Die grüne Loden-Jagdeinheitsjacke, wie man sie bei unseren deutschen Jägern kennt und irgendwie mit Jagd gleichsetzt, ist im Ausland unbekannt und aufgrund unserer Erfahrung mit Jägern auf einigen unserer früheren Reisen wissen wir, dass weltweit die meisten Jäger die auch beim Militär beliebten Tarnanzüge tragen, natürlich immer an die jeweilige Vegetation farblich und mustermäßig angepaßt und zudem sicher auch in deutlich besserer Qualität als bei der Bundeswehr.
Auch nach einer guten halben Stunde entdecken wir weit und breit niemanden, der uns abholt und die kleine Ankunftshalle wird leer und leerer. Da Lausi die Telefonnummer unserer ersten Lodge, also der ersten Unterkunft, sinnvollerweise nicht parat hat, die liegt vermutlich mit einigen weiteren Unterlagen im verschlossenen Trolley und da ich sie leider ebenfalls in meinem Rucksack nicht finden kann, so stehen wir also längere Zeit recht dumm da und warten, bis ich mir dann allen Mut zusammennehme und doch einen, an einem Schalter wartenden, weiblichen Guide anspreche.
Diese junge Frau hatte nämlich mit einem Einheimischen zwischendurch auch noch deutsch gesprochen und da mein gesprochenes Englisch schulbedingt nicht so toll ist, kommt mir dies sehr zugute. Die junge Frau grinst freundlich als ich sie anspreche und meint, sie habe tatsächlich die Nummer dieser Lodge und würde dort anrufen, tut sie auch! Das rasche Ergebnis lautet, daß unser Abholer auf dem Weg hierher sei! Nur dieser Weg ist lang! Dann winkt die nette junge Dame uns noch kurz zu und verläßt die kleine Halle.
Nach einiger Zeit kommt dann ein recht großer, natürlich ebenfalls, wie fast alle hier, im grünlich beigen, aber einfarbigen Safarilook bekleideter, bärtiger, mittelalter, behäbiger Mann durch die Eingangstüre angeschlappt. Da wir als einzige Weiße noch hier mit Gepäck herumstehen, kommt er zu uns her und meint, er sei unser Guide und wäre eben nicht so schnell wieder hier zurück am Flughafen gewesen, nachdem er die anderen Mitreisenden zuvor schon habe abholen müssen und die Fahrt hin zur Lodge und wieder zurück, ja einige Zeit daure!
Gerade darüber hatten wir uns auch schon ziemlich gewundert, denn warum auch immer, befindet sich unsere erste Lodge weit entfernt, außerhalb von Windhoek und auch noch in entgegengesetzter Richtung zu unserer Weiterreise. Aber schließlich ist es für eine Nacht egal
Nach der fast einstündigen Fahrt durch das Windhoek umgebende Buschland erreichen wir dann unsere Unterkunft und können unser Zimmer dort, in einem hohen, etwas außergewöhnlichen grauen Steingebäude auch sofort beziehen. Es ist sehr nett und hat einen tollen Ausblick auf die, wie es scheint, unendliche, aber großenteils sehr trocken wirkende Landschaft. Kaum angekommen soll es dann recht schnell zur ersten Safari auf dem Gebiet der Lodge weitergehen. Also noch ist nichts mit faulenzen oder vom Reisestreß erholen. Aber schließlich sind wir auch nicht zur Erholung hier auf dieser Reise!
Vor dem Eingang der Lodge stehen zwei sogenannte Safariautos, also umgebaute geländegängige Pickups, hinter deren Fahrerkabine jeweils drei schräg nach hinten aufsteigende Sitzreihen auf der Ladefläche angebracht sind, die pro Reihe für je vier Personen ausgelegt sind. Mit dem Fahrer und einer Person neben ihm passen also maximal vierzehn Personen in ein Auto und da bereits, als wir ankommen, in zwei Autos einige Personen sitzen, ist bei diesen mehr als neun Leuten unklar, wer zu unserer Reisegruppe gehört und wer nicht. Ein Vorstellen ist deshalb eigentlich unmöglich, vielleicht auch gar nicht gewollt! Also suchen wir uns zwei freie Plätze und grüßen einfach einmal so in die Umgebung! Na ja, ich kann warten und muß nicht immer alles organisiert haben oder dies selbst in die Hand nehmen. Zum Glück sitzen bei der Abfahrt nur maximal drei Personen in einer Reihe, was vor allem Lausi zum Fotografieren etwas mehr Platz bietet.
