Den diesjährigen Urlaub hatten wir eigentlich schon vor gut einem Jahr gebucht, da der Zeitpunkt damals in Weckis seit Jahren getätigte, uns dann schriftlich vorgelegte, eigene Urlaubsplanung paßte. Seit er die beiden ausgesetzten und herrenlosen Stubentiger ins Haus geholt hat, wir seit Jahren allein schon wegen unterschiedlicher Urlaubsinteressen getrennt in Urlaub fahren, sollte oder besser muß immer jemand im Haus sein, um nun eben diese beiden, von uns sehr liebgewonnenen Freigänger-Stubentiger zu betutteln.
Bisher klappte dies auch so recht und schlecht mit Wecki! Nur jetzt, da er ohne „Reden“, also ohne Vorankündigung und ohne so etwas wie einem normalen Gespräch mit uns beiden, ausgezogen ist, will er augenscheinlich gar nichts mehr mit uns, vor allem mit mir, zu tun haben. Er ist nur noch irgendwo und irgendwie unterwegs, meist bei und mit seiner „Neuen Alten“, und somit haben wir eben unter anderem ein Katzenproblem und eigentlich, wenn man genauer hinsieht, nicht nur das! Nur Wecki kümmert nichts mehr, also so gar nichts was uns beide, die Katzen und unser Haus betrifft, wie eigentlich aber schon seit sehr langer Zeit! Vielleicht hat ihn unser Wohlergehen eh noch nie interessiert? Gab es da schon immer nur sein eigenes?
Schnell steht fest, wir können diesen gebuchten Urlaub mit über zwei Wochen Dauer wohl nicht antreten, also müssen wir absagen und eben die Kosten dafür tragen. Dies ärgert uns schon saumäßig, wie man bei uns Schwaben sagt, denn ausgerechnet diese Reise mit einmal mehr als nur einem eingeplanten Urlaubsland und vielen für uns hochinteressanten Sehenswürdigkeiten, wollten wir uns schon immer mal gönnen und eben die Highlights dort selbst erleben und nicht nur darüber lesen oder in verschiedenen Filmen, wo auch immer, davon etwas mitzubekommen!
Was also bleibt uns übrig außer zu kündigen?
Ins Tierheim oder in eine Katzenpension können wir unsere beiden Lieblinge nicht geben, beide sind Freigänger und eben wegen ihres früheren, sehr schlechten „Personals“ bei uns eingezogen. Nur wer kann und wird sich freiwillig um unser Haus zusammen mit den beiden Kuschelis kümmern? Wer ist zudem vertrauenswürdig und versorgt auch noch die vielen Pflanzen, die Lausi zwischenzeitlich überall auf der Terrasse und im unteren Gartenteil gepflanzt hat und dann gibt es auch noch seine Post, die erledigt werden muß?
Köberle kann eben aus beruflichen Gründen nicht einspringen, deshalb konnte er uns ja auch nicht begleiten und so sind wir beide nicht gerade bester Laune und ohne große Hoffnung auf ein gutes Ende!
Kurz vor dem letzten Kündigungstermin scheint es dann jedoch noch eine tolle Lösung zu geben. Um die Pflanzen wird sich Nachbarin Luisa, zwischenzeitlich eine sehr gute Freundin kümmern, von der auch einige der exotischen Pflanzen stammen, die Lausi versucht bei uns großzuziehen und um die beiden Stubentiger werden sich zwei weitere sehr liebe Nachbarinnen kümmern, die ebenfalls selbst Katzen haben und lieben!
Bald ist dann alles geregelt, zumal sich auch noch Mani und seine Frau generell um die Belange des Hauses kümmern wollen, falls irgendwelche Probleme auftreten! Trotz allem habe ich ein schlechtes Gewissen, weil wir diese Angebote annehmen und von allen diesen Seiten auch noch darauf hingewiesen werden, daß das alles so in Ordnung sei, man mache das gerne und ohne Gegenleistung! Mal sehen, wie wir uns dann irgendwann dafür revanchieren können!
Die Reise wird nun doch mit uns beiden stattfinden, wobei bei dieser Reise so einiges etwas anders ist als bei vielen unserer bisherigen Reisen. Wir werden diesmal eben nicht nur ein Land bereisen, sondern uns gleich in mehreren Ländern aufhalten, wenn auch manchmal nur sehr kurz. Die Gemeinsamkeit in allen diesen, von uns ausgesuchten Gegenden in Afrika ist, daß dort dann Winter und damit Trockenzeit herrschen wird. Das bedeutet zum einen, daß die Tiere deshalb verstärkt zu den Wasserstellen kommen sollen, man sie so besser als gut beobachten kann, zum anderen aber, daß es bei Nacht ziemlich kalt werden kann und bei Tag die Temperaturen dennoch auch oft über die 30°C Marke steigen können.
