Es ist Borhun, einigen Blurrogh Wissenschaftlern und mir gelungen, mit einem neuen Schiff, das wir in den letzten 1000 Gor entwickelt hatten, zu entkommen. Wir nehmen Kurs auf das Ziel, das ich schon angedeutete hatte. Versucht auch, dorthin zu gelangen. Und vermeidet den Kontakt mit Gornon und den übrigen Welten der Duwuthrounu. Denn ihr werdet zu spät sein. Wenn ihr diese Nachricht erhaltet, wird vermutlich ein Inferno auf allen Welten des Bündnisses hereingebrochen sein. Haltet euch davon fern! Wenn eine unserer Missionen Erfolg hat, Hilfe zu finden, können wir uns glücklich schätzen. Und noch etwas: Du findest in dieser Nachricht noch die Daten, nach denen ihr möglicherweise verzweifelt sucht, um fliehen zu können. Mögen sich unsere Wege bald wieder kreuzen, auf dass wir nie mehr voneinander scheiden müssen.”
Diese letzten Worte erschütterten Lowrhana in einem ganz besonders starken Maße. Denn hinter dieser Abschiedsformel verbarg sich die Erwartung, dass man sich immensen Herausforderungen konfrontiert sah und mit seinem Leben abgeschlossen hatte.
,Es gab offensichtlich für die Kroaxar keinen anderen Ausweg mehr, um rasch zu dieser fremden Galaxie, der so genannten Milchstraße zu gelangen. Und sie mussten möglichst schnell die neue Antriebstechnik installieren, damit sie überhaupt eine geringe Chance hatten, der fremden Rasse zu entkommen’, dachte er.
Lowrhana beschloss, Alarm auszulösen, und die sich im Ruhezustand befindende Besatzung über seine neuen Erkenntnisse zu informieren. Lediglich 40 Mufrggh zählte die Besatzung nach dem zurückliegenden Angriff - über die Hälfte war getötet worden. Viel weniger durften es nicht werden, sonst würde das Schiff nicht mehr steuerbar sein. Schließlich fand sich die gesamte Besatzung, überrascht von der Störung zu dieser frühen Stunde, manche noch benommen von ihrer Rekonvaleszenzphase, in dem Laborbereich ein.
Lowrhana straffte sich, als er sich dem Kommandanten und der Besatzung zuwandte: „Ich denke, wir sollten uns rasch an die Arbeit machen, und unseren Antrieb schleunigst aktivieren. Die erforderlichen Daten sind in der Übertragung verschlüsselt enthalten, die mir Maruthron vor etwa einem Gor übermittelt hat.”
„Seid Ihr sicher, dass man dem Kroaxar vertrauen kann?” fragten mehrere Besatzungsmitglieder noch einmal. „Es wäre doch immerhin denkbar, dass er von einem Mufrggh dazu gezwungen wurde, diese Nachricht zu senden und uns somit in diese fremde Galaxie zu locken. Mit den ganzen Guruthuwrunuh - Verbänden, wenn es sie denn gibt, im Schlepptau.”
„Wie ich bereits erwähnt hatte, war diese Nachricht verschlüsselt”, antwortete Lowrhana ruhig. Er hatte seine Selbstsicherheit wiedererlangt.
„Man kann in dieses uralte Kroaxalon Sprachnouancen einfließen lassen, die so subtil sind, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass ein Außenstehender, der diese Sprache nicht perfekt beherrscht, diese Informationen entziffern kann. Und auf Grund dieser Sprachdetails weiß ich, dass Maruthron absolut im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, genau so wie der Rest der Besatzung seines Schiffes. Wir werden nichts mehr von ihnen hören, da wir absolute Nachrichtensperre vereinbart haben, wenn wir nicht zufälligerweise auf deren Schiff in der Triangulum Galaxie treffen sollten. Was ich allerdings für äußerst unwahrscheinlich halte. Erst wenn wir die Milchstraße erreichen, werden wir gegenseitig ein verschlüsseltes Kontaktsignal aussenden, damit wir uns wieder finden können. Wir sind in diesem Teil des Weltraums ab sofort auf uns selbst gestellt.”
Keiner sprach ein Wort. Lowrhana hatte jedoch keine Zeit zu verlieren und sprach:
„Und ich bin mir nunmehr völlig sicher, dass wir schon seit geraumer Zeit unter Beobachtung stehen und beim Erreichen der Triangulum - Galaxie auf manch böse Überraschung treffen werden.”
