3. Kapitel: Unter den Königen
Saul der erste König von Israel
Damals lebte ein sehr wohlhabender Mann mit Namen Kis aus dem Stamme Benjamin, der hatte, unter mehreren Kindern auch einen Sohn, der Saul hieß. Er war sehr groß, gut gewachsen und schön zum Ansehen. Eines Tages sind dem Vater einige Eselinnen abhanden gekommen und er schickte ihn, seinen Sohn Saul, mit einem Knecht hinaus die Eselinnen zu suchen. Sie suchten ihre Ländereien kreuz und quer ab, aber von den Eselinnen war nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte der Herr auch hier schon seine Hände im Spiel und alles so geplant, dass der, die Eselinnen suchende Saul, mit Samuel zusammentreffen sollte; der bald erfahren durfte, wen er da vor sich hat. Gegen Abend kam dann das, was kommen musste. Der Knecht, der sich hier in der Gegend bestens auskannte, kam auf die Idee einen hier wohnenden heiligen Mann aufzusuchen, der in der Gegend, wo wir uns gerade aufhalten, sein Zuhause hat. „Vielleicht kann er uns etwas zu den verlorenen Eselinnen sagen, die wir seit den Vormittagsstunden schon suchen, aber noch immer keine Spur von ihnen entdeckt haben.“ Tja, aber was nun? „Es ist doch große Sitte, dass man dem frommen Manne auch ein Almosen gibt, wenn man von ihm etwas wissen will!“ Saul hatte nur Luft in seinen Taschen, mit der man bekanntlich keine weiten, großen Sprünge machen kann. Der Knecht aber hatte noch einen „silbernen Viertelsekel“, den er dem frommen Mann geben will. Saul fand den Vorschlag seines Knechtes wunderbar und so gingen sie in die nahe Stadt, in der der Gottesmann lebte. Vor der Stadt angekommen kamen gerade eine Schar junger Mädchen mit Gefäßen in den Händen aus der Stadt, um Wasser zu holen. Diese Mädchen fragte Saul, ob der fromme Mann in der Stadt sei. Die Mädchen bejahten seine Frage, sagten aber, dass er schon auf dem Weg zu der Anhöhe da hinten sei, denn er wolle heute Abend mit den geladenen Stammesältesten eine Opferfeier mit anschließendem Opfermahl halten. Die Mädchen machten dem fragenden Saul Mut, denn, wenn er flotten Schritts weiter gehe, werde er den frommen Mann noch einholen, denn er, der fromme Mann ist wegen seines Alters, nicht mehr der schnellste. Offensichtlich hatte doch der Herr seine Hände mit im Spiel, bezüglich Vater Kis, Saul und der Eselinnen, denn!! So gingen Saul und sein ihn begleitender Knecht flotten Schrittes in die Stadt und sahen den frommen Mann der gerade um die Straßenecke bog, um zur Anhöhe hinaufzusteigen, auf der das Opfermahl stattfinden sollte. An seinem Äußeren war er als der fromme Mann nicht zu verkennen. Dass es tatsächlich Samuel war, den er da um die Ecke gehen sah, sollte er bald erfahren und bestätigt bekommen, denn gestern, um die selbe Stunde hatte Samuel eine Offenbarung von Gott, der ihm sagte, dass er heute um diese Zeit einen Mann aus dem Stamme Benjamin treffen werde: „Ihn salbe zum Fürsten über mein Volk Israel! Er wird mein Volk aus der Gewalt der Philister befreien. Denn ich will meinem Volke gnädig sein. Sein Hilferuf ist zu mir gedrungen. Der junge Saul hat den frommen Mann, der kein anderer war, als Samuel in Person, schon fast eingeholt, als er sich umdrehte und Gott ihm dabei sagte, dass der Mann, der dich jetzt einholt, er ist es, von dem ich dir gestern sagte: „Er soll über mein Volk herrschen!“ Bevor Samuel Saul ansprechen konnte, fragte Saul, wahrscheinlich anstandshalber, ob der fremde Mann wüsste wo er den bekannten Seher finden könne. Doch Samuel sagte zu Saul, dass er der gesuchte Seher sei und bat ihn und seinen Begleiter mit hinauf auf die Höhe zu kommen: „Denn ihr seid heute meine Gäste und sollt mit mir essen. Morgen aber wollen wir über alles reden, was du am Herzen hast. Wegen der Eselinnen mache dir keine weiteren Sorgen, denn sie wurden wieder bereits gefunden.