Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Die ganze Zeit über bewegten wir uns kaum von der Stelle, nur ab und an knarrten die Dielen unter unseren Füßen. Natürlich hatte ich gemerkt, daß Franziska etwas getrunken hatte. Aber daß sie richtig betrunken war, wurde mir erst klar, als sie plötzlich in sich zusammensackte. Ich konnte nicht verhindern, daß sie zu Boden rutschte. Ich versuchte, sie auf eine Stufe zu setzen, und wäre dabei fast auf sie gefallen. Franziska hielt mich fest.»Stimmt’s«, flüsterte sie,»du liebst mich doch, oder?«Ich bejahte. 229

Das Licht ging an, Johann verabschiedete sich von seinen Leuten.

Ich befreite mich halbwegs lautlos von Franziska und schob ihr die Brille wieder auf die Nase. Doch weder meine Anwesenheit noch Franziskas Zustand schienen Johann zu überraschen.

«Er liebt mich«, sagte Franziska,»er liebt mich!«Aber da sie zwischen Johann und mir hin und her sah, war nicht klar, wen sie meinte.

Ich wartete dann in der Küche, während Johann versuchte, Franziska ins Bett zu bringen. Als er wieder in der Küche erschien, suchte er nur nach einem Eimer, ließ Wasser einlaufen und verschwand erneut im Schlafzimmer.

«Das wird schon wieder«, sagte er später, nachdem er sich ein Glas Leitungswasser genommen und sich zu mir gesetzt hatte. Er sah todmüde aus.

«Ich habe Vera zum Zug gebracht«, sagte ich.»Sie läßt dich grüßen. «Ich weiß nicht, warum ich das erfand. Johann reagierte erfreut.

Der Reihe nach erzählte ich von dem Telegramm, der Fahrt und von Mutter, von ihren Koffern und wie sie Vera zurückgerufen hatte. Ich bedauerte, daß Franziska nicht mit am Tisch saß, denn es war, wie ich fand, eine schöne Erzählung. Ich war schon bei der Stelle mit den Tauben angelangt, als Johann aufsprang und ins Schlafzimmer lief. Wie in einer Filmszene sah ich ihm nach und beobachtete, wie die Küchentür immer weiter aufging.

Und plötzlich geschah es — ein Gefühl, eine Sehnsucht, die Gewißheit: Ich will raus! Ich will in den Westen!

Vielleicht war es nur das Eingeständnis eines längst vorhandenen Wunsches. Ich saß da und genoß die Klarheit, nur von einer einzigen Regung beherrscht zu werden. Ja, jetzt liebte auch ich den Westen von ganzem Herzen, eine Liebe, die mich überschwemmte und durchströmte und in die ich Vera und all jene, die mit ihr im Zug saßen, einschloß.

Als Johann zurückkehrte, verabschiedeten wir uns schnell, es war lange nach Mitternacht. Ich lief den ganzen Weg nach Klotzsche.

Ich war zu erschöpft, um noch irgendwelche weiterführenden Überlegungen anzustellen. Ich wollte nichts anderes, als diesen einen Entschluß, der mir 230alle Ungewißheit 231auf vollkommene Art und Weise nehmen würde, sicher nach Hause zu tragen.

Ihr Enrico T.

Monte Carlo, am Sonntag, 14. 2325. 90

Lieber Jo!

Ich sitze auf unserem Balkon im» Hôtel de Paris«, gehüllt in einen weißen Bademantel, mit Blick aufs Casino, links und rechts ein Streifen Meer. Mir ist speiübel. Die Müdigkeit ist wie ein Weinkrampf, doch sobald ich die Augen schließe, wird mir schwindlig. Schreiben ist eine gute Ablenkung. Vera hat trotz Ohrstöpseln kaum geschlafen. Jetzt flaniert sie durchs Hotel und wird wohl, sollte sie nicht zufällig eine Bekanntschaft machen, im Schwimmbad landen. Überhaupt eignet sich Vera für ein Leben wie dieses sehr viel besser. Nach Beirut wird sie so bald nicht zurückkehren. Das jüngste Gemetzel, obwohl es auf der» anderen Seite «geschah, hat ihr den Rest gegeben. 233

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum Barrista das riskiert, warum er mir fünftausend D-Mark in die Hand drückt, Übernachtung und Flug bezahlt und als Gegenleistung nur verlangt, daß ich den Roulettetisch nicht eher verlasse, als bis mein Einsatz verloren oder verdoppelt ist. Allmählich aber ahne ich, was er im Sinn hatte.

