Hans Müller-Jüngst - Koller

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Koller wird Student und schließt sich der Hochschulumweltgruppe an. Deren beide Leiter werden einer nach dem anderen ermordet, sodass Koller deren Nachfolger wird. Er verfolgt sine Ziele mit striktem Ernst und steht eines Tages dem Möder gegenüber, der jedoch fleiehen kann, nachdem ihn ein Überwachungspolizist anruft. Er flieht nach Polern und die Jagd auf ihn beginnt.

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Hans Müller-Jüngst

Koller

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Inhaltsverzeichnis Titel Hans MüllerJüngst Koller Dieses ebook wurde erstellt - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Hans Müller-Jüngst Koller Dieses ebook wurde erstellt bei

Koller wird Student

Im Stahlwerk

Das Kraftwerk stellt auf Gas um

Die Umwandlung der Parkallee

Jeanette und Rainer

Endlich eine Spur

Jagd auf Lezek Kucinsky

Impressum neobooks

Koller wird Student

Koller war in Mahnstadt umgezogen, nachdem er sich zu Hause völlig mit seinen Eltern zerstritten hatte und einfach seine Ruhe haben wollte. Er gehörte zu der Sorte Menschen, die gerne in sich gingen und nachdachten. Dabei war im Vorfeld gar nicht unbedingt klar, worüber er nachdenken wollte. Schon die Handlung, sich hinzusetzen, Ruhe zu haben und zu denken erfüllte ihn mit großer Zufriedenheit. Koller hatte sich in seiner Wohnung eigens einen gemütlichen Sessel hingestellt, in dem er manchmal stundenlang saß und nachdachte.

Er war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt und hatte ohnehin vor, sein Elternhaus zu verlassen, denn mit spätestens 20 hieß es für seine Freunde und ihn, von Zuhause auszuziehen. Er hatte sein Abitur gemacht und eine „Ehrenrunde“ drehen müssen. Er war nie ein herausragend guter Schüler gewesen, sein befriedigendes Abitur würde aber ausreichen, ihm die Tore für sein Weiterkommen zu öffnen.

Koller lebte in den Tag hinein, seine Wohnung bezahlte sein Vater, auch seine Alltagsausgaben übernahm er. An Geld herrschte bei Koller zu Hause kein Mangel, und wenn er einmal ein wenig knapp bei Kasse war, brauchte er nur Bescheid zu sagen und bekam von seinem Vater eine Finanzspritze. Sein Vater war ein hohes Tier bei der Stadt und hatte von daher so manche Verbindung, die er in Anspruch nehmen und Koller Gutes tun konnte. Seine Mutter war ein stilles Pflänzchen, tat, was sein Vater sagte und redete ihm nach dem Mund. Während Koller zu Hause wohnte, war sie immer an ihm dran und nervte ihn mit irgendwelchen Belanglosigkeiten. So verlangte sie, dass er beim Saubermachen half, nahm aber selbst die Dienste von reichlich Putzpersonal in Anspruch.

Mit ihren 50 Jahren gehörten Kollers Eltern für ihn zum „Alten Eisen“, und Koller konnte eigentlich wenig mit ihnen anfangen. Beide waren sie von ihrer Körperfülle her eher im oberen Bereich angesiedelt und schon allein deshalb fand Koller sie wenig attraktiv. Das gleiche galt für den Freundeskreis, mit dem sie sich umgaben. Zu ihm gehörte ein dicker Mann, der immer, wenn er ihn begrüßte, sagte:

„Meine Güte, bist Du aber groß geworden, weißt Du schon, was Du einmal werden willst?“ Dabei interessierte ihn überhaupt nicht, was er scheinbar wissen wollte, denn er fragte jedes Mal, wenn er zu Besuch war, dasselbe.

Koller war ein Einzelkind, und er war nicht traurig darum, keine Geschwister zu haben. So brauchte er auf niemanden Rücksicht zu nehmen, wenn er sich irgendwo zum Nachdenken niederließ. Eines Tages wurde ihm aber das Genörgel seiner Mutter zu viel, und als sich auch noch sein Vater auf die Seite seiner Mutter schlug, beschloss er, auszuziehen.

Koller war ein gutaussehender junger Mann, und einige Mädchen waren hinter ihm her. Er hatte aber nur mit Ludmilla eine engere Beziehung, die noch während seiner Schulzeit angefangen hatte. Ludmilla war ein ausnehmend schönes Mädchen, und sie war darüber hinaus auch noch intelligent. Koller liebte es, wenn er sich heftig mit ihr stritt und am Ende wieder versöhnte. Um Ludmilla haben ihn so manche seiner Schulfreunde beneidet, und Koller zeigte sich mit ihr voller Stolz. Dann aber begann etwas in der Beziehung, das Koller immer abgelehnt hatte, Ludmilla begann zu klammern: sie malte sich ein Leben mit ihm aus und sah sich schon mit gemeinsamen Kindern und ihm in einem Einfamilienhaus. Koller fühlte sich noch viel zu jung, solche Gedanken vor sich herzutragen. Er gab Ludmilla zu verstehen, dass er sich ein Leben mit ihr zwar vorstellen konnte, es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht planen wollte. Ludmilla war aber ganz befangen von der Vorstellung von einem gemeinsamen Leben mit Koller, und sie malte es sich in den schillerndsten Farben aus.

