Stephan Thome - Grenzgang

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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Sie ist die erste Frau — in dieser gewissen Kategorie von Frau, zu der weder die Spendensammlerinnen des Müttergenesungswerks noch seine Tante Anni gehören —, die seine Wohnung betritt. So gesehen ein historischer Augenblick. Jahre her, dass er sich zuletzt gefragt hat, welchen Eindruck seine Wohnung auf eine Besucherin macht.

«Wenn es Ihnen nicht zu kühl ist«, sagt er,»setzen wir uns auf den Balkon.«

«Ich würde gerne kurz Ihr Bad benutzen.«

Er deutet auf die Tür und genießt das kurze Déjà-vu ihres wippenden Ganges, den er damals am Festplatz bewundert hat. Dann geht er in die Küche, um den Weißwein aus dem Kühlschrank zu nehmen. Eine Frau in seiner Wohnung — einen Moment lang kommt es ihm vor, als wäre damit alles besiegelt. Wahrscheinlich packt sie gerade den Inhalt ihrer Handtasche auf seine Ablage über dem Waschbecken. Ein bisschen abgekämpft hat sie ausgesehen, wohl weil sie zu Hause gründlich sauber gemacht und weiße Laken über die Möbel gehängt hat. Soll er schon mal eine zweite Bettdecke beziehen?

Es sind absurde Gedanken, mit denen er seine eigene Nervosität bekämpft, aber einen Moment lang tun sie ihre Wirkung. Er hält zwei Weingläser gegen das Küchenlicht und poliert an den Rändern noch mal nach. Im Bad rauscht mehr Wasser, als zum Händewaschen erforderlich ist. Freitagabend, das war früher eine Zeit, als eine gewisse Erwartungshaltung zur Grundausstattung gehörte. Da schien es immer möglich, am Samstagmorgen zwar etwas älter, aber nicht mehr ganz der Alte zu sein. Man trifft jemanden und verliebt sich einfach mal. Und jetzt? Vielleicht hat er sich in den letzten Jahren zu sehr an die Entwöhnung gewöhnt, sei es aus Altersgründen oder weil die Provinz eben keine Wundertüte ist, aus der plötzlich schöne Frauen steigen. Aber die einzige Mittvierzigerin in ganz Bergenstadt, die so ein Kleid tragen kann, hat es gerade in sein Bad getragen. Für den Anfang nicht schlecht. Himmel, denkt er plötzlich, das wäre sogar als Ende noch passabel.

Er wird also nichts tun und nichts verhindern, das heißt, er wird auf den Versuch verzichten, schon vorher so klug zu sein, wie man erst hinterher sein kann. Einen Weinkühler findet er unter der Spüle, und da Kerstin Werner weiterhin im Bad beschäftigt ist, kramt er auch noch ein altes Teelicht hervor. Horcht auf dem Balkon ein Stockwerk tiefer, aber bei Schneiders läuft der Fernseher, und Geschlechtsverkehr ist dort ja erst morgen wieder dran. Die Grünberger Straße liegt ruhig in der frühen Nacht. Wenn Enttäuschung die notwendige Folge davon ist, dass die Struktur unserer Bedürfnisse und die der Realität so ungeheuer schlecht aufeinander abgestimmt sind, denkt er, dann spricht viel dafür, zwar nicht sein Heil, aber wenigstens Asyl in der Verzögerung zu suchen. Am besten zu zweit.

* * *

Als erstes stellt sie den Wasserhahn an und atmet kurz durch. Sie hat keine Zeit und muss dennoch besonnen handeln, bloß — und das ist die Kunst — ohne nachzudenken. Sich keine Rechenschaft ablegen über das, was sie tut, keine Überlegungen anstellen, wozu sie es tut, aber trotzdem umsichtig sein. Sich vor allem nicht ablenken lassen von der Frage, ob dieses Bad ihren Erwartungen entspricht und was es ihr über den Besitzer sagt. Mit einem Fuß zieht sie den Wannenvorleger vor das Waschbecken, entdeckt einen Stapel Handtücher in einem offenen Regal und daneben ein Korbgefäß, das vermutlich als Behälter für Schmutzwäsche dient. Mehr braucht sie nicht, nur einen kleinen Ruck muss sie sich geben, so wie oben auf dem Parkplatz der Sackpfeife, als sie sich rasch aus- und noch rascher wieder angezogen hat, in der offenen Autotür. Jetzt streift sie das schwarze Kleid ab und besitzt sogar die Geistesgegenwart, den Wannenrand auf Wasserrückstände zu kontrollieren, bevor sie das Kleid darauflegt. Den BH dazu, den Slip. Ihre Nacktheit in diesem Bad ist eine Vorstufe des Wahnsinns, aber davon darf sie sich nicht beirren lassen. Die ganze Rückfahrt über hat sie mit sich gerungen: Soll sie erst nach Hause fahren und in Ruhe duschen, die Unterwäsche wechseln und so weiter? Schließlich war sie stundenlang unterwegs an einem heißen Tag. Aber sie hat gewusst und weiß es noch: Der Moment, da sie am Rehsteig die Haustür hinter sich schließt, wäre der Moment, da ihr Entschluss, Thomas Weidmann in seiner Wohnung aufzusuchen, sich in Bedenken und Ausreden und das ultimative ›Ein andermal‹ aufgelöst hätte. Dazu Daniels Anwesenheit, die Aussicht auf einen Abend mit ihm und ohne ihre Mutter. Wäre sie an den Rehsteig gefahren, wäre sie jetzt nicht hier. Und auch später nicht.