Beim Packen muß ich deshalb auf schon so einiges achten, da wir nur je einen Trolley mitzunehmen gedenken und eben je einen Fotorucksack. Da das Fotografieren seit langem zu einem sehr wichtigen Hobby Lausis geworden ist und er auch wirklich gute Bilder macht, so darf ich eben auch seine Ausrüstung mitschleppen und sogar ab und zu auf einen Auslöser drücken, wenn mir selbst etwas ins Auge sticht. Die dickeren Kleidungsstücke müssen wir deshalb, trotz Sommerzeit bei uns, wohl irgendwie für den Flug, also während der Anreise, an uns selbst tragen.
Da man eigentlich, wenigstens laut Internet, in fast allen Unterkünften auch waschen lassen kann bleiben, so schade das auch ist, einmal die ach so wichtigen Edelklamotten, also schwarzer Anzug und Abendkleid zu Hause und leider auch die vielen Bücher zu den verschiedenen Stationen der Rundreise. Wir beschränken uns deshalb notgedrungen nur auf das Nötigste, aber auch das füllt die beiden Trolleys schon ganz gut!
Nur den Schock über eine Doku im Fernsehen, als ich wieder einmal nachts nicht schlafen konnte und so durch die Programme zippte, den kann ich leider nicht zu Hause lassen, den habe ich als schweres, besser schwerstes Gepäck in meinem Kopf vermutlich zu fest verankert. Immer wieder versuche ich zwar mit Lausi genau darüber zu reden, aber der will nicht so richtig zuhören und glaubt auch meinen wenigen kurzen und meiner Meinung nach wichtigen Ausführungen dazu nicht, zumal ich den Titel der Sendung nicht mehr weiß und sie leider auch nicht aufgenommen habe. Ich war eben im Halbschlaf und zudem bin ich generell eben doch zu alt für jegliche Art von Elektronik und Technik und dazuhin altersbedingt viel zu vergeßlich! Da Lausi mir mal wieder nicht so richtig glaubt, hoffe ich oder doch nicht, daß wir vielleicht vor Ort erfahren, ob der Film der Wirklichkeit entspricht oder wie Lausi meint, lieber nicht!
Leider trifft eben doch das „lieber nicht“ zu, aber genaueres dazu finde ich dann doch erst einige Zeit nach dem Ende des Urlaubs nicht nur in mehreren Berichten und Artikeln zu dem Thema Jagd in unseren Reisezielen. Dazuhin erscheinen passender weise auch neuere Informationen zu den Ländern, den Wildtieren und eben der Jagd selbst jetzt mehrmals im Fernsehen, sogar in verschiedenen Tageszeitschriften und vor allem nun auch zunehmend im Internet.
Ich komme derzeit, als Rentner hat man ja viel zu viel Zeit, lediglich nur immer wieder nachts, wenn ich nicht schlafen kann dazu, doch so einiges an verschiedenster, nicht nur neuester Literatur zu lesen. Oft bin ich mehr als geschockt, weil ich das, was ich da lese, diesmal besser schon vor dem Urlaub getan hätte. Aber hätte es irgend etwas an dem Wunsch, diese Reise zu machen geändert? Höchstwahrscheinlich nicht, denn wir wollten einfach so lange es möglich ist, einmal gerade diese Länder bereisen, um eben die Landschaft, die Tiere und die Menschen dort hautnah zu erleben.
Diesmal fahren wir nicht mit dem Zug nach Frankfurt zum Flieger, nein, wir beginnen unsere Reise in Stuttgart. Da aber in Stuttgart, durch das geniale S21 Projekt oder wie man diese geldvernichtende Katastrophe auch immer nennt, alles durcheinander ist, fährt ersatzweise, wofür und weshalb auch immer, gerade an unserem Abfahrtstag, eine nicht übliche, also nicht fahrplanmäßige S-Bahn über unseren Heimatort Gettlingen bis direkt zum Flughafen durch und dies ganz ohne Umsteigen. Ideal für uns! Daß etwas bei unserem Schienenverkehr ideal ist, kommt jedoch nur sehr, sehr selten vor, aber wir nehmen es natürlich dankend an!
Da wir bei den Fluglinien diesmal die klassische Nichtwahl zwischen Pest und Cholera hatten, entschieden wir uns für die einheimische Pest und somit vermutlich für eine der üblichen und abartigen Weckerle “Extrawürste“, die unser Reisebürobesitzer Herr Mahr zwar zwischenzeitlich von uns beiden kennt, aber sicherlich nicht nur der, sondern auch unser Reiseveranstalter. Anscheinend fliegen alle anderen Mitreisenden mit der Cholera und deshalb sollen wir auch unsere etwas spätere extra Abholung am Ankunftsort selbst bezahlen. Der Rest der Reisegruppe reist mit der von uns noch unbeliebteren und erst recht nicht zuverlässigen anderen Fluglinie und kommt damit angeblich aber nur kurze Zeit vor uns an - obwohl sie deutlich früher losfliegen!
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