„Wie könnt Ihr euch da so sicher sein?” wurde von einigen Besatzungsmitgliedern eingeworfen. „Die Veränderungen im Raum hinter uns können doch auch auf Messfehlern beruhen!”
„So etwas habe ich mir auch einzureden versucht. Aber Borhun hatte ähnliche Berichte von Schiffen erwähnt, als die Invasion Yewwhrhons begann. Und die Angreifer hatten auch nicht sofort angegriffen, um die Raumschiffe und ihre Insassen zu vernichten. Sondern stattdessen wurden diese gewissermaßen als Köder benutzt, um zu den Heimatwelten zu gelangen.”
Nach einer Weile fuhr er ermattet fort:
„Wir werden daher mit Sicherheit, auch bereits in diesem Moment, wo wir hier diskutieren, von gnadenlosen Jägern getrieben. Und wir müssen die Verfolger auf irgend eine Weise abschütteln, denn sonst gefährden wir die fremde Rasse, zu der wir - wenn sie denn existiert - Kontakt aufnehmen müssen. Denn waffentechnologisch haben wir den Angreifern nichts gleichwertiges entgegenzusetzen.”
„Lowrhana, da Ihr der beste wissenschaftliche Kopf an Bord dieses Schiffes seid, übertrage ich Euch das Kommando über alle wissenschaftlichen und technischen Vorgehensweisen, um aus dieser ernsten Lage herauszukommen”, meinte Wunchk nach kurzer Überlegung.
Lowrhana dankte ihm und akzeptierte durch ein rötliches Farbspiel, dass er den Auftrag annahm.
„Alle Kräfte dieses Schiffes, einschließlich meiner Wenigkeit”, ließ sich der Kommandant erneut vernehmen, „sind nun dazu da, um dieses Schiff antriebstechnisch in die Lage zu versetzen, Höchstleistungen zu erreichen. Wann werden wir den Rand unserer Galaxie erreichen?”
„In etwa 100 Gor, wenn alles glatt läuft”, erwiderte der erste Offizier.
„Warum reduzieren wir nicht einfach unsere Geschwindigkeit, um mehr Zeit zu gewinnen?”, warf Jskarg ein.
„Weil die Guruthuwrunuh vermutlich durch den Verrat unserer Staatsführung präzise wissen, welche maximale Leistungsfähigkeit unsere besten Schiffe aufweisen” erläuterte der erste Offizier. „Die lassen uns im Glauben, dass wir bei Höchstgeschwindigkeit eine Chance haben, zu entkommen. Das ist ein regelrechtes Katz - und Maus Spiel. Nur das die Maus die Spielregeln durchschaut hat.”
Lowrhana signalisierte Zustimmung. Aber bevor er das Wort ergreifen konnte, mischte sich Wunchk ein:
„Wenn wir den tödlichen Fängen der Guruthuwrunuh entwischen wollen, müssen wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben. Und wir werden diese Chance nur ein einziges Mal haben. Der Zeitpunkt, an dem wir versuchen auszubrechen, sollte so gewählt werden, dass wir uns möglichst unbemerkt in diese Milchstraßengalaxie absetzen können, ohne verfolgt zu werden. Sollte uns es nämlich nicht gelingen, unsere Verfolger loszuwerden, müssen wir schon aus moralischen Verpflichtungen dieses Raumschiff selbst zerstören.”
Diese Nachricht hatte die aufkommende Lethargie der Besatzung beseitigt. Sie sahen endlich wieder die Möglichkeit, aktiv ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Die Neuprogrammierung des Antriebs, die Umleitung der Energiezufuhr aus dem Gluonengas des Annihilationsreaktors und die Verstärkung der strukturellen Integrität des Schiffes hatten jetzt oberste Priorität. Die Mannschaft hatte rund um die Uhr in zwei Schichten ihr Äusserstes zu geben. Denn es blieb nur noch wenig Zeit, bis sie das erste Sonnensystem ihrer Heimatgalaxis erreichen würden.
„Wieso arbeitet Ihr immer noch an der Auswertung der Nachricht?”, fragte der Kommandant den leitenden Wissenschaftsoffizier Lowrhana, als er diesen in seiner Freischicht im Labor fand, und sich die Botschaft zum wiederholten Male ansah.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass die scheinbar willkürlich verteilten weißen Flecken, die an verschiedenen Stellen im Verlauf des Films auftauchen, auch noch eine Botschaft enthalten. Denn ich weiß, das Borhun und Maruthron in dieser Hinsicht Meister ihres Faches waren. Aber ich komme der Lösung dieses Rätsels im Moment nicht näher.”
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