Stephan Thome - Grenzgang

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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Seine Mutter hatte er noch nicht gesehen und wusste auch nicht, ob er bereit war, ihr unter die Augen zu treten.

Vor dem Übergang in den Wald staute sich der Zug. Auf der anderen Straßenseite floss die Lahn am alten Preiss’schen Firmengelände vorbei, auf dem nur noch die Haupthalle stand, ein zweistöckiger Vorkriegsbau mit riesigen Fenstern, der von Weitem an einen verwaisten Bahnhof erinnerte. Drum herum wuchs Gras, kurz gemäht wie auf einem Sportplatz, unterbrochen von den hellen Steinfundamenten anderer, längst abgerissener Gebäude. Dahinter öffnete sich das Tal, Wiesen ruhten im Morgendunst, der Arnauer Friedhof streckte sich über einen sanften Hügel. Kühle rieselte den Kleiberg herab. Ein Polizeiauto hielt den Verkehr auf der B 62 an, zwei Sanitäter standen neben ihrem Wagen und sahen dem Zug zu. Die Luft roch nach Harz und Bier. Ein Reisebus wartete mit laufendem Motor, um die Mitglieder der voranmarschierenden Kapelle aufzunehmen und zum Frühstücksplatz zu fahren. Instrumente wurden eingepackt, Musikanten wischten sich die Stirn und ließen Flaschen kreisen. Ein Mann in Lederhose und mit krebsrotem Gesicht, die Tuba auf dem Rücken, stand neben der Bustür und rauchte.

Jedes Mal sah er weg, wenn ihm in der Menge ein bekanntes Gesicht begegnete.

Sofern es beim Grenzgang ums Wandern ging, war das hier der Höhepunkt: Tausende Wanderer kämpften sich auf dem noch feuchten Waldboden nach oben. Vierzig Prozent Steigung zwangen die meisten, mit ausgestreckten Armen nach Wurzelstücken und dünnen Baumstämmen zu greifen oder die Hände auf den Boden zu setzen. Wer nicht aufpasste, begann zu rutschen. Hier und da saßen die Ersten auf dem Hintern, während sportliche junge Männer bergan sprangen und ihren Freundinnen eine helfende Hand anboten. Nichts als ein flacher Graben, eine dunkle Scharte auf dem Waldboden markierte den Grenzverlauf. Überall wurde gelacht, gestöhnt, schwer geatmet. Mit entschlossenen Gesichtern setzten Senioren einen Fuß vor den anderen, stießen ihre Wanderstöcke in den Boden und machten sich gegenseitig Mut. Kinder hatten ihren Spaß.

Wie die Wombatze, dachte Weidmann beim Anblick all der wackelnden Hinterteile. Er ließ die Holztreppe hinter sich und begann den Aufstieg, mit einer Hand das zusammengerollte Jackett haltend, die andere in Bereitschaft, nach dem nächstbesten Halt zu greifen. Bereits nach wenigen Schritten begann ein Ziehen in den Oberschenkeln, und zum ersten Mal an diesem Morgen war er amüsiert über seine eigene deplatzierte Erscheinung, seine akademische Unbeholfenheit angesichts der Herausforderung dieses Hügels. Blutige Blasen würde er sich holen, dazu Muskelkater in Schenkeln und Waden, aber es war ihm egal. Der Kleiberg stand vor ihm und wollte bezwungen werden. Er wischte sich die Stirn und nickte. Hier und da lehnten die ersten Grenzgänger gegen Baumstämme und verfluchten ihr Übergewicht. Der ganze Wald war voller Menschen. Blitzlichter von Kameras erhellten die Dämmerung unter dem dichten Blätterdach. Der Aufstieg zum Kleiberg war einerseits eine Übung in Bescheidenheit und andererseits die beste Gelegenheit, sich so zu fühlen, als würde man eine wirkliche Leistung erbringen, indem man Grenzgang feierte. Fremde Menschen zogen an Weidmann vorbei. Er hatte Lust auf Bier. Zweimal rutschten seine Schuhe unter ihm weg, als würden sie sich aus eigenem Entschluss auf den Rückweg machen wollen, und zweimal stieß er mit den Knien in weichen Waldboden, behielt braune Erdflecken auf der Hose zurück und das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Zwölf Stunden war es her, dass er sich wie ein Idiot benommen und einen Stein durch das Fenster des Historischen Seminars der Humboldt-Universität zu Berlin geschmissen hatte, aber jetzt erfreute er sich an der ungewohnten körperlichen Anstrengung, der kaltfeuchten Waldluft und dem eigenen Schweiß. Den Blick auf den Boden gerichtet, zogen die Bergenstädter den Hang hinauf, dickköpfig engagiert im Kampf gegen sich selbst. Ein merkwürdiger Menschenschlag, dachte Weidmann. In den Adern dieser Grenzgänger schien ein dunkler, schwerer Most zu fließen, der sich in Momenten der Anstrengung bewährte. Mochten die Beine noch so schwer und das Ziel noch so fern sein, aufzugeben kam nicht in Frage, das hatte mit Ehrgeiz nichts zu tun, sondern entsprang einer innigen Freundschaft mit dem eigenen inneren Schweinehund. Vielleicht hatte Kamphaus das gemeint, als er fragte, ob er sich eigentlich selbst als Dickschädel bezeichnen würde.

