Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Montag, 12. 3. 90

Ach, Verotschka, das war zwei Stunden zu früh! 91Jetzt bezahlst Du Deine Unzeitigkeit mit Angst! Aber diese Zeilen werden wohl genauso verlorengehen wie all die anderen. Es ist so absurd!

Wenn wenigstens Georg oder Jörg den Hörer abgenommen hätte! Aber Ilona! Ein Unfall! Die Schwester! Wie herrlich! Mir sagte sie, sie habe Dich beruhigt und über alles informiert. Und wie sie Dich beruhigt haben wird! Am Ende wirst Du es für ein gnädiges Schicksal halten, daß Dein Bruder nur im Rollstuhl sitzt statt im Hades.

Mir brummt der Schädel, eine Gehirnerschütterung, mehr aber auch nicht. Was hat sie Dir über Nicoletta erzählt? Sie ist mit einer Beule davongekommen.

Wir waren, von Leipzig kommend, über Borna in Richtung Frohburg gefahren. Wir wollten zum Schwind-Pavillon. 92Schuld war eigentlich niemand. Ein Lada (ich glaube, er war weiß) überholte uns in einer Linkskurve, drängte sich wegen des Gegenverkehrs zwischen uns und das Auto vor uns, ich bremste — im selben Moment krachte die Frontscheibe, vor mir nur noch Eiskristalle 93. Ich schlug mit der Hand dagegen, um wieder etwas sehen zu können, der Wagen schleuderte, und schon ging es holterdiepolter runter von der Straße — ich glaubte den zweiten Knall bereits zu hören, den Schlag zu spüren. Plötzlich Stille. Wir standen und starrten durch das große Loch in der Scheibe. Die Stille war märchenhaft.

Mir tat nichts weh, ich wäre am liebsten einfach sitzen geblieben. Wir hatten genau die Lücke zwischen den Bäumen erwischt, auf Nicolettas Seite betrug der Abstand höchstens einen halben Meter.

Das Blut bemerkte ich erst später. Nicoletta behandelte mich mit ihrem Taschentuch. Und mir, Du kennst mich ja, wurde übel. Ich kippte die Lehne zurück, schloß die Augen und überließ alles Weitere Nicoletta. Die Leute, die zu Hilfe kamen, waren mir lästig. Jemand breitete eine Decke über mich und versuchte unaufhörlich, sie auf beiden Seiten festzustecken. Ich stieß ihn weg, weil ich glaubte, mich übergeben zu müssen. In dieser Haltung studierte ich eine ganze Weile das Stückchen Erde neben dem Wagen.

Als Polizei und Krankenwagen eintrafen, waren aus der Übelkeit schlimme Kopfschmerzen geworden.

Es dauerte alles eine Ewigkeit, die Fahrt nach Borna, das Röntgen, der Befund, die Halskrause, wieder Polizei, überall Herumsitzen, dann endlich per Taxi nach Altenburg. Taxen gibt es ja plötzlich wie Sand am Meer. Robert starrte entsetzt auf meinen Apollinaire-Turban und die Halskrause. Nicoletta ist mit demselben Taxi gleich weiter zum Bahnhof gefahren.

Sie wohnt in Bamberg. Jemand wie sie kann oder will nicht glauben, daß ich das Theater freiwillig verlassen habe. Sie hat viel für die Zeitung getan, 94und da sie über De Chirico schreibt und Moritz von Schwind eines seiner Vorbilder gewesen sein soll, hatte ich ihr eine Besichtigung der Fresken in Rüdigsdorf vermittelt.

Über Barrista ein andermal. Dank seinen Stiefeln und Astrid, dem Wolf, gehört er schon zum Stadtbild. Er interessiert sich für alles und jeden und starrt den Frauen mit seinen Glupschaugen auf den Busen. Aber das» von «vor dem Namen, die Erbprinz-Mission und nicht zuletzt seine höfliche Aufmerksamkeit, zu der auch ein phänomenales Namensgedächtnis gehört, verfehlen nie ihre Wirkung. Gehört er in die Reihe Deiner unglücklichen Verehrer?

Ach, Verotschka, Liebste, wie lange noch dieses Warten?

Es küßt Dich

Dein Heinrich mit der Halskrause 95

Dienstag, 13. 3. 90

Liebe Nicoletta!

Es geht mir besser, viel besser; am Mittwoch will ich in die Redaktion, probeweise, für ein paar Stunden. Und Sie? Wie geht es Ihnen? Wenn ich einmal nicht an Sie denke, erschrecke ich, als hätte ich mein Portemonnaie verloren.

Eigenartigerweise sind Sie der einzige Mensch, dem gegenüber ich mich frei fühle, von meiner Vergangenheit zu sprechen und zu erklären, warum ich so geworden bin, wie ich bin. 96

Ich muß noch etwas vorausschicken.

