Stephan Thome - Grenzgang

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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›Dezent‹ wäre das Wort. Das Bad eines Mannes mit sachlich nüchterner Einstellung zu den hierin vorgenommenen Verrichtungen und folglich auch zu sich selbst. Bläuliche Kacheln, weiße Decke, saubere Armaturen. Zwei Sorten Shampoo in einer Ecke aus Wannenrand und Zimmerwand, und wie alle Männer benutzt er keinen Waschlappen — wohl aufgrund der Synonymität zu ›Schlappschwanz‹. Jedenfalls sieht sie keinen. Das Bad passt zu Thomas Weidmann, auch darin, dass es so wenig über ihn verrät. Er ist weder eitel noch uneitel, weder extravagant noch gewöhnlich, weder selbstverliebt noch frei von der Neigung dazu. Der einen Frau bringt er Blumen, und mit der anderen trifft er sich in einem Bumsclub in Nieder-Enkbach. Darin liegt eine Stimmigkeit, die ihr aber in der Kürze des Augenblicks nicht greifbar ist. Ein Ausgleich von Gegensätzen vielleicht, auch der Gegensätze seiner Neigungen, und das Ergebnis ist eine von Spannungen durchzogene Kohärenz seiner Person: Er widerspricht seinem Charakter nicht mit dem, was er tut, aber er tut es gegen einen inneren Widerstand.

Sie beschließt, dass ihre Zeit abgelaufen ist. Fortan muss sie in seinem Gesicht zu lesen versuchen statt in der Ausstattung seines Badezimmers. Ihre Nervosität hat sie unter Kontrolle, und gleichzeitig erinnert sie die fehlende Unterwäsche an das Pikante ihrer Mission und daran, dass sie aus der Übung ist in allem, was den Umgang mit potenziellen Geschlechtspartnern betrifft. Im Gegensatz zu ihm vermutlich. Wenn sie seinen Blick richtig gedeutet hat, ist ihr mit dem schwarzen Kleid ein früher Treffer gelungen, eins zu null, im Jargon des Tages gesprochen, und jetzt muss Thomas Weidmann eben zeigen, was ein echter Gaucho ist.

Und sie muss endlich raus aus diesem Bad!

Ein allerletzter Kontrollblick, dann schlüpft sie in den Flur, der ihr dämmriger vorkommt als beim Betreten der Wohnung. Eine Garderobe mit wenigen Jacken und drei Paar Männerschuhen auf dem Boden. Sie blickt in die erste offene Tür: das Wohnzimmer mit den gedruckten Zeugen seiner Wissenschaftler-Vergangenheit auf langen Regalböden. Gegenüber die offene Tür des Balkons und Weidmanns Silhouette im flackernden Kerzenlicht. Es gefällt ihr, dass er sie dort draußen erwartet wie jemanden, der sich in der Wohnung auskennt. Anita, steh mir bei, denkt sie beim Gang durch sein Wohnzimmer, aber da ist bereits eine Spur Koketterie dabei. Es gibt Dinge, die verlernt man nicht. Das Zimmer riecht nach den Büchern, die es beherbergt, also nach Papier und einer Trockenheit, die mit Zeit zu tun hat. Draußen hat sich unterdessen die Nacht vervollständigt. Laternen punktieren den Verlauf der Grünberger Straße. Der Balkon ist so klein, dass Weidmann aufstehen muss, um sie vorbeizulassen zu dem zweiten Stuhl auf der anderen Seite eines winzigen Campingtisches. Die Hand, die sie dorthin weist, stoppt ein paar Millimeter bevor sie sie über der Taille berührt hätte. Kerstin glaubt eine Verbindung zu spüren zwischen dieser Hand, der warmen Nachtluft und dem fehlenden Stück Stoff unter ihrem Kleid. Und glaubt gleichzeitig, einen inneren Sinn zurückzugewinnen, den sie früher beim Tanzen gespürt hat oder noch deutlicher nach dem Tanzen, eine Mischung aus Elastizität und Kraft. Dass ihr Körper ihr gehört und gehorcht. Dass es die richtigen Signale sind, die er aussendet, und die richtigen Reflexe, nach denen er arbeitet. Ein willkommenes Gefühl in diesem Augenblick der Stille, den Weidmann erst beendet, nachdem sie beide Platz genommen haben.

«Mögen Sie Riesling? Ich hoffe ja.«

«Gerne.«

Ein nackter Balkon aus Beton, keine Pflanzen. Eine gemauerte und verputzte Balustrade, ein Regenabfluss im Boden. Das Ambiente erinnert sie an ihre Studentenzeit, an billigen Wein aus Bechern mit Henkel und Gespräche im Futur. Weidmanns Gläser allerdings haben die schlanke Tulpenform, aus denen Weißwein getrunken werden will, und was ihr in den Rachen rinnt, hat mit den gepanschten Produkten ihrer Kölner Jahre nichts gemein. So spektakulär wie Karin Preiss’ Portugiese ist er nicht, aber trocken und fruchtig, genau die richtige Temperatur.

«Gut«, sagt sie.

«Nicht zu trocken?«

Sie schüttelt den Kopf. Behält das Glas in der Hand und stellt fest, dass seine Balkonstühle mit den Lehnen an beiden Seiten dazu einladen, die Knie anzuziehen und Sofastellung einzunehmen. Aber sie weiß nicht, ob das Kleid mit seinem gekürzten Saum eine solche Haltung zulässt.

