Nachdem der König und seine Hofleute zu denen auch David gehörte in die Stadt einzogen, wurden sie von auf der Straße tanzenden jungen Frauen begrüßt, die auch dabei immer wieder sangen: „Saul hat tausend Philister erschlagen, David aber seine zehntausend!“ Der Gesang der tanzenden Frauen gefiel Saul ganz und gar nicht. Von diesem Tag an beobachtete Saul David aus einer Mischung von Argwohn und Misstrauen. Nur mit Jonathas verband David, seit seinem Sieg über Goliath, eine scheinbar unzertrennliche Freundschaft. Seit dem David wieder nur der musikalische Doktor gegen Sauls Niederge-schlagenheit war, klappte es an der Front mit Sauls Truppen überhaupt gar nicht, die Siege blieben aus und die Niederlagen nahmen zu. In einem, seiner wenigen klaren Momente, besann sich Saul auf den Sieg Davids gegen Goliath und machte David um Chef seiner Kriegsleute. Da, wo David mit seinen Kriegsleuten eingriff, war der Erfolg schon vorprogrammiert, David kehrte mit den Kriegern, die er anführte, immer als Sieger heim. Obwohl Saul über die Erfolge, die David ihm brachte, hätte stolz sein können, stiegen in ihm der Argwohn und der Futterneid gegen David noch weiter an, dass er David sogar töten wollte. Während Saul wieder seine Schwermutphase durch machte und David zufällig dann anwesend war die Harfe oder Zither spielte, warf er zweimal den Speer nach ihm. Beide Male konnte David dem Speer auf wundersame Weise ausweichen. Nun fürchtete sich Saul noch mehr vor David, und dachte: „Denn der, der nicht mehr mit mir ist, ist jetzt mit David.“ „Damit er mir hier im Hause nicht gefährlich werden kann“, dachte Saul, „mache ich ihn zum Oberst über Tausend Leute, und er ist nicht mehr mein Musikus, sondern er befindet sich mit den Soldaten immer irgendwo im Gefecht und dem Tod ausgesetzt.“ Aber da, wo David eingesetzt war, war der Erfolg wieder auf seiner Seite, egal auch wenn der Gegner zahlenmäßig um ein vielfaches Größer war, denn der Herr war mit ihm. Da kam Saul auf die Idee, ihn mit seiner Tochter Merob zu verkuppeln. Aber David schlug dieses Ansinnen des Königs mit der Begründung seiner bürgerlichen Herkunft aus und es kam die Zeit da Merob mit dem Hadriel aus Mehola vermählt wurde.
Saul hatte aber noch eine zweite Tochter Michol, die David schon eher liebte, und auch David war nicht abgeneigt diese Liebe zu erwidern. Die Hofleute berichteten Saul von dem sich anbahnenden Techtelmechtel zwischen David und seiner Tochter Michol. Saul hatte nichts gegen eine Verbindung Davids und Michol. Aber Saul, nicht ganz ohne Hintergedanken, verlangte als Heiratsgabe hundert Philistervorhäute, denn er dachte, dass David dieses Unternehmen nicht überleben werde. Noch ehe die Frist der Abgabe verstrichen war, erschlug David mit seinen Leuten zweihundert Philister und brachte ihre Vorhäute zum König und zählte sie ihm bar auf den Tisch. Da gab ihm Saul Michol zur Frau. Obwohl nun David zur Familie gehörte, fürchtete sich Saul noch mehr vor ihm. Und so oft die Israelischen Truppen auszogen, hauptsächlich gegen die Philister, hatten die Krieger, die David unterstanden die größten Erfolge, obwohl Saul dafür immer wieder aus dem Hintergrund sorgte, dass David mit seinen Kriegern da eingesetzt werde, wo es am gefährlichsten war. Trotz Sauls Hass gegen seinen Schwiegersohn David, hielt Sauls Sohn Jonathas immer noch treu zu David, der ja jetzt sein Schwager war und sicher ist, dass David auch heute noch keine Intrigen gegen seinen Vater Saul hegt. Und so bekam Jonathas auch mit, dass sein Vater Saul einen Eid geschworen hat, David zu töten oder töten zu lassen. Jonathas warnte seinen Schwager David davor und meinte, dass er morgen sich besonders in acht nehme und er sich an einem geheimen Ort verstecken solle; er wolle um diese Zeit noch einmal mit seinem Vater über seine Tötungspläne dir gegenüber sprechen. „Ich komme dann und werde dir alles berichten, was ich mit meinem Vater besprochen habe.“ So geschah es auch. Am nächsten Tage kam es zu einer ernsten Aussprache zwischen Vater Saul und Sohn Jonathas. Jonathas versuchte seinem Vater Saul klar zu machen, dass sein ganzer Ruhm, seit dem Sieg über die Philister mit Goliath an der Spitze, er nur David zu verdanken habe und obwohl er dir seitdem einen Sieg nach dem anderem beschert, trachtest du ihm, statt dankbar zu sein, immer wieder nach dem Leben, was er, David im Gegensatz zu dir, dir gegenüber noch nicht getan hat, obwohl ich mir sicher bin, dass David es schon längst bemerkt hat, wie du Treue dir gegenüber auf deine dir eigene Art belohnst. Als Saul das alles von seinem Sohne wieder hörte, all das, was er ja eigentlich selbst erlebte, schwörte er: „So wahr der Herr lebt, David soll nicht getötet werden!“ Nun ließ Jonathas David rufen und erzählte ihm das, was er mit seinem Vater über ihn gesprochen hat und das sein Vater geschworen, so wahr der Herr lebt, du sollst nicht getötet werden. Hierauf führte Jonathas David zu seinem Vater Saul und David blieb wie ehedem in der unmittelbaren Nähe seines Schwiegervaters.
