaltsverzeichnis Titel Markus Wenderoth Wo die Misthaufen qualmen Märchen - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Markus Wenderoth Wo die Misthaufen qualmen Märchen aus Lüdenscheid und Umgebung Dieses ebook wurde erstellt bei

Der Nöck vom grünen Teich

Die schwarze Hand von Mühlenrahmede

Warum Dünnebrett Dünnebrett heißt

Wie Häppchen Doof die Pizza erfand

Der Urzeitbaum vom Dickenberg

Geschichten um den Räuber Knopfsack

Der Römer

Das geliehene Gespenst

Die Schlangenprinzessin vom Wiesental

Wie dem Bertram seine Mauken auma für wat gut warn

Die guten Taten vom Nahmer Tal

Impressum neobooks

Der Nöck vom grünen Teich

Im Wald des Lüdenscheider Stadtteils Dickenberg unweit der Stelle, wo heute das Kinderdorf liegt, befindet sich der grüne Teich.

Er ist ein beliebtes Ziel für die Kinder des Dorfes, weil es hier im Frühjahr Molche zu beobachten gibt und außerdem irgendwie eine geheimnisvolle Atmosphäre hier herrscht.

An den Sonntagen gehen die Kinder mit ihren Kinderdorfmüttern oder mit ihren Erzieherinnen und Erziehern natürlich zum grünen Teich.

Nun denkt sich manch einer, der das erste Mal dort ist: „Das soll ein Teich sein? Wohl eher ein Tümpel!“

Ja, und manchmal sogar nur ein Schlammloch.

Das war aber nicht immer so.

Vor vielen, vielen Jahren war der Teich viel größer, hatte viel mehr Wasser und war fast schon ein kleiner See.

Sogar Fische gab es darin.

Auch damals schon kamen die Bewohner des Stadtteiles und suchten an seinen Ufern Erholung.

Und wenn man sich dort am Sonntag traf, nahm man sich Zeit für einen Schwatz, denn in der Woche mussten die Menschen damals so viel arbeiten, dass dafür keine Zeit blieb.

Im Sauerland nennt man einen freundschaftlichen Schwatz, vielleicht sogar mit einigen kleinen Lästereien über den ein oder anderen Nachbarn „klönen“ und so hieß der Teich im Volksmund damals nur „Klönteich“.

Im Teich aber wohnte damals ein Nöck, das ist ein anderes Wort für einen Wassermann.

Die Leute am Dickenberg wussten das, obwohl sie ihn noch nie gesehen hatten.

Weil sie es sich mit ihm nicht verderben wollten, denn sie wussten, dass er sehr mächtig war, legten sie immer wieder kleine Geschenke an den Rand des Teiches, die der Nöck gerne annahm.

Mal war es ein Kuchen, mal eine Flasche Sauerländer Bier, oft aber auch ein Huhn oder ein Kaninchen.

Der Nöck, der friedlichen und großzügigen Sinnes war, ließ aus Dankbarkeit von Zeit zu Zeit den Teich überlaufen und mit den dann reißenden Fluten wurden kleine Bröckchen Goldes oder Edelsteine ins Tal geschwemmt, die von den Dickenbergern aufgesammelt wurden.

Dadurch hatten diese es zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht.

Unterhalb des grünen Teichs, dort wo heute die August-Adamy-Siedlung liegt, wohnte zu dieser Zeit ein reicher Bauer, der stets versuchte, wenn es wieder einmal Zeit für das Überlaufen des Teiches war, das meiste der Schätze für sich zu ergattern.

Dieser dachte eines Tages bei sich:

„Wenn es schon für kleine Geschenke solche Schätze gibt, wat gibbet dann wohl für große?“

Und so heckte er einen Plan aus und spannte in der nächsten Nacht den Wagen an, auf dem in einem Sack ein großes Tier zappelte.

Am Teich angekommen, wuchtete er ächzend den Sack von der Ladefläche und öffnete ihn.

Heraus kam aber nicht etwa eine Kuh, ein Schwein oder ein Schaf, sondern wahrhaftig seine eigene, einzige Tochter, die geknebelt und mit großen Augen ihren Vater flehend ansah.

