Stephan Thome - Grenzgang

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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«Na, i moag ka Raket’n«, sagte jemand.

Mit einem vielstimmigen Oohh explodierte über Bergenstadt der erste Leuchtkörper. Das Zelt kam ihr plötzlich dämmrig vor. Mitarbeiter der Gastwirtschaft, die den Ausschank betrieb, sammelten leere Gläser ein und wischten Scherben zusammen zwischen den in Unordnung geratenen Garnituren. Sie hatte Lust, nach draußen zu gehen, aber wie sollte sie in einer zehntausendköpfigen Menge ihren Mann finden?

Ein tiefes Grollen zerriss die Stille, Raketen schrillten in immer schnellerer Folge in den Himmel, dessen Leuchten sie hinter der Zeltplane zu erkennen glaubte. Vor sieben Jahren, während des Feuerwerks, hatte sie zum ersten Mal ihren Mann geküsst. Genau genommen umgekehrt, und da sie seither kein Feuerwerk erlebt hatte, brachten die Geräusche von draußen die Erinnerung so unvermittelt zurück, als hätte ihr Leben in der Zwischenzeit keine grundlegende Wandlung durchgemacht. Ein Kuss. Manchmal ein Blick gen Himmel aus den Augenwinkeln, während die Lippen einfach weitermachten. Wie viele Männer hatte sie so geküsst? Vielleicht ein Dutzend, die ersten Versuche beim Flaschendrehen nicht gerechnet. Und worauf wollte sie mit dieser Rechnung hinaus?

Mit beiden Händen hielt sie sich am Geländer des Tanzbodens fest und hätte sich lieber an etwas anderem festgehalten und wusste genau, dass es sich nicht festhalten ließ. Es begann ja erst. Das Zelt in seiner rauchgeschwängerten Jämmerlichkeit ließ auf den großen Kehraus hoffen, aber dahinter leuchtete der Himmel in explodierenden Feuerblüten, und wenn die sich schwarz geregnet hatten, würde der große Ringelpiez weitergehen bis zum Morgengrauen. Sie hatte keine Wahl, sie konnte nur mitmachen.

* * *

«An meinen Blutdruck denkt wohl keiner«, sagt Granitzny, als der Schiedsrichter abpfeift und die Reaktion der Zuschauer im Stadion einer Implosion ähnelt, einem sich neutralisierenden Gleichgewicht zwischen Ent- und Anspannung. Einen Moment lang, bevor sie zur Seitenlinie traben, scheinen die Spieler auf dem Platz zu verharren wie zu einer Schweigeminute.

Elfmeterschießen.

«Ich dachte, Sie interessieren sich nicht für Fußball«, sagt Weidmann,»sondern wohnen dem Ereignis nur aus sozialem Pflichtgefühl bei.«

Stickige Luft hängt im Rektorzimmer, angestaute Sommerwärme durchsetzt von Cognacschwaden und Granitznys säuerlichem Schweiß. Das Fernsehgerät steht auf dem Schreibtisch wie ein über Wohl und Wehe befindendes Orakel, und davor auf den beiden Besucherstühlen sitzen sie: Zwei Fremde, die nichts von Fußball verstehen, denen der Alkohol zwar die Befangenheit genommen, aber nicht die Zunge gelöst hat und die sich ungern fragen lassen würden, was sie hier eigentlich machen. Den ganzen Nachmittag über hat Weidmann nichts außer Kaffee getrunken, und jetzt nippt er am dritten Cognac, fühlt sich ausgetrocknet und winkt ab, als Granitzny mit dem Flaschenhals in seine Richtung deutet.

«Möchten Sie auf den Ausgang wetten?«, fragt der und schenkt sich selbst ein. Die Hand, die das Glas hält, aufs Knie gestützt. Wenige leiden so offensichtlich wie Granitzny unter der Tyrannei der Schwerkraft.»Nur so zum Spaß. Um echte Anteilnahme zu suggerieren.«

«Das tut Ihr Blutdruck bereits recht überzeugend, wenn ich Sie richtig verstanden habe.«

«Vier zu drei für Argentinien.«

«Umgekehrt.«

«Um was?«

«Nur so zum Spaß. Um Anteilnahme zu suggerieren.«

«Wir könnten auch Pizza bestellen. «Granitzny stopft sich das Hemd zurück in die Hose, das ihm beim Ausgleich aus dem Bund gerutscht ist. Das deutsche Tor war der merkwürdigste Augenblick des ganzen Nachmittags: Granitzny plötzlich ein hopsender Medizinball, und um kein Spielverderber zu sein, erhob sich auch Weidmann — so bedächtig, wie die Gemeinde sich zum Gebet erhebt —, und dann standen sie nebeneinander vor dem kleinen Bildschirm, Schulter an Schulter, und mussten einander irgendwie ihre Freude oder mindestens ihr Einverständnis mit dem Geschehen in Berlin signalisieren. Das, was die Leute auf den Fanmeilen neuerdings in ekstatischen Umarmungen taten und sie beide schließlich durch einen Handschlag bewerkstelligten. Wortlos, aber das ging auch nicht; zu groß war der Kontrast zu den Jubelszenen in Berlin und zu den vereinzelten Schreien aus Bergenstädter Wohnstuben. Standen ja überall die Fenster offen.

