König Saul war nicht mehr zu helfen. Obwohl er erst unlängst bei der Höhle der Schafhürden in der Nähe der Steinbockfelsen hoch und heilig Frieden mit David geschlossen hat, glaubte er wieder, wenn er David töte, er dann das Königtum für sich und seine Nachkommen werde retten können und folgte wieder den Denunzianten der Ziphitern, die da Kunde brachten, dass David sich wieder ganz in seiner Nähe in Gabaa Hachila aufhalte. Mit dreitausend Elitekämpfern, den besten wieder aus ganz Israel, machte er sich auf den Weg, um ihn diesmal endlich aus dem Weg zu räumen und lagerte sich bei Gabaa Hachila, während David sich in der Wüste aufhielt. Als David mitbekam, dass Saul am Rande er Wüste in Gabaa Achila kampierte, mitten in einer Wagenburg, umgeben von seinen Kriegern, fragte er seine Vertrauten Abimelech und Abisai: „Wer geht mit mir hinüber zu Saul?“ Achimelech, der mehr ein Mann Gottes war schwieg, doch Abisai, der mehr ein erfahrener Krieger war, antwortete: „Ich geh mit dir hinüber!“ Also schlichen die beiden nachts hinüber ins Lager Sauls. Saul lag schlafend in seiner Wagenburg, wie auch seine Krieger um die Wagenburg herum. Nichts rührte sich und keiner scheint etwas von den Eindringlingen bemerkt zu haben. Neben Sauls Haupt steckte sein Speer in der Erde. Abisai kam auf die Idee, Saul mit einem Stich für immer am Boden festzuheften, was David, als den Gottesfürchteren von den Beiden gar nicht gefiel und Abisai davor warnte sich an dem gesalbten des Herrn zu vergreifen, denn die Strafe würde dir auf dem Fuße folgen. Lass das was du vorhast den Herrn machen, wenn es sein Wille ist. David zog Sauls Speer aus dem Boden und nahm Sauls Wasserschale und entfernte sich stillschweigend aus Sauls Umgebung, stieg auf den gegenüberliegenden Berg und weckte mit seinem Rufen Saul und seine Krieger. Abner, der verantwortliche Kriegsherr fragte gar nicht erfreut den der ihn und seine Krieger mitten in der Nacht geweckt hat, wer er denn sei, der es wagt das Ganze Lager rebellisch zu machen, denn er erkannte Davids Stimme nicht. Als David ihm vorwarf, was für ein schlechter Krieger er denn sei, der so schlecht auf seinen Herrn aufpasst, dass er gar nicht bemerkt hat wie Feinde bis in die Wagenburg an das Lager des Königs vordrangen um ihn zu ermorden: „Geht und schaut nach wo sein Speer und seine Wasserschale ist?“ Da erkannte Saul Davids Stimme und rief fast Pharisäerhaft: „Ist das nicht deine Stimme mein Sohn David?“ David erwiderte: „Ja mein Herr und mein König, warum verfolgst du mich wieder, obwohl du wiederholt vor unsern Gott geschworen hast, dass du nicht mehr mir nach meinem Leben trachtest? Wenn es der Herr ist, der dich immer wieder gegen mich aufreizt, so soll er Opfer bekommen, wenn es aber Menschen sind die dich immer wieder gegen mich aufhetzen, der sich keiner Schuld bewusst ist, so seien sie verflucht vor dem Herrn. Saul antwortete nach der alten scheinheiligen Leier, all sein Tun zu bereuen, hoch und heilig vor dem Herrn zu schwören, ihm, David nichts Schlechtes mehr antun zu wollen und so weiter. David rief darauf zu Saul, dass er einen Diener schicken möge, der deinen Speer hier holen kann: „Und nicht vergessen mein König, der Herr vergilt jedem seine Gerechtigkeit und Treue, so wie er es verdient!. Der Herr hat dich heute zum zweiten Mal in meine Hände gegeben, aber ich wollte meine Hände nicht an dem Gesalbten des Herrn besudeln, so möge mein Leben wertvoll sein in den Augen des Herrn.“ Da rief Saul: „Sei gesegnet, mein Sohn David. Du wirst es ausführen und Erfolg haben!“ Saul kehrte nach diesem erneuten Mordversuch nach Hause und David ging seine Wege, die dem Herrn sicher gefallen haben.