Je höher er stieg, desto mehr Schweiß lief ihm über die Schläfen ins Ohr und ließ die Geräusche ringsum zu einem Rauschen verschwimmen. Hauptsache, du gibst dein Bestes, hatte sein Vater ihm immer eingeimpft, und das war weniger Ansporn als Beruhigung gewesen, denn es hieß: Und wenn’s dann nicht klappt, war’s nicht deine Schuld. Die Bergenstädter Genügsamkeit, das Mostige — auch davon hatte der Bürgermeister am Marktplatz gesprochen, wenngleich in anderen Worten. Und er, Thomas Weidmann, war dem nie entkommen. Was damals in den ersten Berliner Jahren in ihm eher geglimmt als gebrannt hatte, war ein mit Bergenstädter Phlegma durchsetzter Ehrgeiz gewesen, der vor allem der Form genügen und sich ein gutes Gewissen für den Fall des Scheiterns erarbeiten wollte. Mehr nicht oder jedenfalls nicht viel mehr.

Wie immer übertreibst du maßlos, hörte er Konstanze sagen und schüttelte den Kopf. Je schneller sein Atem ging, desto klarer erkannte er seine Situation. Was für eine Farce! Eine Flucht im Kreis. Und jetzt war wieder Grenzgang, waren sieben Jahre verflogen und vorbei und bald noch mal sieben und dann wieder sieben und immer so weiter, bis man zu denen gehörte, denen die säbelschwingenden Führer am Marktplatz ihre Reverenz erwiesen. Tradition! Wald! Heimat! Man gedachte der Toten und bekam Lust auf ein kühles Bier. War das Tradition? Während der Rede des Bürgermeisters hatte Weidmann in seinen Stadtkleidern in der Menge gestanden und sich umgeschaut: Lauter ernste, beinahe ergriffene Gesichter, so als würden für einen Moment alle glauben, was ihnen aus den Lautsprechern entgegenhallte. Und jetzt, während er seine Schritte seitlich in den Hang setzte, um nicht abzurutschen auf dem immer steiler werdenden Boden, jetzt glaubte er es selbst. Genau das war Tradition: Sich halten an das, was man hat. Vereinzelt stieß Sonnenlicht durch die Blätter der dicht stehenden Bäume. Sein Vater hatte daran geglaubt, so fest und selbstverständlich wie daran, dass sein Sohn es eines Tages zum Professor bringen würde, und nur weil er sich in dem einen getäuscht hatte, musste das andere keine Illusion sein. Tausende kämpften sich an diesem Morgen gemeinsam den Berg hinauf, und er empfand es als Glück … oder beinahe zumindest. Eine schlichte und bescheidene Vorform des Glücks, die mit Luft und Erde zu tun haben mochte. Oder mit Gemeinschaft und Bier. Nur dass sie Wurzeln haben könnte, erschien ihm unwahrscheinlich. Und wenn, dann bestanden sie in einem Sinn für Verlust und leichter Beschämung.

Er erreichte den ersten Waldweg, der den Kleiberg umlief. Spürte seinen Puls in der Kehle pochen. Mehr und mehr Wanderer ruhten sich auf dem Weg aus und blickten lachend bergab auf die nachfolgenden Grenzgänger. Irgendwo wurde immer Bier getrunken. Zwei Jungburschen mit schweren Krügen entfernten sich vom Zug und buddelten neben einer einzelnen Fichte ein paar Bierflaschen aus dem Boden — Seidippeträger mussten den Durst einer ganzen Burschenschaft stillen, das war ohne Depots unterwegs nicht zu machen.

«Thomas?«

Weidmann blickte auf und erkannte seine Tante: Mit Wanderstock, Hut und Weste lehnte sie etwas abseits an einem Buchenstamm, wischte sich mit einem Tuch die Stirn und machte vor Überraschung große Augen.

«Hallo, Tantchen. Brauchst du Hilfe?«, sagte er so beiläufig und selbstverständlich wie möglich.

«Heute Morgen am Markplatz hab ich noch zu Ingrid gesagt: Dass er sich das entgehen lässt. Und jetzt stehst du hier wie … Thomas, mein Lieber. «Sie winkte ihn zu sich heran, und Weidmann hatte gerade noch Zeit, der Frau an ihrer Seite zuzunicken, bevor er sich herzen und küssen ließ, den Blick über Annis Schulter hangabwärts gerichtet.»Wo kommst du denn plötzlich her?«

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