“ Trotzdem war Saul sehr überrascht, dass der weise Mann von den Eselinnen sprach, die er doch bis vor kurzem noch gesucht hat und die er bis jetzt noch gar nicht erwähnt hat; was zur Folge hatte, dass die Achtung vor ihm noch mehr wuchs. Als sie auf der Höhe ankamen, führte Samuel Saul und seinen Knecht in die Halle und platzierte sie, zum Staunen der etwa dreißig geladenen, die für Saul und seinen Knecht völlig unbekannten Gäste, auf die vordersten Plätze, auf die ausgesprochenen Ehrenplätze. Auch ließ Samuel für Saul und seinen Knecht das beste Stück Fleisch des Opfertieres, dass er von seinem Diener am vorigen Tag hat für die vom Herrn eingeladenen Gäste reservieren lassen, heute für diese Gäste bringen, was die andern geladenen Gäste schon etwas stutzig werden ließ. Am nächsten Tag, Samuel war schon früh auf den Beinen und rief zu Saul hinauf, der auf dem Dach übernachtete, dass er herunterkommen solle, denn er wolle ihn ein Stück des Weges begleiten. Als sie an die Stadtgrenze kamen, sagte Samuel zu Saul, er solle seinen Knecht schon vorausgehen lassen. Zu Saul aber sagte Samuel, er solle stehen bleiben, denn er habe ihm ein Wort von Gott zu verkünden. Dann nahm Samuel die Ölflasche aus seiner Reisetasche, goss sie über Saul sein Haar aus, küsste ihn und sagte: „Hiermit salbt dich der Herr zum Fürsten über sein Eigentum. Wenn du jetzt von mir weg gehst, wirst du bei Selsach, beim Grabe der Rachel, an der Grenze von Benjamin zwei Männer treffen, die dir sagen werden: Die Eselinnen, die du suchen gingst, haben sich wieder gefunden. Dein Vater denkt jetzt nicht mehr an den Vorfall mit den Eselinnen. Er macht sich aber jetzt um euch Sorge und sagt: „Was soll ich wegen meines Sohnes tun?“
Wenn du dann von dort weitergehst und zur Thaboreiche kommst, werden dir dort drei Männer begegnen, die zum Heiligtum nach Bethel hinaufziehen. Der eine trägt drei Böcklein, der andere drei Laibe Brot und der dritte einen Schlauch Wein. Sie werden dich grüßen und dir zwei Brote anbieten, Nimm sie von ihnen an! Wenn du dann nach Gabaa Elohim gelangst, wo die Philisterposten sind, wirst du dort beim Eintritt in die Stadt eine Schar verzückter Propheten begegnen, die von der Höhe kommen. Vor ihnen her tönen Flöten, Zithern, Harfen und Pauken. Auch du wirst in Verzückung geraten und der Geist des Herrn wird über dich kommen. Wenn diese Zeichen bei dir eintreffen, so tue, was deine Kraft vermag, denn der Herr ist mit dir. Dann gehe nach Galgala hinunter und warte sieben Tage. Ich werde dir nachfolgen, um Brandopfer darzubringen und Friedopfer zu schlachten und dir mitteilen werde, was der Herr von dir erwartet und du tun sollst.“
Als nun Samuel an der Stadtgrenze alles das, was der Herr Samuel beauftragte
an Saul zu vollziehen und ihm zu sagen getan hat, kehrte er Saul den Rücken, um in die Stadt zurückzukehren, setzte Saul, vom Herrn verzückt, seinen Weg, wie Samuel ihm befahl fort und alles erfüllte sich so wie Samuel es ihm gesagt hat. Viele Menschen, die Saul, als den Sohn vom Kis her kannten, waren über Sauls Verhalten zwischen den Propheten so erstaunt, dass sie einander fragten, ist Saul auch unter die Propheten gegangen? Dabei setzte Saul seinen Weg nach der Anhöhe fort und begegnete seinem Oheim, der ihn fragte was er und sein Knecht hier oben denn suchen? Saul sagte ihm, dass sie die verlorengegangenen Eselinnen suchen gegangen sind. „Und als wir sie gestern Abend immer noch nicht fanden, gingen wir zu Samuel, der uns sagte, dass wir die Eselinnen nicht mehr suchen müssen, denn sie sind wieder in Vaters Gehöft aufgetaucht.“ Als der Oheim hörte, dass Saul bei Samuel war, fragte er, sichtlich erregt, was Samuel ihm noch gesagt hat. Aber Saul tat so, als habe Samuel ihnen nur gesagt, dass sie die Eselinnen nicht weiter suchen müssen, denn sie seien schon wieder gefunden worden; weiter hat er nichts gesagt, das Gespräch von wegen der Königswürde hat er wohlweislich verschwiegen.
Samuel hatte für den siebenten Tag die Stammesvertreter der Israeliten in das Heiligtum Maspha eingeladen. Zu den versammelten Israeliten sagte er: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Samuel zählte alle Wohltaten auf, die er, der Herr der Heerscharen, dem Volk Israel bisher erwiesen hat, angefangen mit dem Auszug aus Ägypten, die Errettung vor dem Pharao im Schilfmeer, die wunderbare Wanderung durch die Wüste, die Eroberung des Landes Kanaan und der Befreiung von all den Königreichen, die euch immer wieder bedrängten und um euer Hab und Gut brachten. Ihr aber verwerft jetzt euren Gott, der euch aus allen Nöten und Bedrängnissen befreit hat, in dem ihr von ihm verlangt: Setze einen König über uns ein!“
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