Mein Vater ist Schauspieler gewesen — nicht mal ein mittelmäßiger, sonst hätte er bessere Rollen gehabt —, engagiert bei den Landesbühnen Sachsen. Er hatte einen Herzfehler und wußte, daß er kaum die 40 erreichen würde. Vielleicht wurde er deshalb zum Tyrannen. Er war besessen von der Idee, daß Vera, meine Schwester, eine begnadete Begabung sei, eine Schauspielerin, wie es nur eine in jeder Generation gebe — Vera war zwölf, als er starb.

Manchmal fürchte ich, sie glaubt bis heute, daß ihr nur der Vater zu einer großen Karriere gefehlt hat. Noch mit sechzehn, siebzehn gab sie mir die Schuld an seinem Tod (er sollte mich vom Hort abholen, war wie immer zu spät und lief vor ein Auto). Zudem behauptete er hartnäckig, er habe allein wegen des endlos langen Weges ein Zimmer in Radebeul gemietet. Dort hatten die Landesbühnen Sachsen ihr Stammhaus.

In Wahrheit lebte er mit einer Chorsängerin in diesem Zimmer und schlief nur bei uns, wenn meine Mutter Nachtdienst hatte. Die Sängerin bewunderte ihn im selben Maße, wie ihn meine Mutter einst bewundert hatte. Ihr konnte er wieder erzählen, daß er hoffe, auf der Bühne zu sterben, und sie tröstete ihn über die Hartherzigkeit meiner Mutter hinweg, die irgendwann gesagt haben soll, bei seinen Rollen werde das sowieso niemand merken und er möge endlich damit aufhören.

Ohne Photos wüßte ich wahrscheinlich gar nicht, wie mein Vater aussah, mit seinem merkwürdigen Lächeln, das er ganz in den linken Mundwinkel zog, weil er glaubte, das sei mephistophelisch. Vera — es gibt ein Photo, auf dem man das sieht — war bei der Beerdigung wie eine Erwachsene gekleidet, ganz in Schwarz. Geweint hat sie nicht oder nur, wenn sie allein war, so wie sie auch nicht mit uns sprach, sondern alles ihrem Tagebuch anvertraute. Niemand weiß, warum Vera meine Mutter abgelehnt hat, schon lange vor dem Unglück und vor der Pubertät. Dabei wurde Vera, solange ich denken kann, bevorzugt, was ich als natürlich empfand, weil Vera den Eindruck erweckte, sie hätte ihre Eltern verloren und müßte deshalb bei uns wohnen, wohingegen ich ja meine Mutter hatte. Unsere Mutter arbeitete sich an der Prophezeiung ihres Mannes ab und tat alles, damit aus dem erfolgreichen Dresdner» Sprecherkind «Vera Türmer eine Bühnendiva, eine Dietrich werde.

Obwohl meine Mutter eine wirklich gute OP-Schwester war und ist und Gott sei Dank keine künstlerischen Ambitionen hegte, galten bei uns die sogenannten ordentlichen Berufe nichts. Auf unseren Spaziergängen in der Dresdner Heide war immer von Mozart die Rede, den sie in einem Armengrab verscharrt hatten, von Hölderlin, der verrückt geworden war, von Kleist, dem Selbstmörder, von Beethoven, den das Publikum ausgelacht hatte. War nicht jedes wahre Genie verspottet worden, hatten sie nicht alle furchtbar gelitten — ausgenommen Goethe —, und hatten sie nicht trotzdem etwas geschaffen, wofür ihnen die Menschheit heute unendlich dankbar ist? Aus Dunkelheit durch Kampf zum Licht!

Die Erfahrungen mit meinem Vater änderten daran nichts, im Gegenteil, meine Mutter schraubte ihre Vorstellung von Genie und Werk nur um so höher. Mit anderen Worten: Wären meine Eltern mit ihrem Leben halbwegs zufrieden gewesen, hätten sie uns, besonders aber meiner Schwester, einiges erspart.

Ich teile Ihnen das allein aus Gründen der Vollständigkeit mit, es erklärt alles und nichts.

Ich will Ihnen ja nicht mein Leben erzählen, sondern allein jener Spur folgen, jenem Pfad, auf dem ich so jämmerlich in die Irre gegangen bin und den zu beschreiben am Ende eine Art Geschichte ergeben könnte, eine böse Geschichte, jedoch als abschreckendes Beispiel vielleicht nicht ohne Nutzen. 97

In den Sommerferien der siebenten Klasse, ich war ein Jahr später als mein Jahrgang eingeschult worden, also immerhin fast vierzehn, verbrachte ich gemeinsam mit meiner Mutter drei Wochen in einem Bungalow. Der stand mitten im Kiefernwald in der Nähe eines klaren Sees, in Waldau im Südosten Berlins.

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