Schon daß ich allein aufbrach, allein ins Flugzeug stieg, war neu für mich. Der Flug, die Alpen, das Mittelmeer, Nizza, Palmen, dann Vera — als wäre ich in einen Belmondo-Film geraten, als gäbe es den Westen noch! Vera sieht aus wie immer! Sie war am Donnerstag von Damaskus über Athen nach Paris geflogen und gerade erst angekommen. All ihre Habseligkeiten passen in zwei Koffer.

Barrista hatte mir empfohlen, den Helikopter zu nehmen. Routiniert wie Geheimagenten bückten wir uns unter dem lärmenden Rotor, die Türen wurden von außen geschlossen, und einen Augenblick später hoben wir ab. Gibt es ein besseres Sinnbild für unser neues Leben, als sich in die Lüfte zu erheben? Wir flogen hinaus aufs Meer, die Segelboote unter uns wie eine Großwildherde. Plötzlich Monaco in der Mittagssonne. Die erhabene Aussicht war allerdings nur mit einem kurzgeschorenen Nüschel 234im Bild zu haben. Nach der Landung verschaffte uns Barristas Zauberwort» Hôtel de Paris «Respekt. Während der Kahlschädel in ein Taxi stieg, öffnete man uns die Türen eines Wagens, von dem Vera behauptet, es sei ein Bentley gewesen.

Palmen, Yachten, blauer Himmel — genau so hatte ich mir das vorgestellt. Über die Grand-Prix-Strecke schwebten wir hinauf zum Hotel. Der Teppich am Eingang machte meinen Gang leicht und federnd. Trotzdem kam ich mir vor wie bei einer Schloßbesichtigung. Vera hingegen verteilte in alle Richtungen Geldscheine, als wäre sie das so gewohnt.

Ich nannte einem älteren Herrn, der sich lächelnd erhoben hatte, meinen Namen und war plötzlich überzeugt, daß sich keine Reservierung für uns finden würde.

Bienvenue, Madame Türmer, bienvenue, Monsieur Türmer, wir sanken wie ein Brautpaar in die Sessel vor ihm. Die alten edel ermatteten Spiegel in der Wandtäfelung zeigten nun unsere Gesichter.

John, ja, er heiße John, empfahl uns für den Abend eine Reservierung im» Grill«. Wir stimmten zu, ohne zu wissen, worauf wir uns einließen. Ich grüßte ihn von Barrista (»Egal wen Sie dort treffen, mich kennen alle!), worauf John die Arme ausbreitete und sich verbeugte, als hätte er uns erst jetzt erkannt. Sein Habitus und sein Tonfall rechtfertigen die Krone auf diesem Briefpapier. John begleitete uns in das» belle chambre «und erklärte sowohl Telephon und Fernbedienung als auch Lichtschalter und Kühlschrank. Ein voller Aschenbecher auf dem Balkon entsetzte ihn.

Ich brachte es nicht übers Herz, einen Gentleman wie John mit Trinkgeld abzuspeisen, was, wie Vera mir versicherte, ein Fehler gewesen sei. Sie selbst hatte nicht nur sämtliche Franc ausgegeben, sie besaß überhaupt kein Geld mehr.

Nachdem die Koffer gekommen waren, ich hatte sie in Nizza das letzte Mal berührt, gingen wir gegenüber ins» Café de Paris «zum Lunch, wie Barrista sagen würde. Allein jene anderthalb Stunden auf der Terrasse des Cafés wären die Reise wert gewesen. Aber ich habe Dir Wichtigeres zu schreiben.

Bevor wir zur Siesta auf unser Königsbett fielen, kauften wir für mich eine Fliege und eine Sonnenbrille.

Als ich erwachte, war es zwanzig vor acht. Von einem Moment auf den anderen geriet ich in Panik. Der Gedanke, all das Westgeld jetzt aufs Spiel zu setzen, erschien mir aberwitzig. Erst unter der Dusche beruhigte ich mich wieder. In die frischen Sachen fuhr ich, als legte ich eine Rüstung an. Dies waren die Socken, die ich tragen würde, und das die Unterhose. Jeder Knopf, den ich schloß, bedeutete ein Stück Sicherheit. Nur der oberste ging nicht zu.

Diese Blöße stellte alles in Frage. Wahrscheinlich besitze ich gar kein Hemd, bei dem sich der obere Knopf schließen läßt.

Während Vera sich im Badezimmer herrichtete, band ich mir die Fliege um — und das Wunder geschah: Le nœud papillon verdeckte den Makel und versiegelte mich gleichsam.

Eine Stunde später war ich überzeugt, herausgefunden zu haben, warum ich hier war. Es ging nicht um das Casino, sondern um ein ganz anderes Spiel. Hier, im» Grill«, in der achten Etage, vis-à-vis der Burg der Grimaldis, hier galt es zu bestehen, hier mußten wir mithalten.

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