David hielt sich in letzter Zeit besonders auf den Berghöhen des Gebirges in der Wüste Ziph auf und wanderte kreuz und quer durch die Landschaft. Saul suchte nach ihm, aber Gott ließ ihn nicht in seine Hände fallen. Im Gegenteil, als David sich in Horesa aufhielt, schickte der Herr heimlich Jonathas zu David. Jonathas versicherte David, dass sein Vater mittlerweile auch weiß, dass du bald der von Gott gewollte König der Israeliten sein wirst und ich der zweite Mann nach dir sein werde. Gott wird es schon so regeln, dass mein Vater dich nicht in seine Hände bekommen und dich nicht töten werde können. Dann schlossen beide einen Bund vor dem Herrn. David blieb in Horesa und Jonathas kehrte heim ins väterliche Lager. Saul wollte immer noch nicht begreifen, dass seine Tage als König schon gezählt seien. Jetzt ließ er sich auch noch von den Ziphitern, die wiederum von Philistern dazu ermuntert wurden dazu überreden, David, der sich in ihrer Gegend aufhalte, mit ihrer Hilfe zu fangen. Saul machte sich auf den Weg nach Ziph und weiter in die Steppe, südlich der Einöde in der Wüste Maon. Auch David erfuhr mit Hilfe des Herrn, der Heerscharen, vom Vorhaben Sauls und spielte regelrecht Katze und Maus mit Saul, denn der Herr wollte dadurch Saul immer weiter von seiner, aller Truppen entblößten Hauptstadt Gabaa fortlocken. Da meldete ein Bote Saul, dass die Philister in das völlig von Schutztruppen entblößte Land eingefallen sind. Saul ließ nun von der weiteren Verfolgung Davids ab, um die Philister zu vertreiben. Als Saul die Philister aus dem Land wieder vertrieben hat und wieder nach Gabaa zurückkehrte, meldete man ihm, dass David sich auf den Berghöhen des Engaddi aufhalte. Saul hatte offensichtlich noch nichts dazugelernt. Er nahm dreitausend Elitekämpfer, die besten aus ganz Israel und brach auf, um David östlich von den Steinbockfelsen zu suchen und zu fassen. Als Saul zu den Schafhürden am Wege kam, war dort eine Höhle und Saul ging hinein, um seine Notdurft zu verrichten. Saul wusste nicht, dass ganz hinten in der dunklen Höhle sich David mit seinen Leuten versteckt hielt. Davids Leute meinten, dass das jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, dass der Herr Saul in Davids Hände geben wolle. Aber nichts lag David ferner, als sich an dem Gesalbten des Herrn zu vergreifen. Heimlich schnitt er von Sauls Mantel ein kleines Stückchen Stoff, einen Zipfel, ab. David tat so heimlich, dass Saul nichts davon merkte. Als Saul nach Beendigung seiner Notdurft die Höhle verlassen hat, folgte ihm David und rief Saul hinterher: „Mein Herr und mein König!“ Als Saul sich umwandte, warf David sich auf sein Angesicht nieder und huldigte ihm. Dann rief er: „Warum verfolgst Du mich und willst mich töten? Siehe, am heutigen Tag hat der Herr dich in der dunklen Höhle in meine Hände geliefert. Es wäre für mich ein Leichtes gewesen, dich zu töten. Aber ich will mich nicht, und ich werde auch nicht, mich an meinem Herrn, dem Gesalbten des Herrn vergreifen. Zum Zeichen, dass es mir heute leichtgefallen wäre dich zu töten, siehe den Zipfel deines Mantels in meiner Hand, den ich von deinem Mantel, während du in der Höhle warst abgeschnitten habe. Daran sollst du erkennen, dass ich nicht an Bosheit und nicht an Verrat dir gegenüber gedacht hab. Darum möge der Her entscheiden, wer sich gegen ihn versündigt habe, ich ganz bestimmt nicht, weder gegen dich noch gegen ihn, dem Herr der Heerscharen.“ Als David seine Worte an Saul beendet hatte, fing Saul an zu weinen und sagte zu David: „ Mein Sohn, David, du bist besser als ich. Du erweist mir Gutes, während ich nur Böses gegen dich im Sinn habe. Du hast mich nicht getötet, obwohl der Herr mich in deine Hand geliefert hat. Der Herr erweise dir Gutes für das was du heute an mir getan hast. Nun weiß auch ich, dass du König von Israel wirst und durch dich das Land bestand haben wird. Eine Bitte habe ich noch, schwöre mir beim Herrn, dass du dann als König meine Nachkommen nach meinem Tode nicht ausrotten und meinen Namen aus meinem Vaterhause nicht austilgen wirst!