Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Bis heute sind mir die Bilder, die ich damals ins Herz schloß, die liebsten geblieben. Natürlich die drei Guido da Sienas, Christus im Grab von Lorenzetti, die Madonna von Lippo Memmi, die Anbetung des Taddeo di Bartolo, die Kreuzigungen des Giovanni di Paolo, überhaupt alles von ihm und von Lorenzo Monaco, natürlich Masaccio, aber fast noch lieber Fra Angelicos Feuerprobe des Franziskus, mit dem zweiflerischen Sultan auf dem Thron, auch seine Heiligen, der Hieronymus von Lippi, Botticellis strenge Katharina, Signorellis artistische Folterknechte, die Madonnen seiner Grablegung, die Verkündigung von Barnaba da Modena, Puccinellis Madonna mit den Engeln und Heiligen, die Freude der einen, der sich der Jesusknabe zuwendet.

Als ich aus dem Museum trat, leuchtete ein blaurotes Stück Nachmittagshimmel über mir.

Drei Wochen später passierte ich mit einem Kopfnicken die Theaterpforte, bekam die Gittertür zu fassen, bevor sie hinter einer Tänzerin im Gymnastikanzug ins Schloß fallen konnte, und erstarrte bei einem schrillen» Halt!«. Die Pförtnerin war aufgefahren und drückte ihre Stirn gegen die Scheibe. Zur Rede gestellt, wer ich sei und wohin ich wolle, hatte ich schließlich» Hoffmann! Undine!«geantwortet.

«Zurück! Ganz zurück!«Mit meiner Umhängetasche versperrte ich den anderen den Weg. Ich sollte erklären, warum ich versucht hatte, ins Theater» einzudringen«. Über meine Bitte, den Intendanten anzurufen, lachte sie, griff zum Hörer, ließ mich aber nur aus den Augen, wenn sie einen Finger in die Drehscheibe des Apparates stieß. Sie fragte mich immer dann nach meinem Namen, wenn jemand hereinkam. Mehrmals zwang sie mich,»Enrico Türmer «zu rufen, es etwas lauter» bitte schön «zu wiederholen, die beiden Worte zu buchstabieren, so daß alle, bevor ich überhaupt das Theater betreten hatte, den Namen jenes dummen Jungen da an der Pforte erfuhren.»Kennt ihr vielleicht einen Türmer, Enrico?«— sprich: Dürmer, Ähnriegoh. Der unbestimmte Artikel vor meinem Namen löschte mich aus.

Ich bat darum, die Chefdramaturgin zu benachrichtigen. Entrüstet ließ die Pförtnerin den Hörer sinken, legte einen Finger auf die Telephongabel und drückte sie herab. Sie wisse, was sie zu tun habe, sie brauche keine Belehrungen. Außerdem kenne man mich dort genausowenig.

«Er weiß ja nicht, wohin er will«, rief sie erneut in den Hörer, während zwei Tänzerinnen vorübertrippelten,»das isses ja doch, was mich so aufregt, das isses ja«, worauf ich immer nur» Hoffmann, Hoffmann!«erwiderte.

«Hier kennt Sie niemand«, beschied sie mir und legte den Hörer auf. Sie musterte mich noch einmal, bevor sie sich erschöpft zurücklehnte und in irgend etwas zu blättern begann, das die ganze Zeit vor ihr gelegen hatte. Es war unklar, ob sie weiter in meinem Fall ermittelte oder mich bereits ad acta gelegt hatte.

«Warten!«rief sie mitten im Umblättern und griff erneut zum Hörer, als von rechts eine Frau in weißer Bluse aus dem Dunkel des Treppenhauses auftauchte, die drei Stufen zu mir herabsprang und mich so herzlich ansah, daß ich eine Verwechslung befürchtete.

«Ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie lächelnd, schob ihren Arm unter meinen und lenkte meine Schritte Richtung Pförtnerin.

«Darf ich Ihnen«, sie nannte die Pförtnerin beim Namen,»Herrn Türmer, unseren neuen Dramaturgen vorstellen …«Die Pförtnerin kam diesmal erst beim zweiten Versuch von ihrem Stuhl hoch, streckte eine Hand durch die ovale Luke in der Scheibe und rief:»Warum sagt er das denn nicht gleich!«Danach durchschritten wir die Pforte.

Die Frau in der weißen Bluse geleitete mich durch ein Labyrinth aus Gängen und Treppen. Alle paar Meter wechselte der Geruch. Wir kamen am Ballettsaal vorbei, an der Kantine, passierten ein barockes sandsteinernes Treppenhaus und standen im Dunkeln. Ich hörte einen Schlüssel und betrat nach ihr ein Zimmer, durch dessen Vorhänge kaum Licht drang. Es roch nach Mittagessen.

