Das Volk bekannte darauf einmütig: „Auch wir wollen dem Herrn unsern Gott
dienen, offen und ehrlich auf ewige Zeiten, denn er ist unser Gott, gestern, heute und auch morgen, ja bis in alle Ewigkeit.“ Wie schön hätte es für die Israeliten doch sein können, wenn sie ihr Versprechen nicht nur ihrer Urväter sondern auch ihre eigenen, ihrer Kinder und auch ihrer Kindeskinder gehalten hätten! Josue erinnerte sie noch an Moses letztes schriftliches Vermächtnis, -/Siehe Buch Dt. 32, 1-43/-,in dem der Herr ihren Nachkommen den massenhafte Abfall von ihm vorhersagte, denn bei den fremden Göttern wird es sich kurzfristig besser, angenehmer und leichter leben. Aber auch die Folgen für das auserwählte Volk für ihr Sosein hat der Herr Moses für euch aufschreiben lassen, bis zu ihrer fast vollen Vernichtung, denn das Volk der Israeliten sollte dann nicht sagen können, es habe die Folgen ihres Soseins nicht gekannt. „Gott hat euch einen freien Willen gegeben, der euch die Möglichkeit gibt sich für ihn zu entscheiden, in Zucht und Ordnung, im Wohlstand und Frieden zu leben oder zügellos, niemandem hörig, dem Untergang geweiht, -/Siehe den Propheten Jeremias!/-, zu leben, der den Israeliten alle ihre Laster vorgehalten hat und Jeremias selbst die angedrohten Folgen auch erleben durfte, wie auch die Wegführung des restlichen, auserwählten Volkes in die Babylonische Gefangenschaft, von der er wie durch ein Wunder verschont geblieben ist. Und Josue ermahnte das versammelte Volk, anbetracht der Gefahren, die noch ringsum auf sie lauerten, dass sie nur mit Gott an ihrer Seite den Neidern ringsum wiederstehen werden können, andernfalls, wenn sie den falschen hier vorgefundenen Göttern nachlaufen werden, Gott sie wieder fallen lasse und sie zur Beute der umliegenden Völker werden, die ja nur auf diesen Abfall von ihrem starken Gott warten. Da sprach das Volk abermals zu Josue: „Dem Herrn, unsern Gott, wollen wir alleine dienen, auf seine Stimme hören und die hier vorgefundenen Götzenbilder und ihre Altäre restlos vernichten!“ Über den heutigen Tag und das erneute Treuegelöbnis verfasste Josue einen Bericht, der als das Gesetz von Sichem in das Gesetzbuch Gottes einging. Josue ließ einen großen Stein heranschaffen und stellte ihn unter der Eiche im Heiligtum Gottes auf, die alles was Josue zum Volk und das Volk zu Josue sprach. Und dieser Stein sollte die Israeliten immer wieder an den heutigen Tag und ihr erneutes Treuegelöbnis, ihrem Gott gegenüber, erinnern. Nachdem alles protokolliert war, was heute gesagt worden ist, entließ Josue das Volk in die ihnen zugeteilten Wohngebiete. Nach diesen ereignisreichen Tagen starb Josue im Alter von 110 Jahren und kehrte zu seinen Vätern heim. Man begrub ihn, unter großer Anteilnahme des Volkes zu Thamnathsare im Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaas.
Die Generation der Israeliten, die die Wundertaten des Herrn zu Josue Zeiten erlebt haben diente treu dem Herrn, wie es das Gesetz des Bundes vorsah. Doch schon die nächste Generation, die all die Wundertaten des Herrn die er seinem Volk erwies bis hin zur Inbesitznahme des verheißenen Landes nicht erlebt haben, kamen immer mehr auf die Idee, dass die Verehrung der Götter der hier noch lebenden Heiden, der Baalen, interessanter war als die Verehrung des einen Gott ihrer Väter, und die warnenden Verheißungen des Josue kurz vor seinem Tod an das Volk für diesen Fall des Treuebruchs gegenüber ihrem Gott sollte diese Warnungen an ihrem eigenen Leibe sehr bald zu spüren bekommen. Die wiederholten Misserfolge im weiteren Eroberungskrieg, und immer mehr Tote in den eigenen Reihen, was vorher nicht war, begann sie immer nachdenklicher zu stimmen. Aber für sie war es immer noch angenehmer den Baalen und den Astarten zu dienen, als dem Gott, mit dem ihre Väter einen Bund auf ewig geschlossen hatten, denn bei den Göttern ging es doch bisschen zügelloser zu als bei ihrem einen Gott, der in seinen Geboten den Ehebruch und die Vielweiberei verboten oder unter Sünde gestellt hat.
Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel und er sagte: „Von all den heidnischen Völkern, die Josue noch nicht vertrieben hat, soll das jetzige Geschlecht der Israeliten keines mehr vertreiben können. Ich will sehen, wie weit ihre Untreue zu mir noch geht?“ Und Gott sah, dass israelitische Männer heidnische Frauen nahmen und umgekehrt heidnische Männer israelitische Frauen ehelichten. Durch diese Mischehen zogen auch die heidnischen Götter, die Baalen und die Astarten und somit die Sünden mehr und mehr in die israelitischen Völker ein. So gab es bald keine Abgrenzungen mehr, und so ließ er sie in die Hände Chusan Rasathaims, des Königs vom nördlichen Mesopotamien fallen, der sie acht Jahre lang ausbeutete. Als das Volk restlos ausgepresst am Boden lag, kamen sie wieder, wie so oft schon, zur Besinnung und riefen zum Herrn um Erbarmen und Hilfe und er schickte ihnen einen neuen Retter in Gestalt des jüngeren Bruders Kaleb, Othoniel, den der Herr zum obersten Richter Israels bestellte. Als er zum Befreiungskrieg gegen Chusan Rasathaims auszog, gab der Herr ihn, den König von Nordmesopotamien in seine Hand der ihn und sein Heer tötete. Nun hatte das Volk unter seiner Führung vierzig Jahre Frieden und Wohlergehen, bis Othoniel starb. Bald danach fielen die Israeliten wieder von ihrem Gott ab und hangen den fremden Göttern an und die Folge war, dass der Herr den Moabiter König Eglon stärker und mächtiger werden ließ als die Israeliten, verbündete er sich gegen die Israeliten mit den Ammonitern, und den Amalekitern und besiegte die Israeliten und nahm die Palmenstadt ein. Achtzehn Jahre lang mussten die Israeliten ihm, dem König Eglon, bis zur völligen Erschöpfung ihre Abgaben entrichten. Was ist bloß in dieses Volk gefahren? Sie wussten doch, wenn sie treu zu ihrem Gott stehen und standen, ging es ihnen gut und sie waren die Herren in ihrem Lande und, wenn sie sich von Gott abwandten, sie zum Sklaven der umliegenden Völker wurden, die sie restlos aussaugten bis geht nicht mehr. Sie wussten es und trotzdem fielen sie immer wieder von ihrem Gott ab. Als das Volk wieder in der Knechtschaft zur Besinnung kam und Gott um Verzeihung und um Hilfe in ihrer Not bat, schickte er ihnen Aod, einen Nachkommen aus dem Stamm Benjamin, der als Linkshänder den König Eglon erstach und die Moabiter, ihres Königs beraubt, vernichtend geschlagen. Die Israeliten lebten dann achtzig Jahre in Frieden mit ihrem Gott und in völliger Unabhängigkeit von ihren Nachbarn. Diese Wechselspiele, Abfall und Wiederbekehrung der Israeliten wiederholte sich ständig, mal in kürzeren, mal in längeren Abschnitten. Die weitere Geschichte der Israeliten war eine Geschichte, ein Abschnitt für die nächsten Jahrhunderte voller Wechselspiele. Standen sie treu zu ihrem Gott, ging es ihnen gut, fanden sie Gefallen an den Lebensgewohnheiten der heidnischen Mitbewohner, ging es ihnen schlecht und gerieten in ihre Abhängigkeit. Jetzt mach ich einen Sprung über einige hundert Jahre zu dem vorletzten vom Herrn bestellten Richter, zu Heli, der zugleich im Offenbarungszelt als hoher Priester Dienst tat. Zu seiner Zeit lebte in Ramathaim Sophim im Gebirge Ephraim ein Gottesfürchtiger Mann, der Elkana hieß. Er hatte zwei Frauen. Die eine, seine Lieblingsfrau, hieß Anna und war kinderlos. Die zweite hieß Phenenna und schenkte ihm Söhne und Töchter, worunter die kinderlose Anna sehr litt, obwohl ihr Mann Elkana ihr immer wieder versicherte, das er sie sehr, sehr lieb habe zumal sie auch noch seine Hauptfrau war, ähnlich wie seinerzeit Abrahams Lieblingsfrau Sara, die erst, nachdem ihre ehemalige Magd Agar, die dann Abrahams Nebenfrau wurde, ihm, einen Sohn, den Ismael schenken durfte, sie, Sara, erst dann Abraham seinen Sohn, den Isaak, schenkte.
Jedes Jahr zog Elkana mit seinen beiden Frauen und Kindern zum Erntedankfest nach Sichem, um Gott zu danken und zu opfern. Für Anna war diese Wallfahrt nach Sichem jedes Jahr das reinste Martyrium, denn Phenenna stand als die Vollkommene vor dem Heiligtum und Anna als die Versagerin, was auch Phenenna sie immer wieder spüren ließ. In diesem Jahr blieb Anna lange alleine, an den Türpfosten gelehnt, in sich versunken, vor dem Heiligtum und trug ihm, ihrem Gott, nur die Lippen dabei bewegend, ihr Anliegen vor. Da Kam Heli aus dem Offenbarungszelt, dem Heiligtum, sah Anna ganz versunken, angelehnt an den Pfosten stehen und nur wie sie die Lippen bewegte, wobei die Tränen ihre Backen herab liefen. Sein erster Gedanke war: „Was will diese Frau, die offensichtlich zu viel des guten Weines genossen hat hier vor dem Heiligtum, statt in ihrer Wohnstatt den Rausch aus zuschlafen!“ In seiner Eigenschaft als Hüter des Heiligtums glaubte er Anna wegen ihres Rauschzustandes anzusprechen. Doch Anna antwortete ihm, dass sie keinen Rausch habe, sondern nur den Herrn darum bitte, ihren geheimsten Wunsch zu erfüllen. Jetzt merkte Heli, dass Anna nicht vom Zuviel des süßen Weines beseelt war und weinte, sondern ein Herzensproblem hatte, wo nur der Herr helfen kann. Anna legte ein Gelübde ab und versprach dem Herrn, dass wenn der Herr ihre Bitte erhören sollte und ihr einen Sohn schenkt, so will sie ihn für sein ganzes Leben dem Herrn weihen und kein Schermesser an sein Haupt lassen. Als Anna sich vom Eingang des Heiligtums entfernte segnete sie Heli und sagte zu Anna, dass der Herr ihr Anliegen ganz bestimmt erhören wird. Am nächsten Tag kehrte Elkana mit seiner Familie zurück nach Ramatha in ihr Haus und der Herr gedachte der Anna, die nach einem Jahr einen Sohn gebar, den sie Samuel nannte, „denn“, sagte sie, „vom Herrn habe ich ihn erbeten.“
Читать дальше