Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Der Mann an der Kasse schielte, aber das war die einzige Unregelmäßigkeit. Ich schritt hinaus, sprang die Stufen des Casinos hinab und die des» Hôtel de Paris «hinauf, rief» Ja! Gewonnen!«und überließ es Vera, die Scheine auf der Bettdecke zu sortieren. Alles in allem ein Gewinn von fast siebentausend Franc.

Die Angst kam mit dem Erwachen. Ich weiß, wie lächerlich es ist, von Angst zu reden. Die Tatsache, daß ich, selbst wenn ich alles verlöre, nichts verlöre, half mir nicht. Ich litt unter meiner eigenen Großmäuligkeit. Ohne zu überlegen, hatte ich das Angebot des Barons akzeptiert. Jetzt verstand ich schon nicht mehr, woher ich den Mut genommen hatte, tausendfünfhundert Franc zu setzen. Es schien mir absurd, so etwas je wieder zu riskieren!

Vera hatte keine Freude an mir. Wir trotteten in der Frühlingssonne hinunter in die Bucht und hinauf zur Burg der Grimaldis, verpaßten die Wachablösung, drehten eine Runde durch die Kathedrale und landeten schließlich beim ozeanographischen Museum. Von der Dachterrasse aus beobachteten wir die Segler. Aber Ablenkung verschaffte mir all das nicht. Ich versuchte an Fußball zu denken.

Bis sieben döste ich auf dem Bett, ohne eine Idee für das Spiel zu finden. Ich war davon überzeugt, nicht auf dieselbe Art und Weise wieder zum Erfolg zu kommen. Trotzdem zog ich mir nach dem Duschen die Sachen des gestrigen Abends an, sogar dieselben Socken. Vera hingegen sah eleganter denn je aus, auch ihre Frisur war neu. Doch weder sie noch ich hatte an eine Reservierung gedacht.

Nachdem wir im» Louis XV «abgewiesen worden waren, schlug ich vor, im Casino zu essen. Angeekelt schüttelte Vera den Kopf. An der Rezeption machten sie uns Hoffnung auf den Churchill-Room des» Grill«.

Bonsoir, bonsoir, bonsoir, bonsoir. Wieder schritten wir die Kellnerfront ab, durchquerten den großen Speisesaal und durften uns schließlich im leeren Churchill-Room den Tisch aussuchen. Ich begriff nicht, warum die Kellner bedauerten, uns hier plazieren zu müssen. Mir kam es eher wie eine Auszeichnung vor. Erst als wir saßen, bemerkte ich das große Photo von Churchill. Sein Blick richtete sich auf mich.

Die Hälfte der Kellner war uns vertraut, der Hocker für die Handtasche wurde gebracht, meine Speisekarte war auf englisch.

(Schweren Herzens mußte ich eben Terrasse und Zimmer räumen. Nun sitze ich bei Tee und Zwieback und unerträglichem Pianogeklimper im Café des Hotels. Wenigstens wird man hier nicht ständig photographiert.)

Wir zeigten Routine, wählten sofort die Brotsorte (Olive), wußten, welche Butter gesalzen war, den Rotwein bestimmte ich schnell, dreihundert Franc galten mir längst als preiswert. Der Bestellkellner überwachte persönlich das Servieren des ersten Ganges. Nicht nur das. Als wäre die Sahne in der Mitte des leeren Tellers meine ganze Vorspeise, wünschte er uns» Bon appétit!«, zögerte spitzbübisch, um dann mit Eleganz die Pilzsuppe um die Sahne zu gießen.

Ich kostete von Veras Risotto und dachte für ein paar Minuten nicht ans Casino. Der nachfolgende Zwischengang ging auf Rechnung des Hauses. Dann war ich satt.

Woher kam der Klumpen in meinem Magen? Beim Hauptgang konzentrierte ich mich auf den Fisch, kostete aber nur davon und ließ alles andere unberührt. Der Käsewagen durfte sich mir erst gar nicht nähern. Wiederum auf Rechnung des Hauses und mit bester Empfehlung des Kochs folgten gefüllte Crêpes.

Mir war schlecht. Vom Flaschenwagen wählte ich einen Calvados. Mild rann er hinab, begann allmählich zu brennen — dann explodierte die Übelkeit. Unser Hauptkellner geleitete mich schnellen Schritts durch das Restaurant — nicht auf die Tische sehen! — und zur Toilette. Vor der Kloschüssel ging ich auf die Knie und ächzte mehrmals. In der Ecke lagen Verpackungsreste, vielleicht von einem Hemd. Ich überwand mich und steckte den Finger in den Mund. Ein harmloser Rülpser war alles, was mir gelang.