Aber Koller sprang nicht auf ihren Zug und versuchte abermals, Ludmilla zu verstehen zu geben, dass er sich zu jung für solche Zukunftsplanungen fühlte, die sein gesamtes weiteres Leben betrafen. Er war nicht bereit, sich festzulegen und noch bevor er seinen weiteren Lebensweg geplant hatte, sein Leben in fertige Formen zu pressen.

Eines Tages, Ludmilla war gerade zu Besuch bei Koller in der Wohnung, kam es zwischen den beiden zur Aussprache über diesen Punkt, und Koller legte Ludmilla dar, dass er sich auf keinen Fall in der Situation, in der er sich zu diesem Zeitpunkt befand, festlegen wollte, und auch Ludmilla wäre noch viel zu jung und zu unerfahren dafür:

„Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich mich schon jetzt in der Rolle des Familienernährers sehe und ein Leben mit Dir und unseren Kindern führe!“, sagte er zu Ludmilla, und Ludmilla sah ihn mit ihren großen Augen an:

„Aber was willst Du denn, Du musst Dir doch Gedanken über Deine Zukunft machen!“, antwortete sie, und so ergab ein Wort das andere, bis Koller die Notbremse zog und die Beziehung beendete. Ludmilla war wie vom Schlag getroffen und fiel in einen Weinkrampf. Sie raffte ihre Sachen zusammen und verließ Kollers Wohnung, ohne ihn noch einmal angesehen zu haben, ohne ein Wort des Abschieds.

Koller war klar, dass er so mit wenigen Worten eine Beziehung zunichte gemacht hatte, die schon zwei Jahre währte, er fand den Schritt, den er gegangen war, aber richtig. Beinahe war er sich vorgekommen wie bei einem Ehepaar, das schon über Jahre zusammenlebte, Ludmilla putzte für ihn, sie bügelte seine Hemden, und sie kochte für ihn. Und obgleich ihn diese Dinge entlasteten, so lehnte er sie doch ab, weil er von seiner Partnerin etwas anderes erwartete und damit bei Ludmilla auf Unverständnis stieß.

Das gesamte Freundesumfeld von Koller und Ludmilla war entsetzt zu erfahren, dass die Beziehung der beiden, die alle schon verheiratet gesehen hatten, mit einem Mal beendet war, und Koller hatte Mühe, sich zu erklären.

Von Ludmilla sah man lange nichts mehr, sie wäre wieder eine Beziehung eingegangen und ähnliches, so verlautete es. Koller sah und hörte von ihr aber erst einmal nichts mehr.

In der Zeit nach der Trennung empfing er regelmäßig alte Freunde in seiner Wohnung, spielte mit ihnen Karten und soff die Nächte durch.

„Ludmilla und ich haben, wenn wir hier zusammen waren, gelebt wie ein altes Ehepaar, das wollte ich nicht länger mitmachen, dazu fühlte ich mich noch zu jung!“, sagte Koller allen, die ihn auf seine Trennung von Ludmilla ansprachen.

Koller ließ sich in der Zeit seines Lotterlebens etwas gehen, was sein Äußeres betraf, er rasierte sich nicht mehr und ließ sich die Haare wachsen, so bekam er einen schwarzen Vollbart und sein glattes Haar wuchs schnell bis auf seine Schultern. Inzwischen, wo das Haar allgemein kurz getragen wurde und man glatt rasiert war, fiel Koller auf, was ihn aber nicht sonderlich störte. Auch seine Kleidung vernachlässigte er, das hieß, dass er immer leicht schmuddelig herumlief und auf sein Aussehen nicht achtete, das hatte Ludmilla immer getan.

Koller war schlank und athletisch, und er blieb es auch, so konnte er seine alten Sachen lange tragen. Er war 1.87 m groß und fiel von daher schon auf, wenn er sich auf der Straße unter Menschen bewegte, und so manches Mädchen drehte sich nach ihm um. Aber Koller stand nicht der Sinn nach Mädchen so kurz nach der gescheiterten Beziehung zu Ludmilla. Es gab da hin und wieder ein Techtelmechtel, er nahm schon mal ein Mädchen mit in seine Wohnung, das er in der Disco kennengelernt hatte, das war aber alles.

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