Stephan Thome - Grenzgang

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Grenzgang: краткое содержание, описание и аннотация

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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Liebe?

Die Rheinstraßenmänner passierten das Komitee auf seinem Podest, Kerstin stellte sich genau hinter Daniel und drückte ihre Stirn in seinen Rücken.

«Papa winkt«, meldete der von seinem Ausguck.

«Wink ihm zurück.«

«Nein.«

Sie hob den Kopf und spähte nach vorne, begegnete dem Blick ihres Mannes für einen so kurzen Moment, dass keine Zeit blieb für eine Geste des Erkennens.

«Die Männergesellschaft Rheinstraße ist mit hundertachtundvierzig Bürgern und fünf Führern zum Marsch über die Grenze angetreten. «Granitznys Stimme klang, als hätte er allen Mitbürgern befohlen, auf der Stelle niederzuknien. Ein Raunen erhob sich. Die Rheinstraße war die größte Gesellschaft, und offenbar machte das Eindruck auf dem Bergenstädter Marktplatz.

Einer der Offiziellen auf seinem Pferd hatte sich unterdessen zwei Schritte auf die angetretenen Gesellschaften zubewegt und beugte sich im Sattel nach links, um in ein bereitgehaltenes Mikrofon zu sprechen:

«Guten Morgen, Bürger.«

«Guten Morgen, Herr Oberst!«, hallte es ihm entgegen.

«Reiter eingetreten!«, verfügte der Oberst, und unter den Reitern entstand Bewegung, alle Pferde platzierten sich vor den Fahnen ihrer Gesellschaften.

«Bürger und Burschen, stillgestanden!«Was auch prompt geschah. Kerstin wunderte sich, dass niemand lachte.»Das Geweeeehr über! Präsentiiiiiert, das Gewehr!«Unter lautem Rasseln und alles andere als synchron wanderte eine Reihe silberner Melonenschäler von uniformierten Schultern und senkte sich mit der Spitze gegen den Asphalt. Zur Totenehrung, hatte Jürgen ihr erklärt, aber warum die Toten sich geehrter fühlen, wenn man einen Säbel gegen alle Evidenzen als Gewehr bezeichnete, war auch ihm nicht klar gewesen. Tradition, die Antwort auf so vieles in diesen Tagen.

Die Fahnen wurden ebenfalls nach vorne geneigt. Über die Köpfe hinweg sah Kerstin, wie ein Kranz zum Komitee getragen wurde, dann stimmte die Kapelle neben dem Podest eine traurige Melodie an.

Zum ersten Mal an diesem Morgen stieg so etwas wie Freude in ihr auf, unerwartet und ein wenig geschmacklos. Asche zu Asche. Sie summte der unbekannten Melodie hinterher, deren Text offenbar nur einer Minderheit der Bergenstädter geläufig war, jedenfalls klang der Gesang dünn in der morgendlichen Luft. Andächtige Stille folgte dem letzten Ton, bis erneut der Oberst einen Befehl ins Mikrofon brüllte:

«Das Geweeeehr über! Geweeeehr ab! Rührt euch!«

Kerstin folgte den Blicken der Menge, die sich auf das Podest mit den Offiziellen richteten. Bürgermeister Grollmann war einen Schritt nach vorne getreten und breitete eine Mappe auf dem bereitgestellten Pult aus. Ein vollbärtiger Gemütsmensch mit starker Brille.

«Liebe Bergenstädterinnen und Bergenstädter, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste aus nah und fern. Es ist wieder so weit: Wir feiern Grenzgang.«

Erneut senkte sich Stille über den Marktplatz. Ein Schwarm Tauben tauchte über den Dächern auf und verschwand wieder. Kerstin legte die Hände um Daniels Hüfte, drückte ihr Kinn in seinen Rücken, bis er zu zucken begann, und war froh, als er stillhielt, ohne sie abzuschütteln. Sie hatte das Gefühl, zu viel nachgedacht zu haben an diesem Morgen. Wie eine Fremde stand sie inmitten von Tausenden anderer Grenzgänger, in der mit Händen greifbaren festlichen Gespanntheit, die nur darauf wartete, sich in Ausgelassenheit zu verwandeln, sobald der Zug losmarschierte. Ihren Mann konnte sie nicht mehr erkennen in der Reihe der Uniformierten. Wenige Meter vor ihr auf der Rheinstraße kackte ein Pferd.

Was sagte der Bürgermeister?

