Gott hat wohl dem Begehren seines Volkes einen eigenen König hier auf Erden, für alle sichtbar wie bei den anderen Völker, an den man sich direkt wenden kann, ohne einen Mittelsmann, wie bei uns die Richter, zu haben, zugestimmt. Doch insgeheim war er mit dem Königtum seines Volkes nicht einverstanden und beauftragte Samuel dem Volke seine Sicht über das Königtum mitzuteilen.
Und Samuel sagt zum Volk: „Damit ihr seht, was ihr für ein Unrecht gegen den Herrn euern Gott begangen habt, als ihr eine eigenen König gefordert habt, und ihr euern Gott herausgefordert, ja regelecht von euch gewiesen habt, so will ich den Herrn jetzt bitten, dass er über euren noch nicht geernteten Weizen Regen und Donner kommen lassen möge. Als Samuel zum Herrn betete, sandte er noch am gleichen Tag Regen und Donner zum Schrecken der Israeliten über die noch nicht geernteten Felder. Das ganze Volk geriet in große Furcht vor dem Herrn und Samuel, änderte aber nicht viel an ihrer Einstellung zum eigenen Königtum, sondern baten Samuel, dass er für sie bei ihrem Gott Fürsprache halten wolle, denn so sagten sie: „Wir haben zu all unseren Sünden noch das Unrecht hinzugefügt, einen König für uns zu verlangen.“ Samuel beruhigte das Volk, erinnerte sie daran dass sie wohl mit ihrer Forderung nach dem eigenen König gegen den Herrn gesündigt haben, aber sie vom Herrn die Chance bekamen, wenn sie treu zu ihm stehen werden, er sie auch weiterhin nicht verlassen werde. „Nur fürchtet den Herrn und dient ihm aufrichtig mit ganzem Herzen; denn sieht was Großes der Herr an euch getan hat! Wenn ihr aber doch wieder böse handelt, so werdet ihr samt euren König hinweggerafft werden“, was bald geschehen sollte. Dass die Israeliten einfach nicht begreifen wollten, dass ein König sie nicht von ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Bund mit Gott, den ihre schon wankelmütigen Väter am Sinai mit ihrem Gott geschlossen haben nicht ersetzen kann und auch wird! Auch unter einem König wird das Wohlergehen der Israeliten von ihrem Verhältnis, das sie zu ihrem Gott pflegen abhängen, was so viel heißt, Gottestreue gleich Wohlergehen, Gottesuntreue gleich Unglück und Verderben, seinen Feinden ausgeliefert sein.
Saul war jetzt schon zwei Jahre König der Israeliten. Von den wehrfähigen Männern Israels suchte er sich dreitausend Krieger aus. Zweitausend blieben bei ihm in Machmas und auf den Bergen bei Bethel. Tausend standen unter Jonathas bei Gabaa in Benjamin. Den Rest entließ er als sogenannte Reservisten für den Ernstfall, der bald eintreten sollte, denn Saul ließ in Gabaa die Philistersäule zerstören, was die Philister auf die Palme brachte. Saul ließ daraufhin in allen israelischen Ortschaften, durch Posaunenschall sollte der Ernst der Lage untermauert werden, verkünden, dass alle Hebräer es hören sollten, dass er die Philistersäule zertrümmert hat und ganz Israel nun das Angriffsziel oder Freiwild der Philister sei. „Um dem vorzubeugen und für den Ernstfall gewappnet zu sein, sollen alle wehrfähigen Männer mit ihren Waffen nach Galgala kommen. Aber auch die Philister haben sich in voller Kriegsstärke mit dreißigtausend Streitwagen, sechstausend Wagenkämpfern und unzähligen Fußkämpfern bei Machmas östlich von Bethaven aufgestellt, um den Frevel der Israeliten in Gabaa blutig zu rächen. Bei den dreißigtausend Streitwagen dürfte es sich wahrscheinlich nur um dreitausend gehandelt haben, denn, wenn auf jedem Wagen zwei Wagenkämpfern pro Streitwagen standen, würde die Zahl sechstausend Wagenkämpfer besser passen. Saul weilte immer noch mit seinen Kriegern in Galgala, wohin ihm die kriegsfähigen Israeliten folgten. Saul wartete, wie Samuel ihn hat wissen lassen sieben Tage zu warten. Doch als seine Krieger die Übermacht der Philister sahen, begannen sie heimlich bei Nacht und Nebel zu ihren Familien heim zu kehren. Und Saul, der vergebens auf das Erscheinen Samuels wartete, glaubte, wenn er selbst das Brand- und die Friedensopfer darbringen würde, er dann Gott günstig für die Israeliten stimmen könnte und ihm dann das Volk aus Angst vor den Philistern nicht fortlaufen werde. Doch kaum, dass er mit der Darbringung der Brandopfer fertig war, erschien Samuel. Saul ging ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Doch Samuel begrüßte Saul, indem er ihn mit sehr ernster Stimme fragte, was er da getan habe. Saul versuchte Samuel die Beweggründe seines Handelns zu erklären. Doch Samuel sagte zu Saul: „Der Herr hatte vor, dich und dein Königtum über Israel für immer zu bestätigen. Du solltest mit einer kleinen Schar, für alle sichtbar, die gewaltige Kriegsschar der Philister besiegen, dass auch sie erkennen, dass ihre Götzen, Baal und Astarte, nichts sind; nicht einmal Luft zum Atmen, sondern nur ein von Menschen hergestelltes Bild aus welchen Materialien auch immer, die er, unser Gott hergestellt hat und nur er der eine wahre Gott, der alles kann, dem nichts unmöglich ist, ist. Weil du dich aber dem Befehl des Herrn widersetzt hast, und etwas getan hast, zu dem du nicht berufen bist wird dein Königtum keinen Bestand in Israel haben.“