Wäre sie frech, würde sie sagen: Und, sind Sie letzte Woche mit Ihrer Begleiterin noch nachtaktiv geworden? Die sah ja aus, als wüsste sie, wie man ›Kamasutra‹ schreibt. Stattdessen nimmt sie den zweiten Schluck Wein und nickt:

«Wirklich gut.«

Und Weidmann nimmt ebenfalls einen weiteren Schluck und sagt:

«Sie sind wahrscheinlich nicht gekommen, um über Ihren Sohn zu sprechen. Oder?«

«… ich glaube nicht.«

Wie um diese Präambel abzusetzen von dem, was ihr folgen wird, fährt unten auf der Straße ein Auto vorbei, das Weidmann als den tiefergelegten Golf des Idioten von drei Häuser weiter erkennt. Einer dieser Beschleunigungsfetischisten, wie man sie auf den Straßen der Provinz häufig antrifft. Mit hochgezogenen Augenbrauen kommentiert er das Aufröhren des Motors im zweiten Gang, das wenige Sekunden darauf von scharfen Bremsgeräuschen abgelöst wird. Dann erstirbt der Motor, die wummernden Bässe einer Stereoanlage fallen aus der sich öffnenden Tür, und erst als der Kerl sich seiner Hosenträgergurte entledigt hat, senkt sich wieder Ruhe auf die Grünberger Straße. ›Eure Armut kotzt mich an‹ verkündet, wie Weidmann weiß, ein Aufkleber auf dem Heckspoiler. Das stört ihn aber nicht in diesem Moment. In der Kehle spürt er außer dem Wein den Nachhall seines Herzschlags, ein kurzes Aufflackern, das ihm zu verstehen gibt, seine Frage sei riskant gewesen. Und Kerstin Werner, stellt er fest, sieht ausgesprochen attraktiv aus, wenn Nachtwind ihr an die Haare geht und sie die Lippen flach aufeinanderlegt, den Wein nachkostend und auf der Suche nach der richtigen Bemerkung. Das Teelicht spiegelt sich in ihren wachen Augen.

«Verstehe«, sagt er.

Die Begegnung im Club steht zwischen ihnen, lächerlich und obszön, so als ob sie auf einem Spaziergang zwei Hunde passiert hätten, die sich auf Hundeart begatten: Alles, was man darüber sagen könnte, wäre selbst lächerlich und hätte einen Hang zum Obszönen. Also geht man schweigend weiter und ignoriert die Tatsache, dass für einen Augenblick alle dasselbe denken und von dem Wunsch besessen sind, etwas anderes zu denken. Bloß dass sie beide nicht spazieren gehen, sondern sich auf seinem Balkon gegenübersitzen, der gerade mal so groß ist wie zwei Telefonzellen. Immer noch arbeitet er an der Entschlüsselung der Botschaft dieses ärmellosen Kleides. Ihrer Schmach und Scham hat er abhelfen wollen, das war der Leitgedanke der letzten sieben Tage, ausgelöst von ihrem entsetzten Blick beim Verlassen des Bohème . Aber nichts von diesem Blick findet er jetzt in ihren Augen; sie sieht verführerisch aus, Punkt. Und trotzdem traut er ihrer Fassade nicht und hat so eine Phantasie, dass in dem Moment, da er sie zum ersten Mal mit den Händen berührt, sie weinend in seine Arme sinken und ihm ungefragt das ganze Ausmaß ihres Unglücks offenbaren wird. Ein Gedanke, der so verführerisch ist wie die Vorstellung, sich kopfüber vom Balkon zu stürzen.

«Glauben Sie denn«, fragt er tastend,»dass Sie darauf verzichten könnten zu erfahren, was mich an diesen Ort getrieben hat? Ich meine nicht Bergenstadt, sondern …«

«Ich weiß schon. «Sie nickt, aber die folgende Pause ist lang genug für die Einsicht, dass er auf ein schnelles Ja gehofft hat. Dann sogar lang genug, um der Befürchtung Raum zu geben, sie habe genau das erspürt und sei nun dabei, die Bedeutung dieser Einsicht zu entschlüsseln. Wobei sie ihn ansieht und trinkt und vermutlich zu dem Ergebnis kommt, dass er in Wirklichkeit nicht eine bestimmte Frage ausschließen möchte, sondern die grundsätzliche Möglichkeit, ganz und gar ehrlich miteinander zu sein. Und sie hat Recht: Die Internetbekanntschaften sind tabu, das ist die rote Linie, die die beiden Telefonzellen seines Balkons voneinander trennt und die er nicht zu überschreiten gedenkt. Aber je länger ihr Schweigen andauert, desto fataler erscheint ihm, was er ihr eigentlich gesagt hat: Könnten Sie darauf verzichten, mir so nahe zu kommen, dass es für Sie relevant würde zu wissen, was für ein Mensch ich eigentlich bin? Was für ein Leben ich lebe? Könnten Sie mir bitte so begegnen, als befänden wir uns immer noch in diesem Club, wo die einzig relevante Frage lautet: Wie mögen Sie’s am liebsten?

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