Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Wir hatten uns schon getrennt, als mir einfiel, woher ich die Kellnerin kannte. Es war jene üppige Blondine, die uns im Januar aus der Bar entgegengestolpert war.

Dein E.

PS: Was ich Dir immer vergessen habe zu schreiben: Gesines musikalische Vorführung hat bei Robert so viel bewirkt, daß wir Tante Trockels Klavier nicht verkauft, sondern in sein Zimmer bugsiert haben. Robert nimmt tatsächlich Unterricht. Was die arme Tante Trockel nie geschafft hat, ist Gesine gelungen. Mal sehen, was daraus wird. Immerhin hat er schon ein paar Noten gelernt.

Donnerstag, 8. 3. 90

Liebe Nicoletta!

Seit Sie fort sind, habe ich nur an Sie gedacht. Ich mußte Sie mir nicht vorstellen. Sie waren da, und ich habe Ihnen zugehört. Allein der Schlaf unterbrach unser Zusammensein. Als ich erwachte, entschädigte mich eine ungeheure Freude für unsere Trennung: Es war kein Traum, Sie haben mich tatsächlich besucht. Ihre Gegenwart hat mich zur Besinnung gebracht. Lachen Sie nicht! So etwas schreibt sich nicht einfach dahin. Mit Ihnen bin ich glücklich gewesen! Mit Ihnen habe ich mich — ich finde keinen anderen Ausdruck dafür — in einem Zustand der Gnade befunden. Nicoletta, ich will Ihnen alles, alles sagen und alles auf einmal, und würde alle Worte dafür hergeben, wenn ich Sie sehen könnte.

Erinnern Sie sich, wie Sie — Sie hatten von Ihrem berühmten Onkel 83erzählt, von den obskuren Umständen seines Todes, da sagten Sie, bei den wirklich wichtigen Sachen wisse man nie, was man eigentlich denken solle? Sie sagten es beiläufig und sprachen weiter. Ja, sagte ich, noch ganz bei diesem Satz, woraufhin Sie mich verwundert ansahen, und ich mich beherrschen mußte, Ihnen keinen Kuß zu geben.

Die Stunde, in der ich Sie noch in Altenburg wußte, ist so quälend gewesen. Sie hätten hier, in meinem Zimmer, warten sollen, selbst wenn wir nur geschwiegen hätten! Das wäre die richtige» Schonung «gewesen. Erst von dem Augenblick an, da ich glauben durfte, Sie hätten die Stadt verlassen, wurde ich ruhiger. Hoffentlich hatte der Zug keine Verspätung und Sie haben alle Anschlüsse erreicht.

Ist es im Korrekturraum 84nicht wie in der Schule gewesen? Sie, die NEUE, sahen unschlüssig in die Klasse, als wüßten Sie nicht, wohin Sie sich setzen sollten. Und dann entschieden Sie sich für mich, für meine Bank, und streckten mir die Hand entgegen, als hätten Sie gerade in einem Reiseführer gelesen, daß man das im Osten so macht. Und während die anderen in der Pause herumliefen, blieben wir wie die Musterschüler sitzen. Die zunehmende Dichte Ihrer kalligraphischen Korrekturzeichen registrierte ich mit sinkendem Mut. Die Gänsehaut, die Ihren Arm bis an die Schulter überzog, die Narbe über Ihrem linken Ellbogen, haben mich immer wieder abgelenkt. Mir entging keine Regung Ihrer rechten Hand. Sie fragten nach dem Duden und korrigierten so konzentriert, als wollten Sie mir Zeit geben, mich an Ihre Gegenwart zu gewöhnen.

Mir erscheint es plötzlich so absurd, Ihnen zu schreiben, statt mich auf den Weg zu machen. Die einzige Entschuldigung könnte in meinem Zustand liegen. Aber ich habe kaum noch Schmerzen. 85

Ich küsse Ihre Hände

Ihr Enrico

Freitag, 9. 3. 90

Liebe Nicoletta!

Der erste Bus ist schon gefahren, bald werde ich Schritte über mir hören und all die Morgengeräusche. Mein Fenster steht einen Spalt offen. Wie geht es Ihnen? Ich möchte mit Ihnen sprechen. Bei der Vorstellung, daß Sie dieses Blatt erst in ein paar Tagen erhalten werden, scheinen diese Zeilen ihren Sinn zu verlieren. So lange will ich nicht warten!

Die Kopfschmerzen sind erträglich geworden. Den Arzt in der Poliklinik überredete ich, mir die Halskrause abzunehmen. Die Hände an meinen Schläfen, sah er mich derart erwartungsvoll an, als könnte mein Kopf herunterfallen. Ich solle mir vorstellen, mein» Haupt «auf dem Hals zu balancieren, so ergebe sich die richtige Haltung ganz von selbst. Am spanischen Königshof hat man sich wohl nicht würdevoller bewegt als ich mich in meinen vier Wänden.

Ich verbot mir, in die Redaktion zu gehen. Die Erwartung, dort könnte ein Gruß von Ihnen auf mich warten, und sei es ein flüchtiger, ziehe ich der Enttäuschung, daß dem nicht so ist, entschieden vor.