Auf dem Rückweg blieben wir vor einer weißen Flügeltür stehen und lauschten. Plötzlich drückte meine Führerin die Klinke, nickte mir zu und schob mich hinein, gerade als das Klavier wieder einsetzte.

Wer ich sei, was ich wolle, wer mich geschickt habe … Meine gute Fee war verschwunden, der Regisseur, kaum älter als ich, mit einem Haarschnitt, der seinen Hinterkopf zur Geltung brachte, hatte die Probe unterbrochen und blätterte hastig im Klavierauszug.

Ich nannte meinen Namen, ich wiederholte meinen Namen. Ich ließ mir von dem unentwegt weiterblätternden Regisseur sagen, daß man weder ungefragt an einer Probe teilnehme noch sie unterbreche. Zumindest er, der Regisseur, wenn nicht das gesamte Ensemble, müsse vorher um Erlaubnis gebeten werden.»Vorher!«wiederholte er und hielt endlich im Blättern inne. Ob ich das getan hätte? Nein, antwortete ich, das hätte ich nicht getan. Begründen konnte ich mein Fehlverhalten nicht mehr. Ein am Boden kniender Herr mit Baßstimme empörte sich über die Mißachtung seiner Person. Wie lange er denn hier noch rumkriechen solle, ob wir keine Augen im Kopf hätten. Er hatte» sie «gesagt, dabei aber nur mich angesehen.

Die Position, in die ich durch meinen ersten Auftritt geraten war, habe ich in den fünf Wochen, da ich bei Tim Hartmanns» Undine«-Inszenierung hospitieren durfte, kaum verbessern können. Ich hatte alles verschlimmert, indem ich jeden siezte. Tim Hartmann sah einen Affront darin, von mir nicht wie von den anderen mit Tim angesprochen zu werden. Ich fand es furchtbar, die Tür zur Kantine zu öffnen, furchtbar, mit Bockwurst und Kaffee die Theke zu verlassen, furchtbar, mich an einen freien Tisch zu setzen, furchtbar, mich zu den anderen zu gesellen. Außerdem roch ich selbst nach Küche, die direkt unter meinem Zimmer lag.

Ab und an erbarmte sich die Regieassistentin meiner, eine hübsche große Berlinerin. Sie vor Augen, begriff ich, was mich gerettet hätte: eine Aufgabe.

Dabei saß ich gern auf den Proben. Anfangs hatte ich geglaubt, irgend etwas sagen zu müssen, um meine Theatertauglichkeit unter Beweis zu stellen. Ich wunderte mich selbst, wieviel mir einfiel. Am Ende der ersten Woche überreichte ich Tim Hartmann eine Liste mit Vorschlägen. Ich hoffte, mich auf diese Weise als Gesprächspartner zu empfehlen. Die Regieassistentin bat mich zu Beginn der neuen Probenwoche, von nun an auf Notizen zu verzichten.

War keine Abendprobe, besuchte ich die Vorstellung, setzte mich in eine der ersten Reihen und versuchte mir, den Besetzungszettel in der Hand, die dazugehörigen Gesichter einzuprägen. Das Erlernen der Namen betrieb ich so energisch, ja leidenschaftlich, als hinge meine Zukunft davon ab. Deshalb war die letzte Probenwoche der» Undine «für mich besonders wichtig, weil ich nun auch jenen, die nie auf der Bühne standen, die ich aber vom Sehen kannte, einen Namen und eine Funktion zuordnen konnte. So leicht ich lernte, so schwer fiel es mir, meine Irrtümer zu korrigieren. Beispielsweise hatte ich den Chef der Beleuchtung für den Leiter des Malsaales gehalten und den Leiter der Werkstätten für den Beleuchtungschef.

Ich glaubte an einen versöhnlichen Abschluß meiner Hospitanz, nachdem es mir zugefallen war, die Pressemitteilung zu schreiben, die Tim Hartmann nach der Hauptprobe herumgereicht hatte, wobei er immer wieder»à la bonne heure «sagte. Vor der Premiere durfte ich sogar Undine, die mich länger als alle anderen ignoriert hatte, dreimal über die linke Schulter spucken.

Tim Hartmanns Inszenierung war kein rauschender Erfolg, doch die Leute klatschten, bis er in einem schwarzen Anzug auf der Bühne erschienen war, sich verbeugt und seinen Kopf hin und her gewandt hatte, als sollten alle seinen neuen winzigen Pferdeschwanz sehen.

Auf der Premierenfeier wurde ich mehrmals umarmt. Ich erwartete eine Ansprache des Intendanten, ein paar Worte zur Inszenierung und zu den Leistungen der Sänger. Und ich hoffte, er würde sich seiner mir gegebenen Zusage erinnern.

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