Paul Stefan Wolff - Der Mann, der zu Sophie wollte

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Jetzt deutlich gekürzt – Ein Engel hat sich fallen lassen, ist Mensch geworden. Aus Liebe zu einer Frau. Deren Aussehen er nicht kennt. Und er weiß nicht, wie er sie finden soll. Und gleichzeitig ist ein Verbrechen passiert und der Helfer des Engels (der Ich-Erzähler) weiß nicht, was er glauben soll… Der Ex-Engel muss dabei mit den Zweifeln der Menschen um ihn herum fertig werden. Nichts, was ein Engel nicht kann – wenn er denn einer ist.
Romantische Liebesgeschichte mit überraschendem Ende und 60% Leseprobe (wo möglich). Über die Freude am Leben. Wie jemand das Menschsein erlebt, der nie vorher Mensch war. Dessen Neugier auf das Leben nicht abgeschleift wurde, die ganzen 30 Jahre lang, die er ungefähr offenbar hat.

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Paul Stefan Wolff

Der Mann, der zu Sophie wollte

Eine ExEngel-Story: Liebe überwindet alle Hindernisse - auch die auf der Erde

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Inhaltsverzeichnis Titel Paul Stefan Wolff Der Mann der zu Sophie wollte Eine - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Paul Stefan Wolff Der Mann, der zu Sophie wollte Eine ExEngel-Story: Liebe überwindet alle Hindernisse - auch die auf der Erde Dieses ebook wurde erstellt bei

Kap. 1

Kap. 2

Kap. 3

Kap. 4

Kap. 5

Kap. 6

Kap. 7

Kap. 8

Kap. 9

Impressum neobooks

Kap. 1

„Jeder Mensch befindet sich in einem Wachstumsprozess,

daher darf niemand je aufgegeben werden.“

Leo Tolstoi (1828-1910)

„Was auf alle Fälle bleiben wird? Er sagte, Liebe ist kein Ziel. Sondern der Weg. Er sagte, viele Menschen lieben Ziele. Aber sie lieben die Wege zu wenig. Und wenn Liebe ein Weg ist, dann erklärt sich alles von selbst. Frage dich, betrachte ich Liebe als Ziel – oder als Weg. Und wenn Weg, siehst du dich eher als Empfänger von Liebe – oder als Geber? Der Unterschied ist entscheidend, der Engel sagte immer, der Empfänger von Liebe betrachtet sich selbst als Wesen mit Mangel, immer mit einem Hang zum mehr wollen. Mit einem Hang zum Angst haben, das wenige auch noch zu verlieren. Während jemand, der sich in der Liebes-Position des Gebers sieht, der weiß, es gibt so viel davon – er hat viel davon, kann es ständig zeigen. Also: Geber oder Nehmer?“ Der Mann in der Bar lächelte vielsagend. „Ich ging an einem Februarmorgen, es muss so der 18te gewesen sein, von der Arbeit nach Hause. Ich bin Nachtportier in einem Hotel, ich trug meinen Anzug. Es war mild, ein Geruch von leichter Frühlingsahnung lag in der Luft, ich nahm einen Umweg, ging vom Friedrich-Ebert-Platz in Richtung Heimat. Da kam plötzlich von einer Seitenstraße ein Mann mit Blut an den Kleidern heran. Er hatte wohl Schwierigkeiten beim Gehen, er machte es sehr vorsichtig. Fast wie Besoffene, wenn sie bewusst wegen einer Zeitverzerrung einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen tun. Er hatte komplett weiße Kleidung an. Eine weiße Lederjacke, weißes Hemd, weißen Gürtel in einer weißen Hose. Und auch die Socken waren weiß. Selbstredend in weißen Schuhen.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte ich. Helfen ist eines der ersten Gesetze im Hotel. „Sie bluten ja. Sie haben sich angestoßen.“

„Ja, das ist Blut.“ Er strahlte. Er war mittelhoch, etwa eins achtzig groß und hatte volles blondes Haar, ansonsten ein markantes männliches Gesicht. Und er sprach klar, der war nicht besoffen. „Ich bin gefallen.“

„Haben Sie was getrunken? Haben Sie Kummer?“

Er schüttelte den Kopf.

„Wohnen Sie hier in der Nähe?“

„Nein. Ich habe kein Zuhause. Noch nicht. Aber bald.“ Er lächelte. „Ich suche Sophie.“

„Kenne ich keine. Sophie und wie noch?“

„Wie, wie noch?“

„Ihr Nachname.“

„Ach ja, die Menschen haben Nachnamen. Ja, sie wird einen haben“, meinte er nickend. „Nein, kenne ich nicht.“ Er drehte sich um, deutete auf die lange Straße. „Ich bin dort hingefallen.“

„Haben Sie dort vielleicht bei dem Sturz was verloren?“

„Ich habe davor was verloren. Mein Herz.“ Er strahlte wieder.