Dieser aber war in seiner Gier nicht zu erweichen, seiner Frau würde er erzählen, das Mädchen sei mit einem fremden Burschen durchgebrannt.

So ließ er das gefesselte Mädchen einfach liegen, drehte sich, ohne sie eines weitern Blickes zu würdigen um und fuhr voller Vorfreude auf seine Belohnung nach hause.

Der Nöck aber, als er gewahr wurde, was ihm da als Gabe gereicht wurde, erzürnte ganz fürchterlich.

Er befreite das Mädchen von seinen Fesseln und löste den Knebel.

Dann reichte er ihr einen Beutel mit Gold und Edelsteinen und ermahnte sie, auf keinen Fall nach hause zurück zu kehren.

Das Mädchen gehorchte und verließ die Stelle, an der sie als Opfer dargebracht werden sollte so schnell sie ihre Beine trugen.

Später erzählte man sich, sie sei nach Köln gegangen und habe einen Handel mit Schmuck und Edelsteinen begonnen.

Der Nöck aber in seinem Zorn, nahm seinen Stab und schlug damit so fest er nur konnte in den grünen Teich.

Dessen Dämme brachen und er lief mit einem Male über.

Die ins Tal stürzenden Fluten rissen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war, so auch des reichen Bauern Hof, der bis nach Altena in die Lenne gespült wurde.

Jeder Versuch des Bauern, den Hof wieder in altem Glanze aufzubauen, scheiterte, sodass er schließlich verarmt, von seiner Frau verlassen als Tagelöhner sein Brot verdienen musste.

Vom grünen Teich aber war nur der kleine Tümpel übrig, der er heute ist.

Auch Gold und Edelsteine gab es danach nicht mehr, so sehr die Kinder bis heute danach suchen.

Der Nöck aber verließ die Gegend danach enttäuscht über die Gier des Bauern und ließ sich woanders nieder.

Wo, darüber gibt es viele Geschichten. Manch einer erzählt, es habe ihn sogar bis Alaska geführt und dort habe er sich niedergelassen und den Goldrausch ausgelöst.

Und klingt nicht „Klondyke“ tatsächlich sehr nach Klönteich.

Der grüne Teich am Dickenberg Die schwarze Hand von Mühlenrahmede Dass es in Hohenlimburg im Schloss eine - фото 2

Die schwarze Hand von Mühlenrahmede

Dass es in Hohenlimburg im Schloss eine schwarze Hand gibt, ist allgemein bekannt.

Auch die Geschichte dahinter ist vielen über das Sauerland hinaus ein Begriff.

Dass es jedoch auch im Rahmedetal mal eine schwarze Hand gab, die einige Jahre lang vom fahrenden Volk gegen Bares den schaudernden Menschen gezeigt wurde, wissen nur wenige.

Irgendwann, in einem jener unzähligen Kriege und Scharmützel, die übers Land gekommen sind, ist sie denn wohl auch verloren gegangen.

Die Geschichte dazu existiert allerdings noch heute:

In Mühlenrahmede stand einst ein Gutshaus, in dem hauste ein Gutsherr, der allerdings mehr Raubritter war, als dass er sich um seine Ländereien, geschweige denn die Leute, die darauf lebten und arbeiteten kümmerte.

Wer allerdings auf seinem Land lebte, musste „abdrücken“, wie wir Sauerländer sagen, also bezahlen und das nicht zu knapp.

So blieb den Leuten nur das Nötigste zum leben oder sogar noch weniger.

Und jenen, die zu dieser Zeit den Weg durch das Tal von Lünsche (Lüdenscheid) nach Altena (das damals noch eine blühende Stadt war…) nahmen, oder umgekehrt, erging es nicht besser.

Stets war der räuberische Gutsherr da und hielt die Hand auf.

Schon bald hatte sich herum gesprochen, dass dort im idyllischen Tal ein „Raffke“ hauste.

Aber was sollten die Reisenden machen? Gab es doch damals keine Alternativen für diesen Weg.

Eines Tages kam ein groß gewachsener Mann in Kölner Kaufmannstracht auf einem Wagen gefahren, der von sieben schwarzen Ziegenböcken gezogen wurde.

Die Leute im Tal wichen angstvoll zurück, als sie das seltsame Gefährt sahen und riefen ihre Kinder von der Straße.

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