Schönes Tor, sagte Granitzny schließlich. Wer war’s?

Ein Herr Klose, erwiderte Weidmann, woraufhin sie beide betreten lachten, wieder Platz nahmen, Cognac tranken und bis zum Schlusspfiff der regulären Spielzeit kein Wort mehr wechselten. Volle zwölf oder dreizehn Minuten lang.

«Danke«, sagt Weidmann jetzt.»Ich esse später. «Lange vor dem Ausgleich hat er den roten Polo vom Schulgelände fahren sehen, und seitdem weiß er nicht, ob er noch mal davongekommen oder ein Versager ist. Jedenfalls fühlt er sich schäbig in seinem Versteck und hofft, das Drama von Berlin werde bald vorüber sein und ihn aus dem Büro des Schulleiters entlassen. Warum auch immer Granitzny ihn eingeladen hat, es scheint kein kommunizierbarer Grund zu sein. Der Rektor hat den Cognacschwenker auf seinem Bauch abgestellt und wischt sich den Schweiß mit dem Hemdsärmel von der Stirn. So wie die, denen er zusieht.

«Ich weiß, worum wir wetten«, sagt er.»Argentinien gewinnt, und wenn es so kommt, werden Sie nächstes Schuljahr Stellvertretender Schulleiter.«

«Ich dachte, der Konrektor wird vom Schulamt bestimmt oder vom RP.«

«So was drück ich durch.«

«Nämlich wie?«

Granitzny sieht ihn an und zuckt mit den Schultern.

In Berlin liegen Fußballer auf dem Rasen und lassen sich massieren, trinken Wasser und spucken es wieder aus. Die Kamera fährt über angespannte, verschwitzte Gesichter, über die gefüllten Ränge des Stadions und dann plötzlich hinauf über das Dach, in einem weiten Schwenk über die flache, sonnengetränkte Landschaft am westlichen Stadtrand. Grunewald, sogar den Wannsee glaubt Weidmann am Horizont zu erkennen. Einzelne weiße Segel. Und was der unerwartete Anblick in ihm auslöst, ist die nackteste Form von Heimweh nach Berlin, die er sich erinnern kann je empfunden zu haben: Irgendwo dort könnte er sitzen in einer geschmackvoll eingerichteten Altbauwohnung, bei geöffneter Balkontür, durch die der Verkehr und die Abendluft hereinwehen und ihm das Gefühl geben, mit etwas verbunden zu sein, worum er sich nicht kümmern muss. Etwas, das nur da ist für den Fall, seine Aufmerksamkeit sollte nach einem Objekt verlangen, auf die Art, wie nur eine Großstadt da ist: eine Ansammlung von Fremden, eine Mischung von Milieus, ein Konglomerat aus Möglichkeiten. Er würde Seminararbeiten korrigieren und hin und wieder einen Blick zum Fernseher werfen, um zu verfolgen, was sich vier oder fünf Kilometer Luftlinie entfernt von seiner Wohnung gerade tut. Im offenen Hemd. Später ein Bier im Schleusenkrug oder wo man sonst gut sitzen kann, während der Himmel verlischt. Der Name für diese Daseinsform lautet ›Leben‹, und erst jetzt fällt ihm auf, dass Granitzny ihn die ganze Zeit über von der Seite ansieht, als erwarte er eine Antwort auf seinen absurden Vorschlag.

«Haben Sie eigentlich nie das Gefühl«, fragt Weidmann,»zu groß zu sein für die Umgebung, in der Sie leben?«

«Zum Teufel mit Ihnen, Weidmann! Es gibt Tage, da komm ich mir vor wie Gulliver, also verschonen Sie mich mit diesen pseudogehaltvollen Nachfragen. Wollen Sie Stellvertretender Schulleiter werden, ja oder nein?«

«Nein.«

«Sie bekommen A 15, können früher in Pension gehen und dort leben, wo Sie leben möchten.«

«Nein.«

«Was ist Ihr Plan: Hier in aller Stille eingehen? Sie haben noch achtzehn Jahre vor sich, viel Spaß. «Unablässig, als sprudelte im Gewirr seines fettig lockigen Haares eine geheime Quelle, läuft Granitzny der Schweiß über Stirn und Schläfen. Sein Gesicht ist von einem Rot der dunkleren Art überzogen.

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