Zwei kleine Handtücher nimmt sie aus dem Regal, solche, deren Gebrauch auch in einem Ein-Personen-Haushalt vielleicht nicht registriert wird. Eins legt sie auf den Boden, das andere wandert wie ein Schal um den Nacken. Den Mut, unter seine Dusche zu steigen, hat sie nicht; das würde er hören. Also schnelle Körperpflege am Waschbecken, sie entscheidet sich für Seife und gegen eine Erwiderung des Blickes im großen Spiegel. Nassrasierer ist er, das gefällt ihr. Den Drang, ein Lied zu pfeifen, unterdrückt sie und horcht stattdessen, ob Geräusche in der Wohnung ihr verraten, was Thomas Weidmann gerade tut. Zwischendurch glaubt sie wie einen roten Schriftzug die Worte ›Du stehst nackt in seinem Bad‹ im Spiegel aufblitzen zu sehen, aber sie achtet nur umso konzentrierter auf das Tun ihrer Hände und den Radius des Spritzwassers, das hilft. Der Seifenduft kommt ihr feminin vor. Kauft er wahrscheinlich gedankenlos, so wie sie Spülmittel: Was ihr gerade in die Hände fällt oder ein Angebotsschild trägt.

Einstweilen ist sie mit ihrem Tun zufrieden. Auch mit der Umgebung: Das Bad ist vielleicht nicht ganz so proper, wie sie erwartet hat, aber es liegt keine schmutzige Wäsche herum, und soweit ein schneller Blick über die Schulter darüber Aufschluss gibt, scheint er nach dem Baden die Haare aus dem Abfluss zu entfernen.

Dann kommt das Abwaschen der Seife und verlangt nach doppelter Aufmerksamkeit. Anderthalb Minuten, schätzt sie, läuft das Wasser jetzt — selbst wenn Thomas Weidmann das anhaltende Rauschen bemerken sollte, wird es kaum seinen Verdacht erregen.

Ausdrücklich denkt sie nicht: Wenn der wüsste …, sondern wischt sich Schaum aus den Achselhöhlen, so gut es geht, und verreibt den Rest mit dem zweiten Handtuch. In sanften Wellen wird ihr Pulsschlag stärker und wieder schwächer. Erst als ihr Blick auf seine Zahnbürste fällt, erlaubt sie sich die Frage, was es für ihre Situation bedeutet hätte, wenn ihr Blick auf zwei davon gefallen wäre.

Mit der Suche nach einer Antwort hält sie sich nicht auf. Sie hat das Gefühl, einer Mutprobe ausgesetzt zu sein und sie fast bestanden zu haben, und hält es deshalb für eine schlechte Strategie, jetzt Szenarien des Scheiterns zu entwerfen. Es lauern noch genug Stolperfallen außerhalb des Bades, aber um dieser Herausforderung überhaupt begegnen zu können, muss sie sicher sein, dass keine unerwünschten Körpergerüche Thomas Weidmann anwehen, wenn sie ihm auf dem Balkon gegenübersitzt. Sie braucht ein Frisch-gewaschen-Gefühl. Anitas Parfüm ist bei ihr, sie hat es sich am Nachmittag ins Handschuhfach gelegt. Derzeit ist ihr Verhalten wagemutig, aber nicht übermutig, und das ist die Richtung, der sie auch weiterhin folgen wird. Dem entspricht es, wenn sie zwischendurch einen Streifen Zahnpasta auf die Zeigefingerspitze nimmt und auf den Zähnen verreibt, vom Gebrauch seiner Bürste aber absieht.

Dann nimmt sie sich das zweite Handtuch von den Schultern und beendet die Aktion. Beide Handtücher wandern in den Wäschekorb, sie steht nackt, trocken und sauber in Thomas Weidmanns Bad und erlaubt sich einen Moment des Innehaltens vor dem Ankleiden. Zwei Sekunden, wie für einen Erinnerungsschnappschuss mit bloßem Auge: Was sie gerade getan hat, hätte sie vor einem Monat nicht getan. Das mag ein gutes oder schlechtes Zeichen sein, aber für den Moment fühlt es sich richtig an. Jetzt noch den Slip in die Handtasche, ein Aufschütteln der blonden Mähne, dann zieht sie die verbliebenen zwei Kleidungsstücke wieder an, schlüpft in ihre Sandalen, drückt auf die Klospülung und hat noch zehn Sekunden, um das Bad ohne Ablenkung in Augenschein zu nehmen.

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