Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Auf einem goldschimmernden Tablett wurden uns Zahnstocher gereicht. Barrista bediente sich großzügig, lehnte sich zurück und brachte seinen Sessel in eine Kippelstellung. Wie in einem Schaukelstuhl vor- und zurückwippend, sprach er weiter.

Wenn er etwas in dieser Welt nicht verstehe, dann die bedauerliche Tatsache, daß es kaum Leute seines Schlages gebe. Warum ließen sich die Menschen fortwährend mit Ganoven ein — das sei die Frage, die er der Welt stelle. Darüber habe er vor Jahren ein kleines Büchlein 78geschrieben und gehofft, einige Anhänger für seine Methode zu finden, ja ganz insgeheim — er stocherte hinter vorgehaltener Hand in seinem Mund — habe er sogar von einer Berufung geträumt, als Dozent an eine Hochschule. Wenn wir uns mal anschauten, für welch abenteuerliche Wirtschaftstheorien es Nobelpreise gebe! Nobelpreise für Theorien, deren Umsetzung ganze Länder in den Ruin geführt habe. Professor an einer Universität zu werden sei einer der wenigen Träume, die er noch nicht verwirklicht habe.

«Ach«, rief er,»ein Lehrstuhl für Poesie!«

Als habe er unsere Verblüffung nicht bemerkt, nahm er uns wie ein richtiger Professor in die Mangel.

«Was fällt Ihnen bei der Jahreszahl 1797 ein?«fragte er.

«Balladenjahr«, sagte ich.

«Hyperion« 79, sagte Georg.

«Sehr gut«, sagte der Baron,»aber wir sind hier nicht im Literaturunterricht.«

«Napoleon«, rief Jörg.

«Napoleon stimmt immer. Aber es geht um England, eine Leistung, für die die gesamte zivilisierte Welt dem Empire Dank schuldet. Am 24. Februar 1797 erging ein Gesetz, das die Bank of England ermächtigte, den Umtausch von Papiergeld in Münzen zu verweigern.«

Wir sahen ihn an.

«Und, meine Herren? Was geschah?«

«Eine Inflation?«fragte Jörg.

«Nein!«schrie Barrista.»Eben nicht! Die Kurse stiegen! Wie fragwürdig Napoleon ist, sieht man unter anderem daran, daß er glaubte, dies sei das Ende der britischen Stabilität. Napoleon, diese dumme Elster, häufte ja Edelmetall an, wo er nur konnte. Die französischen Assignaten aber hatten bereits im April 1797 nur noch einen Wert von 0,5 Prozent! Das müssen Sie sich einmal vorstellen! Dabei gab es ja all die Kirchengüter noch als Gegenwert! Was also folgt daraus?«Wir schwiegen.

«Wo etwas ist, wird nichts sein!«triumphierte er.»Und wo nichts ist, wird etwas sein! Wenn das keine Poesie ist, weiß ich auch nicht, was Poesie sein soll!«Seine Schlußkonfession, er beschäftige sich so gerne mit Geld, weil nichts poetischer sei als eine Hundert-Dollar-Note, erschien mir dann sogar plausibel.

Der Baron 80kippte zurück an den Tisch und schüttelte den Kopf.

Er habe sich damit abgefunden, ein Prediger in der Wüste zu sein, und nehme die anderen Geschenke, die ihm das Schicksal anstelle des Ruhmes gewähre, dankbar an.»Es ist so einfach, gute Geschäfte zu machen! Heute jedoch«, seine Rechte beschrieb einen Halbkreis, als müsse er uns zur Ruhe mahnen,»heute haben wir anderes zu besprechen.«

Der Baron rief nach der Kellnerin. Die kniete neben Astrid, dem Wolf, und streichelte dessen Fell, das im Kontrast zu dem allgemeinen Honiggold geradezu räudig wirkte. Die Kellnerin eilte herbei und begann, 81den Tisch abzuräumen. Der Baron hatte sich die Serviette aus dem Hemdkragen gerissen, war aufgestanden und sah sich suchend im Zimmer um. Ihm wurde ein Korb gereicht. Den Inhalt verhüllte ein weißes Tuch.

«Meine Herren«, sagte er.»Ich habe mir erlaubt, Ihnen ein kleines Präsent mitzubringen. Es ist nicht leicht gewesen«— als meinte er das Gewicht des Korbes, hob er ihn kurz an —,»doch hoffe ich, daß meine Erkundigungen mich nicht in die Irre geführt haben. «Er trat ein Stück zurück — ich glaubte schon, im Korb habe sich etwas bewegt — und riß das Tuch weg. Es staubte. Zum Vorschein kamen dunkle Flaschen mit fleckigen, eingerissenen Etiketten.

Wir könnten sehen, dozierte der Baron, die authentischen Zeichen des Alters seien bewahrt worden. Mit seinem Geschenk verbinde er die bescheidene Bitte, von uns zu jeweils einem halben Glas eingeladen zu werden.