“ David schwur es dem Saul, dass er all das, was Saul von ihm verlangt hat, halten werde, so wahr der Herr lebt. Dann kehrt Saul heim nach Gabaa und David begab sich mit seinen Leuten auf die nahen Berghöhen. Da erfuhr David, dass Samuel gestorben ist und in der Nähe seines Hauses in Ramatha, nachdem ganz Israel die Totenklage gehalten hat, beerdigt wurde. Auch David hielt seine Trauer um Samuel, aber nicht in Ramatha, sondern hier bei seinen Leuten und mit seinen Leuten. Die Vorräte an Essbaren gingen zusehends zu Ende und da bot sich ein reicher Mann, der hier in Maon lebt und sein Anwesen in Karmel hat an, der etwas von seinem Reichtum an David und seine Leute zum Überleben abgeben könnte, denn die ganze Zeit, während der Wintermonate, haben Davids Leute, mehr als die eigenen Hirten sein Vieh nicht nur Gehütet, sondern es auch gegen umherziehende Diebe verteidigt und seine Leute haben, zumindest was das Essen anbelangt, sehr viel und eng mit Davids Leuten zusammengelebt. Und so dachte David, dass jetzt während der Schurzeit mehr Tiere als sonst geschlachtet werden, denn auch die Scherer mussten beköstigt werden, auch etwas an Essbaren für David und seine Leute übrig sein müsste. So schickte David einige Leute zu Nabal, so hieß der reiche Mann in Maon, mit den besten Grüßen von David und baten ihn, dass er auch etwas zum anstehenden Festtag von seinem Reichtum abgegeben möge. Doch Nabal war heute nicht in Geberlaune und machte sich über David und seine Leute lustig, die er für hergelaufenes Pack hielt, mit dem er nichts teilen will. Die Leute kehrten mit leeren Händen und mit viel Spott und Demütigungen in ihren Vorratstaschen zu David zurück. Als David alles über Nabal und seine Spottattacken über David und seine Leute erfahren hat, befahl er seinen Leuten sich zu gürten und bewaffnet zogen sie unter Davids Führung, etwa 400 Mann, 200 blieben zurück um das Gepäck zu bewachen, hinab zu Nabal. Doch einer der Knechte Nabals berichtete so beiläufig seiner Frau Abigail, dass heute Abgesandte Davids bei Nabal waren, und er sie nur mit Spott und Hohn bedacht hat und sie wieder mit leeren Händen heim schickte. Vergessen hat er, wie David mit seinen Leuten sie mit ihren Tieren während der Herbst- und Winterzeit vor umherziehenden Gesindel bewahrt und beschützt habe und kein Stück Vieh ging uns verloren und nun erfahren sie diesen Lohn. Abigail erkannte die Lage, nahm eiligst 200 Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, fünf Maß Rostkorn, hundert getrocknete Trauben- und 200 Feigenkuchen, lud alles auf Esel und befahl ihren Leuten, ohne etwas ihrem Manne zu sagen: „Geht mir voraus, ich komme euch gleich nach!“ Nach der nächsten Felsecke trafen beide Gruppen auf einander, David mit seinen Leuten und Abigail mit ihren Essereien für David mit seinen Leuten. Abigail stieg von ihrem Esel, warf sich mit ihrem Gesicht auf den Erdboden, huldigte David und bat ihn um Verzeihung für das sture Verhalten ihres Mannes, der so auf seine Art Gutes mit Bösem vergelten wollte und bat ihn vom Rachezug gegen ihren Mann Abstand zu nehmen, denn auch so ein Verhalten würde ihm in den Augen des Herrn keinen Segen bringen, er würde sich nur mit schwerer Blutschuld beladen: „ Nimm was ich dir mitgebracht habe als Geschenk für dich und deine Leute, die immer darauf bedacht waren nicht durch unrechtes Tun vor dem Herrn aufzufallen. Wandle weiter voller Tugendhaft vor dem Herrn, denn er hat großes vor mit dir. Du Wirst sein König über sein Volk Israel. Wenn dann der Herr, dir mein Herr, Glück verleiht, so gedenke auch deiner Magd!“ Vor soviel Klugheit dieser Frau erwiderte ihr David: „Gepriesen sei der Gott Israels, der dich jetzt mir entgegenschickt! Gepriesen sei deine Klugheit und gepriesen seist du selbst, die mich heute davor zurückgehalten hat, mich selbst mit Blutschuld zu belasten und mir eigen-mächtig Recht zu verschaffen. Gehe hin in Frieden.“ Als Abigail nach Hause kam, feierte Nabal ein berauschendes Fest. Da er schon ein bisschen viel getrunken hatte, erzählte sie ihm nichts von der Begegnung mit David. Am nächsten Tag, als Nabal wieder voll im Besitz seiner Kräfte war, erzählte sie ihm von der gestrigen Begegnung mit David. Für Nabal war das alles ein bisschen zuviel, denn er brach plötzlich zusammen. Heute würden wir sagen, nach dem vielen Feiern am gestrigen Tag, bekam er heute einen Infarkt. Am zehnten Tag danach starb er. Auch David erfuhr von Nabals Tod und erinnerte sich gern an diese kluge Frau, denn Saul hat seine Tochter Michol, die schon mit David verheiratet war, dem Phalti zur Frau gegeben und begehrte sie zur Frau. David schickte von seinen Leuten einige als Brautwerber zu Abigail, die nicht abgeneigt war seine Frau zu werden, bestieg ihren Esel und folgte mit ihren fünf Mägden den Brautwerbern zu David und wurde seine Frau. Aus Jezrael holte sich David die Achinoam und so wurde auch sie Davids Frau.
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