Stephan Thome - Grenzgang

Здесь есть возможность читать онлайн «Stephan Thome - Grenzgang» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2009, Издательство: Suhrkamp, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Grenzgang: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Grenzgang»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

Grenzgang — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Grenzgang», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Die zweite Tasse Kaffee lässt er stehen, zieht feste Schuhe an und verlässt die Wohnung. Es ist immer der gleiche Kampf, und je öfter er ihn kämpft, desto stärker wird der Drang zur Bewegung, so als könnte das die Sache beschleunigen, oder vielleicht auch einfach, um seinen Kopf mit Sauerstoff zu versorgen, solange das Gerangel anhält. Die Langeweile, die er manchmal mit den Frauen empfindet, die er zum ersten Mal in einem Weinkeller oder zum zweiten Mal in einem Hotel trifft, nimmt er immer öfter vorweg durch die immer gleiche Diskussion der Frage, ob er sich an dem Spiel überhaupt noch beteiligen soll. Dies und das spricht dafür und dies und das dagegen, aber unter dem Strich bleibt die Tatsache, dass Bergenstadt nun einmal keine Möglichkeiten für den alleinstehenden Mann über vierzig bereithält, ein Sexualleben zu führen, das den Namen verdient. Und zu dauerhafter Enthaltsamkeit fühlt er sich nicht berufen.

Alles kann, nichts muss, aber etwas sollte …

Weidmann verlässt das Haus, überrascht von der Wärme der Luft zu dieser frühen Stunde, und wendet sich auf der Straße nach rechts, dem kurzen steilen Aufstieg über den Lerchenborn zu, der ihn erst zur Potsdamer Straße und dann die Treppen entlang zum Rehsteig führt. Hier wählt er sich ein Haus, dessen verschlossene Fensterläden auf Abwesenheit der Bewohner deuten, durchquert mit schnellen Schritten das Grundstück, steigt über den rückwärtigen Jägerzaun und erreicht so den schmalen Fußweg zur Rinnhecke, den kleinen Trampelpfad hinein in den Wald.

Ein dünner Schweißfilm steht ihm auf der Stirn. Unter ihm liegt der Ort im Sonnenlicht. Weißer Dunst steigt aus den Lahnwiesen, und in den Gärten am Rehsteig werfen Bäume und Sträucher lange Schatten auf die Rasenflächen. Eine Katze überquert die Fahrbahn, sorgt für zwitschernden Aufruhr in den Hecken. Manchmal hört er ein Geräusch aus offenen Küchenfenstern: Geschirrklappern, Kinderplappern, Familienleben. Er ist zu schnell gelaufen und spürt seinen Herzschlag unangenehm in der Brust. Über ihm wird der Hang noch einmal steiler, hier enden die Grundstücke der Hornberger Straße mit betonverstärkten Mauern aus Naturstein, aufgetürmten fassgroßen Granitbrocken, die das Erdreich halten. Von unten sehen die Häuser gewaltig aus mit ihren ausladenden Giebeln und breiten Balkonen. Selbst die Garagen werden nicht von Flachdächern abgeschlossen, sondern besitzen Obergeschosse, groß genug für Kinderzimmer, holzverziert in Anlehnung an die Architektur des Voralpenraums. Kein Haus hat weniger als zwei Garagen, und eine gewisse Einheitlichkeit regiert die Bauweise: Die Konvention der Provinz, die Angst vor dem Urteil der Nachbarn.

Wie viel Mühe in all diesen Beeten, Zäunen, Rabatten und Hecken steckt. Was für ein unangefochtener Begriff von Zuhause dem zugrunde liegen muss! Am Ende der Straße, nahe beim Wendehammer, thront Preissens Neubau über dem Hang, mit einem Vorderbalkon in Terrassengröße. Auf dessen Geländer glaubt Weidmann eine einzelne leere Weinflasche zu erkennen wie den winzigen Fehler im Katalogbild, den kleinen Hinweis auf echtes Leben hinter den Kleinstadtkulissen. Eine vergessene Weinflasche, glänzend im Licht des frühen Sonntags.