Ach, Jo! Seine Nase berührte fast das Etikett; wie ein Neugeborenes, das aus dem Bad gehoben, getrocknet und umhüllt wird, nahm er die erste Flasche aus dem Korb.

«Beginnen wir mit dem Jüngsten, mit Ihnen, Herr Türmer — ein 61er Château Ducru-Beaucaillon.«

Ich hatte mich erhoben, er bedeutete mir, sitzen zu bleiben, und tat so, als könnte er mich über den Brillenrand hinweg sehen. Nie habe er ohne Befangenheit, ja Bangigkeit eine alte Flasche geöffnet, offenbare sich doch dabei in einem einzigen Augenblick das Werk von Jahrzehnten. Der Baron kratzte mit seinen viel zu kurzen Fingernägeln — ich glaube, er knaupelt — am Lack, mit dem der Korken versiegelt war. Gegen das Wirken von Zeit und Chemie, schloß der Baron, sei selbst er machtlos.

Natürlich weiß jedes Kind, daß Wein zu Essig werden kann. Aber die Tragweite dieser Warnung begriff niemand von uns.

Der Baron ließ ein keckerndes Lachen hören. Beinah lautlos zog er den Korken aus meiner Flasche und beschnüffelte ihn eingehend.»Darf gratulieren!«sagte er und schenkte mir ein, nicht viel, kaum fingerbreit. Gleichzeitig griffen er und ich nach dem Glas, ich zuckte zurück. Der Baron bewegte es endlos in der Art, wie Jan Steen seinen Weinbrand geschwenkt hatte, und hielt es sich unter die Nase.»Wohl bekomm’s«, sagte er und kredenzte es mir. Ich kam mir vor wie ein Scharlatan, als ich, mich zur Bedächtigkeit zwingend, den Kelch schwenkte, daran roch und ihn, nach dem Vorbild des Barons, an die Lippen führte. Ich spülte meine Mundhöhle ordentlich und schluckte, als sich die Schleimhäute irgendwie stumpf anzufühlen begannen. Das war’s, dachte ich. Der Baron sah mich unverwandt an, niemand sprach.

Allmählich stieg etwas Erdiges in mir auf — fremd und angenehm, der Vorbote einer Erinnerung an ein anderes Dasein.

Langweile ich Dich? In Dir rufen diese Worte keine Erinnerung wach. Es ist schon sechs, heute bin ich dran mit Korrekturlesen in Leipzig! Ich kürze ein bißchen ab.

Was folgte, war bedrückend, obwohl wir uns das nicht eingestehen wollten.

Der Baron ließ Weißbrot herumgehen, bevor er Jörgs Flasche nahm und verkündete:»Jahrgang 53!«Ich war nicht ganz bei der Sache, als der Baron den 53er Beaujolais beschrieb. Als ich aufsah, kämpfte er, hochrot, mit dem Korken. Plötzlich erschlafften seine Wangen, die schon ein Lächeln erfaßt hatte. Er urteilte allein nach dem Geruch des Korkens. Wir konnten ihn nicht mal dazu bewegen, uns auf eigene Gefahr kosten zu lassen. Barrista, noch immer mit rotem Kopf, stellte sich taub. Ich war überrascht, wie schnell er die Fassung verlor.

Georg murmelte, bei solchen Dingen sei eigentlich immer er der Pechvogel, Jörg versuchte zu lachen. Er habe seinen Jahrgang nie gemocht, deshalb überrasche es ihn nicht weiter. Ich fürchte, Jörg hat es mehr getroffen, als er sich selbst eingestand. Und das lag, ohne ihm einen Vorwurf machen zu wollen, an Barrista. Vielleicht fühlte Barrista sich betrogen, so eine Flasche wird nicht billig sein.

Georg, unser 56er, kostete den ihm zugedachten Barolo. Es dauerte eine Weile, dann sagte er:»Vielen Dank. Das war großartig!«

Es folgte ein über alle Maßen edles» Chateaubriand«, und zum Nachtisch gab es eine Schokoladencreme und einen italienischen Schnaps 82.

Der Baron sprach ununterbrochen vom Erbprinzen, aber es gelang ihm nicht, seine Enttäuschung zu überspielen. Der Fehlschlag hatte die Atmosphäre verdorben.

Kurz vor zwölf verließen wir die honiggoldene Fürstensuite. Die Kellnerin begleitete uns mit dem Wolf, der ausgeführt werden mußte, nach unten. Auf der Straße fragte Jörg, was Barrista eigentlich von uns gewollt habe. Ich hingegen fragte mich mit Blick auf den vertrauten Bahnhof, wo wir eigentlich gewesen sind. Was sollte Barrista schon gewollt haben? Herausfinden, mit wem er es zu tun hat! Wenn sich nur jeder halb soviel Mühe dabei gäbe wie er!

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