Nun lagen sich die feindlichen Heere schon einige Tage gegenüber und beide Seiten warteten, dass der andere den ersten Schritt tut. Die Philister begannen Spottgesänge über die feigen Israeliten zu singen, was Jonathas veranlasste mit seinem Waffenträger und Gottes Hilfe auf eigene Faust einen Philisterposten gegenüber ihrem Lager beim Pass von Machmas zu beseitigen. Als die Posten die beiden Israeliten kommen sahen, spotteten sie: „Seht da kommen die Hebräer aus den Löchern hervor, in die sie sich verkrochen haben. Kommt nur herauf zu uns, wir wollen euch etwas erzählen.“ Doch als die Israeliten oben ankamen, stürzten die Philisterposten vor Jonathas, wie vom Schlag getroffen nieder und es war ein leichtes für beide die Philisterposten zu töten, die noch vor kurzem ihre Spottlieder über die Hebräer sangen. Der Handstreich des Jonathas und seines Waffenträgers blieb nicht, wie von ihnen geplant, im Philisterlager unentdeckt. Unruhe verbreitete sich in ihrem Lager, was wiederum von Sauls Spähern, die sich im Raume Gabaa in Benjamin aufhielten, bemerkt wurde und dieses neue Verhalten der Philister dem König Saul meldeten. Saul ließ seine Truppen mustern, um festzustellen, wer wieder seit der letzten Musterung verschwunden ist. Es zeigte sich, das Jonathas und sein Waffenträger fehlten.
Saul, der nichts Gutes ahnte und das Schlimmste befürchtete, ließ den unter ih-
nen weilenden Priester Achias kommen und bat ihn, er möge die Gotteslade bringen, denn auch damals, als die Israeliten unterwegs waren, war auch die Bundeslade unter ihnen. Während sie noch miteinander redeten, wurde das Kriegsgeschrei bei den Philistern, die mittlerweile auch entdeckt haben was mit ihrem Vorposten passiert ist, immer lauter. Saul bat den Priester, während wir uns jetzt den Philistern zum Kampf stellen, bete zu Gott, dass er nicht unserer Sünden gedenke, sondern mit uns streitet gegen die Philister. Auch die Israeliten ließen ihr Kriegsgeschrei ertönen. Auf dem Kampfplatz herrschte eine unerklärliche Verwirrung unter den Philistern und sie verließen fluchtartig die Kampfstätte. Auch die Israeliten, die aus Furcht vor den Philistern Sauls Lager heimlich verlassen haben und sich im Gebirge Ephraim versteckt hatten und jetzt von der Flucht der Philister hörten kamen aus ihren Verstecken und verfolgten und bekämpften die von dannen fliehenden Philister mehr als nur erfolgreich. Der Kampf zog sich über Bethaven hinaus. Die kleine Schar der Israeliten war nicht nur der großen Übermacht des Gegners sehr erfolgreich, sondern auch sehr abgehetzt. Um seine Krieger bei der Stange zu halten, sprach Saul einen Fluch aus: „Verflucht sei der Mann, der vor Abend etwas zu sich nimmt, bis ich an meinen Feinden Rache genommen habe.“ Keiner von seinen Leuten genoss deshalb etwas. Bei der Verfolgung der Philister kamen die israelischen Krieger auf eine freie Fläche im Wald, die von Honig überfloss. Keiner der abgekämpften Krieger traute sich wegen des Fluches etwas von dem Honig zu genießen, obwohl er ihnen sicher neue Kräfte verliehen hätte, nur Jonathas, dem Vaters Fluch nicht bekannt war, hatte etwas von dem Honig genossen, der ihm für alle sichtbar neue Kräfte verlieh. Doch einer der Mitstreiter Jonathas machte ihn auf den Fluch seines Vaters aufmerksam. Jonathas erwiderte ihm und für alle hörbar: „Mein Vater stürzt das Land ins Unglück. Seht doch wie klar meine Augen geworden sind, weil ich jenes bisschen Honig genossen habe. Wenn doch die Leute von der Beute ihrer Feinde, die sie machten, gegessen hätten, wie groß wäre dann die Niederlage der Philister geworden?“ Mit übergroßer Mühe und vorletzter Kraftanstrengung schlugen sie die Philister trotz ihrer großen Übermacht von Machmes bis Ajalon. Da die erfolgreichen Krieger mehr als nur erschöpft waren, stürzten sie sich regelrecht, nach getaner Arbeit, auf die Beutetiere, schlachteten sie und aßen auch die noch nicht ganz ausgebluteten Tiere, was einigen Israeliten ganz und gar nicht gefiel und dieses Gebaren ihrer Landsleute, Saul, ihrem König berichteten, denn nach Gottes Gesetz durfte das Blut der Tiere nicht verzehrt werden. Alle, die das Blut der Tiere mit essen, versündigen sich hiermit gegen Gott. Als Saul das hörte, befahl er, dass alle Tiere, die heute noch geschlachtet werden sollen, dies in unmittelbarer Nähe bei ihm zu geschehen habe und das man einen großen Stein vor ihn hinwälzen solle, den er als ersten Altar dem Herrn errichten wolle. Und es geschah so wie er es gesagt hatte.
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