„Wie heißen Sie?“

„Alexander.“ Er hielt mir die Hand hin. „Und Sie?“

„Markus.“ Ich gab ihm die Hand und bemerkte, dass er keine Alterungsspuren an der Hand hatte, obwohl ich ihn auf etwas über 30 geschätzt hätte. Er hatte makellose Hände. Fast wie ein Neugeborener. Perfekte Nägel, perfekte Haut. Ich sah ihn mir näher an, es war keine Vergangenheit an seiner Gesichtshaut zu spüren. Ich besah still seinen Hals, auch hier perfekte Haut.

„Duz mich“, sagte er.

„Alexander und wie noch?“ fragte ich.

„Nur Alexander. Keinen Nachnamen. Ich war bis vor Kurzem kein Mensch.“ Er lächelte breit „Ja. Ich kann mir meinen Nachnamen aussuchen.“

„Und was warst du dann – bis vor Kurzem?“

„Ein Engel. Ein Himmelsbote.“ Er deutete auf den Himmel. „Körperlos.“ Er sah an sich herab. „Ich habe meinen Körper erst seit vorhin.“

„Na gut“, nickte ich. „Ich habe ein Faible für solche Sachen. Seltsames. Ich arbeite im Hotel, wir sind die erste Anlaufstelle für komische Leute. Wir im Hotel haben für sehr sehr viel im Leben Verständnis. Komm mit mir, ich kann deine Wunden versorgen. Ich habe zwei Zimmer. Aber nur wenn du am Tag ruhig bist, ich hatte Nachtschicht und ich muss jetzt langsam ins Bett.“

„Dann sind wir Freunde?“

„Nicht so schnell, Alex. Das braucht seine Zeit. Komm, gehen wir.“

„Gehen.“ Er machte einen sehr theatralischen Schritt nach vorne. „Ich habe es erst vorhin kennen gelernt. Mit Gewicht an den Beinen.“ Er sprang hoch. „Ich habe einen Körper. Juhu!“ Er sah eine Dose am Gehsteig, nahm Anlauf, kickte sie fort. „Ich kann treten.“ Er sprang an die Wand, prallte zurück, fand keinen Halt, stürzte. „Aua!“

Ich half ihm auf. Er rieb sich die Schulter. „Ist das nicht toll?“ fragte er. „Ich habe Schmerzen.“

„Ja, so ist die Welt. Es gibt Schmerzen.“ Und jetzt deutete ich wichtig auf ihn. „Und die meisten überlebt man.“

Wir gingen die Straße entlang.

„Ich bin gefallen“, sagte er. „Wie jeder Mensch in seinem Leben einmal fällt. Also einmal so richtig am Ende ist. Die Zwanziger des Menschen sind erfüllt von Hoffnung, etwas zu tun. Und dann scheitert man. So richtig. Meist in den 30ern. Und dann, danach, nach dem tiefen Fall, danach muss man wieder aufstehen. Und zu den Ursprüngen der Hoffnung zurückkehren. DAS ist tiefe Kenntnis des Menschseins.“ Er machte eine Pause. „Danach, mit der Erfahrung zu fallen. Dann wieder zurück kommen, DAS ist die Kunst. Das haben die Menschen den Engeln voraus. Nur wenige Engel fallen. Wie ich. Und stehen danach wieder auf. Wieder zurück auf Anfang. Wieder zurück zu Hoffnung und Zuversicht. DAS ist der Sinn des Lebens. Ich wollte fallen. Ich wollte die Menschen verstehen. Ich wollte nur mein Aufgabengebiet verstehen. Denn die Grundlage der Engelsarbeit ist das Wiederaufrichten. Ihr hört nur so selten auf uns. Sieh, Jesus ist gefallen, er wurde gekreuzigt. Er starb am Kreuz. Und richtete sich danach wieder auf. DAS ist die ultimative Geschichte. Das Wiederaufstehen – nach dem tiefen Fall - DAS ist das zentrale Ding.“

Das war der Anfang der Erzählung von Markus. Ich habe ihn in einer Bar kennen gelernt.

„Ich heiße Markus. Ich habe einen Engel kennen gelernt“, begann der Mann. Er war hochgewachsen und drahtig, deutliche Geheimratsecken zeichneten seinen Kopf. Er hatte ein hageres längliches Gesicht mit kleinen gemütlichen Schweinsäuglein, die schon beim erstem Bier glänzten. Seine Handbewegungen hatten zu Beginn etwas Entschlossenes, Ruckartiges, auf den letzten Millimetern vor dem jeweiligen Ziel überkam sie eine plötzliche Scheu - als hätte jemand die Notbremse gezogen - und dann wurden sie zaghaft tastend, fast sanft. Er trug ein lockeres T-Shirt, das nur über sein kleines Bäuchlein spannte, was seinem Alter von geschätzt Mitte 30 entsprach. Darüber eine Jeansjacke, für den warmen Maiabend des Jahres 2017 fast zu viel. „Er hat die letzten Monate bei mir gewohnt.“

„Ist er übers Badewannenwasser gelaufen?“ fragte ich.

„Nicht Jesus, einen Engel. Einen Engel, der gefallen ist. Vom Himmel. Wegen einer Frau, die Sophie heißt.“ Er deutete mit der linken Hand den Fall an, er war Linkshänder. „Willst du die Geschichte hören? Wenn du das Ende errätst, gebe ich dir ein Bier aus.“

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