Paul Stefan Wolff
Suche Mann, der mehr sieht (in mir)
vollständig überarbeitet - mit Delegier-Syndrom
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Paul Stefan Wolff Suche Mann, der mehr sieht (in mir) vollständig überarbeitet - mit Delegier-Syndrom Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Die Lebensfreude-Beraterin
2. Sympathischer als gedacht
3. Ein Bild von einer Frau
4. Neue Schwierigkeiten
5. Lichter am Horizont
6. Dann waren Gefühle da
7. Freundschaft?
8. In aller Deutlichkeit
ANHANG
Impressum neobooks
1. Die Lebensfreude-Beraterin
Suche Mann, der mehr sieht (in mir)
- Liebeskomödie -
für Alma und mein schwaches Selbstvertrauen…
„We‘ll keep on trying“/“Be free to yourself“
Queen – Innuendo
Reni hatte ihren Freund Charles, getrennter Vater mit zwei Kindern, zum Gespräch gebeten, sie saßen im Auto, er hielt gerade vor ihrer Haustür.
„Charlie, danke fürs Heimbringen“, Reni atmete tief ein und aus.
„Das mache ich doch gerne für meinen Schatz“, Charlie schaltete den Motor aus.
„Wie geht es dir damit?“, fragte Reni.
„Mit der geforderten Beziehungspause? Nicht gut. Ich will ja, dass die Kinder eine zuverlässige Bezugsperson haben.“
„Du weißt, ich will eigene Kinder haben...“
„Meine Familienplanung ist abgeschlossen. Ich habe zwei, und die kommen in ein komisches Alter, so mit unter 10 fängt alles schon an...“ Und, zweites Argument: „Und du hast nicht mal einen richtigen Beruf. Warum was Gutes wegwerfen?! Für was?“
„Ich habe morgen einen Klienten, mal schauen“, sie atmete nochmal tief durch. „Du meinst vielmehr, deine Frauenplanung ist abgeschlossen. Du hast Angst, zwei getrennte Frauen dann zu handeln. Plus die Kinder.“
„Ich weiß ja, dass du Psychologin bist. Aber ich hatte dich dennoch gebeten, nicht zu psychologisieren. Und du bist mal wieder überdramatisierend.“
„Ich tue das Psychologisieren aber dauernd!“ Reni war deutlich. „Du magst etwas nicht, was ich dauernd tue. Was ist das denn dann für eine Beziehung?!“
„Reni, dir entgleiten alle Sachen deiner Kontrolle. Auch jetzt diese unsere Beziehung. Und deswegen sollte sie einstweilen pausieren.“
„Dann ist ja alles klar!“ sie öffnete die Autotür, sah ihn nochmal an. Er sagte nichts, er hätte ja auch sagen müssen, er wagt es mit ihr – was er nicht konnte. Sie stieg aus, warf die Tür mit Schwung laut zu, stiefelte mit ihren Absätzen zu ihrer Tür. Da ertönte die Autohupe. Sie drehte sich um, er formte aus dem Auto ein Herz mit beiden Händen. Sie lächelte, nickte, auch diese Szene drohte ihrer Kontrolle zu entgleiten, sagte sich: diesmal nicht, dann schloss sie die Tür auf.
Am nächsten Tag, knarzte der gebraucht gekaufte graue Bürostuhl deutlich unter dem massigen Körper des Besuchers. Der Mann, dessen grimmiger Gesichtsausdruck genauso gut einen Boxer schmücken könnte, suchte bei der Praxisgründerin Sicherheit und drückte seinen Rücken in die Lehne, als hätte er gerade einen kräftigen Schlag einstecken müssen. Er war Betriebsratsvorsitzender, Name: Erwin Schmidt. Sein schwarzer Anzug kontrastierte mit der knallroten Krawatte, er strich nervös immer wieder darüber, drückte sich schutzsuchend immer tiefer in den Stuhl.
„Meine Praxis ist noch gar nicht eröffnet“, Reni bemühte sich zu verstehen. „Ich habe erst vor einer Woche meinen Businessplan zur Bank eingereicht.“
„Genau deswegen sind Sie die Richtige“, Schmidt strich über die Krawatte. „Sobald der Chef weiß, dass sie Lebenwillen-Aufputsch-Beraterin sind, ist das Spiel aus. Das MUSS geheim bleiben. Wir suchen einen Vorwand für das alles. Aber erst erläutern Sie mir mal ihr Konzept.“
„Ich zitiere den Philosophen Odo Marquardt, ich weiß nicht, ob es seine Erkenntnis ist. Aber den Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Mündigkeit ist das Aushalten der Einsamkeit. Gehen Sie mal mit diesem Satz durch die Welt; alles, was es gibt, ist eine Möglichkeit, die Einsamkeit tief drinnen vergessen zu machen. Diese Einsamkeit verspürt jeder, fast immer. Freizeitstress ist eine Flucht vor dieser allen Menschen eigene Einsamkeit, alle Arten von Drogen. Der oft gewählte Weg ist das Aufgehen in etwas Größerem, Kinderwunsch, Kunst, und natürlich die Workaholics.“ Sie schaute erwartungsvoll.