Doch der Frieden zwischen Saul und David hielt nicht lange an. Eines Tages kam es wieder zum Krieg gegen die Philister und David kämpfte wieder mit seiner Tausendschaft in den vordersten Reihen und erkämpfte einen Sieg nach dem andern, worüber sein Schwiegervater, König Saul, ganz gar nicht erfreut war, denn seine Hoffnung, Tochter Michol als Witwe zu begrüßen, erfüllten sich immer noch nicht. Eines Tages fiel Saul wieder in seine Depressionen und David spielte auf der Harfe Sauls Lieblingsmelodien. Da überkam es ihn wieder und der Neid auf Davids Erfolge war riesengroß. Er griff nach seinem Speer, der sich immer zu Selbstverteidigungszwecken in seiner Nähe befand und schleuderte ihn voller Wucht auf David, um ihn, für alle sichtbar, an der Wand festzuheften. Doch David, in Gottes Hand, konnte auch diesmal dem Speer ausweichen. Nach diesem erneuten Mordversuch von Seiten Sauls an ihm floh David und entkam den Mordgelüsten Sauls. Saul glaubte immer fester daran, wenn er David beseitige, seien alle seine Probleme gelöst, angefangen bei seinen Depressionen. Dass ihm aber der Herr, der Heerscharen, durch Samuel etwas anderes hat sagen lassen, nämlich das Ende seines Könighauses, wollte Saul immer noch nicht wahrhaben und schon lange nicht wegen so eines kleinen Musikanten aus Bethlehem.
Saul versucht David zu verhaften
In der frühen Nacht schickte Saul Wächter zu seinem Haus, die dann am frühen Morgen ihn zu ihm bringen sollten, um ihn dann zu töten. Doch Michol, eine Tochter Sauls, seine Frau, warnte ihn vor den Boten und überredete ihn zur Flucht. Michol ließ David durch ein Hinterzimmerfenster hinunter und David konnte sich in Sicherheit bringen. Am Morgen stürmten die Nachtwächter das Haus. Um David gefangen zu Saul zu bringen. Doch sie sagte den Eindring-lingen, dass David krank darniederliege und nicht mitkommen kann. Die Nachtwächter zogen unverrichteter Ding ab und berichteten Saul, dass David bettlägerig sei und er heute nicht mitkommen könne. Saul gefiel ganz und gar nicht, was seine Boten, die die ganze Nacht das Haus bewachten, ihm da berichteten. Lautstark befahl er ihnen, David auch mit seiner Schlafstelle sofort hierher zu bringen. Die Boten der Nacht drangen diesmal ins Schlafzimmer ein und nahmen die Bettstelle, in der ein, mit einem Ziegenfell verkleideter Tera-phim lag, ohne viel zu fragen einfach mit.
Teraphim = eine alttestamentarische Kultmaske.
Es dauerte nicht lange und die Boten der Nacht kamen wieder, um Michol zu holen. Und Saul sagte ihr in einem bitterbösen Ton: „Warum hast du das gemacht, mich so gemein zu hintergehen und meinen größten Feind hast entkommen lassen?“ Michol, wohlahnend, dass David sich in Sicherheit brachte, sagte: „Er habe, nachdem er die Nachtwächter ums Haus bemerkte, mir ge-droht, mich zu töten, wenn ich ihn nicht lautlos gehen lassen würde. Und so ist es geschehen und ich stehe vor dir.
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