Meine Crêpes waren zum Aufwärmen in die Küche geschickt worden. Mit ihnen kehrte der Brechreiz zurück. Erst kurz vor dem Fahrstuhl holten uns die Kellner ein, auf dem Silbertablett das Wechselgeld.

Im Zimmer stellte ich den Fernseher an, schloß sämtliche Türen und hockte mich aufs Klo, den Kopf überm Bidet. Nach zwanzig Minuten kroch ich unverrichteterdinge ins Bett.

Kurz vor eins mußte Vera zusehen, wie ich mich wieder anzog. Als ich in die Schuhe fuhr, brach mir der Schweiß aus. Vera band mir beide Schleifen neu, spuckte mir dreimal über die linke Schulter und ließ mich ziehen.

Ich tauschte sechstausend Franc, wies mein goldenes Kärtchen vor und gelangte zu Tisch 7, wo wieder der sommersprossige, immer noch unrasierte Herr an der Ecke saß, in sein Heft starrte und mit schiefgelegtem Kopf rechnete.

Die anderen Spieler standen. Ich jedoch brauchte einen Stuhl.

Die Ellbogen auf die Bande gestützt, war ich im Begriff, meine Jetons vor mir aufzubauen, als mein Blick über den Tisch ging — für einen Moment mußte ich die Augen schließen. Das Schild über dem Obercroupier wies noch immer einen Mindesteinsatz von fünfzig Franc aus. Was aber da gerade vom Tisch geklaubt wurde, waren zwei grünweiße Schokoladentafeln zu jeweils hunderttausend, zwei violette zu fünfzigtausend und unzählige Lipizzaner. Allein meine Übelkeit hinderte mich daran, laut zu lachen. Mit was für Ängsten hatte ich mich den ganzen Tag gequält?!

Nun begann ich, vollkommen befreit zu spielen, bediente außer meinem Drittel auch Rot und Ungerade, rauchte, spürte meinen trockenen Mund und wußte, daß mein Magen mir nicht endlos Zeit lassen würde. Die Orangen setzte ich ausschließlich als Türmchen, und auch mit meinen Tausenderbleus war ich nicht zimperlich. Gewann ich, waren die Jetons zu groß, um sie als Trinkgeld zu verschenken. Die Null mißachtete ich völlig.

Die Mischung aus Konzentration und Übelkeit schien mich für die Exegese der Anzeigetafel zu prädestinieren. Schnell erfaßte ich den Rhythmus, hinter dem sich das Gleichgewicht der Welt verbarg. Einen rosa Fünfhunderter aufs untere Drittel — ich gewann. Dieses Drittel war so lange vernachlässigt worden, daß die Kugel nicht sofort wieder wechseln würde. Ich blieb dabei — und gewann. Nun war genug Kraft versammelt, um das mittlere Drittel zu überspringen, also ganz nach oben — ich gewann. Ich lächelte, weil das, was folgen mußte, jedes Kind wußte. Einmal Rosa aufs mittlere Drittel — und natürlich gewann ich.

Daß ich im Nebengeschäft auf Rot, Ungerade und Passe meistens verloren hatte, verminderte meinen Gewinn, aber nicht mein Zutrauen. Einmal Rosa aufs obere Drittel, und schon besaß ich wieder einen Bleu mehr. Nach der nächsten Runde hatte ich meine sechstausend Franc verdoppelt — was mich nicht sonderlich bewegte. Jetzt wollte ich zwölftausend!

Glaub mir, mein Lieber, im selben Augenblick, da ich es dachte, erkannte ich meinen Fehler. Ich wußte, daß dieser Wunsch mein Ruin sein würde. Aber ich spielte weiter.

Im mittleren Drittel verlor ich zweimal hintereinander mein Rosa. Zur Übelkeit gesellte sich eine Trauer, die ich bisher nicht gekannt hatte, die Trauer über den nächsten Sieg. Gewann ich, besäße ich bloß wieder so viel, wie ich schon drei Spiele zuvor besessen hatte.

Trotzdem ließ ich nur das einfache Rosa liegen — mir fiel nichts Gescheiteres ein. Plötzlich die Erleuchtung: Bleu auf Rot — wider besseres Wissen zuckte ich zurück. Es kam Schwarz und erstes Drittel.

Keine Traurigkeit mehr. Immerhin lag ich noch mit über viertausend im Plus. Nicht Trübsal blasen! Ich blieb mit Rosa dem mittleren Drittel treu. Oder sollte ich Bleu wagen? Wieder zog ich in letzter Sekunde zurück — und verlor.

Ich empfand nichts mehr, mir war einfach speiübel. Ich hatte Rosa komplett verloren, griff zu Bleu — und verlor.

Jetzt bäumte sich etwas in mir gegen diese Ungerechtigkeit auf, blinde Wut! Ich wollte mein Bleu zurück! Es gehörte mir! Einfach in die Jetons greifen und verschwinden!

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