Also? Er steht und schaut und fragt sich, was seine Optionen sind. Soll er zurückgehen und Kerstin Werner einladen zum gemeinsamen Spaziergang, unter dem Vorwand, es gebe da noch was zu besprechen in der Causa Daniel Bamberger? Vor sieben Jahren hat er eine Entscheidung getroffen — leichtfertig, wie er jetzt weiß, trotzig, voreilig und gleichgültig gegen die Folgen —, und seitdem ist er damit beschäftigt, sich einzurichten in seinem Dasein, so wie jemand, der mit zu vielen Möbeln in eine zu kleine Wohnung gezogen ist und nun alle zwei Wochen umräumt, um die regelmäßigen Anflüge von Platzangst zu bekämpfen. Wie viele Jahre ihn das gekostet hat. Dann, nach Konstanzes Hochzeit im letzten Jahr und der Geburt ihres Kindes, hat er geglaubt, die Hälfte des Ballastes sei von ihm genommen und er könne nun endlich beginnen, sich in der Kargheit seines Lebens heimisch zu fühlen, unbedrängt von sperrigen Erinnerungen. Noch vor wenigen Wochen hat er das geglaubt und Konstanze sogar geschrieben, aber die hat es ihm nicht abgenommen, und jetzt glaubt er selbst es auch nicht mehr. Saisonbedingte Entlassung einer weiteren Lebenslüge. Der Sommer ist heraufgezogen, die Bäume schlagen aus, und er flieht am Sonntagmorgen aus seiner Wohnung, folgt dem schmalen Pfad, der hinein in feucht-kühlen Schatten führt. Insekten tanzen in kleinen Säulen aus Sonnenlicht. Spinnweben glitzern in Astgabeln. Die Luft ist so frisch und schwer, dass er glaubt, sie sich mit beiden Händen ins Gesicht reiben zu können wie Wasser. Es riecht nach Baumrinde und frisch gesägtem Holz. Da ist etwas in ihm, was er nicht zu fassen bekommt, der Drang, zu rennen oder sein Gesicht in den blättrigen Waldboden zu drücken, seinen Schwanz aus der Hose zu nehmen und sich einfach einen runterzuholen. Mit Mitte vierzig ist man zu jung, um alt zu sein, aber zu alt, um sich jung zu fühlen, und es stimmt, verdammt noch mal, dass die kurzen Röcke im Klassenraum, die knappen Tops und T-Shirts seiner Schülerinnen ihm an manchen Tagen zu schaffen machen. Es gibt sie noch in ihm, die notorische Geilheit früher Sommertage, genauso reizvoll und unwillkommen wie die Geräusche eines vögelnden Paares in der Nachbarwohnung (sein Schicksal jeden Samstag und auch gestern wieder, denn Schneiders bringen zwar ihren Müll raus, wenn es ihnen gerade passt, aber alles andere geschieht nach Stundenplan). Ohne innezuhalten, hastet er den Pfad hinauf, sieht Wildschweinspuren in einer schattigen Senke und hat das Bedürfnis, reinen Tisch zu machen, alles rauszulassen, nichts zurückzuhalten.

Bloß wem könnte er erzählen von seiner nackten, hässlichen Angst vor der Verwandlung in das Klischee des alleinstehenden Studienrats? Vor der schrittweisen Transformation in eine geile Kröte, das Objekt von Schülerspott und besorgt getuschelten Bemerkungen unter Kollegen. So schnell kann er gar nicht gehen, dass er den Horror dieser Vorstellung nicht wie eine Lähmung in den Beinen spüren würde. Erst als er den Rundweg erreicht hat, der auf halber Höhe um den Rehsteig führt, verlangsamt er den Schritt. Schweiß fließt ihm über den Rücken.

Wer würde hören wollen, dass die Einsamkeit zwar auszuhalten ist, aber Panik in ihm aufsteigt angesichts der Frage, was die Einsamkeit mit ihm anstellt? In den letzten Jahren hat er an zu vielen Frauen seines Alters die Folgen dauernden Alleinseins beobachtet, all diese Ticks, Ängste und Zwänge, das zu schrille Lachen, die ins Taschentuch geschnäuzte Hysterie eines plötzlichen Weinkrampfs. Einsamkeit ist ein Gift mit Langzeitwirkung, nein, sie ist die Langzeitwirkung selbst, und irgendwann hat sie einen im Griff und lässt nicht mehr los.

Konstanze?

Ich mach mir Sorgen um dich, aber ich werde dich damit in Zukunft nicht mehr behelligen. Das war ihre Ankündigung nicht lange vor der Geburt ihres Kindes, und wie immer hat sie Wort gehalten. Die Geduld, mit der sie all die Jahre sein Leben begleitet hat, noch als sie selbst wieder liiert war, kommt ihm immer noch unwahrscheinlich vor, entweder übermenschlich oder auf Selbstbetrug beruhend, aber sie hat ihm keine Chance gegeben, das herauszufinden. Er tippt auf übermenschlich. Noch einmal mit ihm für ein Wochenende in den Schwarzwald zu fahren, als das Aufgebot schon bestellt war, jede Frage kategorisch abzuweisen, wie sie das ihrem künftigen Ehemann erklärt habe, mit ihm zu vögeln wie damals in Berlin und dann beim Abschied auf dem Parkplatz keine Träne zu vergießen. Ein regnerischer Tag mit tiefen Wolken. Er hat dort zwischen den Wagen gestanden und seinem Glück hinterhergewinkt, mit einem Kloß im Hals und gleichzeitig dankbar dafür, dass sie ihn noch ein letztes Mal in den Spiegel ihrer Augen hat sehen lassen. Was bin ich für ein Idiot, hat er gedacht.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Grenzgang»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Grenzgang» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Stephan Thome - Fliehkräfte
Stephan Thome
Stephan Collishaw - Amber
Stephan Collishaw
Stephan Kesper - Hochfrequent
Stephan Kesper
Kaspar F. Thome - Der entzogene Auftrag
Kaspar F. Thome
Stephan Lake - Palmer :Black Notice
Stephan Lake
Stephan Heinrich Nolte - Heilen oder Behandeln?
Stephan Heinrich Nolte
Stephan - Jakob
Stephan
Отзывы о книге «Grenzgang»

Обсуждение, отзывы о книге «Grenzgang» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.