Saul, wie lange wirst du diesmal dein Treueschwur David gegenüber halten, oder deine von Launen geprägten Wechselspiele David gegenüber fortsetzen? Hat denn der Herr, der Heerscharen, etwas anderes mit dir vor?“
David war sich seinerseits nicht so sicher, ob Saul sein, David gegenüber gemachtes erneutes Versprechen, ihn nicht zu töten, auch halten werde und wenn ja, wie lange es dieses Mal halten werde. Und so zog David mit seinen beiden Frauen, Achinoam von Jezrael und Abigail, der frisch gebackenen Witwe des Nabals und mit seinen Leuten, sechshundert Männer plus Frauen und Kindern, nach Geth zum Philisterkönig Achis, dem Sohn des Maoch. Als Saul erfahren hat, dass David nach Geth geflohen ist, ließ er seine neuauf-gekommenen Verfolgungspläne David gegenüber fallen. Die Menge Menschen, die mit David nach Geth kamen, waren doch mit der Zeit ein bisschen viel für die nicht zu groß geratene Residenzstadt Geth und David bat König Achis, wenn er nun mit seinen Leuten bei ihm Gnade gefunden habe, möge er ihm und seinen Leuten einen Platz anweisen, an dem sie friedlich mit ihren Mitmenschen, Handel und Wandel treiben und leben dürfen. Der Philisterkönig Achis war diesem Ansinnen nicht abgeneigt und gab ihnen die Gegend Sikileg als ihre Wohnstadt. David lebte bei den Philistern etwa zwei Jahre und vier Monate. Den Lebensunterhalt haben David und seine Leute nicht durch ehrliche Arbeit erworben, sondern durch blutige Einfälle bei seinen Nachbarn. Damit es keine Zeugen für diese Beutezüge gebe, wurden alle Bewohner der erbeuteten Orte gebannt, um keine Zeugen für ihr Tun zu haben. Vieh aber, Kleider und alles, was irgendwie wertvoll war, und nicht reden konnte, wurden als Beute mitgenommen.
Auch die Philister glaubten, dass jetzt die Zeit sehr günstig ist, auch mal bei den Israeliten eine Stippvisite mit reicher Beute zu machen und zogen ihr Heer zusammen. Achis, der König der Philister, machte David mit seinen Leuten zu seinen persönlichen Beschützern, denn er meinte, dass David aus lauter Dankbarkeit, dass er hier in seinem Gebiet eine sichere Bleibe gefunden hat, nichts gegen ihn unternehmen werde. Und so kam es, die Philister sammelten sich bei Sunam, wo sie das Lager bezogen, auch Saul sammelte seine Krieger aus ganz Israel zusammen und lagerte sich auf dem Gelboe, gegenüber der Philister. Als nun Saul das ihm gegenüber lagernde Heer der Philister sah, verließ ihn sein Mut, bekam es mit der Angst zu tun und wünschte sich insgeheim wieder so einige Krieger in seinen Reihen, wie er damals hatte, als er dem spottenden Goliath gegenüberstand. Aber der oder die waren weit und breit nicht zusehen. Er befragte Gott wie der Kampf ausgehen werde, aber er bekam keine Antwort von ihm. Auch die Priester und Propheten, die er befragte konnten ihm keine Antwort geben, denn Gott schwieg. Auch die Wahrsager und die Toten Beschwörer konnte er nicht befragen, denn die hat er vor Kurzem aus dem Land verwiesen oder gebannt. Langsam wurde ihm bewusst, dass dieser Kampf gegen die Philister wohl seine letzten Amtshandlungen als König sein werde. In seiner letzten Not schickte er Späher aus, die noch einen heimlichen Toten Beschwörer oder eine Beschwörerin finden sollten. Da brachte man ihm die Kunde, dass in Endor noch ein Weib ist, die die Toten beschwören kann. Zu ihr begab sich Saul, verkleidet