Vielleicht liege ich allein deshalb im Bett, um ungestörter an Sie denken zu können. Wie viele Briefe habe ich Ihnen schon geschrieben, mit geschlossenen Augen, die Hände über dem Bauch gefaltet. Könnten wir unser Gespräch doch dort wiederaufnehmen, wo es unterbrochen worden ist!? Aus Wut und Enttäuschung über den verdorbenen Tag und Ihre verfrühte Abreise war ich nicht mehr in der Lage, das Glück zu sehen, daß Ihr Besuch bedeutet, überhaupt das Glück, daß wir am Leben sind.

Wie kamen Sie denn darauf, in dem Unfall einen Anschlag zu sehen? Das erste, was Sie riefen, war:»Ein Anschlag!«

Daraufhin bildete ich mir sofort ein, die beiden Männer in dem weißen Lada zu kennen. Ich gebe mir alle Mühe, das als Hirngespinst abzutun, aber auch als Hirngespinst gefällt es mir nicht. Jetzt, beim Schreiben, klingt es völlig absurd. Und doch erscheinen mir die beiden Gestalten immer deutlicher. Es ist wie im Märchen, wenn der Teufel gerade in jenem Augenblick seinen Tribut fordert, da man ihn bereits vergessen hat. 86

Liebe Nicoletta, es ist Abend — und wieder kein Brief von Ihnen. 87Ich weiß, ich sollte das nicht schreiben.

Den Tag habe ich in seltsamer Stimmung verbracht. Ich roch die merkwürdigsten Dinge, wähnte mich plötzlich in einem anderen Zimmer und brauchte, als würde ich erwachen, ein paar Sekunden, um wieder zu mir zu kommen. An solchen Tagen genügt eine Unachtsamkeit, und man stürzt ab und fällt und fällt. Ist es nur Einbildung, wenn man den Griff tatsächlich spürt, obwohl die Hand längst losgelassen hat? Soll ich sagen, die Vergangenheit greift nach mir, oder vielleicht besser: Ich bin nie jung gewesen? Glauben Sie, daß jemand wie ich dazu fähig ist, eine Waffe zu stehlen? Verzeihen Sie das Geraune. Das klingt alles so abgeschmackt. Ich habe einfach Angst, in jenen Zustand zurückzufallen, in dem ich mich Ende letzten Jahres befand. Ich war krank und lag genauso wie jetzt in meinem Zimmer. Und das ist, ich übertreibe nicht, die schlimmste Zeit meines Lebens gewesen.

Seit ein paar Wochen trage ich eine Frage mit mir herum. Anfangs nahm ich sie nicht ernst; sie war mir zu profan. Aber mittlerweile glaube ich an ihre Berechtigung. Sie lautet: Auf welche Art und Weise kam der Westen in meinen Kopf? Und was hat er da angerichtet? 88

Ich könnte natürlich auch fragen, wie der liebe Gott in meinen Kopf kam. Das liefe auf dasselbe hinaus, wäre allerdings weniger auf die Besonderheit meines Sündenfalles gerichtet.

Eine genaue Antwort vermag ich selbstredend nicht zu liefern. Ich kann nur versuchen, mich heranzutasten.

Eines der wenigen Rituale, die bei uns zu Hause gepflegt wurden, war das Wiederbeleben frühester Erinnerungen. Das Ziel war erreicht, wenn meine Mutter rief:»Unmöglich! Da warst du erst zwei!«oder:»Mit anderthalb — das ist ausgeschlossen!«Noch bei der fünften Wiederholung gelang ihr diese Fassungslosigkeit überzeugend. Meine Erinnerungen bestätigt zu finden befriedigte mich zutiefst. Schüttelte meine Mutter ungläubig den Kopf, fühlte ich mich als eine Art Wunderkind. (Vera, meine Schwester, versäumte nie, Berichtigungen anzubringen; gegen ihre vier Jahre Vorsprung war ich machtlos und mußte mir anhören, wie glücklich man ohne mich gewesen war.)

Hier eines meiner Bravourstücke: Ich erwache, im Zimmer ist es dunkel, im Vorraum Licht und Stimmen. Meine Mutter trägt mich hinaus, meine Großmutter sagt: mein Herzchen. Über einer Sessellehne liegen zwei Mäntel mit Pelzkragen und ein Hut — Fremde! Fremde sind in unserer Wohnung! Ich beginne zu weinen. Die Fremden haben sich versteckt. Man gibt mir ein Duplo, das wie eine halbgeschälte Banane aus dem Papier ragt. Meine Schwester hat ebenfalls ein Duplo. Ich verstehe ihre Ausgelassenheit nicht. Das Duplo soll mich mit den Fremden versöhnen, die hier einziehen wollen. Ich bekomme ein kleines rotes Auto geschenkt. Zwischen Vorderrad und Fahrertür ragt ein helles Stäbchen heraus. Damit wird gelenkt. Die Scheinwerfer sind Glassteinchen,»Brillanten«, sagt meine Mutter,»aus dem Westen.«

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