«… eine Tradition, in der sich die Verbundenheit ausdrückt zwischen gestern, heute und morgen, zwischen den Generationen, zwischen den Bürgerinnen und Bürgern einer Generation und schließlich die Verbundenheit einer ganzen Gemeinde zu ihrer Heimat und dem, was sie ausmacht: die Schönheit der Natur und die Herzlichkeit der Menschen. Wir feiern Grenzgang seit mehreren hundert Jahren, und wir werden auch noch in hundert Jahren — das heißt genauer: in achtundneunzig und dann in hundertundfünf Jahren — wieder Grenzgang feiern. «Der Bürgermeister ließ die kleine Heiterkeit verebben, zusammen mit dem von Lautsprechern verstärkten Echo seiner Stimme. Danach ballte sich die Stille über den Köpfen, als würde sie vom Himmel herab, aus Tausenden Kilometern freien Raumes ausgerechnet auf den Bergenstädter Marktplatz niedersinken.»Denn der Grenzgang ist die Vergegenwärtigung und die Feier all dessen, was wir als das Besondere an unserer Heimat empfinden, was wir bewusst pflegen, worauf wir stolz sind, was uns die Gewissheit gibt, dass wir Mitglieder einer Gemeinschaft sind, in der Mitglied zu sein sich lohnt.«

Kerstin hörte dem Bürgermeister zu und erinnerte sich, wie sie Daniel als Baby durchs Haus getragen und die Nase auf sein flaumiges Kopfhaar gelegt und gedacht hatte, dass nichts auf der Welt so köstlich roch wie die Haut eines kleinen Kindes. Warum fiel ihr das jetzt ein? Weil sie nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wovon der Bürgermeister eigentlich sprach. Was für ein Stolz war das? Worin bestand der Sinn für das Besondere? Und ob es sich lohnte, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, schien ihr an diesem Morgen zweifelhafter denn je. Nicht, dass sie an der Aufrichtigkeit seiner Worte zweifelte, Grollmann stand so unerschütterlich auf seinem Podest, als hätte ein Baukran ihn am Morgen dort hinaufgehievt. Der meinte das ganz ernst. Und dennoch: Beschrieb er etwas, was er genauso empfand, oder beschwor er etwas, was er wie alle anderen zu empfinden wünschte und wovon er sich nicht eingestehen konnte, dass es ein Wunsch war, der weder heute noch in sieben, vierzehn, achtundneunzig oder hundertfünf Jahren in Erfüllung gehen würde? In seinen Satzpausen ertönte das Flappen der Fahnen in der Morgenbrise. Gedämpfter Motorenlärm erinnerte daran, dass im Industriegebiet der Arbeitstag begann. Was für ein Schauspiel führen die hier auf, dachte sie.

«Was wir mit diesem Wort ›Tradition‹ bezeichnen — könnte man es nicht auch als den Pulsschlag bezeichnen, den wir alle in uns fühlen, wenn wir die Musik der Kapellen und das Peitschenknallen der Wettläufer hören? Ist es etwas anderes als die Summe der Arbeiten und der Freuden, mit denen wir das Fest seit Monaten vorbereiten — so wie es andere vor Jahren und Jahrzehnten vorbereitet haben? Ist Tradition also nicht, was man oft unter ihr versteht, das bloß Vergangene, das heute nur noch gepflegt wird? Weil schließlich niemand sich vorwerfen lassen möchte, ungepflegt zu sein …«Noch einmal war hier und da ein Lachen zu hören. Kerstin fühlte sich plötzlich schläfrig. Sie glaubte kein Wort, aber ihr gefiel, was sie hörte. Sollte man in Bergenstadt etwa aufhören, Grenzgang zu feiern, nur weil es für die eine oder andere Ehe von Vorteil wäre? Der Bürgermeister sprach auch nicht so, als wäre ihm daran gelegen, seinen Zuhörern ein wohliges Kribbeln zu verschaffen, sondern als hätte er sehr lange und gründlich nachgedacht und präsentierte nun das Beste, was ihm dabei eingefallen war.

« … und darum, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Bergenstädterinnen und Bergenstädter, feiern wir auch den Grenzgang in diesem Jahr so, wie wir es immer getan haben. Ich danke allen, die durch ihren Einsatz während der Vorbereitungszeit die Durchführung ermöglicht haben, und ich wünsche uns allen einen fröhlichen Grenzgang 1999. «Der Bürgermeister machte eine Pause, und sein Luftholen rauschte wie eine Windböe durch die Lautsprecher.»Der Grenzgang 1999, er lebe …«

«HOCH!«, hallte es in einer Lautstärke über den Platz, dass Kerstin zusammenzuckte.

«Er lebe …«

«HOCH!«

«Er lebe …«

«HOCH!«Aus tausend Kehlen erklang der Ruf, eher entschlossen als begeistert, und hallte zwischen den Marktplatzfassaden nach, als würden die Häuser sich unter dem plötzlichen Luftdruck nach hinten biegen. Wollt ihr den totalen Grenzgang? dachte sie und ärgerte sich über sich selbst. Warum konnte sie nicht aufhören mit diesem sinnlosen Spott? Applaus brandete auf, die Menge regte sich. Rucksäcke wurden auf die Schultern genommen, die letzten Schirme zusammengerollt. Und gerade als Kerstin glaubte, nun werde das Kommando zum Abmarsch gegeben, erklang unerwartet die Nationalhymne.

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