als ganz einfacher Viehzüchter des Landes mit zwei Begleitern nach Endor und weckten mitten in der Nacht das Weib, das ihnen die Verbindung zu dem verstorbenen Samuel herstellen sollte. Als die Toten Beschwörerin ihr Ansinnen hörte, schrie sie verängstigt auf, denn sie wusste was den Totenbeschwörerinnen drohte, wenn man sie dabei erwischte. Und zum Sterben hatte sie bestimmt noch keine Lust und dachte sicher, dass sie dazu noch viel Zeit habe. Doch Saul beruhigte sie und schwor beim Herrn, dass ihr nichts passieren würde, wenn sie zu Samuel die Verbindung herstellen könne. Und als Samuel im Bilde erschien, schrie das Weib laut auf, denn sie erkannte im selben Moment, dass der Auftraggeber kein anderer als König Saul persönlich war, der alle Toten Beschwörer mit dem Tode bestrafte, die trotz seines Verbotes ihr Handwerk weiter pflegten oder das Land nicht verlassen haben. Saul beruhigte das Weib abermals mit vielen Versprechungen und fragte sie, wen sie da sehe? Die Frau beschrieb die Person als einen älteren über-menschlichen Mann in einem Mantel, der aus der Erde herauskam. Saul erkannte in dieser Aussage des Weibes, dass es Samuel sein müsste und neigte sich mit dem Antlitz bis zur Erde und warf sich auf den Boden. Da fragte Samuel mit sehr ernster Stimme: „Saul, warum hast du meine Ruhe gestört und mich heraufkommen lassen?“ Und Saul antwortete ihm: „Ich bin in großer Not. Die Philister stehen im Krieg gegen mich. Auch Gott hat sich mit seinen Propheten von mir abgewandt und beide reden nicht mehr mit mir. Deshalb ließ ich dich rufen, denn ich hoffte, dass du mir helfen kannst; du der mich im Auftrag dieses Gottes von meiner Vater Scholle hinweg geholt hast und mich zu dem machtest, was ich heute bin, der König der Israeliten, dass sich alles noch zum Guten ändern möge!“ Und Samuel sagte ihm: „Was fragst du mich, wenn sich der Herr von dir gewandt hat und dein Feind geworden ist. Der Herr hat dir nur das getan, was er dir durch mich hat ausrichten lassen. Deine Königstage sind gezählt. Er reißt es dir aus deinen Händen und gibt es deinem Nebenbuhler David, denn morgen schon wirst du mit deinen Söhnen schon bei mir sein. Auch dein Heerlager gibt der Herr in die Hände der Philister, und du weißt auch warum. Den Herrn kannst auch du als sein König nicht hintergehen. Saul der inzwischen aufgestanden war, um mit Samuel besser reden zu können, fiel nach den letzten Worten Samuels, wie vom Blitz getroffen hin und seine Lebens-geister brannten auf Sparflamme. Die Toten Beschwörerin war nicht nur eine gute Herstellerin von Beziehungen mit den Verstorbenen, sondern auch eine gute Menschenkennerin und versuchte Saul durch einen Imbiss zu stärken und ihn von eventuellen Rachegelüsten ihr gegenüber ob der schlechten Nachrichten zu besänftigen. Saul reagierte nicht auf das Angebot der Toten Beschwörerin, erst als beide Begleiter auf ihn einredeten erhob er sich und nahm am Tisch Platz. Das Weib hatte ein Mastkalb im Haus, das schlachtete sie. Dann nahm sie Mehl, machte daraus einen Teig und buk einen Kuchen, Nachdem sie sich gestärkt hatten, für Saul war es vermutlich seine Henkersmahlzeit, verließen sie das Haus der Toten Beschwörerin und verschwanden in der Nacht, für die Nachbarschaft unerkannt, wie sie gekommen waren.
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