Auf der Fahrt durch die zur Lodge gehörende Landschaft gibt es zuerst nichts Tierisches und auch landschaftlich nichts ausgesprochen Spektakuläres zu sehen, aber das ist mir so ziemlich egal. Wir lassen uns einfach im Safariauto durch das Gebiet der Lodge fahren und genießen, wenn auch zuerst einmal nur den für uns ungewöhnlichen Anblick von sehr viel absolut trockener Gegend.
Erst als es auf den Sonnenuntergang zugeht, kommen einige Tiere dann doch noch aus dem dichten Gebüsch heraus und so können wir zuerst einmal eine recht große Gruppe Zebras bewundern, die versuchen, sich an dem trockenen Gras satt zu fressen. Eine Familie Paviane stolziert wie selbstverständlich über den schlaglochgeplagten Trampelpfad, den unsere Vehikel entlangfahren und erst nachdem sie ausgiebig ihre roten Hintern in die Landschaft und vor allem uns entgegengestreckt haben, entscheiden sie sich, auf einigen Felsen neben dem Weg herumzuklettern.
Einige Strauße beiderlei Geschlechts, also die schönen schwarzen Männchen mit den persilweißen Federn an den Flügelenden und am Schwanz, ihre erdbraungrauen Frauen und einige Kleintiere komplettieren die abendliche Tierwelt.
Zudem sitzen immer wieder allerlei größere Raubvögel im dichten Gras oder in den recht vertrocknet aussehenden Büschen. Sogar mehrere Antilopen, wie die Kudus mit den großen runden Ohren und den, wie ein langes S gebogenen Hörnern und die Oryx mit ihren gerade aufragenden langen Hörnern, ebenso wie einige Warzenschweine bekommen wir plötzlich in sogar größeren Herden zu Gesicht. Bereits da frage ich mich, wie diese Tiere überhaupt in dieser trockenen Umgebung überleben können.
Leider wird es schnell dunkler und auf einem Hügel, mit toller Aussicht auf den Sonnenuntergang hinter den weiter entfernten, höheren Bergen, bekommen wir einen Sundowner angeboten und können so unser Rundherum noch besser genießen, bevor es zurück zur Lodge geht.
Beim gleich daran anschließenden, gemeinsamen Abendessen mit unserem Guide, in der anscheinend gut ausgebuchten Lodge, gibt es weiterhin keine allgemeine Vorstellung, die scheint nicht einmal erwünscht und jeder sitzt eigentlich an einem, nur für unsere Reisegruppe reservierten Tisch, so herum und versucht oder eben nicht, wenigstens mit dem nächsten Nachbarn oder dem Gegenüber ins Gespräch zu kommen.
Ich fühle mich leicht unbehaglich und dies nicht nur wegen der nun spürbaren Kälte, obwohl mehrere Heizpilze aufgestellt sind und auch nicht wegen des Essens, denn dies ist, im Gegensatz zu unserem ersten Aufenthalt hier, um vieles besser, denn leider habe ich schon hier am Tisch nicht nur im Hinterkopf das dumpfe Gefühl, daß diese Reisegruppe nicht sehr harmonisch sein wird. Mein diesbezügliches Bauchgefühl trügt mich leider nur ganz selten! Unser beider Abend wird also nur sehr kurz in dieser Gesellschaft, denn zusätzlich macht sich jetzt das wenige Schlafen dann doch bemerkbar und wir fühlen uns ganz schön geschafft.
Da in den Betten, es wurde gegen Abend doch auch in den Zimmern etwas kühl, Wärmeflaschen liegen, schlafen wir nach endlich auch noch einer heißen Dusche im eiskalten Bad ganz gut, obwohl wir doch etwas von der Schniefnase im Flieger abbekommen haben.
Am nächsten Morgen, also am eigentlich ersten richtigen Tag unserer Rundreise, werden wir vor dem Frühstück zu einem kleinen Spaziergang über das Gelände der Lodge gebeten. Unterwegs treffen wir, wie bestellt, die meisten Tiergruppen vom Vortag, nur sind heute die Gruppen etwas kleiner und sie rennen nicht so schnell davon wie gestern wegen der Autos.
Auf einem kleinen Hügel mit sehr schöner Aussicht, inmitten von Felsen und sogar richtig grünen Bäumen, bekommen wir ein hervorragendes Frühstück serviert. Der Picknickplatz selbst ist richtig urig hergerichtet, mit Holztischen und Bänken und umgeben von einer Mauer aus Natursteinen. Alles ist sehr schön gedeckt und neben allerlei Wurst und Käse, die auf verschiedenen Platten angerichtet sind, werden uns noch, auf einer offenen, ebenfalls mit Steinen gemauerten Feuerstelle, sogar Eier nach Wunsch von einigen Einheimischen gebraten.
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