„Ist er“, er wankte innerlich, ein leichtes Ruckeln ging durch ihn, sie hatte Schmidt selbst auch ertappt. „Ok. Überzeugt.“
„Ich muss Basisdinger abhaken, das Wetter passt, also würde Urlaub nicht helfen. Sport?“
„Treibt er regelmäßig in seinem Fitnessraum.“
„Da ich davon ausgehe, dass der Chef vermögend ist, können wir alles Käufliche streichen. Das wird er selber versucht haben. Auch ist er Inhaber von Altersheimen, also kommt die Methode nicht in Frage, ihm Menschen mit größeren echten Problemen vorzustellen. Hilft sehr vielen. Also müsste ich auf Stufe 3 starten und mich langsam steigern.“
Schmidt nickte.
„Im vollen Bewusstsein, dass es nicht mehr als 5 bis 6 Stufen gibt. Es könnte besser aussehen.“ Sie atmete tief ein und aus. „Und für das Ganze haben wir maximal einen Monat Zeit. Der Chef hat alles erreicht. Und was nun? Das ist die zentrale Frage, und ich weiß nicht, ob ich eine Antwort habe. Herr Schmidt, das tut mir leid.“
„Das ist die genau richtige Antwort“, Schmidt lächelte und beugte sich vor, er hatte endlich Sicherheit gefunden. „Menschen, die fertige Antworten haben, die können Sie oft vergessen. Ich suche einen Spürhund.“
„Bin ich“, sie grinste breit. „Sonst würde ich mich nicht selbständig machen wollen. Kaltes Wasser ist da, ich springe rein. Was die Liebe angeht, die Liebe zum Leben im Speziellen, so muss festgestellt werden: Liebe geht. Sie rennt nicht, sie lässt sich nicht beamen. Liebe geht. Immer. Jene, die abgestürzt sind, haben gedacht, Liebe lässt sie fliegen. Aber Liebe ist etwas, was man jeden Schritt einzeln – GEHEN muss. Liebe geht.“
„Also, abgemacht.“ Sie lehnte sich zurück. „Ich fasse zusammen: Der Chef, Moritz Werner heißt er, spricht oft von Flucht. Irgendwohin.“, Reni pausierte, sah Schmidt nicken. „Gleichzeitig steht ein Übernahmeangebot vielleicht ins Haus – geleitet wird die andere Firma ProCura von einer Exfreundin von ihm. Sie, Herr Schmidt, als BR-Vorsitzender, befürchten eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, weil Herr Werner ein ausgezeichneter Chef ist.“
„Nicht viele Betriebsräte, die für ihren Chef eine Lebenswillen-Beraterin engagieren würden – ohne dessen Wissen, auf eigene Kosten. Gerade im Bereich Altenpflege sind die Arbeitsbedingungen nicht gut. Die Struktur der Werner Altenheime bietet große Möglichkeiten der Effizienzsteigerung – was zu Lasten der Patienten gehen würde. Das will ich verhindern!“
„Und ich würde also in die Firma kommen, aber nicht als Lebenslust-Psychologin? Ein Vorschlag: hat Herr Werner eine Lebensversicherung?“
„Sein Vertrauter und Diener meinte ja, sogar 1 Million. Die fielen entfernten Verwandten zu. Nähere Angehörige hat er nicht, nicht mal eine Freundin.“
„Das ist prächtig“, Reni lächelte. „Ich komme im Auftrag der Lebensversicherung.“
„Er nimmt keine Hilfe an“, Schmidt schüttelte den massigen Kopf. „Wir haben schon einen erfahrenen Psychologen... . Der wurde rausgeworfen.“
„Ja, weil der seinen Job machen wollte“, Reni erhob die Anmerkung unterstreichend den Zeigefinger. „Niemand will geheilt werden, weil der andere seinen Job macht. Ich werde für ihn eine dumme und unerfahrene junge Frau sein, die lieber eine Weltreise machen will.“ Ich luchse ihm eine Vereinbarung ab, die lautet, wir tun nur so als ob.“
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